Susanne Siegert und Gedenkarbeit
Shownotes
Eine „One-Woman-Show aus dem Wohnzimmer“, so nennt Susanne Siegert ihre Aufklärungsarbeit. Auf Social Media teilt sie Geschichten von Opfern der NS-Zeit. In ihren detaillierten Recherchen zum KZ-Außenlager Mühldorfer Hart macht sie Einzelschicksale sichtbar und dokumentiert die systematischen Verbrechen des Holocaust mit detektivischer Akribie.
Mit ihren Videos bei Instagram und TikTok zeigt sie das Ausmaß des Grauens – und zeigt, an welchen Stellen Aufarbeitung nötig ist. „Wir kennen kaum Namen zur Euthanasie oder von queeren Menschen“, die Opfer wurden. Siegert möchte den Blick auf die NS-Zeit deshalb um diverse Perspektiven erweitern, um „different horrors in the same hell“ darzustellen. Denn sie sagt: Deutschland ist eben kein „Erinnerungsweltmeister“.
Susanne Siegert fordert, nicht immer dieselben NS-Funktionäre zu beleuchten, sondern sich damit zu beschäftigen, wie sich die breite Gesellschaft an einer nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie beteiligen konnte. Und sie fragt: Wie kann sich Gedenken wandeln? Und welche Rolle spielen Einzelne dabei?
Im Gespräch mit Host Ninia LaGrande geht es darum, ob und wie der Holocaust auf Social Media Platz hat und warum Vergleiche zwischen dem Heute und der NS-Zeit schädlich sind. Und Susanne Siegert erklärt, warum sie die Sicht von Politik auf Jugendliche für „delusional“ hält.
TRANSPARENZ
Für ihre Recherchen nutzt Susanne Siegert meist die frei zugänglichen Arolsen Archives und lädt andere dazu sein, sich ebenfalls dort zu informieren.
Eine Geschichte, die Susanne Siegert besonders bewegt, ist die von zwei Kindern im KZ-Außenlager Mühldorfer Hart. Stephen Nasser hat auf Zementsäcken Tagebuch geschrieben. Seine Autobiografie heißt „Die Stimme meines Bruders“.
Ninia LaGrande empfiehlt das ZeitZentrum Zivilcourage in Hannover, einen interaktiven Lernort zum Nationalsozialismus.
Susanne Siegert und Ninia LaGrande sprechen außerdem über eine Folge des Podcasts „Mord auf Ex“ über Auschwitz-Arzt Joseph Mengele, bei deren Social-Media-Ausarbeitung Siegert unterstützt hat.
Susanne Siegert spricht vom Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin, über dessen Schutz wegen dem Bau einer S-Bahn Linie diskutiert wird und erzählt von ihrem Buch zum Thema Gedenkarbeit für alle, das im Herbst erscheint.
Susanne Siegert fordert dazu auf, mehr jüdischen Creator*innen zu folgen: Rosa Jellinek, Helene Shani Braun und Tanya Yael Raab
Die Folge mit Susanne Siegert wurde am 07.03.2025 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Ruth Klages und Jasper von Römer; Hosts: Ninia LaGrande und Stephan Anpalagan; Produktion: Benjamin Jenak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Transkript anzeigen
00:00:00: Es hätte keine Veränderungen dieser Welt gegeben, wenn nicht irgendjemand gesagt hätte,
00:00:05: "Achtung, das müssen wir ändern."
00:00:07: Aber manchmal muss man klare Kante zeigen.
00:00:09: Das fordert die Gesellschaft ja auch.
00:00:11: Klare Kante gegen rechts heißt es auch zum Beispiel immer.
00:00:13: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.
00:00:15: Haben wir extreme, massive Probleme, vor denen sich auch keiner verschließen kann.
00:00:19: Die Welt ist in Aufruhr.
00:00:21: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.
00:00:24: Du hörst "Ganz schön laut".
00:00:26: Den Veto-Podcast mit Ninia La Grande und Steven an Palaggan.
00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.
00:00:33: Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Ganz schön laut"
00:00:42: dem Interview-Podcast des Veto-Magazins.
00:00:45: Alle zwei Wochen sprechen wir hier mit Menschen, die sich aktivistisch engagieren.
00:00:49: Mit Menschen, die ihre Stimme erheben, um in dieser Gesellschaft etwas zum Besseren zu wenden.
00:00:54: Heute habe ich jemanden zu Gast, die für Stimmen von Menschen einsteht,
00:00:58: die durch NS-Verbrechen brutal zum Schweigen gebracht wurden.
00:01:01: Wer auf Instagram und TikTok unterwegs ist, kennt ihr Gesicht.
00:01:04: Dort erzählt sie die Geschichten von Opfern des Holocaust,
00:01:07: alles selbst recherchiert und außerdem klärt sie über Themen rund um Rechtsextremismus auf.
00:01:12: Sie erinnert uns jeden Tag daran, die verfolgten Menschen und ihr Leid nicht zu vergessen
00:01:16: und setzt sich für eine bessere Gedenkarbeit ein.
00:01:19: Herzlich willkommen, Susanne Siegert. Schön, dass du da bist.
00:01:22: Hallo, ich freue mich auch sehr.
00:01:24: Darf ich Susi sagen? - Ich wollte gerade sagen, bitte Susi.
00:01:27: Sehr schön. - Okay, gut. Wie geht es dir heute Morgen?
00:01:30: Ganz gut, du hörst vielleicht meine Stimme so ein bisschen belegt,
00:01:33: also wenn ich zwischendurch mal kurz abhusten muss, sorry.
00:01:36: Aber sonst geht es mir ganz gut, ich sitze auf gepackten Koffern,
00:01:39: fahre später nach Bayern zu meiner Family und freue mich einfach auf den sonnigen Tag.
00:01:43: Und auf das Interview mit dir. Wie geht es dir? - Sehr schön.
00:01:45: Mir geht es auch ganz gut. Ich sitze quasi auch auf gepackten Koffern
00:01:48: und fahre auch zur Familie nach Braunschweich,
00:01:50: weil ich heute Abend noch zum KITZ-Konzert.
00:01:52: In Braunschweich spielen die? - Genau.
00:01:55: Das klingt nach so einer Off-Location irgendwie so.
00:01:57: Nee, es ist eine riesige Halle. - Okay, kürst dich.
00:01:59: Es ist eine riesige Halle, genau.
00:02:01: Aber du hast schon ein gutes Stichwort geliefert.
00:02:03: Ich erzähle noch mal ein bisschen was über dich.
00:02:05: Du bist in Oberbayern in der Nähe von Mühlhausen aufgewachsen.
00:02:08: Mühldorf, genau. - Mühldorf, okay.
00:02:10: In der Nähe von Mühldorf,
00:02:12: dass deine Schule nur wenige Kilometer von einem KZ-Außenlager von Dachau entfernt ist,
00:02:16: hast du erst mit 27 erfahren.
00:02:18: Damals warst du mit deinen Eltern bei der Gedenkstätte
00:02:21: und hast daraufhin in vielen Dokumenten und Akten
00:02:23: weiter über die Geschichten der Menschen dort recherchiert.
00:02:26: Das war auch der Beginn deines Instagram-Accounts,
00:02:28: keine Erinnerungskultur, auf dem du deine Recherche-Ergebnisse teilst.
00:02:31: Und eigentlich hast du Journalismus in Eichstädt studiert
00:02:34: und bist dann für den Master nach Leipzig gezogen.
00:02:37: In den letzten Jahren, wir haben gerade darüber gesprochen,
00:02:39: es gab schon mal ein Porträt über dich im Veto-Magazin.
00:02:42: Und da hattest du noch nicht mal den TikTok-Account
00:02:46: oder auch den Instagram-Account noch nicht?
00:02:48: Genau, ich hatte vorher noch einen anderen Instagram-Kanal,
00:02:51: der hieß @kz.außenlager Mühldorf, und den hatte ich da schon.
