Tarah-Tanita Truderung und Rassismuskritik
Shownotes
„Und was machst du so?“ Wenn Tarah-Tanita Truderung aktuell danach gefragt wird, dann ist sie etwas ratlos. Sie spricht von einer kleinen „Identitätskrise“. Zwar treffen Zuschreibungen wie Erzieherin, Sozialarbeiterin, Bildungsreferentin und Aktivistin auf sie zu, aber: „Da steckt ja mehr dahinter. Mein Leben spielt sich ja nicht nur so ab, wie Leute es öffentlich über Instagram sehen.“
Genau auf diesem Kanal fordert sie beispielsweise: „Abolish Hochschulen“. Oder: „Ich will ja keine Spielverderberin sein, aber reden wir auch mal darüber, was passiert wenn die AfD verboten wird?“ Klar, direkt und entschlossen in der Ansprache. Ihre Themen: Rassismuskritik, Intersektionalität und Widerstandsstrategien.
Angesichts bundesweiter Anti-rechts-Demonstrationen ist Tarah-Tanita Truderung gar nicht gegen ein AfD-Verbotsverfahren, aber sie fordert: Im Diskurs müsse es stärker um die Wurzel der gesellschaftlichen Probleme gehen. „Und die sehe ich immer noch in White Supremacy, Patriarchat, Kapitalismus und nicht ,nur’ in einer Partei.“
Genau diese Ordnungs- und Herrschaftssysteme müssten überwunden werden, denn: Alle Diskriminierungsdebatten, sagt Tarah-Tanita Truderung, kreisen letztlich um die Frage, welche Teile einer Gesellschaft Kapital, Ressourcen und damit Zugänge haben. Zum Beispiel auch im Kosmos Hochschule und insbesondere im Kontext Sozialer Arbeit. Tarah-Tanita Truderung stellt die Frage, wie diese Räume Orte des Wissens sein können, wenn diverse Perspektiven schlichtweg fehlen?
In dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT geht es im Gespräch mit Stephan Anpalagan um White Fragility (weiße Zerbrechlichkeit) in universitären Räumen und die Frage, wie Hochschule neu gedacht werden könnte. Außerdem erklärt Tarah-Tanita Truderung, warum sie Kinder zum Streiken animieren möchte und verrät ihren Gamechanger-Tipp für alle Menschen ohne Hobbys.
GANZSCHÖNLAUT: der Veto Podcast mit unseren Hosts Ninia LaGrande und Stephan Anpalagan. Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren. Alle zwei Wochen neu. Noch mehr Geschichten über Aktivismus findest du auf veto-mag.de. Wenn du Fragen, Anmerkungen und Wünsche hast, dann schreib uns: redaktion@veto-mag.de
TRANSPARENZ
Tarah Tanita-Truderung ist auf Instagram als ms_thunderrough aktiv. Sie hat unter anderem zu Anti-Schwarzem Rassismus in der Sozialwissenschaft und White Fragility im Kontext Sozialer Arbeit publiziert.
Im Gespräch geht es um Kürzungen im Sozialwesen und Überlegungen für ein Moratorium vonseiten des FDP-Finanzministers Christian Lindner. Außerdem wird steigende rassistische Gewalt thematisiert. Jüngst wurde berichtet, dass vor allem die An- und Übergriffe auf Kinder und Jugendliche zunehmen.
Eine konkrete Lese-Empehlung gibt Tarah-Tanita Truderung in der Kategorie „Deine Werbeanzeige“: „Abolutionismus – ein Reader“, herausgegeben von Daniel Loick und Vanessa E. Thompson
Die Folge mit Tarah-Tanita Truderung wurde am 8. März 2024 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Jule Merx; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Transkript anzeigen
00:00:00: Es hätte keine Veränderungen dieser Welt gegeben,
00:00:03: wenn nicht irgendjemand gesagt hätte, ach, das müssen wir ändern.
00:00:06: Manchmal muss man klare Kante zeigen.
00:00:09: Das fordert die Gesellschaft ja auch.
00:00:11: Klare Kante gegen rechts heißt es auch zum Beispiel immer.
00:00:14: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.
00:00:16: Wir haben extreme, massive Probleme, vor denen sich keiner verschließen kann.
00:00:21: Die Welt ist in Aufruhr.
00:00:23: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.
00:00:25: Du hörst ganz schön laut.
00:00:27: Nina Lagrande und Steven Anpalaghan.
00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.
00:00:33: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Ganz schön laut".
00:00:42: Dem Interview-Podcast des Veto-Magazins.
00:00:45: Alle zwei Wochen sprechen wir hier mit Menschen,
00:00:47: die ihre Stimme erheben und in der Gesellschaft etwas verändern wollen.
00:00:51: So wie unsere heutige Gästin, sie sagt,
00:00:54: wir alle sind rassistisch sozialisiert,
00:00:57: wir alle reproduzieren Rassismen.
00:01:00: Tara Tanita Truderung ist Bildungsreferentin,
00:01:03: Erzieherin, Sozialarbeiterin und Aktivistin.
00:01:07: Deswegen wollen wir heute mit ihr über Rassismuskritische Arbeit
00:01:11: und ihren Aktivismus ins Gespräch kommen.
00:01:13: Es geht unter anderem darum, was soziale Arbeit mit "White Fragility"
00:01:17: zu tun hat und warum Hochschulen als Orte der Bildung
00:01:20: stets auf neue Rassismen produzieren.
00:01:23: Auch darüber, woher der Mut kommt,
00:01:25: sich gegen diese Missstände stark zu machen.
00:01:27: Schön, dass du dir die Zeit heute genommen hast, Tara.
00:01:31: Stimmt diese Vorstellung soweit,
00:01:32: oder würdest du noch ein paar andere Punkte aufnehmen, stark machen?
00:01:36: Nee, stimmt. Also passt. Ja.
00:01:39: (Lachen)
00:01:40: Das ist schon gut.
00:01:42: Ja, also so vom beruflichen Kontext, her passt auf jeden Fall.
00:01:46: (Lachen)
00:01:47: Okay, die anderen Sachen werden wir heute noch hoffentlich dann ergründen.
00:01:52: Wie stellst du dich Menschen vor, die dich noch nicht kennen?
00:01:55: Wenn dich jemand fragt, was machst du, was sagst du?
00:01:58: Vorher bin ich in so einer kleinen Identitätskrise irgendwie,
00:02:02: weil ich finde, mir geht es im Moment irgendwie so ein bisschen ...
00:02:07: Ich weiß nicht.
00:02:09: Ich frag mich die ganze Zeit, bin ich wirklich nur mein Inanschurrungsteichen,
00:02:13: das, was ich so beruflich mache?
00:02:15: Also, kennst du das, wenn dich jemand fragt,
00:02:17: "Ja, wer bist du? Ja, okay, ich bin Sozialarbeiterin."
00:02:20: Aber irgendwie steckt der ja noch mehr dahin.
00:02:23: Deswegen ...
00:02:24: Ich kann die Frage jetzt im Moment noch nicht so ganz beantworten,
00:02:27: vielleicht in einem halben Jahr oder so.
00:02:29: Das heißt, du bist auf der Suche ... Ich find das ja superinteressant.
00:02:33: Man könnte auch sagen, pass auf, ich bin irgendwie Linkshänder
00:02:36: oder Vegetarierin oder ... - Ja, genau.
00:02:38: Oder Ostdeutsche, das ist ja auch so ein Riesendema.
00:02:41: Und man wird dir häufig so ein bisschen auf deinem Beruf reduziert.
00:02:45: Mhm.
00:02:46: Ich glaub, in Österreich ist das richtig krass.
00:02:49: Da haben die noch ihren Bildungsabschluss,
00:02:52: also ihren Magister oder so, auf dem Grabstein teilweise.
00:02:55: Das ist wirklich ... - Ja.
00:02:56: (Lachen)
00:02:57: Ja, krass. - Mhm.
00:03:00: Ich mein, du beschäftigst dich ja mit Rassismus,
00:03:02: mit der Konstruktion von Rassismus, oder von Rasse im Prinzip,
00:03:06: und auch der Frage, was das mit Identität zu tun hat.
00:03:09: Spielt es da eine Rolle, dass du so in diesem Identitätskonflikt
00:03:14: oder in dieser Identitätskrise gerade bist?
00:03:18: Ja, ich glaub irgendwie schon.
00:03:20: Also ...
00:03:21: Ich hab so ...
00:03:24: Ich glaube, ich habe mich in den letzten zwei, drei Jahren
00:03:27: ziemlich so verausgart,
00:03:29: glaube ich, also vor allem auch so in Bezug zu meinem Studium und so.
00:03:33: Und ich merke halt irgendwie so ...
00:03:35: Ja, aber eigentlich bin ich halt mehr.
00:03:38: Also ...
00:03:39: Ich weiß nicht im Moment, also das ist echt für mich so,
00:03:44: das beschäftigt mich irgendwie im Moment.
00:03:46: Ich will ja nicht nur darauf reduziert werden.
00:03:49: Also, ich bin ja auch noch, also keine Ahnung, ich lebe hier.
00:03:52: Ich hab ein Partner, ich hab ein Bund, ich hab Familie,
00:03:55: ich hab so ...
00:03:57: Also, mein Leben spielt sich ja net nur in dem,
00:03:59: was die Leute öffentlich in Anführungszeichen sehen,
00:04:02: so über meinen Instagram oder so,
00:04:05: sondern ich bin ja auch so ...
00:04:06: Manchmal bin ich auch so eine ganz zarte Maus.
00:04:09: (Lachen)
00:04:10: Und ich hab halt so oft das Gefühl,
00:04:13: in letzter Zeit, ich weiß net,
00:04:15: ob das alles irgendwie so zusammenpasst halt irgendwie.
00:04:18: Mhm. - Aber ich glaube,
00:04:20: das ist 'ne Frage, mit denen viele Menschen in diesem Bereich ...
