Fatma Kar und Cash für den Osten
Shownotes
Gegen den Rechtsruck hilft so manches, Geld zum Beispiel. Fatma Kar und ihre Mitstreitenden haben sich diesem Gedanken angenommen und vor fünf Jahren den Verein Polylux gegründet. Die Idee dahinter: Spendengelder sammeln und unkompliziert an antifaschistische Initiativen und Projekte in ländlichen Regionen Ostdeutschlands verteilen.
Gerade im Superwahljahr 2024 ist das Netzwerk nochmal stark gewachsen und hat zahlreiche Fördermitglieder dazugewonnen. Denn: Polylux schafft es, den vielen Menschen, die sich gerade ohnmächtig fühlen, zu zeigen, wie viel Unterstützenswertes schon da ist.
Aufgewachsen ist Fatma Kar in einer kurdischen Familie mit Fluchtgeschichte in Eisenach in Thüringen. Sie kennt rassistische Beleidigungen und musste erleben, wie Neonazis vor der Geflüchtetenunterkunft aufmarschierten, in der sie als Kind lebte. Es sind Erinnerungen, die sie mit ihrem Aufwachsen verknüpft.
Doch als sie anfängt, sich in linken Räumen zu bewegen und aufzuhalten, lernt sie, dass es noch etwas anderes gibt als das braune Thüringen. „Das sind Orte, die waren total wichtig für meine Politisierung, aber auch einfach dafür, nicht rechter Gewalt ausgesetzt zu sein.“
Im Gespräch mit Host Ninia LaGrande erzählt Fatma Kar davon, welche Gratwanderung es ist, als Verein aus Dresden, Leipzig und Berlin heraus ländliche Projekte finanziell zu unterstützen. Es geht um den anderen Osten, der schon immer da war, jetzt aber endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt, um Haushaltskürzungen und um Sozialarbeitende, die sich auch mit Motorrädern auskennen.
TRANSPARENZ
In der Schnellfragerunde erzählt Fatma Kar, dass sie gerade das Buch „Legende“ von Ronald M. Schernikau liest.
Als Beispiel für ein langlebiges antifaschistisches Projekt im ländlichen Raum nennt sie die Kulturstätte Siebenhitze in Greiz. Außerdem spricht Fatma Kar über das AKuBiZ in Pirna.
Ninia LaGrande erwähnt Joshi von der Punkband ZSK, der im September im Podcast zu Gast war und unter anderem über die Jugend-Initiative „Kein Bock auf Nazis“ gesprochen hat.
In der Kategorie Werbeanzeige verweist Fatma Kar auf Polylux und die dort gelisteten Projekte. Explizit nennt sie das Queere Jugendzentrum Mühlhausen und das „Dorf der Jugend“ im sächsischen Grimma.
Die Folge mit Fatma Kar wurde am 3. Dezember 2024 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Jasper von Römer; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Benjamin Jenak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Transkript anzeigen
00:00:00: Es hätte keine Veränderung dieser Welt gegeben, wenn nicht irgendjemand gesagt hätte,
00:00:07: "Achtung, das müssen wir ändern."
00:00:08: Aber manchmal muss man klare Kante zeigen.
00:00:10: Das fordert die Gesellschaft ja auch.
00:00:12: Klare Kante gegen Rechts heißt es auch zum Beispiel immer.
00:00:15: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden, haben wir extreme massive Probleme, vor denen
00:00:20: sich auch keiner verschließen kann.
00:00:21: Die Welt ist in Aufruhr.
00:00:23: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.
00:00:26: Du hörst ganz schön laut.
00:00:28: Den Veto-Podcast mit Ninia Lagrande und Steven Anpalaghan.
00:00:32: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.
00:00:34: Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Ganz schön laut", dem Podcast
00:00:45: des Veto-Magazins.
00:00:46: Alle zwei Wochen sprechen wir hier mit Menschen, die sich aktivistisch engagieren.
00:00:51: Mit Menschen, die ihre Stimme erheben, um in dieser Gesellschaft etwas zum Besseren zu
00:00:55: wenden.
00:00:56: Und ich habe heute wieder eine ganz interessante Gästein bei mir.
00:01:00: Sie ist neben ihrem aktivistischen Wirken außerdem Autorin und macht politische Bildungsarbeit.
00:01:06: Seit vielen Jahren engagiert sie sich im Verein Polylux, den sie mitgegründet hat und der
00:01:10: zum Glück in den letzten Monaten immer mehr Aufmerksamkeit bekommen hat.
00:01:14: Daran wollen wir natürlich gerne anknüpfen.
00:01:16: Und damit herzlich willkommen, Fatma K.
00:01:18: Schön, dass du da bist.
00:01:19: Hallo, danke für die Einladung.
00:01:21: Ich habe tatsächlich wenige Minuten vor dieser Aufnahme hier eine E-Mail von euch bekommen,
00:01:27: weil ich Fördermitglied bin.
00:01:29: Und in dieser E-Mail habt ihr angekündigt, dass ihr euren fünften Geburtstag bald feiert.
00:01:35: Da können wir sicher nachher noch drüber sprechen.
00:01:36: Aber es gibt vielleicht auch Menschen, die den Namen zum ersten Mal hören.
00:01:40: Also erzähl doch bitte mal, was ist Polylux, außer natürlich die dominierende DDR-Marke
00:01:45: für Tageslicht-Projektoren.
00:01:46: Polylux ist ein Verein, den wir vor fünf Jahren gegründet haben jetzt.
00:01:53: Genau.
00:01:54: Und wir haben uns damals überlegt, was können wir machen gegen den Rechtsruck, der ja schon
00:01:58: damals, das ist jetzt keine neue Entwicklung.
00:02:00: Und auch vor fünf Jahren war es schon keine neue Entwicklung, was wir dem entgegensetzen
00:02:05: können.
00:02:06: Und auch damals war die Angst schon vor Kürzungen von Geldern für zivilgesellschaftliche Projekte,
00:02:12: für eine Initiative, die sich für eine emanzipatorische, für eine diverse Gesellschaft einsetzen.
00:02:17: Jetzt ist es eigentlich noch bedrohlicher, wie wir alle mitbekommen mit den Haushaltskürzungen.
00:02:23: Genau.
00:02:24: Und da haben wir überlegt, wie wir unterstützen können, was wir tun können, weil wir fast
00:02:29: alle weggezogen sind.
00:02:30: Nicht alle.
00:02:31: Also manche leben auch noch vor Ort.
00:02:34: Und vor allem in größeren Städten leben.
00:02:37: Aber viele von uns einfach aus den kleineren Städten kommen oder aus den kleineren Orten.
00:02:41: Und haben uns genau die Struktur vom Pullilux überlegt, was halt eigentlich eine unabhängige
00:02:46: Finanzierungsstruktur ist, wo wir durch Fördermitgliedschaften Gelder einsammeln oder also die Mitgliedsbeiträge
00:02:55: ja bekommen und die wir umverteilen an Projekte, die sich an kleinen Orten in Ostdeutschland,
00:03:02: wo es infrastrukturell schwieriger aussieht, zivilgesellschaftlich engagieren, ob quere
00:03:07: Projekte, Projekte, die sich mit antirassistisch arbeiten, antifaschistisch arbeiten, feministische
00:03:13: Projekte, Bildungsarbeit leisten, um den sozusagen dem Rücken vor Ort zu stärken und das halt
00:03:22: barrierearm.
00:03:23: Das war uns ganz wichtig.
00:03:24: Deswegen sind wir auch nicht gemeinnützig, weil wir dadurch einfach sehr divers unterstützen
00:03:29: können und überall andocken können.
00:03:31: Aber es auch gerade kleineren Projekten einfacher machen, weil sie nicht riesige Förderanträge
00:03:35: schreiben müssen.
00:03:36: Wenn man dann mit denen auch einfach auf Augenhöhe arbeiten kann und sie, genau, es reicht,
00:03:43: uns eine Mail zu schreiben.
00:03:44: Okay, das heißt, wenn ich jetzt eine kleine Initiative bin oder ein Projekt habe und in
00:03:49: eure Förderungsraster sozusagen reinpasse, dann muss ich euch einfach erstmal nur eine
00:03:54: E-Mail schreiben?
00:03:55: Genau, oder wir haben jetzt mittlerweile ein kleines Formular auf der Homepage, was man
00:04:00: einfach ausfüllen muss.
00:04:01: Genau, dann gehen wir eigentlich meistens in den direkten Kontakt zu den Projekten und
00:04:06: teilen uns die Projekte zu und gehen dann in den direkten Kontakt mit denen.
00:04:14: Und wonach entscheidet ihr, wer wie viel Geld bekommt?
00:04:18: Das ist ganz nach dem Bedarf gerichtet.
00:04:21: Also es sind ja Projekte, die ganz unterschiedliche Sachen machen, die einen wollen eine Zeitung
00:04:27: rausbringen, die einen fangen an Räume anzumieten oder einen jungen Club aufzumachen.