00:02:54: Aber noch kein TikTok und nicht ...
00:02:56: Also keine Erinnerungskultur gab es zu dem Zeitpunkt,
00:02:58: als ich zum letzten Mal mit Veto-Magazin gesprochen habe, noch gar nicht.
00:03:01: Das fand ich grad voll schön dran zu denken,
00:03:03: weil ich glaub, da hat das auch noch nicht so viele Leute interessiert.
00:03:06: Ich hatte da, glaub ich, noch keine 5.000 Followerinnen.
00:03:09: Deswegen irgendwie schöner Full Circle Moment,
00:03:11: dass wir heute sprechen, alles so gekommen ist, wie es gekommen ist.
00:03:14: Also, krass, also inzwischen hast du auf Instagram 140.000 Follower
00:03:17: und auf TikTok sogar über 200.000.
00:03:19: Du hast zwischenzeitlich auch ein Podcast "Zeitzeugnisse",
00:03:22: in dem du in jeder Folge eine inhaftierte Person interviewst
00:03:25: und deren Geschichte erzählst.
00:03:27: Und 2024 hast du für deine Arbeit den Grimme Online Award
00:03:30: im Bereich Wissen und Bildung gewonnen.
00:03:33: Ich durfte den Grimme Online Award schon mal moderieren,
00:03:35: während Corona da war, online, genau.
00:03:37: Also, ich kenne es aus der Seite der Moderation.
00:03:40: Wie hat sich die Preisverleihung für dich
00:03:42: als Dominierte und Gewinnerin angefühlt?
00:03:44: Ja, also ich glaub, das Krasseste war einfach dort zu sein.
00:03:48: Und du bist da mit ganz vielen Redaktionsmitgliedern
00:03:51: und Menschen, die halt so in einem Team an großen Projekten gearbeitet haben.
00:03:56: Und man ist selber so dazwischen
00:03:58: und hat seine beste Freundin dabei als Plus 1,
00:04:00: weil man das ja alleine macht.
00:04:02: Und deswegen gab es da nicht so ein Rennen,
00:04:04: um wem von der Redaktion nehmen wir mit oder so.
00:04:06: Und das war einfach total surreal, aber auch schön.
00:04:09: Alle waren super lieb.
00:04:11: Und es war einfach schon total krass, dafür überhaupt nominiert zu sein.
00:04:14: Und dann irgendwann, in meiner Kategorie,
00:04:17: gab es, glaube ich, zwei oder drei Gewinnerinnen.
00:04:19: Und dann war ich die zweite, die ernaunst wurde.
00:04:21: Und nach der ersten Gewinnerannounce,
00:04:23: dann dachte ich mir, okay, hat nicht geklappt, okay, schade.
00:04:25: Aber es war voll des Tollerlebens
00:04:27: und dann, als mein Name gefallen ist
00:04:29: und dann dieser Film auf dieser Leinwand gelaufen ist,
00:04:31: das war schon echt ein sehr emotionaler Moment für mich auch.
00:04:34: Also es war einfach total die coole Bestätigung
00:04:37: und auch wirklich ein cooles Zeichen,
00:04:39: dass man auch als One-Woman-Show
00:04:41: aus seinem Wohnzimmer so eine Anerkennung bekommen kann.
00:04:45: Wir gehen mal nochmal wieder ein Stück zurück.
00:04:47: Hast du dich, bevor du mit deinen Accounts begonnen hast,
00:04:50: schon für die Geschichte der NS-Diktatur interessiert
00:04:52: und für Gedenkarbeit auch engagiert?
00:04:55: Also ich glaube, Interesse war da schon immer da,
00:04:57: einfach, wenn die Eltern aus der Geschichte interessiert sind.
00:05:00: Und wir waren dann schon auch mal mit der Familie in der Gedenkstätte,
00:05:03: im Mauthausen, das ist ja so eine Grenze Deutschland-Österreich,
00:05:05: als auch nicht so weit von meinem Elternhaus entfernt.
00:05:08: Und das war auch im Geschichtsunterricht und so.
00:05:10: Also ich habe schon das Gefühl, ich hatte schon immer eine Interesse,
00:05:13: ich habe auch früh eine Frankstagebücher gelesen und so.
00:05:16: Aber es war immer, ich glaube, das ist auch sehr klassisch,
00:05:19: eine Beschäftigung mit ganz weit weg und so.
00:05:22: Also das war für mich dann damals auch eben Auschwitz.
00:05:25: Und Dachau war zwar ganz nah,
00:05:27: aber in dem Kontext irgendwie auch ganz weit entfernt.
00:05:30: Also es war irgendwie nie so,
00:05:32: oder auch in der eigenen Familie,
00:05:34: hat man da als nächstes nach diesem Thema gesucht,
00:05:36: das ist auch in Deutschland und in der Auseinandersetzung hier,
00:05:39: man beschäftigt sich damit, aber ganz abstrakt und ganz weit weg,
00:05:42: also mit weit entfernten Orten und mit anderen Leuten,
00:05:45: auf jeden Fall nicht mit der eigenen Haustürre
00:05:47: und der eigenen Familienbiografie.
00:05:49: Wie kam es dann dazu, dass du begonnen hast,
00:05:51: dich auf Social Media der Gedenkarbeit zu widmen?
00:05:54: Ich glaube, ich habe dann eben, wie du gesagt hast,
00:05:57: angefangen über diesen Ort zu recherchieren
00:05:59: und war einfach fasziniert davon, was man irgendwie alles finden kann.
00:06:02: Und dass das irgendwie nirgendwo richtig aufbreitet wird auch.
00:06:06: Also diese Archive, die sind mal mehr, mal weniger Nutzerinnen
00:06:10: freundlich zu nutzen und dachte,
00:06:12: das hat irgendwie so visuell auch total viel Kraft.
00:06:16: Und da ich selber schon Analysmus studiert habe
00:06:18: und ich glaube auch generell einfach in Affinität
00:06:20: zu Social Media habe, durch mein Studium aber auch so,
00:06:23: weil ich selber sehr, sehr viel nutze,
00:06:25: einfach um mir das viel angucke,
00:06:27: war jetzt irgendwie ein logischer Schritt zu sagen,
00:06:29: mal darüber zu sprechen.
00:06:31: Und auch da hat sich aber glaube ich viel entwickelt.
00:06:33: Am Anfang war das noch viel.
00:06:35: Ich habe Fotos gepostet, Grafiken von Dokumenten,
00:06:37: also eher so Karussellpost, Statisch.
00:06:41: Und das ich dann mein Video, also Videos gemacht habe,
00:06:43: mein Gesicht gezeigt habe,
00:06:45: das hat bestimmt auch nochmal eineinhalb Jahre gedauert.
00:06:47: Und war dann auch so, wie alles,
00:06:49: irgendwie als man Experiment mal gucken, was passiert.
00:06:51: Und das hat dann einfach ganz gut funktioniert,
00:06:53: was auch glaube ich klar ist.
00:06:54: Und weil Menschen einfach lieber anderen Menschen folgen
00:06:56: oder auch Empathie oder Sympathie für Menschen entwickeln,
00:06:59: die sie dann da auf ihrem Bildschirm sehen.
00:07:01: Du hast ja bei der Preisverleihung des Grimme-Online-Owards erzählt,
00:07:05: dass dich am Anfang vor allem eine Freundin
00:07:08: und deine Mama unterstützt haben.
00:07:10: Ja, die Freundin war auch dabei.
00:07:12: Ja, sehr cool.
00:07:14: Und erinnerst du dich noch, wie sich das so geändert hat,
00:07:16: dass du vielleicht irgendwann gemerkt hast,
00:07:18: okay, jetzt werden jetzt hier mehr Leute.
00:07:20: Ich glaube, es gab nicht so diesen Einmoment.