00:04:24: ähm ...
00:04:25: So, die sich viele, glaube ich, viele Menschen,
00:04:29: die sich irgendwann stellen oder stellen müssen.
00:04:32: So was bin ich überhaupt?
00:04:33: Also, will ich mich immer da rausreduzieren lassen?
00:04:36: So? Ja.
00:04:37: Mhm. - Genau.
00:04:38: Mhm.
00:04:40: Etwas, was dich, glaube ich, persönlich trifft und betrifft,
00:04:44: aber wo du ja auch zur Arbeit bist,
00:04:46: ist ja Intersektionalität und Mehrfachmarginalisierung.
00:04:49: Also, wenn man nicht nur als Armepersonen oder als Schwarze Person,
00:04:54: oder als Frau oder als ...
00:04:57: als ...
00:04:58: nicht heterosexuelle Person ...
00:05:00: ähm ... getroffen wird ...
00:05:02: von ... ähm ...
00:05:03: Ausgrenzung, Diskriminierung oder auch Abwertung.
00:05:06: Ähm ...
00:05:07: Das ist ja auch etwas, was ...
00:05:09: etwas mit einem macht.
00:05:11: Also, wenn man ...
00:05:12: in bestimmten Communities eine Form von ...
00:05:15: Diskriminierung oder Herabwürdigung ...
00:05:17: thematisiert ...
00:05:19: und aber in der Community dann auch eine andere Form von Abwertung
00:05:23: beispielsweise stattfindet, ne?
00:05:24: Also, das ist ja so ein ...
00:05:25: Riesenthema aktuell ...
00:05:27: mit ähm ...
00:05:29: antirassistischer Arbeit auf der einen Seite,
00:05:31: aber dann gibt's dann irgendwie doch ...
00:05:33: harten Sexismus auch in ...
00:05:34: ja, migrantischen Communities oder Antisemitismus,
00:05:37: migrantischen Communities.
00:05:38: Ist das etwas, wo du ...
00:05:41: zu Arbeitest oder wo du in der Vergangenheit
00:05:43: schon mal dich mit beschäftigt hast?
00:05:45: Ähm, ja voll.
00:05:47: Also, irgendwie ist es so ein stetiges ...
00:05:50: Ding mit, was ich mich irgendwie beschäftige,
00:05:52: weil das heißt ja nicht nur, dass ...
00:05:54: wenn jemand ähm ...
00:05:56: wenn jemand betroffen von etwas ist
00:05:59: oder beziehungsweise Erfahrung ...
00:06:01: zum Beispiel der Trassismus-Erfahrung macht,
00:06:03: heißt es ja nicht,
00:06:05: dass die Personen zum Beispiel auch ...
00:06:08: äh ...
00:06:10: also wir reproduzieren ja alle,
00:06:13: also so, wir sind halt aufgewachsen ...
00:06:15: in so 'nem ...
00:06:17: in 'nem sehr ...
00:06:18: in 'ner sehr gewaltvollen Welt
00:06:20: mit supervielen verschiedenen Ismen.
00:06:22: Und, ähm ...
00:06:23: nur weil ich zum Beispiel von Rassismus betroffen bin,
00:06:26: heißt es ja nicht, dass ich zum Beispiel ...
00:06:28: äh ... nicht ...
00:06:30: ähm ...
00:06:31: ebelistisch bin, so.
00:06:33: Und das ist ja ...
00:06:35: das sind ja Konstrukte, die ziehen sich ja durch sämtliche ...
00:06:38: ähm ...
00:06:39: Communities oder Räume.
00:06:42: Und ...
00:06:43: mir ist es schon so 'n Anliegend,
00:06:45: diese Fässer halt auch immer wieder aufzumachen und nicht ...
00:06:47: und ich glaube, das ist der Punkt, woran ich immer feststecke.
00:06:51: Ähm ...
00:06:52: wir dürfen halt irgendwie nicht stehenbleiben.
00:06:55: Also ...
00:06:56: das ist ja 'n stetiger Prozess,
00:06:58: der noch die nächsten paar Jahre, 10.00,
00:07:01: halt irgendwie geht,
00:07:02: um diese ... ähm ...
00:07:03: Konstruktion halt irgendwie abzubauen.
00:07:05: Und sich dann so hinzustellen und so sagen, okay, wir sind jetzt hier,
00:07:09: wir machen die und die Arbeit und sind dies das Anderen,
00:07:11: und wir haben überhaupt gar keine Probleme mehr
00:07:13: oder beziehungsweise reproduzieren gar nix mehr,
00:07:16: ist halt so meistens halt 'ne Lüge
00:07:17: oder irgendwie so sich selbst was vormachen.
00:07:20: Und dann muss man halt die Arbeit machen, so.
00:07:22: (Lachen)
00:07:24: Ja.
00:07:25: Hm.
00:07:26: (Sie stöhnt.)
00:07:27: Ich hab den Begriff gerade genannt.
00:07:29: Was ist "White Fragility"?
00:07:32: Hm ...
00:07:35: White Fragility sind ... äh ...
00:07:37: ist ne ...
00:07:39: ist ne Art von ... also ist ne Art von Fragilität
00:07:42: oder Zerbrechlichkeit, die hier,
00:07:44: in dem Fall weiße Menschen an den Tag legen,
00:07:46: wenn man sie auf ihren Rassismus anspricht.
00:07:49: (Hummel)
00:07:51: Wobei ich glaube, dass es diese Fragility ja auch
00:07:53: in allen anderen Diskriminierungsformen gibt.
00:07:56: (Hummel)
00:07:57: Also, das ist irgendwie so ne ...
00:08:00: ähm ... Fragilität, die Menschen,
00:08:02: die nicht von einer Diskriminierungsform betroffen sind,
00:08:05: an den Tag legen,
00:08:06: wenn man sie auf ihre Diskriminierung anspricht.
00:08:09: Mhm.
00:08:10: Ja.
00:08:11: Es ist ja ... ich find das ja ganz spannend, weil ...
00:08:15: früher hat man Sachen ...
00:08:19: ähm ... was auch immer früher ist,
00:08:21: aber in irgendwie anderen politischen Zusammenhängen
00:08:24: in Deutschland und auch die USA, Südafrika etc.
00:08:27: Da hat man ja schlichtweg gesagt,
00:08:29: ja, natürlich behandeln wir Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe
00:08:32: oder ihrer Herkunft oder ihrer ethischen Zugehörigkeit
00:08:35: und hat das dann irgendwie begründet.
00:08:37: Dann hat man gesagt, ja, wir machen hier so Schein-Gleichberechtigung,
00:08:40: ne, so ...
00:08:42: in Sklaverei zwar nicht mehr, aber Segre Gretzion dann immer noch.
00:08:45: Und jetzt ist mal so ein Punkt gekommen, dass man sagt,
00:08:48: nee, ich bin noch kein Rassist.
00:08:50: Und ich glaube, die nächste Iteration auf dem Stoff ist ja,
00:08:54: dass man sagt, ja, ja, und was ist mit Rassismus
00:08:56: gegenüber weißen Menschen?
00:08:57: Begegnet ihr das auch oft?
00:08:59: Ja, voll. Also ...
00:09:01: Wobei, also, es ist mir oft begegnet,
00:09:03: irgendwie habe ich da im Moment aber alle,
00:09:05: also, ich gehe da nicht mehr in Diskussion ein irgendwie.
00:09:08: Habe ich so für mich entschlossen vor geraumer Zeit.
00:09:11: Ähm ...
00:09:12: Weil ...
00:09:13: Ich finde, das ist halt irgendwie so Ablenkung oft.
00:09:16: Also, das Ablenkung von ...
00:09:18: Also, wir werden ja ...
00:09:21: Ich sag jetzt, ich rede jetzt mal vom deutschen Kontext so, ne?
00:09:25: Mhm.
00:09:26: Und ich bin ja auch so in den Sozialwissenschaften
00:09:29: und so unterwegs und ...
00:09:30: soziale Arbeit, also so pädagogisch,
00:09:33: arbeits- und sozialarbeit und so weiter.
00:09:35: Und da ist es ja da häufig so,
00:09:37: also, diese Menschen, also oft Menschen ...
00:09:40: sind ja ...
00:09:42: meinen, sie sind positiv eingestellt gegenüber anderen Menschen,
00:09:47: weil sie sind ja im sozialen Bereich, zum Beispiel.
00:09:50: Das ist jetzt nur ein Beispiel, jetzt im deutschen Kontext.
00:09:53: Und ...
00:09:54: Ich finde, das ...
00:09:57: verhindert halt immer wieder die ganz ehrliche Auseinandersetzung damit.
00:10:02: Weil das so eine ...
00:10:04: Das richtet halt so eine Mauer hoch.
00:10:06: Also so ...
00:10:08: Dann stellen sich da Leute hin und sagen so, ich auf gar keinen Fall,
00:10:11: weil ich bin ja, die ist das Ananas so.
00:10:13: Und das macht halt so die ehrliche Auseinandersetzung,
00:10:16: damit halt irgendwie völlig zunichte.
00:10:19: Also, ich möchte auch nicht so sagen,
00:10:21: dass ich irgendwie alles so perfekt mache.
00:10:24: Ähm ...
00:10:25: Aber so das Bewusstsein dafür hat,
00:10:27: dass zum Beispiel jetzt auch ich ...
00:10:29: bestimmte Istmen ständig oder gewaltausübe ...
00:10:33: ist ja irgendwie der Anfang,
00:10:36: um sich überhaupt damit ehrlich auseinanderzusetzen.
00:10:39: Und da das halt so meine Einschätzung
00:10:41: ein sehr emotionales Thema ist,
00:10:43: was auch mit sehr viel Schmerz und ...