00:04:36: Andere machen flinter Selbstverteidigungskurs und brauchen dafür Equipment.
00:04:41: Und genau das Geld richtet sich nach dem Bedarf, den sie angefragt haben.
00:04:46: Und am Anfang war das natürlich, und es ist auch jetzt immer, das ist natürlich auch
00:04:50: davon abhängig, wie viel Geld haben wir und wie viel können wir da unterstützen.
00:04:54: Aber das versuchen wir, so weit es geht zu ermöglichen.
00:04:58: Und ihr unterstützt antifaschistische und linke Projekte und Initiativen in Sachsen,
00:05:04: Thüringen und Brandenburg.
00:05:06: Ist das richtig?
00:05:07: Und Mecklenburg vor Pormann und Sachsen-Anhalt.
00:05:09: Also im gesamten Gebet.
00:05:11: Okay.
00:05:12: Und was machst du im Verein?
00:05:15: Was ist deine Rolle?
00:05:16: Was sind deine zentralen Aufgaben?
00:05:18: Ich glaube, das ist, ich bin einerseits Vorstand im Verein, aber wir machen das schon alle eigentlich
00:05:23: im Konsens und gemeinsam.
00:05:25: Genau.
00:05:26: Ich glaube, es gibt nicht so eine genaue Aufgabe.
00:05:30: Es gibt schon Leute, die sich um die Überweisung kümmern.
00:05:33: Ich habe dann auch eher so Projekte, die ich begleite und viel auch Interviews.
00:05:40: Ja.
00:05:41: Und das ist eine Partyorganisation gerade.
00:05:44: Ja.
00:05:45: Dann gehen wir noch mal ein bisschen an den Anfang vielleicht.
00:05:48: Du bist in Eisenach in Thüringen aufgewachsen.
00:05:50: Inwiefern hängt das mit deiner Motivation zusammen, Polylux zu gründen?
00:05:55: Eigentlich ganz schön viel, weil es damals ist einfach auch schon ein Ort war, wo viele
00:06:04: rechte Strukturen vorhanden sind, wo rechte Gewalt zur Tagesordnung gehört.
00:06:09: Und das ist ja auch heute noch so.
00:06:10: Ich erinnere nur an Knockout 51 und die Sachen, die da gerade passiert oder auch passieren
00:06:15: ist Eisenach schon eine Stadt mit einer ziemlichen rechten Geschichte.
00:06:21: Und es sind aber auch Orte, die damals da waren, wo man auch Schutz gefunden hat oder
00:06:27: Räume, in denen man sich bewegen konnte, ob das dann Punkrockkonzerte oder AJZ und
00:06:32: verschiedene andere Räume jetzt auch nicht nur in Eisenach, sondern für mich jetzt mal
00:06:35: auch in Gesamtthüringen.
00:06:36: Und das sind Orte, die waren für mich total wichtig, für meine Politisierung, aber
00:06:43: auch um einfach einen Raum zu haben, wo ich hingehen kann und nicht irgendwie rechter
00:06:47: Gewalt ausgesetzt sein muss oder mich damit auseinandersetzen.
00:06:50: Als auseinandersetzen musste ich mich trotzdem, aber es ist ein Ort, an dem ich Schutz gefunden
00:06:56: habe und das ist total wichtig, gerade auch für Menschen, die vor Ort sind, jetzt auch
00:07:01: unabhängig von einer migrantischen Sozialisation Räume, Rechten zu überlassen und das waren
00:07:06: einfach Räume, die für mich wichtig waren und wo wir sein konnten und wo wir auch einfach
00:07:12: eine Gegenkultur dazu anbieten konnten und ich finde es total wichtig, dass es diese Räume
00:07:16: gibt, um Jugendliche und junge Menschen, aber auch migrantenquieren Personen einfach
00:07:22: einen Ort zu geben und die da nicht irgendwie allein zu lassen und ich glaube, das ist für
00:07:27: mich total wichtig, was heißt es, diese Räume zu haben und ich glaube auch, dass eine antifaschistischen
00:07:32: Position Rechten auch Orte nicht zu überlassen.
00:07:36: Was gesagt, das waren Orte, die dich politisiert haben, gab es auch bestimmte Erlebnisse,
00:07:42: die dich politisiert haben?
00:07:43: Ich glaube, ich komme aus einer kurdischen Familie mit einer Fluchtgeschichte, ich glaube, das
00:07:52: geht bei mir.
00:07:53: Es war immer politisch.
00:07:54: Es war immer politisch, dann die 90er in Ostdeutschland kennt, also kennt man ja auch und da war ich
00:08:00: ein kleines Kind und trotzdem sind Erfahrungen da, die prägend waren, die ich auch erst später
00:08:05: einordnen konnte, ob Rechte vor dem, vor der Asylunterkunft, in der ich gelebt habe,
00:08:11: gestanden und ein bedroht haben, ob es Alltagsrassismus ist.
00:08:15: Also ich glaube, irgendwie war mein Leben schon immer politisch und ich konnte es mir nicht
00:08:19: aussuchen.
00:08:20: Ich musste mich mit dem auf allen Ebenen, ob das als Kurdin, als Geflüchtete in Deutschland
00:08:25: oder als Migrantin oder als Frau also.
00:08:29: Ja, ich hatte das bei meiner letzten Gästin Kybra Sekin, die nutzt Rollstuhl und ist eben
00:08:37: auch Quiere Migrantin.
00:08:39: Ich selber bin kleinwüchsig und wir haben gesagt, wenn wir in den Raum kommen, ist
00:08:43: es irgendwie schon immer politisch.
00:08:44: Also es hört sich so ein bisschen so an, als wäre das bei dir auch immer so gewesen,
00:08:48: quasi so.
00:08:49: Allein der Akt, dass du in einen Raum kommst, ist politisch sozusagen.
00:08:53: Ja, ich glaube, genau auch mit der Geschichte meines Vaters als politisch verfolgter Kurde
00:08:58: ging das ja schon in der Türkei sozusagen los.
00:09:01: Jetzt hast du vorhin gesagt, viele von euch sind weggezogen, du gehörst dazu, du bist
00:09:05: seit zehn Jahren glaube ich jetzt in Berlin.
00:09:08: Länger.
00:09:09: Länger in Berlin.
00:09:10: Wie blickst du heute auf Eisenach?
00:09:12: Bist du noch ab und zu dort?
00:09:14: Selten, aber ja.
00:09:16: Ich beobachte schon, was vor Ort passiert und Eisenachschaft sei auch regelmäßig damit
00:09:23: in die Presse und ich krieg schon für mich auch mit, wenn ich dort bin, dass es sehr
00:09:29: beklemmend ist und man einfach viel vorsichtiger ist.
00:09:33: Also ich bin vorsichträumig und einfach auch immer wieder Begegnungen mit Rechten oder
00:09:38: da beleidigt werden, bedroht werden, auch einfach die letzten Male immer passiert, einfach
00:09:43: nur schon, indem man sich dort bewegt und ich einfach auch so eine Wut in mir kriege
00:09:50: und ich lerne aber auch einfach durch Polylogs einfach auch so viele tolle Projekte dort
00:09:55: kennen, dass ich trotzdem auch hinfahre.
00:09:59: Aber ich glaube mit Eisenach habe ich einfach auch meine persönliche Geschichte, die auch
00:10:05: auf sehr viel Wut aufbaut, aber auch auf sehr viele tolle Momente, die ich dort erlebt
00:10:10: habe und sehr viele tolle Menschen, die ich dort kennengelernt habe.
00:10:13: Und wenn ich das auch heute beobachte, macht mich das glaube ich in vielen Ebenen auch
00:10:17: politisch sauer, warum die Situation vor Ort einfach nicht ernst genommen wird, wie viele
00:10:22: einfach eine Eisenach hat, eine NSU-Geschichte, wo es Verbindung zum NSU gibt.
00:10:28: Es gibt genau gerade 51 das Fliederhaus Patrick Wieske und all diese Faktoren, wo du einfach
00:10:34: dastehst, wie könnte, also dass das immer noch klein geredet wird, was da eigentlich
00:10:39: passiert.
00:10:40: Jetzt wollt ihr mit Polylogs explizit auch Initiativen in ländlichen Regionen stärken.
00:10:47: Ist es eine Herausforderung, wenn ihr als Verein selbst in Berlin sitzt?
00:10:51: Wir sitzen ja jetzt erstmal nicht nur in Berlin, sondern der Verein ist in Berlin gemeldet,
00:10:59: aber wir leben ja eigentlich eher so in Berlin Sachsen, also Berlin Leipzig Dresden.
00:11:04: Und ich glaube dadurch, dass viele von uns den Bezug dort hinten haben, war das am
00:11:10: Anfang schon auch glaube ich schwierig, aber ich glaube viele Projekte haben gemerkt,
00:11:14: okay, die kommen wirklich auch von vor Ort und ich glaube wichtig war, wir hinterfragen
00:11:18: die Arbeit nicht, die die Projekte machen.