00:07:23: Am Anfang, also auf Instagram war das irgendwie so,
00:07:26: dass gerade vor allem andere Gedenkorte, Gedenkstätten,
00:07:29: Museen auch mir gefolgt sind und auch ein Austausch war.
00:07:32: Darüber benutzt man diese Plattform.
00:07:34: Und da war es, glaube ich, so ein Moment zu merken,
00:07:36: oha, das sind Leute, die sich damit sehr gut auskennen,
00:07:39: die irgendwie das auch beruflich machen,
00:07:41: vor denen ich immer so ein bisschen Respekt hatte,
00:07:43: weil ich dachte, vielleicht finden sie das auch blöd,
00:07:45: was ich hier mache, weil ich ja eben keine Historikerin bin.
00:07:47: Aber dann eben zu merken, hey, die finden das cool.
00:07:50: Und die haben sogar Bedarf an einem Austausch.
00:07:52: Ich glaube, das war so zu merken,
00:07:54: vielleicht mache ich das irgendwie gar nicht so schlecht.
00:07:56: Und das hat jetzt nicht nur diesen, ja, man spricht halt drüber,
00:07:59: sondern man spricht irgendwie auch fachlich und wissenschaftlich,
00:08:02: sage ich mal, auf einem okayen Level darüber.
00:08:05: Das war ein cooler erster Moment, glaube ich, der Anerkennung,
00:08:08: das zu merken.
00:08:09: Und jetzt heute ist es einfach immer am allerschönsten
00:08:12: einfach zu hören von Leuten,
00:08:13: dass sie selber irgendwie auf eine Art aktiv werden
00:08:15: und dass sie selber recherchieren
00:08:17: oder auch einfach nur sagen, sie haben bei einem Stolperstein
00:08:20: irgendwie denken sie jetzt anders drüber,
00:08:22: weil sie ein Video gesehen haben oder so.
00:08:24: Also da gibt es dann irgendwie super oft kleine Momente,
00:08:26: wo ich merke, okay, irgendwie macht man da schon auch was fürs Leben
00:08:30: außerhalb von diesem kleinen Smartphone.
00:08:33: Ja, ich muss tatsächlich auch persönlich was erzählen,
00:08:36: weil du irgendwann mein Video gemacht hast, auch zur T4-Aktion.
00:08:39: Und ich bin ja selber kleinwüchzig,
00:08:41: das heißt, ich habe mich schon auch mit der Geschichte
00:08:43: von behinderten Menschen beschäftigt, aber nicht so intensiv.
00:08:47: Ich wusste, was das ist.
00:08:48: Aber als ich dieses Video gesehen habe,
00:08:50: dann dachte ich so, ja, okay, jetzt gehe ich dann noch mal
00:08:52: tiefer rein.
00:08:53: Das war für mich auch so ein Aufhänger,
00:08:55: mich dann auch über das Video hinaus noch mal mehr
00:08:57: mit dem Thema zu beschäftigen
00:08:58: und das auch in eigenen Texten so mitzuverarbeiten.
00:09:01: Schütze hören.
00:09:03: Du hast zwei verschiedene Accounts,
00:09:05: das müssen wir, glaube ich, noch mal erklären.
00:09:07: Der eine ist keine Erinnerungskultur
00:09:09: und der andere heißt KZ-Außenlager Mühldorf.
00:09:12: Genau, das ist aber auch ein bisschen inaktiv.
00:09:14: Also das ist nicht bisschen inaktiv, genau.
00:09:16: Das ist jetzt darauf.
00:09:17: Genau, meine Frage gewesen, was die beiden so unterscheidet.
00:09:20: Ja, der Fokus von Mühldorf,
00:09:22: selbst das pausiert einfach gerade aus Zeitgründen, würde ich sagen.
00:09:25: Ich habe natürlich immer noch eine krasse Verbindung
00:09:27: zu diesem Account und zu den Geschichten dahinter,
00:09:29: einfach weil damit alles angefangen hat.
00:09:31: Und ich will auch gerne wieder mal eben den Podcast irgendwie
00:09:34: reaktivieren und darüber über dieses Lager speziell sprechen.
00:09:37: Aber jetzt gerade ist der Fokus einfach auf keine
00:09:40: Erinnerungskultur aus Zeitgründen.
00:09:42: Keine Erinnerungskultur.
00:09:44: Du hast mal gesagt, dass der Account so heiß,
00:09:47: weil du dich auch vom Begriff des Erinnerns distanzierst.
00:09:50: Warum findest du das Wort Gedenkarbeit besser?
00:09:53: Ja, also ich bin jetzt keine Hardlinerin,
00:09:56: die sagt, dieses Wort geht gar nicht einmal alle kennst,
00:09:59: sondern die Erinnerungskultur sagen.
00:10:01: Also ich verwende das auch selber, weil es einfach ja auch
00:10:04: irgendwie genau das sagt, was es soll.
00:10:06: Aber ich finde es irgendwie auch gut, sich davon so zu distanzieren,
00:10:09: weil es ja auch einfach eine ganz andere Beschäftigung mit der Zeit sein wird,
00:10:12: wenn es keine Überlebenden mehr gibt.
00:10:14: Und dann macht es auch Sinn, für dich andere Begriffe zu verwenden.
00:10:17: Und es gibt so, ich habe es in meinem Podcast gehört, da kam dann auch die Inspiration
00:10:20: von meinem Namen, dass man sich ja nur an was erinnern kann,
00:10:22: was man persönlich erlebt hat.
00:10:24: Aber da gibt es auch komplett gegensätzliche Stimmen, die sagen,
00:10:26: das stimmt ja gar nicht.
00:10:28: Man kann ja auch durch so kulturelles Gedächtnis, wenn Leute was weitergeben,
00:10:31: von Generation zu Generation oder durch Bücher oder durch Unterricht,
00:10:34: kann man sich ja auch indirekt an solche Sachen erinnern,
00:10:36: die man nicht erlebt hat und das stimmt auch.
00:10:38: Aber ich finde einfach diese Zäsur, dass man das auch begrifflich irgendwie
00:10:41: verzeichnet, das finde ich irgendwie ein ganz schlauer Gedanken.
00:10:44: Und ich mag auch, dass man in Gedenkarbeit eben diesen Arbeitsaspekt drin hat,
00:10:48: weil das eben zeigt, bisher war Erinnerungskultur was,
00:10:51: was Überlebende gemacht haben und vielleicht Politikerinnen.
00:10:54: Und in Gedenkarbeit steckt eben diese Arbeit.
00:10:57: Und ich glaube, dass da ruhig auch jeder und jeder von uns so als
00:11:00: aktuellen Einbezogen sein wird in dieser Arbeit.
00:11:03: Es ist gerade schon kurz erwähnt, dass so Erinnerungskultur oder eben auch Gedenkarbeit,
00:11:07: was eben auch in Deutschland viel an Museen, Veranstaltungen und Vorträge gekoppelt ist.
00:11:12: Und Social Media ist für meine Begriffe da immer noch ein sehr unübliches Format.
00:11:16: Weshalb hast du genau das gewählt?
00:11:18: Also eigentlich ist es total der logische Schritt da, das zu machen,
00:11:22: weil ich glaube, gerade mit dem Thema, man möchte viele Menschen erreichen,
00:11:25: möchte junge Menschen erreichen.
00:11:27: Und dann ist es ja eigentlich no-brainer zu sagen, ja klar, dann TikTok.
00:11:30: Und ich vermisse das auch so ein bisschen, dass das andere Gedenkinstitutionen
00:11:33: und Museen machen oder schon vor fünf Jahren eigentlich gemacht haben.
00:11:37: Auch ich hätte mir gewünscht, eigentlich schon viel früher bei TikTok gewesen zu sein,
00:11:40: muss ich sagen, aber ich war auch noch ein bisschen skeptisch.