00:10:45: verbunden ist, fällt es vielen Leuten, glaube ich, schwierig,
00:10:50: weil wir generell in so einer Gesellschaft aufwachsen,
00:10:54: wo Emotionalität vor allem,
00:10:56: immer als so was Negatives geframet wird.
00:10:59: Vor allem auch im Raum Hochschule und Wissenschaft.
00:11:02: Mhm.
00:11:04: Ja.
00:11:06: So ein bisschen, wir sind ja die Guten, oder wir sind doch die Guten.
00:11:09: Ähm, wie kannst du jetzt ...
00:11:11: Wie kannst du jetzt wagen, uns etwas Böses vorzupfen?
00:11:15: Ja. - Oder du spaltest.
00:11:17: Das höre ich zum Beispiel auch, dass ich spalte.
00:11:19: Ich spalte.
00:11:21: Kannst du dich an so konkrete prägendes Szene erinnern,
00:11:24: wo dir solche negativen Erfahrungen begegnet sind?
00:11:27: Mhm.
00:11:28: Oh.
00:11:31: Also ...
00:11:32: Chile.
00:11:33: (Lachen)
00:11:35: Mhm.
00:11:36: Ich muss grad mal überlegen, was ich da jetzt aufmachen will.
00:11:39: Aber ...
00:11:41: Ja, ich will jetzt gar nicht so eine prägende Erfahrung,
00:11:47: glaube ich, da aufmachen,
00:11:49: sondern eher vielleicht so ein Zustand.
00:11:52: Vielleicht, es geht es auch.
00:11:54: Ja, unbedingt.
00:11:55: Ähm ...
00:11:57: Also, so eine ...
00:11:59: Die soziale Arbeit ist ja ein sehr ...
00:12:02: Ähm, oder ist so ...
00:12:04: Denen wir jetzt mal den Raum hochschulen zum Beispiel,
00:12:07: Studium der sozialen Arbeit ist ein sehr weiß geprägter Raum.
00:12:10: Und vor allem aber auch im Gegensatz zu anderen Bereichen
00:12:13: auch ein sehr feminisierter Raum.
00:12:16: Also, das ist ja schon der Anteil,
00:12:18: ist der ...
00:12:20: Ich sag jetzt explizit auch Frauen.
00:12:23: Also, der Frauen ist ja ...
00:12:25: Wissen wir ja alle durch bestimmte Studien,
00:12:28: so ist ja viel, viel höher im sozialen Bereich.
00:12:30: Und ...
00:12:32: Das merkt man halt auch in zum Beispiel Seminarräumen
00:12:37: oder auch bei der Arbeit, dass ...
00:12:39: der ...
00:12:42: dass das Hauptaugenmerk der Arbeit
00:12:45: halt auf den Bedürfnis von ...
00:12:48: weißen Frauen und auch Feministinnen liegt.
00:12:52: Und wenn man das aber anspricht, zum Beispiel mit ...
00:12:56: zum Beispiel mit Polizeikritik.
00:12:58: Oder mit ...
00:13:00: Ja, indem man auch Rassismus anspricht.
00:13:03: Dann kommt halt sofort irgendwie so dieses Ding so,
00:13:06: ja, du spaltest hier, wir stehen ja alle auf einer Seite,
00:13:10: und das hat hier jetzt gerade gar keinen Platz.
00:13:13: Also, es ist ja auch immer so die Frage, was gebe ich Raum?
00:13:16: Und es ist halt immer so, dass die, finde ich,
00:13:18: die dominierende Gruppe dann so entscheidet,
00:13:21: dass sie da einen großen Raum ...
00:13:23: Und das ist, glaube ich so ...
00:13:25: Und da gibt's für mich, da ist super viele Situationen,
00:13:29: die genau das darlegen, aber ich weiß halt nicht,
00:13:32: inwieweit das was bringt, diese Eilsel-Dinger da aufzurollen,
00:13:35: anstatt einfach das große, also das, das Muster dahinter zu sehen.
00:13:39: Es sind ja irgendwie unterschiedliche Dinge.
00:13:41: Das eine ist ja, das erinnert ja an die US-amerikanische
00:13:46: Bürgerrechtsbewegung, "Ain't I a woman?"
00:13:50: irgendwie, die schwarzen Frauen sich die Frage stellten,
00:13:53: aber wir sind doch auch Frauen, warum kämpft ihr weißen Frauen
00:13:56: nicht auch für uns?
00:13:58: Wo dann Intersektionalität plötzlich super offensichtlich wurde,
00:14:02: und sich dann in so einem ...
00:14:04: Wir möchten uns emanzipieren von ...
00:14:07: Männern, oder wir möchten irgendwie Unabhängigkeit haben.
00:14:11: Und das Ganze zielt aber irgendwie nur auf weiße Frauen.
00:14:15: Und das spielt sich ja so, so höre ich das bei dir raus,
00:14:19: heute wieder ab.
00:14:20: Und zwar in einer anderen Facette zwar,
00:14:22: aber es ist ja immer noch eine Form von ...
00:14:25: Feminismus, ist ja im Prinzip weißer Feminismus, ne?
00:14:28: Ja, es ist weiße, ja, weiße Liberale Feminismus.
00:14:31: Und ich meine, das kannst du ja, das muss, also das ...
00:14:34: Ist ja nett nur auf ...
00:14:36: Ähm ...
00:14:39: So, Race zu beschränken, das hast du ja irgendwie auch, also ...
00:14:43: Wenn man zum Beispiel, ich stelle jetzt immer gerne irgendwie so
00:14:47: eine Hochschule, wo auch so zum Beispiel soziale Arbeit gelehrt wird, ne?
00:14:50: Wenn man sich zum Beispiel so diese Orte anguckt,
00:14:53: wer kommt denn überhaupt in diese Räume,
00:14:56: in diese akademischen Spaces rein?
00:14:58: Ja, und das hat ja net nur was mit "Ich bin weiß" zu tun,
00:15:03: sondern ...
00:15:05: Ich hab meistens keine Behinderung.
00:15:08: Ich bin ...
00:15:10: Meistens ...
00:15:13: Zist, ich bin ...
00:15:15: Also, da hast du ja auch diese verschiedenen Diskriminierungsformen,
00:15:19: die da auch mit einwirken
00:15:21: und die halt auch diese Muster immer wieder reproduzieren.
00:15:24: So, das hat ja nicht nur ...
00:15:28: Und da kommen wir ja wieder zur Intersektionalität.
00:15:30: Das hat ja nicht nur in Anführungszeichen,
00:15:33: was mit Hautfarbe zu tun.
00:15:34: Mhm.
00:15:36: Sondern du schließt halt ganz klar bestimmte Gruppen
00:15:39: in dieser Gesellschaft aufgrund ihrer Merkmale aus.
00:15:45: Mhm.
00:15:46: Du sprichst über Zugänge, ne?
00:15:50: Das ist ja das eine, du sprichst über Räume und Plattformen.
00:15:53: Also, wer bekommt diese Räume,
00:15:55: wer bekommt auch die Aufmerksamkeit, wer darf sprechen zum Beispiel?
00:15:58: Ja.
00:16:00: Und diese Räume sind ja irgendwie ...
00:16:02: dominiert von bestimmten Menschen.
00:16:04: Ich hab mal für mein Buch, das ich geschrieben hab,
00:16:07: nachgezählt.
00:16:08: Ich hab's ... Ich bin ja immer wieder selber überrascht.
00:16:12: Wir haben ja ...
00:16:13: äh ... den ...
00:16:14: deutschen Aktienindex, den DAX.
00:16:16: Da sind die 40-Kanistenunternehmen Deutschland vertreten.
00:16:20: Und 38 ...
00:16:22: von 40 Unternehmen ...
00:16:24: werden von weißen Männern geführt.
00:16:26: Immer noch. - Mhm.
00:16:27: Und das ist halt so ...
00:16:29: Und das ist eigentlich für eine ganz interessante Beobachtung,
00:16:33: weil sich die Frage stellt, können es die nicht weißen
00:16:36: und die Frauen ...
00:16:37: Also, entweder die können's nicht,
00:16:39: oder es gibt andere Gründe, warum das halt so ist.
00:16:42: Und warum bestimmte Karrierewege so funktionieren,
00:16:45: Zugänge so funktionieren, Netzwerke funktionieren.
00:16:48: Warum dann ... äh ...
00:16:50: Auswahl so stattfindet.
00:16:52: Und ...
00:16:53: du ...
00:16:54: brichst ja ...
00:16:55: das irgendwie auf ...
00:16:59: in doppelter Hinsicht, ne?
00:17:00: Du gehst in diese Räume rein, die weiß dominiert sind,
00:17:03: oder männlich dominiert sind.
00:17:06: Und ... ähm ...
00:17:07: du bist dort und existierst dort und arbeitest dort.
00:17:10: Und du sprichst auch noch über diese ...
00:17:13: diese strukturellen Ungerechtigkeiten.
00:17:15: Ähm ...
00:17:16: Warum machst du das?
00:17:19: Hast du das immer schon gemacht?
00:17:21: Was willst du in Zukunft anders machen?
00:17:23: Also, ich muss ganz ehrlich sagen ...
00:17:26: also ... ähm ...
00:17:29: Also, im Endeffekt, ne, außer auch, wenn man dieses Dachs ...
00:17:32: ähm ... diese Gegebenheiten ...
00:17:34: im Endeffekt geht's ja um Christusen, ne?
00:17:37: Also ... ähm ... es geht ja im Endeffekt darum ...
00:17:40: äh ... das Rest ...
00:17:42: es geht immer um Ressourcen, oder um ...
00:17:44: im Kapitalismus, um Kapital.
00:17:46: So. Und ... ähm ...
00:17:48: ich muss ganz ehrlich sagen, in so männlich dominierte Räume
00:17:51: bin ich selten drinne.
00:17:53: Ähm ...
00:17:54: ähm ...