00:11:20: Wir schlagen auch nicht vor, was sie besser machen können, weil das sind für uns die
00:11:24: Expertinnen, die vor Ort sind und die wissen, wie es läuft und ich glaube, dass es uns
00:11:29: auch wichtig ist.
00:11:31: Klar ist, wir erklären ihnen jetzt nicht, wie die Großstädter das machen würden, weil
00:11:35: ganz ernsthaft, davon haben wir keine Ahnung oder vielleicht früher mal, aber davon bin
00:11:41: selbst ich heute weit weg, sondern die sind diejenigen, die vor Ort sind, die am besten
00:11:45: wissen, was funktioniert und ich glaube, uns ist es halt wichtig, deren Arbeit ernst
00:11:49: zu nehmen und nicht die beratende Instanz zu sein, sondern die Unterstützende.
00:11:54: Du hast auch schon gesagt, ihr habt extra auf einen gemeinnützigen Status verzichtet,
00:11:59: um eben besonders breit zu fördern, um vielleicht auch Projekte zu fördern, die für manche
00:12:07: radikal oder unbequem klingen und ganz unabhängig von staatlicher Förderung eben zu unterstützen.
00:12:12: Spielt es für euch auch das wahrscheinlich eine rhetorische Frage?
00:12:18: Eine Rolle angesichts einer potentiellen AfD in Regierungsverantwortung in den jeweiligen
00:12:25: Bundesländern?
00:12:26: Wie meinst du die Frage konkret mit welchen Rollern?
00:12:29: Also habt ihr Sorge, dass ihr quasi dann auch angegangen werdet, wenn ihr vermeintlich
00:12:35: radikale oder eher unbequeme, aus staatlicher Sicht unbequeme Projekte fördert?
00:12:39: Ja, das war ja damals schon so, als wir uns gegründet haben, also was ja auch ein Grund,
00:12:44: dagegen war, also für uns, warum wir uns gegen die Gemeinnützigkeit entscheiden, war ja
00:12:49: schon ganz klar, dass es damals dem VVNBDA die Gemeinnützigkeit entzogen werden sollte,
00:12:55: dem Attack aufgrund schon von dem Neutralitätsgebot und wir uns damals schon ganz bewusst dagegen
00:13:02: entschieden haben zu sagen, also die AfD ja schon damals argumentiert hat, nee, Vereine
00:13:08: müssen neutral sein, sie dürfen sich zu bestimmten Sachen nicht positionieren oder nicht politisch
00:13:13: agieren, wo ich dann einfach sage, für mich gibt es kein Neutralitätsgebot zu entweder
00:13:18: bin ich Rassistin oder ich bin das halt nicht, es gibt keinen dazwischen und es gibt auch
00:13:22: keinen, es ist ein bisschen Faschismus, es ist okay oder nicht, sondern es ist einfach
00:13:25: gar kein Faschismus oder keine faschistischen Gedanken sind okay und für uns war das eigentlich
00:13:30: auch ein politischer Akt zu sagen, wir können eigentlich am gemeinnützigsten sein, wenn
00:13:35: wir uns dagegen entscheiden, einerseits wegen dem Divers, einfach diverser zu unterstützen
00:13:41: und andererseits uns halt tatsächlich nicht angreifbar zu machen auf keiner Ebene und
00:13:47: die AfD fragt ja auch so schon immer wieder nach, mit wer wird da eigentlich gefördert,
00:13:51: welchen Namen sie wollen an Namen und Listen und setzen ja auch auf Feindes Listen bei uns,
00:13:57: sie können sich drüber ärgern, sie können uns hassen, sie können uns aber nichts, also
00:14:01: sie können uns an der Stelle, wir haben keine staatlichen Gelder, sie können uns nichts
00:14:07: entziehen oder unsere Arbeit hinterfragen und ich glaube unsere Arbeit beruht wirklich
00:14:12: auf einfach direkter Unterstützung und genau ich sage immer, es ist am politischsten sich
00:14:20: wirklich dagegen zu entscheiden und am gemeinnützigsten, wenn man sich auch dazu entscheidet, sich
00:14:25: dagegen zu entscheiden, weil wir einfach alle unterstützen können, die wichtige Arbeit machen.
00:14:29: Und bewerbt ihr euch selber auch auf Fördergelder?
00:14:34: Nein, das kann man dann nicht.
00:14:37: Also das heißt, die Gelder kommen quasi von euren Fördermitgliedern.
00:14:40: Kommen von Fördermitgliedern und Einzelspendern, genau und es gibt so Spendenkampagnen für
00:14:47: uns, die viele tolle Leute machen, aber daher kommt tatsächlich das Geld.
00:14:51: Ja, die mich auch gekriegt hat nach der Europawahl.
00:14:54: Das ja was Gutes ist auf jeden Fall.
00:14:57: So, ich gucke mal hier auf meine Stoppuhr, die ich gleich einstellen muss, weil wir nämlich
00:15:02: ein kleines Spiel, ein kleines Fragenhagel mit dir vorhaben.
00:15:06: Das Spiel heißt "Alles auf Zeit" und ich stelle dir so viele Fragen wie möglich, so viele
00:15:11: Fragen wie für uns beide in anderthalb Minuten reinpassen und du versuchst diese Fragen möglichst
00:15:16: kurz zu beantworten.
00:15:17: Okay.
00:15:18: Dann spiele ich den Jingle ab und dann können wir loslegen.
00:15:24: Ganz schön, knapp, alles auf Zeit.
00:15:32: Welches Buch liegt auf deinem Nachtisch?
00:15:36: Gerade von Shenikao, die Legende.
00:15:38: Würdest du eine Zeitreise unternehmen und wenn ja, wohin?
00:15:41: In die 20er.
00:15:46: Wenn du eine berühmte Person tot oder lebendig zum Essen einladen könntest, wer wäre das?
00:15:54: Rosa Luxemburg.
00:15:55: Welche Sportart würdest du gerne mal ausprobieren?
00:15:58: Keine Ahnung.
00:16:04: Ich habe heute ein Gespräch geführt mit jemandem, der Rollstuhl Rugby spielt.
00:16:09: Also das hat mich auf jeden Fall sehr ... fand ich sehr spannend.
00:16:15: Wann warst du zuletzt richtig sauer?
00:16:17: Ich glaube gestern.
00:16:19: Doch, gestern.
00:16:21: Was sagst du wirklich häufig?
00:16:26: Entschuldigung.
00:16:27: Was gibt dir Hoffnung?
00:16:29: Das würde ich jetzt auf Puli Luxebenen, es entstehen viele tolle neue Projekte und Menschen,
00:16:37: die sich engagieren.
00:16:38: Wovon bekommst du nie genug?
00:16:40: Das weiß ich auch nicht.
00:16:52: Wann schäumst du dich fremd?
00:16:57: Oh, ziemlich oft.
00:16:58: In der U-Bahn ganz schön oft.
00:17:03: Okay.
00:17:04: Wen bewunderst du?
00:17:05: Tatsächlich so, wie mein Kind und dessen Umfeld, wie die sich heute entwickeln.
00:17:16: Das war es schon.
00:17:19: Ja, das mit dem Kind und dem Umfeld kann ich sehr gut nachverziehen.
00:17:22: Mein Kind ist auch noch relativ jung, aber irgendwie gibt mir das so ein bisschen Hoffnung,
00:17:27: wie die miteinander umgehen, wie selbstverständlich für die Barrierefreiheit und so diverser
00:17:34: Umgang miteinander ist.
00:17:35: Das finde ich schon ganz schön.
00:17:38: Also rollst du Rugby, wer nicht so dein Ding?
00:17:40: Ich glaube, Rugby ist einfach nicht so.
00:17:43: Wohl ja gesagt hat, es ist nicht so hart, wie es aussieht, aber ich weiß nicht so genau.
00:17:48: Nein, bei meinem Kind ist auch der jetzt Teenager und der sich als Jung heutzutage auch sieht,
00:17:56: also einfach auch diese Jungs, wie die miteinander umgehen.
00:17:59: Es ist völlig normal, dass sie über ihre Gefühle reden, wie sie auch zu Barrierefreiheit,
00:18:05: Queerness und so und wie sie da einfach auch eher unterstützend im Umfeld unterwegs sind.
00:18:09: Und wenn ich da an meine Zeiten denke, wäre es halt eher so ein Männerkampf oder so ein
00:18:14: Jungskampf und wo du mitkriegst, ach nee, das geht auch ganz anders und die sind so großartig
00:18:19: miteinander.
00:18:20: Ich habe es ja gerade schon gesagt, ich hatte nach den Europawahlen im Juni auch das Gefühl
00:18:29: jetzt, wie kann ich irgendwie kurzfristig was tun und Menschen unterstützen, die vor
00:18:35: Ort gute Arbeit machen und dann bin ich Fördermitglied geworden.
00:18:37: Ihr habt dann in dieser Zeit nicht nur mich, sondern auch viele andere nach der Europawahl
00:18:42: und nach den Landtagswahlen in Sachsen-Thüringen und Brandenburg viele neue Fördermitglieder
00:18:47: gewonnen.