00:11:43: Aber sie da schon, dass Institutionen da lieber in,
00:11:47: keine Ahnung, Augmented Reality-Darstellungen und Hologrammen von überlebenden Investieren,
00:11:52: was auch interessante Konzepte sind.
00:11:54: Aber ich denke schon, dass man gerade, wenn man das sieht,
00:11:56: junge Menschen zu erreichen und auch niedrigschwellig,
00:11:58: weil ich meine, so ein TikTok-Video ist einfach doch auch verhältnismäßig,
00:12:01: günstig und schnell erstellt.
00:12:03: Dass man da so ein bisschen, die Privo finde ich eigentlich an einer anderen Stelle irgendwie setzt,
00:12:09: auch wenn ich weiß, dass die Leute, die eben Social Media machen für solche Institutionen,
00:12:13: haben 1.000 Milliarden Aufgaben und machen oft noch Guided Tours
00:12:16: und müssen noch Pressemitteilungen schreiben und Events schmeißen, etc.
00:12:19: Und da ist natürlich so ein TikTok-Kanal auch eine große Belastung.
00:12:23: Aber ich finde es mega begrüßenswert, wenn das irgendwie mehr Leute nutzen würde.
00:12:27: Man sieht ja, das Interesse ist auf jeden Fall da.
00:12:29: Und diese Orte haben für junge Menschen auch eine krasse Faszination.
00:12:33: Und ich glaube, es wäre es wert da, ein bisschen mehr zu zeigen.
00:12:37: Hast du manchmal Sorge, dass so, oder ist das auch ein Vorwurf,
00:12:40: der dir vielleicht manchmal begegnet oder eine Kritik,
00:12:42: dass diese Aufklärungsarbeit zwischen, ich sag mal, Katzenvideos und Kochrezepten,
00:12:47: der Ernsthaftigkeit des Themas nicht gerecht wird?
00:12:50: Ja, ich glaube eigentlich nicht, weil ich finde, diese Plattformen sind schon auch sehr ernst.
00:12:56: Also ich habe das Gefühl, das stellen auch ganz oft ältere Redakteure vor allem Männer.
00:13:03: Diese Frage ist, ja, und das sind dann nur Schminktipps und Tanzvideos.
00:13:06: Hast du die Plattform schon mal länger als 5 Minuten verwendet?
00:13:09: Das ist ja wirklich gar nicht die Realität von dieser Plattform,
00:13:12: da ist super viel britischer Inhalt.
00:13:14: Man denkt ja auch, dass diese Plattformen irgendwie Wahlen beeinflusst.
00:13:17: Also da traut man das irgendwie der Plattform zu.
00:13:19: Aber wenn es dann um Aufklärung über Geschichte geht, dann nicht.
00:13:21: Also das ist ja auch irgendwie absurd.
00:13:23: Deswegen, ja, ich glaube es ist schon eine Herausforderung,
00:13:26: weil man eben damit konkurriert.
00:13:28: Und das ist irgendwie eine gewisse Summe und Aufmerksamkeit da.
00:13:31: Und dann konkurriert man halt um Plätze auf diese For You Page, sag ich mal.
00:13:34: Und da muss man bestimmt auch seinen Inhalt so ein bisschen anpassen,
00:13:37: dass es eben nicht so als Fremdkörper wirkt.
00:13:39: Aber ich glaube, das betrifft eher so visuelle Aspekte.
00:13:42: Also dass man halt von der Art, wie das Video aussieht, geschnitten ist, klingt,
00:13:45: wie es geskriptet ist, auch das.
00:13:47: Das hat so eine krasse Relevanz, wie die erste Sekunde von deinem Video ist.
00:13:51: Und da muss man sich halt, glaube ich, anpassen.
00:13:53: Aber ich glaube, thematisch kann man trotzdem respektvoll und faktisch basiert sein.
00:13:58: Und trotzdem mit irgendwie sowohl AfD-Schwurbilei
00:14:01: als auch Schminktipps und Tanzvideos gut konkurrieren und sich durchsetzen.
00:14:06: Es ist ja trotzdem, also du hast gesagt, so ein TikTok-Video
00:14:09: ist im Vergleich kostengünstig und schnell gemacht.
00:14:12: Aber ich meine, ich weiß selber, wie aufwendig das dann am Ende doch ist.
00:14:17: Hast du noch einen Hauptberuf, in dem du tätig bist
00:14:21: oder machst du das quasi jetzt nur noch?
00:14:23: Ne, genau, ich habe einen Hauptberuf.
00:14:25: Ich arbeite in einer Marketingagentur hier in Leipzig.
00:14:29: Ja, es hilft mir bestimmt so ein bisschen,
00:14:31: deswegen bin ich, glaube ich, auch up-to-date, was irgendwie so diese Plattform angeht.
00:14:34: Ich habe da schon auch so ein bisschen Gespür,
00:14:36: aber ansonsten ist das thematisch was ganz anderes,
00:14:38: als ich betreue so Kampagnen von Mittelstand, würde ich jetzt mal sagen.
00:14:42: Dass die machen Social-Ats, Social-Media-Ats,
00:14:45: Facebook, TikTok etc. und ich beleg mir dafür Konzepte so.
00:14:48: Also das ist ganz anderes, was auch manchmal, glaube ich, ganz gut ist,
00:14:51: um da so eine Abgrenzung zu haben.
00:14:53: Aber ja, es ist natürlich auch schon manchmal krasse Workload,
00:14:58: sage ich jetzt mal parallel, noch diese Accounts zu machen
00:15:00: und wo ich halt einfach auch weiß, ich könnte noch viel, viel, viel mehr machen,
00:15:04: als ich jetzt gerade mache.
00:15:06: Wie beschließt du, wo du beginnst, eine Geschichte zu erzählen?
00:15:09: Wenn du jetzt ein Thema für ein Video hast, die erste Sekunde ist total wichtig,
00:15:13: wie entscheidest du das?
00:15:15: Also ich glaube, bei jedem Thema kann man sicher sein,
00:15:18: dass ich da irgendeinen "Aha" oder "Oh Gott!" oder "Wow!" Moment hatte.
00:15:22: Also dass es irgendwas in mir ausgelöst hat
00:15:26: und ich dann dachte, das glaube ich, möchte ich auch bei anderen Menschen
00:15:30: irgendwie auslösen oder ich möchte irgendwas bei anderen Menschen auslösen.
00:15:33: Und das ist ja auch nach wie vor, glaube ich, so der Antrieb von meinem Kanal,
00:15:37: sonst wird es den auch nicht mehr geben,
00:15:39: weil wie gesagt, Geld verdiene ich damit jetzt nicht unbedingt,
00:15:41: dass ich einfach was lernen möchte
00:15:44: und dass mich das einfach auch fasziniert,
00:15:47: was ich so selber in meinem Wohnzimmer recherchieren kann,
00:15:50: an Dokumenten finden kann, an Interviews von Überlebenden finden kann
00:15:55: und mir nur denke, wie kann das sein, dass ich jetzt irgendwie 32 Jahre alt bin
00:15:59: und das nicht wusste und das dann irgendwie gerne teilen möchte.
00:16:02: Und ich glaube, das ist eigentlich der Ausgangspunkt von fast jeder Recherche
00:16:06: und dieser erste Satz, ja, da kostet dann immer schon auch viel Hirnschmalz,
00:16:11: weil er halt so wichtig ist, um Leute nicht sofort zu verlieren
00:16:14: und dass sie dann den restlichen spannenden Teil gar nicht erst hören.
00:16:17: Aber da bin ich auch, glaube ich, mittlerweile ganz gut geworden,
00:16:20: durch Inspiration halt auch von diesen anderen Creatorinnen,
00:16:23: die ganz andere Themen machen, Lifestyle, Mode, etc.,
00:16:26: die aber halt das voll gut drauf haben, so diese ersten Sätze zu formulieren.
00:16:29: Da kann man sich, glaube ich, ganz viel abschauen
00:16:32: und dann darauf irgendwie seinen eigenen Hux aufbauen, sage ich mal.