00:17:55: und geh ich auch nicht rein. Also, nicht gerne.
00:17:58: Und es gibt doch bestimmte Jobs, in denen ich auch nicht ...
00:18:01: äh, reingehe. Ich bin zum Beispiel ...
00:18:03: ähm ...
00:18:05: ich hab bis jetzt noch zum Beispiel so kein Critical-Widener-Workshop
00:18:09: oder so irgendwas gemacht.
00:18:10: So, ich spezialisiere ... also, ich spezialisiere es jetzt irgendwie so.
00:18:14: Ich gucke im Moment eher ...
00:18:16: weil ich das ähm ... auch für sehr, sehr, sehr wichtig empfinde, ähm ...
00:18:21: dass so Empowermentarbeit stattfindet.
00:18:24: Also so Empowermentvorgänge. Die würde ich gerne,
00:18:27: und das ist auch so zukünftig mein Ding, ähm ...
00:18:30: die würde ich halt gerne nur stärken.
00:18:32: So, weil ich gerne meine Ressourcen ...
00:18:35: äh, nicht mehr in bestimmte Räume reinstecken möchte,
00:18:38: sondern die ...
00:18:40: an Leute weitergeben möchte,
00:18:43: die sie mehr brauchen.
00:18:46: Mhm. - Weißt du, wie ich das mein ...
00:18:48: Also, ist das irgendwie verständlich.
00:18:50: Also, jetzt zum Beispiel sagen wir jetzt mal im Raum Hochschule, ja.
00:18:53: Ähm ...
00:18:54: ich hab die Schnauze voll weißen Leuten zu erklären, wie ähm ...
00:18:58: so, also die Basics irgendwie von ...
00:19:02: so Rassismuskritik.
00:19:04: Also natürlich, oder man bezahlt mich halt gut dafür.
00:19:06: (Lachen)
00:19:08: Aber ähm, ich eher ...
00:19:09: ich ... ich ...
00:19:10: würde eher, also ich arbeite halt lieber in so Empowermenträumen,
00:19:15: ähm ...
00:19:16: mit Leuten zusammen, die so dieselben Erfahrungen machen.
00:19:19: Weil ich glaube, dass wir voneinander unfassbar viel lernen können.
00:19:23: Und dass auch Räume sind, die uns ...
00:19:25: ähm, stärken.
00:19:27: Und wir brauchen im Moment diese Räume.
00:19:29: Weil die einfach super wichtig sind auch,
00:19:33: um in Aushandlung zu gehen und auch untereinander so Konflikte zu lösen.
00:19:37: Mhm.
00:19:39: Mhm. - Ja.
00:19:41: Das heißt ...
00:19:42: nicht die klassische, ich sag mal, Bildungsarbeit, ja,
00:19:46: für die Mehrheitsgesellschaft, was ist das eigentlich?
00:19:50: Das ist ja schon alles ...
00:19:51: hundertfach gefühlt passiert.
00:19:55: Es gibt irgendwie Dokumentation, es gibt irgendwie ...
00:19:58: dann will ich ja dazu, die kann man lesen, wenn man wirklich will.
00:20:02: Ja.
00:20:03: Und ähm ...
00:20:04: ähm ...
00:20:06: gleichzeitig gibt es Menschen, die Unterstützung brauchen,
00:20:09: die vielleicht ... - Ja.
00:20:10: Beistand brauchen oder Solidarität.
00:20:13: Und du möchtest dich eher auf Menschen jetzt ...
00:20:15: fokussieren oder deine Ressourcen so einteilen,
00:20:17: dass diejenigen, die das, was du brauchst, dringend nötig haben,
00:20:20: das bekommen.
00:20:21: Und nicht so sehr die Mehrheitsgesellschaft da jetzt ...
00:20:24: auf ihren mittlerweile 500-jährigen ...
00:20:27: rassistischen, antirassistischen Weg zu begleiten.
00:20:30: (Lachen)
00:20:32: Ja, also ich glaube aber auch ...
00:20:34: also ich möchte die Arbeit von anderen Menschen nicht abwerten.
00:20:38: Also ich glaube, dass diese Arbeit wichtig ist.
00:20:40: So, es gibt viele Menschen, die machen diese Arbeit in diesem Kontext,
00:20:44: die ist wichtig und die finde ich auch richtig.
00:20:47: So, für mich ...
00:20:49: funktioniert das aber irgendwie nicht, weil ich merke, dass ich ...
00:20:53: also ich kann mich nicht zurück, also ich kann ...
00:20:56: ich hab oft so Respekt vor Leuten, die das tun.
00:21:01: Weil die in meinen Augen so eine unfassbare ...
00:21:05: ähm ...
00:21:06: so ein ...
00:21:08: also ich werde da halt oft einfach so wütend und ich kann mich da nicht zurückhalten.
00:21:13: Ich kann meine Impulse nach netz zurückhalten.
00:21:16: Und ...
00:21:17: ja, ich finde das gut, dass das Leute machen.
00:21:21: Aber für mich jetzt persönlich ...
00:21:23: ich denke, ich kann andere Sachen besser.
00:21:26: So, sagen wir mal so, glaube ich.
00:21:28: Ja.
00:21:30: Hm.
00:21:31: Du bist ...
00:21:34: das hab ich ja grad schon angedeutet.
00:21:37: Du bist ...
00:21:38: stattlich anerkannte Erzieherin, du bist Bildungsreferentin,
00:21:43: Sozialarbeiterin.
00:21:45: Ähm ... Menschen, die es brauchen können,
00:21:49: die vielleicht noch irgendwie einen anderen Weg vor sich haben,
00:21:52: sind beispielsweise Kinder.
00:21:54: Wie find ich das interessieren?
00:21:55: Wie erklärst du das, was du machst?
00:21:57: Wie erklärst du deinen Aktivismus?
00:22:00: Ähm ... jungen Menschen.
00:22:01: Ähm ... um es einfach zu sagen, das ist ja der Trumpf.
00:22:05: Und ich würde mit dir, und das ist das, was ich grade so sadonisch gesagt habe,
00:22:10: wie spielen heute nämlich auch.
00:22:12: Und zwei Spiele.
00:22:13: (Lachen)
00:22:15: Und das erste Spiel ist ...
00:22:18: (Dynamische Musik)
00:22:19: Ganz schön einfach.
00:22:23: Kinder hören zu.
00:22:28: Wie erklärst du das, was du tust?
00:22:30: Einem Kind.
00:22:32: Boah, jetzt springst du mich in die Lage, ne?
00:22:36: (Lachen)
00:22:37: Ich habe ...
00:22:40: ja ...
00:22:44: weißt du, warum ich keiner erziehe, damit bin?
00:22:48: (Lachen)
00:22:49: Weil du nicht so gut mit Kindern umgehst?
00:22:52: (Lachen)
00:22:53: Ähm, nee, sagen ...
00:22:54: (Lachen)
00:22:56: Nee, ich glaube schon, dass ich gut mit Kindern umgehen kann.
00:22:59: Ich bin nur selbst, ich hab ja keine Kinder.
00:23:02: Und ähm ...
00:23:03: Ich würde super gerne ...
00:23:07: Kindern sagen ...
00:23:09: bitte, geht auf die ...
00:23:12: vollen Barrikaden und streikt bei allem, was das Zeug hält, so.
00:23:16: Also, weil ich ...
00:23:18: immer so, ich ...
00:23:19: es gibt so eine witzige Situation.
00:23:22: Soll ich ... dann kann ich dir erzählen, vielleicht.
00:23:25: Ich hab mal so eine Wohngruppe gearbeitet.
00:23:28: Und es waren so Jugendliche.
00:23:30: Und das waren Träger, die haben ganz wenig Internet
00:23:33: zur Verfügung gestellt in der Woche, ne?
00:23:35: Mhm. - Und ...
00:23:37: dann haben die Jugendlichen, die haben sich beschwert, ne?
00:23:42: Die haben Priefe geschrieben, die haben ...
00:23:45: Petitionen, also so ähnlich,
00:23:47: sie haben sich echt ins Zeug gelegt,
00:23:49: dass sie mehr Internet bekommen.
00:23:51: Und haben dann von dem Träger gesagt bekommen,
00:23:54: "Nein, es gibt nur so und so viel Megabyte,
00:23:56: weil Internet ist nur für schulische Zwecke."
00:23:59: Mhm. - Und die waren halt so 16, ne?
00:24:01: Also, das kannst du keine 16-Jährigen erzählen, ne?
00:24:05: Mhm. - Und irgendwann haben die
00:24:07: halt den Telefonmast abgefackelt.
00:24:09: Ach ...
00:24:10: interessant.
00:24:11: So, und dann stehst du ja da als pädagogische Fachkraft, ne?
00:24:16: Und du musst den ja dann anscheinend,
00:24:19: weil das so vorgegeben wird,
00:24:21: denen irgendwie sagen, dass das nicht in Ordnung ist.
00:24:24: Mhm.
00:24:25: Und ich stand dann dann, dachte mir so,
00:24:27: also ich hab's im Endeffekt nicht ...
00:24:30: Aber das ist so was, was mich dann immer wieder
00:24:32: in diese Situation bringt.
00:24:34: Weil ich mich halt frage, was bringen wir denn diesen jungen Menschen
00:24:38: halt irgendwie so bei?
00:24:39: Wollen wir dieses Systemkonform erziehen?
00:24:41: Oder wollen wir die eher rebellisch erziehen
00:24:44: in Anbetracht der Tatsachen, wie diese Welt im Moment funktioniert?
00:24:48: Und am liebsten hätte ich denen gesagt,
00:24:50: "Ja, ihr habt wochenlang habt ihr diese Arbeit gemacht,
00:24:54: warum gebeten, dass das geändert wird,
00:24:56: ihr habt euch organisiert, ihr habt da Dinge gemacht."