00:18:48: Macht dich das vielleicht auch ein bisschen sauer, dass es erst so schlimm werden muss,
00:18:52: damit Menschen die Notwendigkeit begreifen, die wehrhafte Zivilgesellschaft zu stärken?
00:18:58: Ich glaube, sauer ist das falsche Wort.
00:19:03: Ich glaube, ich beschäftige mich einfach schon seit Jahren damit und ich glaube, für mich
00:19:10: war es keine Überraschung.
00:19:12: Ich glaube, manchmal frage ich mich, warum überrascht es Leute?
00:19:14: Ich glaube, es ist gar nicht so sehr, dass es Leute überrascht, sondern oder doch, ich
00:19:18: weiß es nicht, sondern ich glaube, es gab ja auch nach der Korrektiv-Recherche diesen
00:19:24: riesigen Aufschrei und ich verstehe diesen Aufschrei.
00:19:27: Und trotzdem dachte ich mir, okay, Nazis treffen sich.
00:19:29: Das wusste ich auch so.
00:19:30: Und das Nazis, diese Sachen planen, das sagen sie auch öffentlich.
00:19:34: Also nur weil sie sich jetzt treffen, ist es für mich irgendwie keine große Überraschung.
00:19:38: Und ich glaube, ich verstehe manchmal die Überraschungsmomente nicht.
00:19:42: Ich glaube, das ist eher gar nicht so ein sauer, sondern ich verstehe nicht, warum Leute überrascht
00:19:46: sind.
00:19:47: Weil ich mich das einfach nicht mehr überrascht und trotzdem kann ich es aber, ich glaube,
00:19:55: es passiert ja gerade einfach sehr viel.
00:19:58: Es ist ja nicht nur, dass Menschen fühlen sich gerade an vielen Stellen ohnmächtig.
00:20:02: Was kann man jetzt irgendwie gerade machen?
00:20:07: Da ist ja von der Ukraine zu Klimakrise.
00:20:11: Es sind ja so viele Themen, die uns gerade beschäftigen, zu einem Rechtsdruck, der ja
00:20:16: auch einfach weltweit stattfindet.
00:20:18: Ich glaube, da ist bei vielen der Wunsch, nach was zu machen.
00:20:24: Deswegen, ich würde nicht sagen, ich bin sauer.
00:20:27: Mich hat das eher, glaube ich, nicht überrascht.
00:20:29: Sonst hätten wir uns auch vor fünf Jahren nicht gegründet.
00:20:32: Wenn wir das nicht kommen, sehen haben, ich hätte es mir, glaube ich, eher anders gewünscht.
00:20:36: Aber sauer würde ich nicht sagen.
00:20:41: Ja.
00:20:42: Hat sich denn seit eurer Gründung die Arbeit auch im Verein verändert oder vielleicht
00:20:48: auch innerhalb dieses Jahres?
00:20:51: Ich glaube, zum Anfang konnten wir, hatten wir noch nicht so viel Geld und das war so
00:20:57: ein bisschen und waren richtig stolz auf uns, als wir die ersten Sachen unterstützen konnten.
00:21:02: Wir sind strukturierter geworden, es ist viel mehr Arbeit geworden.
00:21:07: Wir machen das ja alle ehrenamtlich, keiner von uns verdient damit, also auch nicht durch
00:21:11: die Fördermitgliedsbeiträge, wir verdienen daran kein Geld persönlich, sondern wir
00:21:16: machen das alle ehrenamtlich.
00:21:20: So was wir jetzt ein Formular haben, um das besser sortieren zu können mit, okay, das
00:21:24: sind Projekte, die wollen was für die Einrichtung oder Raummiete, also einfach nur, um das
00:21:30: für uns besser strukturieren zu können.
00:21:32: Wir treffen uns öfters, weil es einfach auch mehr Arbeit ist.
00:21:38: Wir haben viel mehr Anfragen, auch was so Öffentlichkeitsarbeit betrifft.
00:21:41: Das ist nochmal einfach sehr stark gestiegen.
00:21:43: Somit wir uns auch noch mal viel mehr beschäftigen.
00:21:45: Und wir haben auch viel mehr Anfragen, was aber auch ein schöner Aspekt ist.
00:21:52: Also wo wir auch sehen, wir erreichen Menschen, die sich an uns beenden und uns fragen, wie
00:22:00: wir sie unterstützen können und wir schaffen es auch mehr.
00:22:04: Polylux sollte ja nicht nur eine abhängige Finanzierungsstruktur werden, sondern auch
00:22:08: eine Vernetzungstruktur, dass wir schaffen, dass sich auch mehr Projekte miteinander
00:22:11: vernetzen, dass wir Ausflüge als einem am Jahr auch eine gemeinsame Wanderung mit den Projekten
00:22:18: anbieten und irgendwie wandern gehen und alle zusammenkommen, um auch so ein Erfahrungshaustausch
00:22:22: und dass wir solche Sachen viel mehr etablieren, dieses auch den Netzwerkgedanken auszubauen.
00:22:28: Und wenn du sagst, ihr kriegt viel mehr Anträge, glaubst du, das liegt daran, dass ihr bekannter
00:22:35: geworden seid oder auch, dass es mehr Projekte inzwischen gibt, weil es vielleicht auch mehr
00:22:40: Projekte braucht aktuell.
00:22:41: Ich glaube schon einerseits durch den Bekanntheitsgrad, aber ich habe schon auch das Gefühl, dass
00:22:49: gerade auch neue Sachen entstehen.
00:22:51: Wir haben in Mühlhausen ein queeres Projekt und ich glaube, wo Menschen sich irgendwie
00:22:56: auch Raum und Selbstbehauptung zurückholen wollen und das finde ich total wichtig und
00:23:00: auch so eine Selbstermächtigung da drinnen zurückholen wollen und sich handlungsfähig
00:23:04: machen.
00:23:05: Es entstehen gerade auch einfach viele neue Ideen oder Ideen, die es auch schon gab,
00:23:10: aber ich habe auch das Gefühl, dass Leute jetzt nicht nur Fördermitglied werden, sondern
00:23:15: also nicht nur das Beis, sondern auch tatsächlich Menschen gerade in diesen kleineren Orten
00:23:21: auch sich einen Handlungsspielraum zurückholen wollen und tolle Projekte starten.
00:23:28: Ich glaube, da entsteht einfach auch gerade sehr viel.
00:23:31: Es ist mir immer noch wichtig, dass wir das gerade so eisen nach.
00:23:36: Es gibt nicht nur den Braunosten, sondern lasst uns den Blick dahin wenden, wie viele
00:23:40: tolle Menschen vor Ort leben, die viele tolle Arbeit machen.
00:23:43: Kannst du beziffern, wie viele Ehrenamtliche ihr seid, die sich?
00:23:50: Ich glaube ungefähr acht, neun.
00:23:52: Ja, okay.
00:23:53: Nicht so viele.
00:23:54: Aber auch aus.
00:23:56: Also es ist auch gut, so eine Gruppe zu sein, die überschaubar ist.
00:24:00: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.
00:24:03: Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne.
00:24:07: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben.
00:24:11: Was sie wollen, was sie antreibt, das lest ihr jede Woche neu auf Veto-Magazin.de.
00:24:16: Es ist natürlich auch durch die Wahlen, gab es ja auch ein großes bundesweites Interesse
00:24:27: an ostdeutschen Bundesländern.
00:24:28: Du hast gerade selber gesagt, es gibt nicht nur den Braunosten.
00:24:31: Ich habe auch das Gefühl, vielleicht liegt es auch an meiner Bubble, dass es inzwischen
00:24:36: mehr progressive ostdeutsche Stimmen gibt, die auch stärker geworden sind, sowohl in
00:24:41: Social Media als auch in anderen Reichweiten, starken Medien.
00:24:45: Würdest du dem zustimmen?
00:24:47: Ich würde sagen, sie waren schon immer da.
00:24:50: Sie kriegen glaube ich jetzt nochmal mehr Aufmerksamkeit, was auch gut so ist.
00:24:54: Es gibt so viele Projekte, wenn ich ins Akkubiz denke oder auch in Kreuz.
00:25:00: Die gibt es seit über 20 Jahren.
00:25:02: Die sind schon immer vor Ort gewesen.
00:25:05: Ich glaube, dass sie nochmal mehr Aufmerksamkeit haben.
00:25:09: und was auch Gutes zu gucken, was ist da eigentlich vor Ort?
00:25:12: Die Tatsache hat das dann auch gemacht mit Menschen vor Ort,
00:25:16: die ja schon engagiert sind.
00:25:17: Es war lange Zeit immer nur der Blick,
00:25:19: dass in diese Nazi-Horden, da ist dieser braune Mob,
00:25:22: das sind diese Rechten.
00:25:24: Und das sollte auch auf gar keinen Fall klein geredet werden.