00:16:35: Wie verläuft denn deine Recherche?
00:16:37: Auch das nicht so linear.
00:16:39: Ich glaube, wenn ich jetzt irgendwie, ich sage mal, ich möchte gerne was machen
00:16:44: über griechische Juden und Jüdinnen, dass ich erstmal schaue, gibt es da Transportlisten,
00:16:50: gibt es da eine Person, ein Überlebenden, der im besten Fall auf Englisch oder Deutsch
00:16:55: über seine Erfahrungen gesprochen hat, als griechischer Verfolgter,
00:17:01: gibt es vielleicht irgendwo eine Dokumentation oder auch,
00:17:06: ich fange auch auch bei Wikipedia einfach an und gucke dann da in die Quellen
00:17:09: und hangeln mich dann so vor.
00:17:11: Es ist ganz oft so ein Puzzle, ich habe eine Milliarde Tops-Taps offen
00:17:15: und aus denen ergibt sich dann diese Recherche.
00:17:18: Es gibt nicht so einen roten Faden, ganz oft habe ich, wie gesagt,
00:17:21: ganz viele Taps, ganz viele Dokumente offen und gucke dann einfach nach und nach
00:17:25: durch bis sich so ein gesamtes Bild ergibt
00:17:27: und bei jedem, bei jeder Info, wo ich selber denke, oha, das braucht irgendwie
00:17:32: das große Ganze, die kommt dann ins Skript und alle anderen, eben nicht.
00:17:36: Das sind ja auch im Grunde keine versteckten Informationen, du hast in einem Interview auch mal erwähnt,
00:17:41: dass du ganz viel mit den Arreuzen-Archivs arbeitest.
00:17:45: Das heißt, da kann ja jeder und jede auch einfach mal reingucken und anfangen zu lesen, oder?
00:17:49: Ja, genau, das ist auch was, was mir immer wichtig ist zu sagen, das ist nicht,
00:17:53: ich bezahle nichts, ich habe keine Special-Zugänge, die niemand anders hat.
00:17:58: Also das ist immer für alle offen zugänglich und ich lade Menschen ein, das auch zu nutzen,
00:18:03: weil es schon viel machen kann auf so einem Dokument seinen eigenen Heimatort zu lesen.
00:18:09: Wir machen in diesem Podcast immer zwischendrin kleine Spiele
00:18:14: und wir spielen jetzt das erste Spiel, das heißt "Alles auf Zeit".
00:18:17: Das heißt, wir haben 90 Sekunden, ich stelle dir ganz viele Fragen.
00:18:21: Okay, ich stelle hier meinen...
00:18:23: Ich stelle hier meinen...
00:18:24: Ich stelle hier meinen...
00:18:25: ...Stückwahl, ja.
00:18:27: Ready.
00:18:29: Und dann wirst du hoffentlich ganz viele Antworten geben.
00:18:33: Los geht's.
00:18:35: Ganz schön, knapp, "Alles auf Zeit".
00:18:41: Dein Lieblingssprichwort.
00:18:44: Oh, oh Gott, ich sage ganz oft Maus.
00:18:49: Wenn du eine berühmte Person schon verstorben oder noch lebendig zum Essen einladen könntest, wehen.
00:18:54: Gerade Robbie Williams.
00:18:56: Geil.
00:18:57: Dein letztes Kulturerlebnis.
00:18:59: Ich war gestern bei der Comedy Show von Shark Shapiro.
00:19:02: Ah ja.
00:19:03: Was hast du immer im Kühlschrank?
00:19:05: Barista, Hafermilch, Firma, Chalatte.
00:19:08: Was empfiehlst du deinem jüngeren Ich?
00:19:11: Chill mehr.
00:19:15: Wie möchtest du ein Denkmal errichten?
00:19:18: Ein Denkmal errichten.
00:19:20: Mein Freundinnen.
00:19:22: Was hättest du besser nie begonnen?
00:19:25: Was hätt ich besser nie begonnen?
00:19:27: Wäben, oh Gott.
00:19:29: Auf Partys Wäben.
00:19:31: Das ist immer die übliche Antwort.
00:19:33: Ich rauche, oder?
00:19:35: Welchen Song hörst du nur heimlich?
00:19:38: Boah, ich kennst nur noch diese Lohries von YouTube.
00:19:41: Ja, na klar.
00:19:42: Ich hab nur eine Band und alle der Songs.
00:19:45: Nicht leider, finde ich 10 von 10.
00:19:48: Schön, wenn man dann auf Spotify diesen Jahresrück kommt.
00:19:51: Nur die Barista.
00:19:53: Ich hab da immer nur Kindermusikplätze nicht mit drin.
00:19:56: Die werden bei dir wahrscheinlich ganz oben sein.
00:19:59: Wovon bekommst du nie genug?
00:20:02: Reality TV.
00:20:04: Bist du sentimental?
00:20:06: Ja, 100%.
00:20:08: Was sagst du wirklich häufig?
00:20:11: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:14: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:17: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:20: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:23: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:26: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:29: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:32: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:35: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:38: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:41: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:44: Ich hab gerade eine Daunphase.
00:20:47: Letztes Jahr war das im Herbst richtig krass.
00:20:50: Ich mag alle Formate gerne.
00:20:53: Es gab immer mal ein paar Skandale.
00:20:56: Und ein paar Szenen,
00:20:58: wo gerade Männer mit Frauen umgegangen sind.
00:21:01: Auf eine Art, die ich gar nicht in meinem Leben haben will.
00:21:04: Ich gucke es mir trotzdem an.
00:21:07: Ich will es auch nicht.
00:21:10: Aber sonst, mein Lieblingsformat,
00:21:13: bist du auch im Game?
00:21:16: Nicht so krass.
00:21:19: Bei mir ist jedes Jahr zu dieser Zeit,
00:21:22: es gibt dieses Meme, wo ein Körper auf dem Boden liegt.
00:21:25: Dann entschwindet zu dieser Geist.
00:21:28: Und da drüber steht,
00:21:30: "Feminism leaving my body,
00:21:32: when I'm watching Germany's next stop model".
00:21:35: Das ist mit Männer und Frauen getrennt.
00:21:38: Ich hab zuletzt das allererste Mal "Love is Blind" geguckt.
00:21:41: Diese deutsche Staffel.
00:21:44: Dann haben ganz viele Freunde gesagt,
00:21:47: du kannst doch nicht mit der deutschen Staffel anfangen.
00:21:50: Ich hab jetzt noch eine Liste an anderen Ländern,
00:21:53: die ich dann nachholen muss.
00:21:56: Ich hoffe, ich find auch mal wieder rein.
00:21:59: Wir machen es mir auch voll Spaß.
00:22:02: Ich komm nicht über die erste Folge hinaus.
00:22:05: Eigentlich will ich solche Menschen gar nicht so viel zu gucken.
00:22:08: Und so viel Aufmerksamkeit geben.
00:22:11: Wir kommen mal zurück zu unserem Gespräch.
00:22:14: Und zwar machen wir jetzt mal weiter
00:22:17: mit dem KZ Außenlager "Mühldorfer Hart".
00:22:20: Du hast ja schon den Podcast erwähnt,
00:22:23: das läuft seit 2022.
00:22:26: Den hast du den 8300 inhaftierten Menschen gewidmet.
00:22:29: Bis jetzt hat er 50 Folgen.
00:22:32: In jeder Folge beleuchtest du ein Schicksal eines Menschen
00:22:35: aus dem KZ "Mühldorf".
00:22:38: Der ist jetzt seit einem Jahr pausiert.
00:22:41: Warum?
00:22:43: Du hast einfach keine Zeit mehr?
00:22:45: Ja, ich glaube, es ist so ein Zeitding.
00:22:48: Du kennst es ja auch selber.
00:22:51: Eine Folge ist einfach krass aufwendig.