00:24:59: Und es ist ja irgendwie logisch,
00:25:01: dass ihr irgendwann diesen Telefonmast abfackelt,
00:25:03: weil ihr nicht mehr wisst, was ihr tun soll.
00:25:06: Und deshalb bin ich dazu, ist es für mich so eine ...
00:25:09: Ich weiß nicht, wie man das heute Kindern erklärt.
00:25:12: Vor allem auch, weil ich weiß es nicht.
00:25:15: Ich bin so, ich ... keine Ahnung, ich weiß es nicht.
00:25:19: Ich bin da überfordert.
00:25:22: Wobei Telefonmasten abfackeln jetzt auch nicht ...
00:25:25: der allerglügste ...
00:25:28: Ja, nee, natürlich.
00:25:29: ... Weg ist möglicherweise, von den Schozielen zu erreichen.
00:25:32: Vor allen Dingen die Frage ist ja auch,
00:25:34: diese Aushandlung bzw. diese Ausbalanciierung ist ja schwierig.
00:25:39: Das kann ja dann eben auch schnell umschlagen.
00:25:45: Es kann ja sein, dass die eigenen ...
00:25:47: Positionen und Haltungen damit konform gehen.
00:25:50: Wenn es dann andere machen, die dann auch es blöd finden,
00:25:53: und dann die beispielsweise die Telefonmasten abfackeln,
00:25:56: das ist ja dann so das, was die Kinder im Prinzip lernen müssen.
00:25:59: Dass es berechtigte Wut gibt.
00:26:02: Aber dass, wenn wir jetzt alle anfangen würden,
00:26:05: sie in solche Kanäle zu leiten,
00:26:08: das wäre schon schwierig als Gesellschaft.
00:26:11: Aber ...
00:26:12: Wann das so diese Themen, dass du das Gefühl hast,
00:26:17: dass du nicht mehr gut erklären kannst,
00:26:20: dass du dann eher so Richtung ...
00:26:24: Universität oder dich in den Unikontext begeben hast?
00:26:28: Ja, voll. Also, ich habe gemerkt, ich war halt in der ...
00:26:32: Also, ich habe eine Ausbildung gemacht zur Erzieherin.
00:26:36: Mhm. - Und ...
00:26:38: Also, ich ging da damals schon mit so vielen Sachen nicht so ...
00:26:42: Also, es war so so viele Sachen,
00:26:45: mit denen ich halt überhaupt nicht klarkam.
00:26:47: Und dann war ich in der ...
00:26:49: In der ...
00:26:52: stationären Kinder- und Jugendhilfe.
00:26:54: Mhm. - Und ...
00:26:57: Ich habe gemerkt, die Rahmenbedingungen,
00:27:00: also, das wissen ... also, das weiß, glaube ich,
00:27:02: die ganze Gesellschaft halt einfach,
00:27:05: dass die Rahmenbedingungen im sozialen Bereich nicht sonderlich gut sind.
00:27:08: Ähm ...
00:27:09: Aber auch ...
00:27:10: Der Umgang mit diesen ...
00:27:14: mit den Kindern und Jugendlichen
00:27:16: auch halt aufgrund von so Klassismus zum Beispiel.
00:27:20: Ähm, oder ...
00:27:22: Also ...
00:27:24: Ich bin da, also, ich konnte das halt irgendwann
00:27:27: irgendwie nicht mehr mit mir vereinbaren,
00:27:30: diese Arbeit zu tun.
00:27:32: Es gibt Leute, die machen diese Arbeit so gut.
00:27:36: Und auch da, ich möchte das nicht abwerten,
00:27:39: aber für mich kam das irgendwann nicht mehr in Frage,
00:27:42: dass ich so eine unfassbare Wut und so,
00:27:45: auch so eine ...
00:27:46: so eine Beklemmtheit irgendwie ...
00:27:48: Also, ich bin oft so worden aufgestanden,
00:27:50: ich hatte einfach Bauchwehe.
00:27:52: Weil, dass so dieses System so ungerecht abläuft,
00:27:56: ähm ...
00:27:58: dass ich das irgendwie nicht mehr konnte.
00:28:01: Mhm.
00:28:03: Mhm.
00:28:04: Und auch ständig auch so 'nem ...
00:28:06: Ich war ständig halt einfach so sauer,
00:28:08: und dann waren halt so voll viele Sachen,
00:28:11: und ich dachte mir so, nee, ich möchte irgendwie ...
00:28:14: Also, ich sehe das,
00:28:16: ich bin da auch solidarisch mit den ...
00:28:19: ähm ...
00:28:20: Mitarbeitenden, die wirklich rasse Arbeit zu leisten.
00:28:24: Ähm, aber auch da, also, wir müssen halt auch mal uns
00:28:27: dieses System angucken, was das im Endeffekt alle kaputt macht, ne?
00:28:31: Mhm.
00:28:32: Also, Mitarbeiter und auch diese Kinder und Jugendlichen zum Beispiel.
00:28:36: Also, das irgendwie ist das ja keine Win-win-Situation
00:28:39: für niemanden irgendwie, weil es läuft ja anscheinend nicht.
00:28:43: (Sie stöhnt.)
00:28:44: Und das echt ...
00:28:45: Das ist ja wirklich ein strukturelles Problem,
00:28:48: das ist vor allen Dingen ein politisches Problem.
00:28:50: Ja, ja.
00:28:51: Ähm ...
00:28:52: Denn wenn wir jetzt zum Beispiel über solche Sachen denken,
00:28:55: oder solche Sachen reden, wie jetzt Haushaltsplanung,
00:28:58: Budgetplanung, Schuldenbremsen,
00:29:00: das ist ja dann ...
00:29:01: Es führt ja relativ schnell in so 'nem Pfad,
00:29:03: dass man sagt, okay, was wird nicht angetastet?
00:29:06: Äh ...
00:29:07: Weiß ich nicht, ne? Irgendwie Subventionen
00:29:09: oder irgendwelche Unterstützung für Wirtschaftsorganisationen.
00:29:14: Und wo sparen wir als Erstes?
00:29:16: Ja, natürlich im sozialen Bereich.
00:29:18: Mhm.
00:29:19: Hat mich der Christian Lindner letztes gesagt,
00:29:21: irgendwie so drei Jahre, will er die Ausgaben auf Eis legen oder so?
00:29:25: Genau. Und das ist ...
00:29:26: Besteigung und so.
00:29:27: Und da denkste dir ja krass, also, wir haben wirklich
00:29:30: im Gesundheitswesen beispielsweise oder auch irgendwie bei Psychiatrie,
00:29:33: Psychotherapien ...
00:29:34: Es ist ...
00:29:36: Es ist wirklich krass.
00:29:37: Die Leute sind wie Blöde bei der Tafel, bei der Diakonie und Charitas,
00:29:41: die ...
00:29:42: ähm ...
00:29:43: die Bildungseinrichtung ächzen den fehlt.
00:29:46: Das ist tatsächlich ein Ressourcen,
00:29:48: nicht ein Engagement und Motivation, sondern den fehlt es einfach an Geld.
00:29:52: Und das sind so Themen, da ...
00:29:55: sprechen wir auch in diesem Podcast ganz, ganz häufig darüber.
00:29:58: Das Leute, die sich dann aber engagieren, das Gefühl haben,
00:30:01: krass, ich geh jetzt hier über Schmerzgrenzen hinaus,
00:30:03: oder ich hab das Gefühl, ich komm in so 'n Burnout,
00:30:07: weil ich immer gegen so große Windmühler arbeit.
00:30:10: Ja, voll. Also vor allem auch ...
00:30:13: Ja, das ist halt immer so 'n ...
00:30:18: Ich glaube ...
00:30:19: Das weiß ich ja auch wahrscheinlich selbst, so 'n ...
00:30:22: ähm, so 'n Grad zwischen.
00:30:24: Man muss ja auch selbst irgendwie ein bisschen egoistisch sein,
00:30:29: weil man im Endeffekt muss man halt Miete zahlen.
00:30:31: Also im Endeffekt will man ja selbst auch irgendwie so überleben.
00:30:36: Auf der anderen Seite gibst du halt so voll viel.
00:30:39: Also das ist immer so auch so selbst, irgendwie so eine Aushandlung und so ein ...
00:30:45: Ja, keine Ahnung. Aber also bei mir, wenn ich so in meinem Umkreis so rumhöre,
00:30:51: es geht halt also auch bei Leuten, die das sehr aktivistisch und politisch und so unterwegs sind.
00:30:59: Also ich kenne glaube ich niemanden, den es gerade gut geht.
00:31:03: Also das ist ja gerade irgendwie so eine krasse Zeit, die so ...
00:31:10: Also so im Endeffekt geht es ja im Moment echt so um Überlebens.
00:31:15: Also es geht natürlich immer, aber es sind so Überlebenskämpfe.
00:31:18: Und wenn du dir dann so die Politik anguckst und du merkst so, ja okay,
00:31:21: ihr macht halt Politik für Reiche oder Superreiche
00:31:24: und du merkst halt so auf alles andere, wird irgendwie geschissen, so.
00:31:29: Natürlich ist das nicht geil.
00:31:31: Und wir können es halt im Endeffekt nur im Kollektiv halt lösen, ne?
00:31:35: Was können wir denn tun?
00:31:40: Ich glaube ich.
00:31:41: Was können wir denn verändern? Im Bildungssystem, um da jetzt mal anzufangen,
00:31:45: auch irgendwie in der wachsenden Bildung.
00:31:47: Was sind so Möglichkeiten, um diese Strukturen zu zerschlagen?
00:31:50: Was machst du, was ist denn so deine Erfahrung, um Veränderungen herbeizuführen?
00:31:55: Also ich glaube, also was heißt nicht ich glaube, aber mein Ding ist es immer irgendwie,
00:32:03: ich finde, wie soll ich das jetzt sagen, ich muss das jetzt ganz kurz überhaupt zusammenkriegen.