00:25:27: Aber das sind auch viele andere Menschen,
00:25:29: die sich dem Tag täglich entgegensetzen
00:25:31: und sich nicht so leicht gemacht haben, wie ich, mit wegziehen,
00:25:34: sondern die immer noch vor Ort sind.
00:25:37: Den sollten wir auch irgendwie den Rücken stärken
00:25:40: und auch zeigen, was eigentlich auch vor Ort passiert.
00:25:43: Ich glaube, das ist total wichtig.
00:25:45: Und auch, das habe ich vorhin schon mal gesagt,
00:25:48: glaube ich auch von meiner Position her,
00:25:50: zu sagen, wir lassen den Rechten keinen Raum.
00:25:55: Und für mich war es damals schon auch eine Entscheidung mit,
00:25:58: will ich ein Kind als Migrantin, als Kind dort aufwachsen lassen.
00:26:02: Das wollte ich damals nicht.
00:26:04: Ich weiß nicht, ob ich mich heute noch mal so entscheiden würde,
00:26:07: ob ich mich nicht mehr wegziehen.
00:26:09: Aber schon einfach ...
00:26:11: Deswegen verurteile ich auch niemanden, der wegzieht,
00:26:14: als ich gehöre auch zu denjenigen.
00:26:16: Aber wir sollten halt auch nicht vergessen,
00:26:19: es gibt wirklich, wirklich viele tolle Menschen.
00:26:22: Das macht ja mit dem Veto-Magazin auch die anderen aufzeigen.
00:26:25: Genau, ich wollte gerade diese Verbindung aufnehmen,
00:26:28: weil du ja auch die Tats erwähnt hast.
00:26:31: Euer Motto lautet nicht alles, es ist scheiße.
00:26:34: Das ist was, was wir beim Veto-Magazin auch sehr fühlen.
00:26:37: Und auch zeigen wollen, wie viele engagierte Menschen es gibt,
00:26:40: die für eine gerechtere und solidarische Zukunft kämpfen.
00:26:44: Und sowohl das Veto-Magazin als auch Polylux
00:26:46: kollaborieren seit ein paar Monaten mit der Tats.
00:26:49: Wie ist es bei euch dazu gekommen?
00:26:51: Sie haben uns gefragt.
00:26:54: Cool.
00:26:55: Eigentlich.
00:26:56: Und ich glaube auch im Zuge dieser Landtagswahlen mit ...
00:27:00: dass sie gerne mit vor Ort und wie wir zusammenarbeiten können,
00:27:03: wurden wir direkt von der Tats gefragt.
00:27:05: Und wie funktioniert diese Zusammenarbeit?
00:27:08: Die hat da so funktioniert ...
00:27:10: Sie haben uns ja erst ...
00:27:12: Wir wurden für den Tats-Panta-Preis vorgeschlagen,
00:27:15: den wir ja auch gewonnen haben im Juli ...
00:27:17: oder Juni, ich weiß es grad nicht so genau, im Sommer.
00:27:21: Und genau, wir wurden danach noch mal gefragt,
00:27:23: die sammeln ja auch, die haben ja auch so regelmäßig Förderung
00:27:27: von den Tatsfördermitgliedern oder so einmal spenden.
00:27:30: Und dann haben sie halt, glaub ich, für den Zeitraum von zwei Monaten,
00:27:33: die Hälfte dieser Beiträge an uns geht.
00:27:37: Mhm.
00:27:38: Und ...
00:27:40: das ist ja auch ein Beispiel für ein Bündnis zwischen linken Akteuren.
00:27:45: Hast du den Eindruck, dass es im letzten Jahr ...
00:27:48: davon viele Beispiele gibt, also, dass es zu vielen neuen Bündnissen
00:27:51: zwischen linken Akteuren gekommen ist, und braucht es noch mehr davon?
00:27:55: Zumindest bei dem Thema Ja.
00:27:58: Glaub ich, da ist es zu ...
00:28:01: viel, also zu einigen gekommen.
00:28:03: Ich würd schon sagen, dass es mehr davon braucht.
00:28:07: Die Frage ist halt ...
00:28:09: glaub ich, für mich immer, wie schaffen wir das?
00:28:11: Nicht patternellistisch aufzuziehen.
00:28:14: Also, ich glaub, gerade in dem Bereich,
00:28:16: was so ein ländlicher Raum betrifft,
00:28:18: wie kann Unterstützung da gut aussehen,
00:28:20: auch da sichtbar da zu sein.
00:28:22: Aber, glaub ich, nicht dieses ...
00:28:24: Ich hab immer Angst vor diesem Großstädtchen.
00:28:27: Ich erklär euch jetzt mal, wie das eigentlich ...
00:28:30: Ich hab viele verstanden, ich glaub, ist total wichtig.
00:28:32: Die CSDs, die's haben das ja sehr sichtbar gemacht.
00:28:35: Das gerade auch in Osten,
00:28:37: so viele CSDs an kleinen Orten stattgefunden haben,
00:28:40: und die so von Rechten bedroht wurden.
00:28:42: Also, der Großteil davon war einfach
00:28:45: 'ne wahnsinnigen Bedrohung ausgesetzt.
00:28:47: Und die Leute sind trotzdem auf der Straße.
00:28:50: Da war es total wichtig, da hinzufahren,
00:28:52: und das mit zu unterstützen und zu supporten und zu sagen,
00:28:55: "Nee, wir sind da mit dabei, und wir kommen mit und unterstützen das."
00:28:58: Und in solchen Stellen gehört viel mehr Zusammenarbeit dazu,
00:29:03: und auch der, 'ne Arbeit zu unterstützen und sichtbar zu machen
00:29:06: und auch hinzufahren.
00:29:08: Das ist so ganz spannend, was du sagst mit diesem ...
00:29:12: Von oben herab.
00:29:14: Ich hab ...
00:29:15: Das war, glaub ich, auch im Sommer irgendwann ein Interview
00:29:18: mit jemandem, der auch ...
00:29:19: im ländlichen Raum im Osten
00:29:21: sehr viel linke und antirassistische Arbeit macht gesehen.
00:29:25: Und der hat gesagt, na ja,
00:29:27: es ist für die Leute in Leipzig oder Dresden
00:29:29: immer einfach auf die Straße zu gehen,
00:29:32: gemeinsam irgendwie mit 10.000 oder wenn's auch nur 3.000 sind.
00:29:35: Aber keiner von denen kommt hier mal zu uns aufs Dorf
00:29:39: und beteiligt sich hier bei den ...
00:29:41: bei den Aktionen ...
00:29:42: Ist das was, was dir auch schon begegnet ist,
00:29:45: und hattet ihr bei Polylux auch 'n bisschen Sorge vor diesem Vorwurf,
00:29:49: so dieses von oben herab?
00:29:51: Das hatten wir auf jeden Fall, und ...
00:29:55: Wir schaffen jetzt auch nicht immer vor Ort zu ...
00:29:58: Also, immer vor Ort zu sein, das ist ...
00:30:00: Wir haben ja alle auch noch Jobs nebenbei.
00:30:03: Aber ...
00:30:05: Ja, die Angst hatten wir schon.
00:30:07: Ich glaub, das war uns total wichtig zu ...
00:30:10: den Projekten auch zu erklären.
00:30:13: Wir werden euch nicht erklären, wie die Arbeit zu funktionieren hat.
00:30:18: Und eigentlich kennen wir auch ...
00:30:20: haben wir die Erfahrung selber auch schon gemacht.
00:30:23: Und das ist ja trotzdem 'ne Gratwanderung.
00:30:26: Es ist ja auch 'ne Gratwanderung, wir haben das Geld,
00:30:29: und sie sind angewiesen oder wollen gerne was von uns.
00:30:32: Es wird ja immer da drin 'ne Gratwanderung sein,
00:30:35: das auf Augenhöhe zu machen,
00:30:36: wenn man sich dem ja schon auch bewusst sein muss,
00:30:39: dass wir durch die Fördermitgliedschaften
00:30:41: ja auch die finanziellen Mittel haben,
00:30:44: und da klarzumachen ...
00:30:46: Das ...
00:30:51: dass das ja auch 'ne gewisse Machtstruktur darstellt
00:30:53: und dadurch ja eigentlich ...
00:30:55: dass schon mit ein Herge zu gucken,
00:30:58: dass man das wirklich gering und niedrig baut,
00:31:00: aber man muss sich dem bewusst sein,
00:31:02: dass es trotzdem in geringer Weise vorhanden ist.
00:31:05: Weißt du, was ich meine? - Ja.
00:31:07: Ja.
00:31:08: Ähm, wir kommen zu unserem nächsten Spiel.
00:31:11: Diesmal hast du so viel Zeit, wie du brauchst.
00:31:13: Und zwar hast du ja schon gesagt,
00:31:16: dass ihr auch gerne niedrigschwellig sein wollt.
00:31:19: Und jetzt ist deine Aufgabe,
00:31:21: nachdem ich den Jingle abgespielt habe,
00:31:23: die Arbeit, die ihr bei Polylux macht,
00:31:25: einem Kind zu erklären.