00:22:54: Und auch was, wo ich technisch mich erst mal reinfummeln musste
00:22:57: ist, dass diese Folgen als Basis immer ein Interview von einem
00:23:01: oder einer überlebenden.
00:23:04: Und die sind teilweise auch mal 6, 4, 8 Stunden lang.
00:23:07: Das ist einfach dann extrem viel Arbeit.
00:23:10: Es ist richtig cool.
00:23:12: Und mich freut das immer, wenn Leute das noch zu ansprechen.
00:23:15: "Wann gibt es wieder neue Folgen?"
00:23:17: Ich mag das Medium auch, weil es nicht so kurzlebig ist.
00:23:20: Dass Leute jetzt noch meine Folgen von vor einem Jahr hören,
00:23:23: ist bei TikTok oder Instagram gar nicht vorgestellt.
00:23:26: Ich mag das Medium.
00:23:28: Ich will auf jeden Fall auch gerne mal wieder ein Podcast machen.
00:23:31: Aber jetzt gerade ist es einfach in der Prio nicht so weit oben.
00:23:34: Du hast da auch abwechselnd Männer und Frauen als Zeitzeug*innen
00:23:37: gewählt, weil du auch mal gesagt hast, es ist dir besonders wichtig,
00:23:40: auch die weibliche Perspektive auf NS-Verbrechen zu zeigen.
00:23:43: Was unterscheidet diese von den männlichen Erfahrungen?
00:23:46: Es ist auch so ein Thema, wo ganz viele sagen,
00:23:49: ja, das ist doch was total woke ist,
00:23:52: dass man jetzt unter so einer feministischen Perspektive
00:23:55: über das Thema spricht. Aber es ist eigentlich gar nicht,
00:23:58: weil man schon sagen muss, dass es einfach unterschieden hat.
00:24:01: Ich glaube, es gab so ein Essay,
00:24:04: der hieß "different Horrors within the same hell".
00:24:07: Es waren unterschiedliche Horrorerlebnisse in derselben Hölle.
00:24:10: Einfach so was wie Zwangsabtreibung, Schwangerschaft,
00:24:13: Vergewaltigung, sexualisierte Gewalt,
00:24:16: dass Dinge waren, die Frauen noch zusätzlich zu ihrer Dimension
00:24:20: als jüdische Verfolgte, als verfolgte Sintetzer etc.
00:24:23: noch zusätzlich bedroht hat.
00:24:25: Ein Beispiel, was ich z.B. da immer nenne,
00:24:28: weil ich es sehr ausdrücklich stark finde, ist,
00:24:31: wenn junge Frauen, die eigentlich arbeitsfähig waren
00:24:34: in den Augen der Nazis nach Auschwitz kamen,
00:24:37: dann wurden die eigentlich zur Arbeit eingeteilt
00:24:39: und nicht sofort vergaßt.
00:24:41: Wenn sie aber ein Kind hatten, dann wurden sie mit vergaßt,
00:24:44: mit dem Kind, weil man eben die nicht trennen wollte,
00:24:47: Kind und Mutter, weil das irgendwie für Unruhen gesorgt hätte.
00:24:50: Das ist das, was das Mutter auch in dem Fall vergaßt,
00:24:53: nicht nur als Frauen.
00:24:55: Das ist schon irgendwie wichtig, darüber zu sprechen.
00:24:58: Wir sprechen jetzt viel über z.B. den Fall von Chisel Pelikot
00:25:01: und sagen, die Scham muss die Seiten wechseln.
00:25:04: Aber es gibt auch super viele ehemalige NS-Verfolgte,
00:25:07: die auch nie über ihre Scham gesprochen haben,
00:25:10: weil die selber im Opfer wurden von sexualisierter Gewalt
00:25:13: oder von Vergewaltigungen.
00:25:15: Ich finde, auch da soll man diese Geschichten
00:25:17: und die, die diese Frauen vielleicht schon gar nicht mehr am Leben sind.
00:25:20: Aber wir können das zumindest irgendwie erzählen
00:25:22: oder aufmerksam machen,
00:25:24: dass das eben auch eine Dimension war von den NS-Verfolgungen.
00:25:27: Ich habe es schon erwähnt in Mühdorf,
00:25:30: in dem Außenlager waren zwischen Juli 1944 und April 1945
00:25:34: 8.300 Menschen inhaftiert.
00:25:37: Nur 3.500 haben die Zeit überlebt.
00:25:40: Kannst du uns noch ein bisschen mehr über das Außenlager erzählen?
00:25:43: Wer da inhaftiert war, was dort geschehen ist?
00:25:46: Genau, das war in Mühldorf.
00:25:48: Und das Ziel dort, das ist in so einem Waldgebiet,
00:25:51: war so eine unterirdische Flugzeugfabrik dort zu bauen.
00:25:54: Man wollte quasi diese ganze Produktion unterirdisch verlagern,
00:25:57: weil dann war es nicht mehr so anfällig,
00:25:59: aus der Luft angegriffen zu werden von den Alliierten.
00:26:02: Um diese Flugzeugfabrik zu bauen und dann da auch zu produzieren,
00:26:05: hat man im Heftlinge dahin verschleppt
00:26:07: und dort ein Außenlager von Dachau gemacht.
00:26:09: Das war Juli 1944 vor allem ungarische Juden,
00:26:12: also auch männliche Juden, die dahin verschleppt wurden.
00:26:15: Und dann gab es aber auch ein kleines Frauenlager.
00:26:17: Die Situation ist aber noch sehr, ich sag mal, wenig erforscht eigentlich.
00:26:20: Und die waren dann da eben zur Zwangsarbeit auch eingeteilt
00:26:23: und härtesten Zwangsarbeit.
00:26:25: Also ich meine, das waren ja Lehrer, Musiker, Bauern,
00:26:29: also alle möglichen Berufe, die dann darauf einmal härt,
00:26:32: dass sie körperliche Arbeit leisten mussten.
00:26:34: So 50 kg schwere Ziemensecke schleppen und das ist alles in Holzschuhen.
00:26:38: Und man weiß ja auch über die Ernährungszustände Bescheid,
00:26:41: über die genischen Bedingungen und so weiter.
00:26:43: Und deswegen gibt es so Statistiken,
00:26:45: dass die Lebenserwartung von diesen Menschen
00:26:47: dort ungefähr so zwei Monate, 80 Tage ungefähr betragen hat.
00:26:51: Also weil man das einfach nicht länger ausgehalten hat.
00:26:53: Und gerade bei diesem Zementträgerkommando,
00:26:55: da gibt es halt super viele, die sagen,
00:26:57: das war das berüchtigste Kommando,
00:26:59: das hat man einfach nicht länger als ein paar Tage
00:27:01: beziehungsweise Wochen irgendwie ausgehalten.
00:27:03: Genau und das war halt auch in diesem Waldgebiet,
00:27:06: entsprechend natürlich auch überhaupt keine Infrastruktur,
00:27:10: die jetzt irgendwie gute hygienische Bedingungen überhaupt zugelassen hat.
00:27:14: Das war wirklich, man hat da so Löcher in Boden gegraben
00:27:17: und da so kleine Hütten reingebaut.
00:27:19: Und da haben die halt auf Stroh mit ganz vielen Läusen
00:27:21: dann irgendwie schlafen müssen.
00:27:23: Und dann auch ja in diesem sehr harten Winter,
00:27:25: 1944, 1945.
00:27:27: Gibt es eine Geschichte aus diesem Außenlager,
00:27:30: die dir besonders im Kopf geblieben ist?
00:27:32: Ich glaube, da gibt es ein paar,
00:27:35: eine, die mir da immer einfällt, ist die von Steven Nesser.
00:27:39: Das ist auch ein ungarischer Jude.
00:27:41: Und ich glaube, der war 14, als er nach Mühldorf verschleppt wurde.
00:27:45: Also auch noch sehr jung.