00:32:12: Also ich stelle mir immer dieses grundlegende Ding, wohin wollen wir gehen, ne?
00:32:18: Und es gibt sehr, sehr viele Leute, die sehr gute Arbeit machen und die auch kämpfen.
00:32:24: Aber ich frage mich immer so oft, habe ich das Gefühl, es wird so aus der Augen gelassen,
00:32:29: wo wollen wir eigentlich hin?
00:32:31: Und ich glaube, dass jetzt mal auf so eine, ich glaube das ist eher so eine philosophische Betrachtung vielleicht, so.
00:32:38: Also es ist eher so eine konkrete praktische Handlungsempfehlung oder irgendwie, sondern eher so,
00:32:45: ich glaube, wir müssen radikaler werden.
00:32:51: Also nicht radikaler in dem Sinne so, also ich möchte das jetzt halt irgendwie auf Waffengewalt irgendwie so runterbrechen,
00:32:59: sondern radikaler in dem Sinne, was ist die Wurzel dieser Probleme?
00:33:04: So und ich habe auch so das Gefühl, dass wir uns immer wieder zufrieden geben mit so Reformen.
00:33:11: Also mit so kleinen Steps, die uns dann so gegeben werden, so von diesem machten Herrschaftssystem.
00:33:20: Aber wir dürfen halt irgendwie nicht außer Acht lassen, wo wollen wir denn hin?
00:33:27: Und was ist denn eigentlich die Ursache unserer Probleme?
00:33:32: Also, und in meinen Augen ist es halt unter anderem zum Beispiel sind es halt kapitalistische Verhältnisse.
00:33:39: Also wenn ich eine kapitalistisch geprägte Gesellschaft habe, geht es halt nicht um die Menschen, sondern es geht halt ums Kapital.
00:33:45: Und dann gewinnt halt die Person, die das meiste Kapital hat.
00:33:49: Also im Endeffekt geht es ja auch da um Ressourcen.
00:33:52: Und ich finde, das sollten wir halt immer wieder uns vor Augen führen, wo wir überhaupt hin wollen,
00:33:57: anführungszeichen und auch uns nicht von so kleinen Veränderungen immer wieder so kaufen lassen.
00:34:05: Weil im Endeffekt führen wir dann dieselben Kämpfe in fünf, also das ist ja, das hört ja nicht auf.
00:34:12: Weißt du, also das ist ja so dann, das ist halt so ein Teufelskreis, aus dem man halt nicht rauskommt
00:34:18: und es wird ja sich nie auto, also zum Beispiel, es wird nie der Moment kommen,
00:34:25: wann Mieten einfach wieder sinken.
00:34:29: Wo soll das herkommen?
00:34:32: Oder wenn wir für mehr Lohnstreiken natürlich um zu überleben oder beziehungsweise um sich jetzt Miete zu leisten und so,
00:34:41: aber sollte man net Lohnarbeit generell kritisch betrachten und dieses System, was dahinter steckt,
00:34:49: wie das wir immer wieder für mehr Lohnkämpfen und im Endeffekt in fünf Jahren stehen wir wieder da im Kämpfe für den nächsten 4%.
00:34:57: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.
00:35:00: Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne.
00:35:03: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben.
00:35:06: Was sie wollen, was sie antreibt, das lest ihr jede Woche neu auf Veto-Magazin.de.
00:35:18: Du hast geschrieben, oder es gibt ein Zitat von dir, wir müssen Wissenschaft komplett neu denken.
00:35:25: Und in einem Instapost hast du mal geschrieben, abolish Hochschulen, also Hochschulen abschaffen.
00:35:31: Das ist ja ein durchaus radikaler Umgang, das ist ja eine sehr radikale Forderung.
00:35:39: Jetzt könnte man natürlich auch fragen, ja, dann können wir, also was bedeutet das?
00:35:44: Zweitens, was würde das?
00:35:46: Dann haben wir die Hochschulen also abgeschafft, was kommt danach?
00:35:49: Wie sieht die Welt dann übermorgen aus?
00:35:54: Ja, das wird jetzt der Zeug dazu was sagen.
00:35:58: Genau, ein hervorragender Moment, da jetzt einzusteigen.
00:36:04: Das ist ein super Thema.
00:36:07: Weil, also, Leute denken immer, wenn man, also wenn zum Beispiel, also das mache ich so meine Erfahrung,
00:36:16: wenn ich irgendwie so von Abschaffung rede, also das ist ja auch so abolish, der Polis,
00:36:21: also so Abolationstheorien irgendwie.
00:36:26: Das geht ja nicht darum, eine Institution einfach abzuschaffen
00:36:32: und dann zu sagen, so, ja okay, die ist jetzt abgeschafft und damit ist die Sache gegessen.
00:36:36: Das ist ja eher andersherum.
00:36:38: Du willst ja diese Institutionen quasi unnötig machen.
00:36:42: Also du gibst den Leuten Ressourcen, damit du quasi diese auch Verstaatlichten
00:36:52: oder privatisierten Institutionen, jetzt sagen wir mal Hochschulen,
00:36:55: damit du die quasi abschaffst.
00:36:57: Also es ist nicht so, dass ich jetzt einfach Hochschulen abfackeln will, so,
00:37:02: sondern wir müssen einfach, also ich finde, wir müssen so Wissenschaft,
00:37:07: wie ich, wie du schon gesagt hast, neu denken, weil auch dahinter im Moment
00:37:13: eine krass neoliberale und kapitalistische Struktur steckt.
00:37:17: Also du hast an Hochschulen, auch Hochschulen sind krasser,
00:37:21: das kapitalistische System halt irgendwie so eingebettet
00:37:25: und da geht es halt auch im Endeffekt um Ressourcen
00:37:27: und auch auch um so Legitimationen von so Gewaltprozessen
00:37:31: und du hast in Hochschulen eine ganz ganz elitäre,
00:37:36: also Hochschulen sind in meinen Augen super elitär und super,
00:37:47: auch damit halt gewaltvoll und schließen halt super viele Leute aus
00:37:51: und Hochschulen eignet sich quasi an, das Wisse dieser Gesellschaft zu haben,
00:37:58: aber wie kann das sein, wenn in Hochschulen nur bestimmte Gruppen
00:38:03: von Menschen sitzen und meistens Leute aus einem, in Deutschland,
00:38:08: aus einem weißen, bürokratisch-akademikeren Kontext?
00:38:12: Also auch da werden ja immer wieder so Perspektive nicht weitergegeben,
00:38:20: weil die Leute gar nicht da sind, die das kannten.
00:38:23: Das heißt, dir geht es nicht darum, die Institution komplett abzuschaffen,
00:38:31: sondern dir geht es darum, mal ein paar grundlegende Dinge in Frage zu stellen
00:38:35: oder strukturell, oder den Ist-Zustand einmal aufzuschreiben,
00:38:40: festzustellen, ja warum ist das denn so, dass irgendwie,
00:38:43: das muss man ja auch sagen, weil du das so verknüpft,
00:38:47: irgendwie mit Ressourcen und Armut möglicherweise,
00:38:50: also es gibt ja kein Land, Industrienation oder kaum ein Industrienation,
00:38:55: wo der Bildungserfolg der Kinder so krass vom Geldbeutel der Eltern abhängt
00:38:59: und wenn die Eltern reich sind und selber irgendwie Bildungskapital besitzen,
00:39:04: dann werden die Kinder auch erfolgreich, was ein sehr spannender Punkt ist,
00:39:08: weil es ja in Deutschland effektiv keine Bildungsgerechtigkeit gibt.
00:39:11: Das ist ja etwas, was viele Leute nicht so anerkennen wollen.
00:39:16: Ja, weil du halt auch, wie wir von Anfang an, also am Anfang haben wir ja mal kurz
00:39:20: auch darüber gesprochen, es wird so eine Scheinwelt aufgebaut,
00:39:24: es wird so was aufgebaut und so, ja alle Menschen in Deutschland, die haben ja gleiche Chancen.
00:39:28: Wir haben alle, also alle Menschen, also du musst einfach auch noch richtig hart arbeiten,
00:39:35: zum Beispiel auch, um das zu schaffen und so.
00:39:37: Also das ist ja ein super neoliberales Gedankengut halt,
00:39:41: und das ist halt so krass in dieser Gesellschaft verankert, obwohl,
00:39:47: und das ist auch so ein bisschen für mich so eine cognitive disso-lattes irgendwie,
00:39:51: obwohl du ja sehr, sehr viele, zum Beispiel Studien hast, die halt genau das Gegenteil beweisen.
00:39:59: Also wir haben so da so verschiedene Business-Bestände, aber der eine wird halt mehr ernst genommen anscheinend
00:40:09: wie der andere, ne? Also weil die Business-Bestände sind ja da, aber das was so im, ich sag jetzt mal so
00:40:17: Mainstream-Kontext irgendwie so gesehen und gehört wird, ist halt das was deiner bester
00:40:24: Insystem halt passt, meiner Ansicht nach irgendwie.
00:40:29: Du hast in deiner Masterarbeit dich mit Widerstandsstrategien gegen Rassismus in Hochschulen beschäftigt.
00:40:36: Ja.
00:40:38: Erzähl dazu doch nochmal bitte zwei Sätze. Also es geht ja offensichtlich,
00:40:43: es geht in einem Teilbereich um Emotionalität und wie es hilft, Dinge zu verändern.
00:40:49: Also was bedeutet das alles?
00:40:53: Also die Arbeit habe ich geschrieben, weil ich selbst an der Hochschule so Erfahrung gemacht habe,
00:41:01: die nicht so cool waren und habe mich ja noch so mehr damit beschäftigt.
00:41:06: Und meine Arbeit ist quasi für Menschen, die von Rassismus betroffen sind,
00:41:11: die und die Arbeit beleuchtet halt so den Stand von Hochschulen.