00:31:27: Also, sagen wir mal, mein Kind ist sieben,
00:31:30: und du müsstest zu einem sechs-, siebenjährigen Kind erklären,
00:31:33: was macht ihr eigentlich bei Polylux
00:31:36: in möglichst einfachen Worten?
00:31:38: Okay.
00:31:39: (Dynamische Musik)
00:31:40: Ganz schön einfach.
00:31:45: Kinder hören zu.
00:31:47: (Dynamische Musik)
00:31:49: Jetzt? - Ja.
00:31:52: Hallo.
00:31:53: Genau, ich bin Fatma vom Polylux.
00:31:55: Und ich erklär jetzt, was Polylux macht.
00:31:59: Polylux ist so ein Verein.
00:32:02: Ein Verein sind Menschen, die zusammenkommen.
00:32:06: Das kann man sozusagen genau.
00:32:09: Und dieser Verein, genau, da sind Menschen,
00:32:12: wie ich zum Beispiel, haben sich zur Aufgabe gemacht,
00:32:15: für andere Menschen zu unterstützen,
00:32:18: die woanders leben.
00:32:21: Und die leben meistens dort, wo es ländlicher ist,
00:32:24: wo es ruhiger ist, also nicht so in einer Großstadt,
00:32:27: wie in Berlin.
00:32:29: Und die machen dort ganz tolle Arbeit.
00:32:32: Sie kümmern sich zum Beispiel darum,
00:32:34: dass alle Menschen gleich behandelt werden,
00:32:36: dass alle die gleichen Rechte haben,
00:32:38: dass alle Unterstützung bekommen
00:32:42: oder sich auch für Menschen engagieren,
00:32:47: die von anderen Menschen bedroht werden.
00:32:49: Und wir, genau, die können uns dann eine E-Mail schreiben
00:32:54: und erzählen, wie sie Hilfe brauchen.
00:32:58: Genau, und da unterstützen wir.
00:33:00: Und wir können dadurch unterstützen,
00:33:03: dass es ganz viele Menschen drumherum gibt,
00:33:05: die uns unterstützen und uns jeden Monat etwas Geld spenden,
00:33:10: durch ihre Mitgliedsbeiträge,
00:33:12: weil man kann ein Mitglied in diesem Verein werden.
00:33:15: Und mit dem Geld können wir dann die anderen Menschen unterstützen.
00:33:19: Ja, du guckst so ganz verunsichert.
00:33:23: Und was wir dann auch meinen,
00:33:25: ist, dass dann diese an viele Menschen
00:33:27: auch über ihre Erfahrungen gemeinsam reden können,
00:33:30: was ihr wahrscheinlich auch in der Kita-Runde
00:33:35: oder auch in der Klassenrunde bei meinem Kind gibt.
00:33:38: Zum Beispiel einmal die Woche eine gemeinsame Sitzung,
00:33:43: wo sie darüber reden können, was gut gelaufen ist,
00:33:46: was nicht so gut oder was die gerade stört.
00:33:49: Ja, sehr schön, vielen Dank.
00:33:53: Jetzt haben wir schon über Zusammenarbeit gesprochen,
00:33:56: über Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen Akteuren
00:33:59: oder vielleicht auch Medien.
00:34:00: Wie steht ihr bei Polylux zu Zusammenarbeiten
00:34:04: zwischen zivilgesellschaft und parlamentarischen Akteuren?
00:34:08: Also zum Beispiel mit der Partei Die Linke oder so.
00:34:10: Was hältst du von solchen Zusammenarbeiten?
00:34:13: Wir machen das eigentlich ...
00:34:15: Klar, wir haben zu einer einzelnen Kontakt.
00:34:18: Wir machen aber keine öffentliche ...
00:34:20: Wir wollen unabhängig funktionieren.
00:34:23: Und das ist uns auch wichtig, dass wir auch parteiunabhängig sind.
00:34:27: Deswegen gibt es jetzt keine öffentlichen Kollaboration mit Parteien.
00:34:32: Also, wenn wir mit wem im Austausch sind,
00:34:35: dann eher tatsächlich die auch eher ihrer aktivistische Seite einbringen.
00:34:40: Aber nicht als Parteienmitglied.
00:34:43: Jetzt haben wir ja ein Eigtes vor uns,
00:34:47: also eine vorgezogene Bundestagswahl,
00:34:50: plötzlich nicht mehr im September, sondern Ende Februar.
00:34:53: Beeinflusst das eure Arbeit bei Polylux?
00:34:55: Ich glaub, wir haben bereiten uns darauf vor.
00:35:01: Ich glaub, ich hab schlimme Befürchtungen.
00:35:05: Weiß ...
00:35:07: Ich wusste grad nicht, ob ich mich darüber freuen soll,
00:35:11: dass Lindner raus ist oder ob ich Angst vor der nächsten Wahl hab.
00:35:14: Ich freu mich trotzdem, dass er, glaub ich, raus ist.
00:35:18: Also, nicht ...
00:35:19: Aber trotzdem ist da, glaub ich, ein paar Grad 'ne ziemliche Angst da.
00:35:23: Und eigentlich ist die Angst auch schon da,
00:35:25: dass ich das letzte Jahr schon furchtbar war von den Asylrechtsverschärfungen,
00:35:29: die das Asylrecht nahezu abgeschafft haben
00:35:32: und tatsächlich auch unter 'ner Linken ...
00:35:34: Ach, unter 'ner SPD und Grün,
00:35:36: dass es eigentlich schon nach rechts stendiert hat.
00:35:39: Wo ich jetzt da stehe, wenn wir 'nen März bekommen
00:35:42: und die AfD wird noch stärker, hab ich grade ganz schön Angst,
00:35:46: was da eigentlich passieren wird.
00:35:48: Glaubst du, es gibt die Möglichkeit,
00:35:50: dass Leute aus den Initiativen in eurem Netzwerk
00:35:54: auch 'ne Alternative werden, um gewählt zu werden?
00:35:59: Also, dass die sich für bestimmte Parteien aufstellen könnten?
00:36:02: Ich glaub, das würd ich denen überlassen,
00:36:06: das kann ich nicht beantworten.
00:36:08: Ähm, genau, das ... genau, ich ...
00:36:12: Das kann ich nicht beantworten, genau.
00:36:14: Meine andere Befürchtung ist auch die Haushaltskürzung,
00:36:17: weil ...
00:36:18: Wenn das jetzt gerade auch so Beratungsstellen
00:36:21: und viele großen Sachen, das ist ja etwas,
00:36:24: was Polylux überhaupt nicht auffangen kann,
00:36:26: dass es dann auch eine Konzession ...
00:36:28: Wo ich wirklich die Angst hab,
00:36:30: dass es da einen ziemlichen Rückschritt zurückgeben wird.
00:36:33: Ja, und das ist ja nicht nur 'ne Diskussion in ...
00:36:36: aus deutschen Bundesländern, wo ihr jetzt Initiativen unterstützt,
00:36:40: ich meine, ich wohne in Hannover.
00:36:42: Und wir haben jetzt auch grade die Diskussion,
00:36:45: das ist so 'n bisschen parteipolitisches Geklüngel,
00:36:48: das dann im nächsten Jahr unter anderem der ...
00:36:51: geflüchteten Beratungsstelle, wo eben selber Menschen
00:36:53: Fluchterfahrung gearbeitet und die Mittel gestrichen werden sollen.
00:36:57: Ähm, und man denkt sich so, ja, cool, wer soll das alles aufhangen?
00:37:01: Und wie soll das dann weitergehen,
00:37:03: wenn das schon demokratische Parteien sind,
00:37:05: die sich daran zerstreiten und die Mittel streichen?
00:37:08: Ja, das ist schon sehr frustrierend auf jeden Fall.
00:37:11: Na ja, das wird halt danach auch mal nach den Streichungen,
00:37:14: wo man denkt, dann fängt man wieder bei Null an.
00:37:16: Es gibt ja so viele Strukturen, die wirklich ja schon funktionieren,
00:37:20: die so großartige Arbeit und die jetzt zu zerstören,
00:37:23: und dann fängt man wieder bei Null an, wo ich einfach auch denke,
00:37:26: was passiert hier grad eigentlich? - Ja.
00:37:29: Du hast 2018 ein Artikel in der Jungle World veröffentlicht,
00:37:33: daran setzt du dich kritisch mit dem Fokus vieler Linker
00:37:36: auf individuelle Identitätspolitik auseinander.
00:37:39: Ich lese mal kurz 'n Auszug daraus vor.
00:37:41: Während Teile der Linken noch an ihren Identitäten feilen,
00:37:45: wird in Deutschland fleißig abgeschoben,
00:37:47: Familiennachzug wird erschwert,
00:37:49: Menschen werden täglich Opfer rassistischer Gewalt,
00:37:52: Unterkünfte von Geflüchteten brennen,
00:37:54: die Residenzpflicht soll beibehalten werden,
00:37:57: das Asylrecht wird verschärft.
00:37:59: Die AfD setzt im Bundestag,
00:38:00: da sollte doch ein gemeinsamer Nenner zu finden sein.