00:27:47: Er hat auch bei der Registrierung gelogen
00:27:49: und sich ein bisschen älter gemacht,
00:27:51: um eben eine größere Überlebenschance zu haben,
00:27:53: weil für Nazis waren ja Kinder einfach nicht arbeitsfähig
00:27:55: und wurden deswegen sofort aussortiert in Anführungszeichen.
00:27:57: Und er war mit seinem größeren Bruder,
00:27:59: der war dann glaube ich 16 oder 17 in dem Lager.
00:28:01: Und was so krass ist,
00:28:03: er hat auch an dieser Baustelle arbeiten müssen
00:28:05: und hat sich dort in so eine Zementzecke genommen
00:28:08: und hat auf die Innenseite von diesem Zementzecke
00:28:10: so Tagebuch geschrieben.
00:28:12: Und das ist total krass.
00:28:14: Ich meine, er war einfach ein Kind
00:28:16: und die Vorstellung, dass so zwei Kinder getrennt von ihren Eltern,
00:28:18: die zu dem Zeitpunkt schon ermordet worden waren,
00:28:20: dass sie da irgendwie in diesem Lager waren.
00:28:23: Und dann ist gegen Ende des Krieges auch noch der ältere Bruder gestorben.
00:28:26: Und Steven hat eben alleine überlebt.
00:28:28: Das Tagebuch wurde dann irgendwie verschwunden während der Befreiung.
00:28:31: Und er hat es aber dann sofort wieder aufgeschrieben,
00:28:33: als er in diesem Krankenhaus kurz nach der Befreiung lag.
00:28:35: Und hat das dann auch veröffentlicht als Buch.
00:28:37: Und das war für mich einfach sehr, ich weiß nicht, beeindruckend,
00:28:41: weil ich dann nochmal gemerkt habe,
00:28:43: das ist irgendwie ein kleiner Junge aus Budapest.
00:28:45: Ich war auch schon mal bei seinem Geburtshaus,
00:28:47: dann sind da auch so Stolpersteine.
00:28:49: Und es war auch irgendwie sehr krass,
00:28:51: dann bist du im Budapest irgendwann am Stadtrand
00:28:53: und guckst auf den Boden und das steht einfach
00:28:55: dein Heimatort auf diesem Stolperstein.
00:28:57: Und das finde ich immer das Krasseste in diesen Geschichten,
00:28:59: dass das Menschen sind, in deren Biografie
00:29:01: mein Heimatort gar keine Rolle hätte spielen sollen.
00:29:03: Weil was interessiert dir so ein kleines Kaff in Oberbayern
00:29:06: so an der Grenze zu Österreich, die wohnen in Budapest
00:29:09: oder in anderen ungerischen Orten und wohnen jetzt in Las Vegas.
00:29:13: Warum ist den Mühldorf oder Mühldorf,
00:29:15: wie die da meistens sagen, irgendwie ein Begriff.
00:29:17: Und das ist immer total der Moment, wo ich so denke, krass,
00:29:20: ja, also mein Mühldorf ist halt auf irgendeine Art auch deren Mühldorf,
00:29:24: auch wenn die natürlich ganz andere Erinnerungen
00:29:26: an diesen Ort haben.
00:29:27: Und das ist, glaube ich, immer der Moment,
00:29:29: wo so eine Geschichte mich einfach sehr, sehr berührt,
00:29:32: weil es dann diese Connection gibt zu meiner eigenen Lebenswelt.
00:29:35: Ja.
00:29:36: Der Bruder hieß, glaube ich, Andras.
00:29:38: Ja, Andras, genau.
00:29:39: Ja, ich erinnere mich an das Video.
00:29:41: Ah, cool.
00:29:42: Genau.
00:29:43: Vielleicht können wir das Buch auch in unseren Show Notes verlinken.
00:29:46: Dann kann man da vielleicht auch mal reingucken.
00:29:48: Was zeigt die Gedenkstätte heute in Mühldorf?
00:29:51: Genau.
00:29:52: Ich glaube, Gedenkstätte ist auch ein bisschen hochgegriffen.
00:29:54: Man hat jetzt nicht die Infrastruktur von der Ausstellung
00:29:56: und von einem Kassenhäuschen, sage ich mal,
00:29:58: sondern es ist ja wirklich immer noch ein Waldgebiet
00:30:00: und da gibt es eben so Gedenkorte, die markiert sind,
00:30:03: durch irgendwie Infotafeln.
00:30:05: Und es gibt auch so Wege, dass man zumindest so weiß,
00:30:08: wo man entlang gehen muss, um, ich sage mal, was zu sehen
00:30:11: und um eben dann auch an so Orten wie dem E-Malinger Pellplatz,
00:30:14: der E-Malinger Latrine, rauszukommen.
00:30:16: Also, das ist schon noch sehr naturbelassen
00:30:20: und auch sehr ... also, man ist jetzt nicht so,
00:30:22: dass man da ist und man geht und man hat alles Wissen über diesen Ort.
00:30:25: Das ist auch bei mir immer noch so, dass ich merke,
00:30:27: man muss sich das so voll erarbeiten.
00:30:29: Und ich habe immer noch jetzt Momente,
00:30:31: wo ich dann in Interviews von überleben höre,
00:30:33: wie sie über diesen Ort sprechen und mitdenken.
00:30:35: "Ja, krass, das ist da und da."
00:30:36: Aber es ist zumindest ein Anfang, weil ganz viele Gedenkorte
00:30:39: sind einfach gar nicht markiert auf irgendeine Art und Weise.
00:30:43: Jetzt ist zumindest so, dass man, wenn man da als Spaziergängerin
00:30:46: durch den Wald geht, kann man sich ein bisschen begreifen,
00:30:50: dass hier eben auch mal ein Lager war.
00:30:53: Und du hast auch mal erzählt, dass du in deiner Jugend in der Schule
00:30:58: kaum etwas über das KZ-Aus-Ein-Lager gehört hast,
00:31:01: obwohl es ja nur wirklich 20 Kilometer entfernt ist.
00:31:04: Hast du heute Kontakt zu den Schulen in der Region?
00:31:06: Oder kannst du da auch eine Veränderung beobachten?
00:31:09: Mein Full-Circle-Moment war auf jeden Fall,
00:31:11: dass ich eh mal eine Lehrkräfte von mir durchgeführt habe,
00:31:15: durch das Lager.
00:31:16: Das war echt sehr cool, weil es teilweise auch noch dieselben Lehrkräfte waren,
00:31:20: aber eben auch neue, die nachgekommen sind.
00:31:23: Ich bin mir nicht sicher.
00:31:24: Ich glaube, es ist einfach immer so personenabhängig,
00:31:27: dass jemand, der zugezogen ist und gar keine Verbindung zu diesem Landkreis hat
00:31:32: und dem ist auch der Ort kein Begriff.
00:31:34: Und ich glaube, auch der Lehrplan ist da bestimmt ein bisschen begrenzend,
00:31:38: weil man da einfach nicht Zeit hat, noch ein Praxisprojekt zu machen
00:31:41: und da irgendwie rauszufahren und dann noch vielleicht zu recherchieren.
00:31:45: Deswegen, es wird mich nicht wundern,
00:31:47: wenn sich da immer noch nicht so viel verändert hat.
00:31:50: Zumindest gibt es aber jetzt auch in Mühldorf eine Ausstellung,
00:31:53: die man 2014 eröffnet oder so, also auch nach meinem Abitur erst,
00:31:56: die man besuchen könnte, wo man auch ein bisschen an die Hand genommen wird
00:32:00: und dann auch in der Hand, wo man auch ein bisschen an die Hand genommen hat.
00:32:04: Wenn du dich jeden Tag mit diesen Themen beschäftigst,
00:32:07: wie hältst du das aus, so diese dauerhafte Konfrontation
00:32:10: mit dem unglaublichen Leid und den schrecklichen Gewalttaten?