00:41:19: Also wie es halt im Moment der Stand an deutschen Hochschulen auch mit dem Hinblick so auf Diversity-Konzepter,
00:41:26: wie Hochschulen im Moment sich, also Hochschulen kämpfen irgendwie gerade um ihre Legitimation
00:41:39: dadurch, dass sie vorgeben, Diversity zu fortfördern.
00:41:45: Aber wenn man dann in so obere Etagen so guckt, merkt man halt einfach okay ist eigentlich gar nicht so
00:41:51: und beleuchtet halt auch so wie die Hochschulen halt Gewalt immer wieder reproduzieren dadurch auch
00:41:58: und geht dann halt auch verstärkt auf so den so Wut von mehrfach marginalisierten Menschen ein
00:42:07: und das reicht halt auch auf so Selbstverteidigung, weil ich finde, wenn wir von so Wissensreproduktion sprechen,
00:42:17: ist es halt auch wie so ein Schlachtfeld irgendwie.
00:42:22: Also du hast dann halt auf der einen Seite so Menschen, die wollen ihr Wissen, also die reproduzieren halt die ganze Zeit ihr Wissen,
00:42:29: worunter aber im Endeffekt andere Menschen halt irgendwie auch leiden
00:42:33: und viele verschiedene Wissensbestände werden ja gar nicht als wissenschaftlich anerkannt.
00:42:40: Und deshalb ist Hochschule für mich so ein Raum, wo halt definitiv Kämpfe geführt werden müssen und auch werden
00:42:49: und ja, das habe ich halt alles so ein bisschen so beleuchtet wie dort Kämpfe ablaufen,
00:42:56: aber auch wie wir Widerstand leisten können an deutschen Hochschulen gegen diese Systeme,
00:43:02: auch wenn das heißt sich am Schluss gegen die Institution generell zu stellen.
00:43:08: Weil das ist ja auch immer so ein Prozess, wenn du dann selbst drin bist, bist du ja auch Teil davon
00:43:13: und wie gehst du damit um?
00:43:15: Hat dich irgendwas davon, was du daher herausgefunden hast, überrascht?
00:43:20: Ne, ich hatte es eher so, also der Prozess, also was heißt net über, also ich muss ja sagen, also das ist ja,
00:43:30: ich habe ja jetzt net in dem Sinne mich dahin gesetzt und in Anführungszeichen so vorrascht
00:43:35: und habe gedacht, da kommt jetzt irgendwas überraschendes bei raus.
00:43:38: Ich habe eher wie so eine, also ich habe eher, es ist eine literaturgestützte Recherche
00:43:44: und auch eine, die auf meinen eigenen Erfahrungen beruht, deswegen ist es net so überraschend.
00:43:49: Es hat mich eher so empowert, ehrlich gesagt.
00:43:55: Also es hat mich eher noch mal so gestärkt, weil wenn man sich halt, also das Ding ist,
00:44:00: ich bin ja keine in Anführungszeichen so Pionierin auf dem Gebiet, sondern es gibt ja dazu schon seit Jahrhunderten
00:44:07: sehr, sehr viele Arbeiten, vor allem ich beschäftige mich ja so aus einem schwarzen feministischen Kontext damit, ne.
00:44:13: Also es gibt halt so viele, also auch schwarze Feministinnen, die halt seit eh und je so sagen,
00:44:21: dieser Zustand auch an Hochschulen ist total so rassistisch und wir haben auch in Deutschland
00:44:28: so Black Unions, Black Student Unions oder BIPOC Referat und so, die alles haben so richtig geile Arbeit halt einfach machen
00:44:40: und wie gesagt, diese Wissensbestände sind da.
00:44:43: Es ist nicht so, dass das eine komplett neue Arbeit ist, weil ja, die Sachen sind da.
00:44:51: Man muss sie einfach zu sich nehmen, annehmen und irgendwie dann demnach Dinge ändern,
00:44:57: aber das ist halt das, was nicht passiert.
00:45:00: Wir müssen nochmal spielen.
00:45:05: So, okay.
00:45:07: Das erste, das erste habe ich einfach gekackt.
00:45:11: Wir spielen ein Spiel, das ich glaube ich immer spiele, immer spielen muss.
00:45:17: Das heißt ganz schön knapp.
00:45:19: Du bekommst eine Minute, ich stelle dir so eine Fragensalve und du musst so schnell wie mir wirklich antworten.
00:45:26: Ja?
00:45:28: Ganz schön, knapp, alles auf Zeit.
00:45:36: Wie heißt dein Traumstudiengang und was lernen Studierende in diesem?
00:45:39: Ähm, Evolution und Transformation.
00:45:48: So würde mein Traumstudiengang weißen.
00:45:50: Was, Leute?
00:45:52: Achso, ja okay.
00:45:53: Nee, ja.
00:45:54: Was war dein schönster Unimoment?
00:45:57: Meine schönsten Unimoment sind die Momente, wo ich mit anderem Leuten, die dieselben Erfahrungen mache, zusammensitze und die sind heutiger vorgekommen,
00:46:13: letzter Zeit und wieder überfilosophieren, wie wir dieses System verändern können.
00:46:18: Was hast du kürzlich zum ersten Mal gemacht?
00:46:22: Diamond Painting.
00:46:26: Ich muss dir später nachfragen.
00:46:30: Womit längst du dich gerne ab?
00:46:35: Diamond Painting.
00:46:38: Wen bewunderst du?
00:46:43: Ich bewundere tatsächlich alle Menschen, die sich gegen dieses System aufleben.
00:46:52: An was denkst du zum Einschlafen?
00:46:55: Ich schätze zum Einschlafen tatsächlich, ich bin da ziemlich krank, glaube ich, true crime podcast.
00:47:10: Was steht auf dein Demo-Shield?
00:47:15: Erbohrlich Hochschuld.
00:47:20: Okay, das ist der Überleitungssound.
00:47:26: Wir sind fertig mit dem Spiel.
00:47:29: War cool.
00:47:31: So schlimm hast du jetzt nicht.
00:47:33: Aber du musst jetzt einmal kurz erzählen, was ist Diamond Painting?
00:47:36: Bei mir ist es so, ich bin so ein Mensch, ich habe selten Hopp, also ich habe keine Hoppies.
00:47:46: Ich bin immer irgendwie, das ist sehr, sehr, sehr ungesund, ich bin immer irgendwie sowieso unter Strom.
00:47:55: Ich kann auch nicht so abschalten und auch nicht, also das fällt mir sehr, sehr schwer.
00:48:00: Entweder ich schlafe oder ich bin wach, irgendwie so gefühlt, was dazwischen gibt es nicht.
00:48:05: Wahrscheinlich sterb ich in fünf Jahren im Herzinfarkt oder so, deswegen.
00:48:08: Aber auf jeden Fall habe ich jetzt letztens zum allerersten Mal Diamond Painting gemacht.
00:48:13: Und da musst du, da hast du wie so malen nachzahlen, ne?
00:48:18: Hast du so ein Plakat vor dir liegen und dann hast du so millimeterkleine Diamonds, die du mit so einem Stift auf dieses Plakat drauf machen musst, in so einem Motiv halt.
00:48:32: Und das sind, bei dem einen, wo ich zum Beispiel gerade dran setze, sind es so 33.000 Steinchen.
00:48:38: Und dann gibt es aber auch mittlerweile auch so, ich habe jetzt hier so Glasuntersetzer gemacht oder so Schlüssel hat ein Ecken.
00:48:45: Und das ist so was, was mich so völlig aus dieser Welt rausbiemt, weil ich kann das einfach, das ist genau das, was ich die ganze Zeit irgendwie so insgeheim gesucht habe,
00:48:54: weil das mich einfach richtig aus dieser Welt halt irgendwie so dringt.
00:48:59: Und es ist so tiefenentspannt für mich.
00:49:02: Also das Ding besteht darin, dass du kleine Glassteine oder Diamanten, wahrscheinlich sind es ja Glassteine, auf dem Plastik, glaube ich.
00:49:11: Okay, anbringst. Und musst du dann auch Kleber dran machen oder so?
00:49:18: Nee, also das Motiv ist quasi schon mit Kleber. Und du hast dann immer diese Folie, die musst du halt immer so ein bisschen abmachen, die Diamonds setzen und wenn du halt fertig bist, machst du die Folie wieder auf den Platz, wo du noch nicht die Diamonds paint hast.
00:49:35: Ach witzig, okay.
00:49:37: Also es wird geschwitzig. Es ist auch echt geil. Also ich kann es vielen, also ich glaube, wenn jemand noch keine Beschäftigung gefunden hat, wo man so runterkommt,
00:49:49: try it with diamond painting. Das Krasse ist aber allerdings, und das macht mich so ein bisschen fertig, so in diesem mainstream diamond painting game, ist die Motive ein bisschen schräg.
00:50:04: Ich will da jetzt niemand auf den Schlips treten, aber die sind oft so, diese Wölfe und so, weißt du, so eine, also ich finde die Routise voll schlimm.
00:50:15: Ach so, voll mond und dann so.
00:50:17: Ja, genau, ja, ja, so.
00:50:19: Katze und Universum.
00:50:21: Genau, aber man hat manchmal Glück, vielleicht.
00:50:27: Okay, okay.
00:50:29: Ach, schräg. Ja cool.
00:50:33: Jetzt habe ich dich ja nach deinem Demo-Schild gefragt. Jetzt wurde ja so wahnsinnig viel demonstriert in den letzten Wochen.
00:50:42: Wie blickst du da auf die Demonstrationen? Ist das gut, das schlecht, Hoffnung, Schulterzucker, was geht so in dir vor?
00:50:51: Also ich bin sehr skeptisch. Also ich finde das richtig, also auch da wieder, die Leute sollen demonstrieren, ne? Sogar keine Frage.