00:38:04: Würdest du das jetzt, wie viel sind's, sechs Jahre später,
00:38:07: im Jahr 2024, genauso schreiben?
00:38:10: Oder bewertest du das inzwischen anders?
00:38:13: Ich glaub zu, so ...
00:38:17: Also ...
00:38:21: Ich glaub, ich hab da so 'n materialistischen Hintergrund,
00:38:24: wo ich da stehe und sage,
00:38:25: das Politische, was mich ausgemacht hat,
00:38:27: ist nicht nur die Migrantin in mir,
00:38:30: sondern ich bin Kurde,
00:38:31: ich werde auch von rechten Migrantinnen angegriffen.
00:38:34: Also auch da gibt es 'nen Rassismus und ...
00:38:36: rechte Gruppierungen und das irgendwie ...
00:38:39: ich jetzt weder vor deutschen noch migrantischen Rechten
00:38:42: mich da wirklich sicher fühle, also da 'ne ich an graue Wölfe.
00:38:45: Und so, wo ich schon, glaub ich, den Punkt habe,
00:38:48: also was mich politisiert hat, bin ich und meine Erfahrungen,
00:38:51: aber es ist auch tatsächlich meine Grundhaltung zu,
00:38:54: dass ich das für die bessere Gesellschaft,
00:38:57: 'ne antivacistische Gesellschaft, für die bessere Gesellschaft halte.
00:39:01: Und vielleicht ...
00:39:02: Genau, da irgendwie ...
00:39:05: Ich steh einfach auch für 'nen universalistischen Gedanken ein.
00:39:09: Und ich glaub, der ist mir da auch total wichtig,
00:39:11: möchte die gleichen Rechte für alle Menschen,
00:39:13: und zwar weltweit, und ...
00:39:15: und möchte Kämpfe gemeinsam angehen.
00:39:17: Ich hab manchmal das Gefühl,
00:39:19: dass es ein sehr welcher Kampf ist hier grade eigentlich wichtiger.
00:39:22: Und ich glaube, Diskriminierung funktioniert.
00:39:25: Das haben die ... also, da bin ich ...
00:39:28: Rassismus kannst du immer erleben, das kann man nicht ablegen,
00:39:31: aber das ist ja auch genauso mit ...
00:39:34: Menschen mit Behinderung oder so, dass ...
00:39:37: Und ich möchte diese Kämpfe nicht gegeneinander ausspielen.
00:39:40: Es ist wichtig, die zusammenzudenken und zusammenzuspielen.
00:39:44: Es gibt keine Unterdrückung, die besser oder schlechter ist.
00:39:47: Und natürlich ...
00:39:49: Und ich möchte auch nicht, dass 'ne Erfahrung versteckbar sein könnte,
00:39:53: was ja auch oft argumentiert wird,
00:39:55: aber dann kann man als Weißer durchgehen,
00:39:58: wo es so ... ja, nee, dann zwingt man auch jemanden,
00:40:00: 'ne Erfahrung zu unterdrücken oder zu verstecken.
00:40:03: Auch das ist falsch, weil dann kann niemand sich nicht frei entfalten.
00:40:07: Und ich glaub ...
00:40:08: Deswegen ... doch, manche Sachen sehe ich da drin.
00:40:11: Es gibt auch Veränderungen da drin,
00:40:13: und Textteile würde ich tatsächlich weiterhin ...
00:40:15: das würde ich unter, glaub ich, so noch mal schreiben,
00:40:18: nicht da lassen im Text.
00:40:20: Ich fand vor allem auch das mit dem gemeinsamen Nenner ganz spannend.
00:40:24: Weil ich das Gefühl habe, dass zwischen Linken
00:40:26: auf jeden Fall diese Spaltung größer geworden ist seit 2018.
00:40:30: Geht's dir auch so? - Ja.
00:40:31: Ja. - Ja.
00:40:33: (Lachen)
00:40:34: Ja, genau.
00:40:35: Ich glaube, da kommt man, da gibt's auch, wenn wir die Lösung wissen,
00:40:38: wie wir da alle auf den gemeinsamen Nenner kommen,
00:40:41: und wir gar nichts zu sprechen.
00:40:42: Aber ja, das ist, glaub ich, was sich auf jeden Fall verändert hat
00:40:46: an diesem Text.
00:40:47: Ähm ...
00:40:49: Auf einer eurer Instagram-Kacheln ist zu lesen,
00:40:52: gegen den Rechtsruck hilft so manches.
00:40:54: Unter anderem Geld.
00:40:55: (Lachen)
00:40:57: Das ist so schön, weil ich war gestern Abend auf einer Bühne
00:41:00: und wurde gefragt, wie denn die freie Kulturszene ...
00:41:03: was sie braucht, um in Zukunft gute Arbeit zu machen.
00:41:07: Und da war meine Antwort ... Geld.
00:41:09: (Lachen)
00:41:10: Und dann haben wir im Publikum alle so ...
00:41:13: Ja, ja, aber so ist es, ne?
00:41:14: Wir brauchen Geld.
00:41:16: Aber was hilft denn außer Geld noch gegen den Rechtsruck?
00:41:20: Naja, ich glaub ...
00:41:23: Ich glaub, sich wieder zu sanden.
00:41:25: Ich find, das hat die Linke ganz lange vergessen.
00:41:28: Ich find, die Linke hat ganz lange Jugendarbeit beiseite.
00:41:31: Oder das nicht so ernst und sich sehr viel um die eigenen Themen ...
00:41:35: getreht.
00:41:36: Und nicht geguckt, wo brauchen wir tatsächlich ansetzen?
00:41:39: Wir müssen auch wieder präsenter erscheinen,
00:41:41: Jugendarbeit, Bildungsarbeit zu machen.
00:41:43: Und das halt nicht rechten zu überlassen,
00:41:46: also zu überlegen, was wir jetzt brauchen.
00:41:48: Wir müssen handlungsstärker werden, wir müssen ...
00:41:51: uns Strategien überlegen,
00:41:53: wir haben jetzt auch noch nicht die perfekte Strategie.
00:41:56: Fortzabend wäre es wichtig, sich jetzt grad nicht ...
00:41:59: irgendwie um sich selbst zu kreisen,
00:42:01: sondern zu überlegen, was können wir tatsächlich dagegen machen.
00:42:04: Da gab's auch viele Ideen, die schon funktioniert haben.
00:42:08: Ich glaub ...
00:42:09: Ähm ...
00:42:11: sich da halt wirklich auch vor Ort wieder einfach mehr zu engagieren.
00:42:17: Und zu gucken, also mir hat das was gebracht.
00:42:20: Und Alternativen zu schaffen, Alternativen zu einem ...
00:42:23: braunen, also von so einem rechten Mainstream zu schaffen.
00:42:26: Und ob das ...
00:42:27: Wenn Autorinnen auch in den ländlichen Raum fahren,
00:42:30: dort Vorträge und Lesungen anbieten.
00:42:33: Oder auch Kulturprogramm, auch dort stattfindet.
00:42:36: Und nicht nur in den großen Städten und zu gucken,
00:42:39: sich diesen Raum wieder anzueignen.
00:42:41: Ich glaub, das wär mir wichtig,
00:42:43: sich als Linke wirklich auch diese Räume wieder anzueignen,
00:42:46: Alternativen ...
00:42:47: Projekte anzubieten, vor Ort zu sein, Konzerte zu spielen.
00:42:51: Aber auch ...
00:42:53: Für mich war das zum Beispiel als Jugendliche total wichtig.
00:42:56: Ich kann auf Punkrock-Konzerte gehen und solche Sachen machen.
00:42:59: Und Räume zu schaffen, wo Menschen zusammenkommen können.
00:43:03: Und auch diskutieren können.
00:43:04: Wo die Themen anders besetzt werden,
00:43:07: wo dem rassistischen ...
00:43:08: Argumenten nicht zugestimmt wird,
00:43:12: sondern wo darüber diskutiert und anders besetzt wird.
00:43:15: Und einfach auch benannt wird.
00:43:18: Ich hatte das letztens auch auf einem Podium,
00:43:20: wo ich gesagt hab, ich möchte nicht,
00:43:22: dass überall Antifa-Jugendclubs entstehen.
00:43:25: Das ist überhaupt gar nicht mein Gedanke.
00:43:27: Ich möchte nicht, dass Jugendclubs entstehen,
00:43:29: wo es eine klare Haltung ist.
00:43:31: Und dass es nicht wieder wie in den 90ern ist,
00:43:33: wo es eine neue Arbeit gibt.
00:43:35: Und die es überhaupt nicht benannt wird.
00:43:37: Sondern wo mit klare Haltung reingegangen wird.
00:43:40: Aber auch räumen Jugendliche eine Möglichkeit geschaffen wird.
00:43:43: Also, ich glaub, da ist es ...
00:43:45: Katharina König hat das letztens gut gesagt,
00:43:48: sie hätte gerne den Sozialarbeiter,
00:43:50: der sich mit Motorrädern auskennt, in so ländlichen Regionen.