00:51:01: Ich stelle mir halt allerdings die Frage nach der Nachhaltigkeit dessen und ob das jetzt auch wieder irgendwie so abschwächt zum Beispiel.
00:51:12: Und ich stelle mir auch die Frage, ob die Leute verstehen, dass dieser Rassismus, der stattfindet, nicht nur in der AfD ist.
00:51:23: Also natürlich bin ich gegen die AfD gar keine Frage.
00:51:29: Ich beobachte aber gleichzeitig, dass in anderen Räumen auch sehr viel Rassismus reproduziert wird, der in meinen Augen oft vielleicht gar nicht so reflektiert wird, wie das er reflektiert werden sollte.
00:51:44: Und ja, und ich finde es halt auch irgendwie so krass. Also ich meine, du hast in den ganzen Städten diese Demos.
00:51:54: Sind die eigentlich im Moment wieder so ein bisschen abgeschwächt?
00:51:59: Ja, ne?
00:52:00: Wahrscheinlich, ja, vielleicht, ja.
00:52:02: Ja, ich würde mir halt so wünschen, dass das halt so nachhaltig bleibt und dass man auch da irgendwie so radikaler an die Sache geht und sich grundlegend die Frage stellt, was können wir alle irgendwie in unserem Leben ändern?
00:52:13: Weil also wenn wir uns die Statistik angucken, die Rassistik, also so rassistische Taten, die steigen halt trotzdem.
00:52:22: Also die Leute gehen demonstrieren, aber wir als Menschen, die Rassismus-Erfahrungen machen, sind ja trotzdem damit konfrontiert, dass diese Gewalt im Moment super krass zunimmt.
00:52:33: Und dass diese Außenpolitik, die gerade gefahren wird, super krass ist auch so an den Grenzen. Also die EU schottet sich halt gerade zum Beispiel so komplett ab.
00:52:43: Also Dinge passieren ja und die werden schlimmer für Menschen, die betroffen sind.
00:52:52: Und ich frage mich halt, wie man das so in Einklang bringen kann. Was denkst du dazu?
00:53:01: Ich finde es halt wichtig, dass man es genauso benennt. Also ich empfehle es auch so, dass die AfD die darf nicht eine Entlastungs-Funktion sein oder eine Entlastungspartei sein für die Mitte der Gesellschaft, die den eigenen Rassismus, den eigenen auch Extremismus oder die Radikalisierung in der Mitte übersieht, um mit dem Finger auf die AfD zu zeigen.
00:53:28: Ich kenne das ja so ein bisschen als die Diskurs "Westdeutschland, Ostdeutschland". Immer wenn man über den Rechtsextremismus und Ostdeutscher spricht, ist das immer wieder auch ein Punkt, wo man nicht über den Rechtsextremismus und Westdeutschland sprechen muss.
00:53:39: Und so ein bisschen geht es mir mit diesem Thema. Und ich finde es auch gut, dass die Demonstrationen existieren. Aber ja, der Rassismus findet auch in bürgerlichen Milieus statt.
00:53:50: Beim Bäcker, an der Hochschule, in den Familien, irgendwie ja in den Kirchen. Wir haben gigantisch große Probleme mit allen möglichen Dingen und Straftaten.
00:54:00: Und solange in etablierten Parteien die Politiker in der Talkshow sitzen und sagen, die Ausländer nehmen den Deutschen die Zahnarzttermine weg, muss ich nicht so weit in die AfD hineinschauen.
00:54:12: Ja, das findet wie so eine... Ich habe so oft das Gefühl, das hast du ja immer bei Rassismus, auch so diesen Sting.
00:54:22: Das hattest du damals auch bei Black Lives Matter. "A, guck doch in die USA, da ist die Polizeigewalt viel schlimmer."
00:54:29: Du hast immer so diese Auslagerung des Problems, findest du halt immer in diesen ganzen Bewegungen irgendwie.
00:54:37: Es wird immer irgendwas gesucht, wo man dann mit dem Finger drauf zeigen kann und so gesagt werden kann, aber guck mal die da.
00:54:45: Aber so in sich selbst reinzugehen und das zu reflektieren, das hat unsere Gesellschaft nicht gelernt.
00:54:53: Ja, ja, genau.
00:54:56: Und es kriegst du ja nirgends beigebracht, an Hochschulen nicht, an Schulen nicht, an die ehrliche Auseinandersetzung und die ehrliche Reflektion mit einem selbst.
00:55:08: Ja, genau. Also wenn man jetzt böse sein wollte, könnte man ja auch gucken.
00:55:15: Also nicht nur über Dinge im Geschichtsbuch lesen, sondern auch mal in Familienalbumblättern, könnte man so ein bisschen sadonisch sagen.
00:55:22: Das haben die deutschen Familien der Mehrheitsgesellschaft lange nicht getan.
00:55:28: Oder halt einfach mal zuhören.
00:55:31: Einfach mal oder zunehmen und zuhören und annehmen, was Leute sagen, die davon halt einfach auch vielleicht Ahnung haben.
00:55:38: Und ich meine nicht Ahnung, indem ich weiß, dass Rassismus scheiße ist, sondern Ahnung von Leuten, die sich täglich damit auseinandersetzen
00:55:49: auf einem praktischen und theoretischen Level.
00:55:53: Und damit meine ich nicht nur Akademiker*innen, sondern andere Menschen, wo man vielleicht nicht immer in Drührung mitkommt.
00:56:05: Wir kommen jetzt langsam zum Ende und wir bieten allen unseren Gästinnen und Gästen die Möglichkeit, Werbung zu machen,
00:56:15: bzw. eine Werbeanzeige einzusprechen für Menschen, Projekte, Bücher, Dienstleistungen, für alles, was dir wichtig scheint, für dich selber, aber eben auch für andere.
00:56:30: Und du hast in diesem Podcast jetzt die Möglichkeit, wenn die Leute aufmerksam sind und uns zuhören, die ein wenig Gehör zu verschaffen.
00:56:39: Und deine Werbeanzeige, die kommt jetzt.
00:56:42: Du darfst.
00:56:57: Okay, also ich würde gerne gar nicht spezifisch auf irgendwas eingehen, werbungsmäßig.
00:57:04: Ich würde nur gerne dafür werben wollen, dass wenn man im Kampf gegen Faschismus und gegen Recht immer wieder seine Ressourcen in weiße bürgerliche Organisationen steckt,
00:57:17: bleiben die Leute, die quasi an der, also die davon betroffen sind, sehr oft einfach ohne Ressourcen.
00:57:29: Deswegen würde ich gerne dafür werben, dass wenn man Geld erspendert etc., guckt, dass die soweit dort ankommen, wo sie am stärksten gebraucht werden.
00:57:45: Zum Beispiel bei mekanisch selbst Organisationen, bei den lokalen Organisationen, die sich gegen Rassismus, Faschismus und so weiter einsetzen.
00:57:59: Auch so kleine Orgas, die im Moment wirklich richtig krass mit so Geldern und Ressourcen struggling, weil auch Gelder gestrichen werden von der Politik, Fördergelder fallen weg und so weiter.
00:58:12: Und dafür würde ich gerne werben, dass man echt so vielleicht so guckt und wie man am besten seine Ressourcen so verteilt.
00:58:23: Das wäre so, glaube ich, meine Werbedingung.
00:58:27: Ich weiß nicht, ob das jetzt so gut ist, aber ich möchte net jetzt so ein, zwei Orgas irgendwie so da hochhalten, sondern ich möchte generell, dass da so ein Umdenken vielleicht stattfindet.
00:58:37: Das ist okay.
00:58:40: Und ich möchte gerne noch ein Buch vorstellen oder beziehungsweise Werbung dafür machen, weil wir vorhin von Aboluzinismus gesprochen haben.
00:58:48: Das heißt Aboluzinismus, ein Reader herausgegeben von Daniel Leuch und Vanessa E. Thompson.
00:58:54: Weil das finde ich eine sehr, sehr gute Grundlage und auch mal so zu gucken, wie man so damit arbeitet, Dinge in Anführungszeichen abschaffen zu wollen. Genau.
00:59:09: Das war's.
00:59:11: So, wir haben doch keine Zeit mehr.
00:59:15: Vielen Dank, Taha. Schön, dass du da warst. Schön, dass du dir die Zeit genommen hast und mit mir, mit uns gesprochen hast.
00:59:23: Ich finde, es ist ein wahnsinnig wichtiges Thema.
00:59:27: Es ist vor allen Dingen ein nicht so ganz einfaches und auch zuweilen schmerzhaftes, wenn es darum geht, Rassismus oder Diskriminierungsform in Umfeldern zu besprechen und darauf aufmerksam zu machen, wo man das Gefühl hat, man gehört doch zu den Guten eigentlich.
00:59:45: Und insbesondere in Hochschulzusammenhängen über Macht und Machtkritik zu sprechen, über Zugänge, Ressourcen, über die Frage zu streiten, ob nur Akademiker Kinder mitmachen dürfen oder auch nicht.
00:59:58: Das war wahnsinnig interessant. Schön, dass du da warst.
01:00:01: Danke.
01:00:02: Schön, dass ihr zugehört habt. Das ist ganz schön laut der Podcast des Veto Magazins. Hört ihn, empfiehlt ihn, abonniert ihn, legt ihn euren Familien und Freunden und Arbeitskollegen auf den Schreibtisch, folgt Veto auf Instagram und TikTok.
01:00:20: Und in diesem Sinne bleibt gesund. Macht es gut. Bis zum nächsten Mal. Ciao.
01:00:25: [Musik]
01:00:40: Hey, bist du noch da? Dann bis bald.
01:00:44: Du hörst ganz schön laut den Veto Podcast alle zwei Wochen überall, wo es Podcast gibt. Und bis dahin folgt uns auf Instagram und TikTok.
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