00:43:53: Weil man damit wirklich anders noch mal Jugendliche abholen kann.
00:43:57: Und zu gucken, genau, einfach, glaub ich ...
00:44:01: Aber sich diesen Raum wieder anzueignen und zu überlegen
00:44:04: und Menschen vor Ort zu unterstützen.
00:44:06: Ich glaub, ich würde mir mehr Proteste auf der Straße wünschen.
00:44:11: Also, gegen diese Kürzung, die gerade stattfinden,
00:44:14: die nicht nur im Kulturbereich, sondern auch im Sozialbereich.
00:44:17: Dass das wirklich so ein Karlschlag ist,
00:44:19: eigentlich würde ich mir da wirklich mehr ...
00:44:22: Eigentlich auch kurz, ich würde mir gerne ziemlich viel Wut
00:44:25: auf der Straße wünschen.
00:44:26: Sehr schön. - Das ist ein schöner Titel für diese Folge.
00:44:29: Ich hab ja auch kürzlich mit Joschi,
00:44:32: dem Sänger von ZSK, von der Punkband gesprochen.
00:44:35: Und der hat auch erzählt, dass sie eben schon mit voller Absicht
00:44:38: auch in solche Jugendklubs gehen und da Konzerte spielen und so.
00:44:42: Und sich auch mit Leuten von Initiativen vor Ort austauschen
00:44:45: und unterhalten, um eben wirklich noch mal so eine Gelegenheit
00:44:48: und Alternative zu bieten.
00:44:50: Und das gleichsicher total mit dem, was du auch gesagt hast.
00:44:53: Wenn ihr mögt, verlinken wir die Folge mit Joschi
00:44:56: auch noch mal in den Show-Notes.
00:44:58: Du hast schon gesagt, dein Sohn und sein Umfeld geben dir Hoffnung.
00:45:02: Gibt es noch andere Personen oder Gedanken oder Dinge,
00:45:05: die dir Hoffnung machen, obwohl es grad irgendwie auch so bisschen
00:45:08: düster ist alles?
00:45:10: Ich glaub auch, mein Umfeld, ich glaub sonst ...
00:45:15: würde das alles nicht funktionieren.
00:45:18: Auch die Zusammenarbeit mit den Menschen vom Polylogist,
00:45:21: ich glaub eher die Zusammenhängen, die ich auch unterwegs bin.
00:45:24: Und da sind irgendwie viele Menschen, die mir auch Hoffnung machen.
00:45:28: Und dann mit einer Freundin zusammen.
00:45:30: Und war so, dass ich irgendwas ...
00:45:32: es mich auch so sehr wütend gemacht hat und dass ich das nicht verstehe.
00:45:36: Ich glaub, da ...
00:45:37: und einfach da auch den Austausch zu haben.
00:45:39: Ich hab ja ganz am Anfang, hab ich das erwähnt,
00:45:43: dass ich eure quasi Einladung und euren Hinweis
00:45:47: zu eurem fünfjährigen Jubiläum-Pelmail vorhin bekommen habe.
00:45:50: Ihr feiert am 13.12. in Berlin.
00:45:55: Bist du stolz auf das, was ihr bis jetzt erreicht habt?
00:45:58: Ja, schon.
00:46:00: Ich glaube, es ging alles viel schneller, als wir dachten,
00:46:03: wir haben damals viel wachsen ganz langsam und so,
00:46:06: und dann ging das alles sehr viel schneller.
00:46:09: Es hat uns zwischenzeitlich sehr überfordert.
00:46:13: Und sonst auch mal über den Kopf gewachsen.
00:46:15: Gerade kriegen wir das alles wieder so langsam unter Kontrolle.
00:46:19: Doch bin ich ...
00:46:20: Ich glaub, wir haben etwas geschaffen,
00:46:22: woran damals viele nicht geglaubt haben,
00:46:25: wir haben am Anfang auch belächelt mit, es ist eine süße Idee,
00:46:28: aber das wird nicht und ...
00:46:30: Ja, macht mal uns, genau.
00:46:32: Und jetzt doch ist es etwas, worauf ich sehr stolz bin.
00:46:35: Aus dieser süßen Idee ist was richtig Großes geworden.
00:46:38: Jetzt wird erst mal gefeiert, genau.
00:46:40: Dann kommt das Jahr 2025, kannst du schon sagen,
00:46:43: was für euch ansteht, ganz konkret nächstes Jahr?
00:46:46: Ich glaub, da sind wir selber noch in der Planung.
00:46:49: Also, jetzt sind die Bundestagswahlen vorgezogen worden.
00:46:52: Ich glaub, das Hauptding wird weiterhin sein,
00:46:54: und das unterstützt uns zu fördern.
00:46:56: Das ist das, was uns, glaub ich, weiter begleitet.
00:47:00: Und sonst müssen wir grad, glaub ich, auch für uns gucken.
00:47:03: Aber ich glaub, das bleibt ja auch immer das Hauptziel.
00:47:07: Ich glaub, da haben wir immer so eine Konstante.
00:47:10: Das wird ganz klar sein.
00:47:12: Den Hauptfokus haben wir, Projekte.
00:47:14: Und den nächsten Wanderungplan.
00:47:18: (Sie lacht.)
00:47:19: Wir geben zum Abschluss unseren Gäst*innen immer die Möglichkeit,
00:47:24: so was wie eine persönliche Werbeanzeige zu schalten.
00:47:27: Also, du kannst jetzt, auch wieder nach unserem schönen Jingle,
00:47:30: Werbung machen für Initiativen, für Personen, Podcasts, Filme.
00:47:35: Wo auch immer du sagst,
00:47:37: Mensch, das müssen sich Leute mal angucken.
00:47:40: Den Leuten oder Initiativen sollten andere folgen.
00:47:43: Und wir werden dann natürlich alles verlinken
00:47:47: und die Leute schön dahin leiten.
00:47:49: Also, hier kommt dein Jingle für die Werbeanzeige.
00:47:53: (Dynamische Musik)
00:47:54: Oh, ganz schön.
00:47:59: Wichtig.
00:48:00: Platz für deine Werbeanzeige.
00:48:02: (Dynamische Musik)
00:48:04: (Sie singen.)
00:48:05: Ihr könnt gerne mal auf unserer Homepage vorbeischauen.
00:48:12: Da sind ganz viele tolle Projekte zu sehen.
00:48:14: Ich nenne deswegen auch bewusst die Homepage,
00:48:17: weil da sind die alle verlinkt.
00:48:19: Oder auf die man zugreifen kann mit dem Projektbeschreibung.
00:48:22: Wenn ihr die Zeit habt und in der Gegenseite besucht,
00:48:25: ich kann wärmstens das Akkubitz in Pürner empfehlen,
00:48:28: mit der Sächsischen Schweiz, die machen großartige Arbeit vor Ort.
00:48:32: Die sieben Hitze in Kreuz, die einfach auch ein Programm online haben,
00:48:36: wo man sich Sachen anschauen kann.
00:48:38: Wenn man da zufällig ist oder sich dadurch bewusst entscheidet,
00:48:42: ähm, Grimmer, das ...
00:48:44: Unser Projekt in Grimmer braucht auch das Dorf der Jugend.
00:48:50: Und schaut euch das an, die brauchen dringend Unterstützung,
00:48:53: haben auch immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu tun.
00:48:57: Guckt euch die queren Jugendlichen mit Hausen an,
00:48:59: oder die queren jungen Menschen, was die auf die Beine stellen.
00:49:03: Ich glaub, da findet ihr ganz, ganz viele tolle Menschen,
00:49:06: die ihr euch mal ...
00:49:07: die man sich anschauen kann und aus Gegenden ...
00:49:10: wo man vielleicht nicht so oft hinkommt,
00:49:13: aber weil's man da ist, die wirklich alle sehr viel Hoffnung machen.
00:49:17: Noch mal jetzt eine lange Liste an Initiativen und Projekten,
00:49:21: die wir uns anschauen können.
00:49:22: Vielen Dank, Fatma, dass du bei uns warst.
00:49:25: Vielen Dank für dieses schöne Gespräch.
00:49:27: Danke auch für die Einladung.
00:49:29: Ja, und ich darf euch noch darauf hinweisen,
00:49:31: dass ihr natürlich jederzeit neben der Website von Pullilux
00:49:35: auch bei VetoMac vorbeischauen dürft, auf veto-mac.de
00:49:39: und natürlich auch bei Instagram.
00:49:42: Bis zum nächsten Mal. Tschüss.
00:49:44: Tschüss.
00:49:46: (Dynamische Musik)
00:49:47: Hey, bist du noch da?
00:50:02: Dann bis bald.
00:50:04: Du hörst ganz schön laut.
00:50:06: Den Veto-Podcast. Alle zwei Wochen.
00:50:09: Überall, wo es Podcasts gibt.
00:50:11: Und bis dahin.
00:50:14: Folgt uns auf Instagram und TikTok.
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