00:32:13: Ich kann mir vorstellen, dass man dann schon oft im Kopf hat,
00:32:16: als Bilder. - Ja, auf jeden Fall.
00:32:18: Natürlich, ich glaube, es hört auch nie auf, einen zu berühren.
00:32:21: Das wäre auch schlimm, wenn man merkt,
00:32:23: man hat gar keine Gefühle mehr dazu.
00:32:25: Es gibt natürlich auch Geschichten, die einen sehr, sehr krass berühren.
00:32:29: Von einem, ich glaube, kommunistischen Heftling oder Verfolgten
00:32:34: in Sachsenhausen.
00:32:35: Und er hat quasi kurz bevor er hingerichtet,
00:32:37: wurde so ein Brief an seine Partnerin geschrieben.
00:32:40: Die waren beide auch so in meinem Alter.
00:32:42: Dieser Brief ist sehr herzgereißend an sie
00:32:45: und auch an seine kleine Tochter zu dem Zeitpunkt.
00:32:47: Und das sind immer so Momente, wo man merkt,
00:32:50: man kann sich, glaube ich, jeden Tag 24 Stunden damit beschäftigen.
00:32:53: Und es würde einen trotzdem noch immer sehr ergreifen.
00:32:56: Wenn man wissen muss, es sind einfach Einzelschicksale und Menschen,
00:32:59: die unter diesen großen Zahlen.
00:33:01: Aber ich weiß halt auch, dass ich Pause machen kann.
00:33:03: Ich könnte auch sagen, das ganze Wochenende jetzt,
00:33:06: ich gucke mir gar nichts an, ich lass mein Handy,
00:33:08: meine Apps öffne ich gar nicht erst,
00:33:10: gucke keine Kommentare, keine Nachrichten.
00:33:12: Ich kann davon Pause machen.
00:33:14: Und das können, glaube ich, ehemalige Folgte einfach nicht machen.
00:33:17: Und auch der Nachwarn nicht.
00:33:19: Deswegen finde ich schon, dass man da jetzt nicht sagen ...
00:33:22: Dass man sich dann schon abgrenzen darf, aber jetzt nicht so ...
00:33:27: Ja, also, ich glaube, man muss schon auch checken,
00:33:31: dass man das Privileg hat, zu sagen,
00:33:33: ich mache jetzt hier eine Pause,
00:33:34: oder das können ganz viele andere Leute nicht machen.
00:33:37: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.
00:33:39: Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne.
00:33:42: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben.
00:33:46: Was sie wollen, was sie antreibt,
00:33:48: das lest ihr jede Woche neu auf Veto-Magazin.de.
00:33:51: (Dynamische Musik)
00:33:57: Ich möchte an dieser Stelle auch mal ein Tipp loswerden.
00:34:00: Aus meiner Heimatstadt Hannover.
00:34:01: Da gibt es das Zeitzentrum "Zivilcourage".
00:34:04: Noch gar nicht so lange ein paar Jahre.
00:34:06: Ich durfte dich zur Eröffnung einen Text beisteuern.
00:34:09: Und da kann man quasi so ...
00:34:12: Individuelle Geschichten verfolgen durch die Ausstellung.
00:34:15: Also, man nimmt sich am Anfang dann so eine Karte von einer Person.
00:34:19: Und eben während des Dritten Reiches in Hannover.
00:34:23: Und da sind Täter*innen und Opfer
00:34:25: gleichermaßen vertreten.
00:34:27: Man verfolgt diese Personen dann.
00:34:29: Und das macht es einfach total nahbar und greifbar,
00:34:34: so eine Geschichte zu verfolgen und mehr über die zu lernen.
00:34:38: Auch gerade, weil die dann ...
00:34:40: Das sind alle Stationen in der eigenen Stadt.
00:34:42: Das ist einfach so krass.
00:34:44: Das kann ich auf jeden Fall empfehlen, da mal vorbeizugehen.
00:34:48: Kann man vielleicht auch in die Show-Nutz schicken.
00:34:51: Und am Ende erfährt man dann quasi, was mit der Person passiert ist.
00:34:55: Genau. Man muss da schon ...
00:34:57: gestärkt für sein, wenn man da reingeht,
00:35:00: je nachdem, welche Person man verfolgt.
00:35:03: Es gibt auch Geschichten von Kindern.
00:35:05: Das ist oft nicht so einfach.
00:35:07: Auf der anderen Seite gibt es diese Geschichten einfach.
00:35:10: Ich find's wichtig, dass man sich darüber informiert.
00:35:13: Es wird ja immer populärer,
00:35:15: auch so parallel zwischen der aktuellen politischen Lage,
00:35:18: dem Erstarken, des Rechtsextremismus und der NS-Zeit zu ziehen.
00:35:22: Was hältst du davon?
00:35:23: Ich bin ein großer Fan von diesen Vergleichen.
00:35:26: Weil ich immer das Gefühl hab, erst mal,
00:35:29: die haben sehr wenig wissenschaftlichen Unterbau.
00:35:32: Damit würde ich nicht sagen, dass ich den jetzt habe.
00:35:35: Deswegen darf ich solche Vergleiche machen, auf gar keinen Fall.
00:35:38: Aber wenn Leute sagen, AfD wählen ist so 1933,
00:35:41: da zum Beispiel einfach ganz viel Wissen fehlt.
00:35:44: Was meinst du damit? Was war 1933 und warum ist AfD wählen?
00:35:47: Eine bewusste Wahlentscheidung wie 1933,
00:35:50: wo es schon ein bisschen zu spät war,
00:35:52: um dann irgendwas zu verändern.
00:35:54: Das ärgert mich so ein bisschen, weil's zugespitzt ist,
00:35:57: ohne dass es viel Unterbau hat, der historisch korrekt ist.
00:36:01: Und ich mich auch frage,
00:36:02: ist die Situation jetzt gerade nicht schlimm genug,
00:36:05: ohne diesen Vergleich?
00:36:06: Der ja immer ...
00:36:08: Beim Vergleich gibt's dann doch immer so ein Gewinner,
00:36:11: ein Verlierer, sag ich mal.
00:36:13: Und eins ist schlimmer als das andere.
00:36:15: Und dann ist es einfach auch so eine Verharmlosung
00:36:18: oder Relativierung, glaub ich, nicht weit.
00:36:20: Das ist ein Thema auch irgendwie ein bisschen gefährlich.
00:36:23: Man macht's ja einfach nur, muss man sagen,
00:36:25: um Aufmerksamkeit zu bekommen.
00:36:27: Man schwingt zu dieser, ich sag's mal, Nazi-Käule,
00:36:30: um Aufmerksamkeit für seine eigene Botschaft zu bekommen.
00:36:33: Das soll's einfach nicht sein, Auschwitz und die Nazi-Zeit
00:36:36: ist kein Argument und soll das auch nicht so ausgerwrungen werden,
00:36:40: bis wir eine Lehre daraus ziehen können.
00:36:42: Es gibt Safe-Parallelen.
00:36:44: Und ich hab jetzt auch in den letzten Wochen,
00:36:47: weil ich hab sogar hier liegen, dieses Buch gelesen,
00:36:50: und die Begreifungen und auch noch ein anderes dazu.
00:36:53: Und fand das wirklich schon faszinierend an Markenstellen,
00:36:56: auch schockierend, dass es schon Parallelen gibt, auf jeden Fall.
00:37:00: Aber das sind eben nicht so die Obvious 1933 Parallelen,
00:37:04: sondern schon ... und auch nicht so diese Wahlentscheidungen,
00:37:07: sondern wirklich auch so, wie Parteien untereinander umgegangen sind.
00:37:11: Dass man so dachte, die NSDR, die lassen wir jetzt mal regieren,
00:37:14: die werden sich schon selber entzaubern.
00:37:17: Das war literally so, haben Leute gedacht,
00:37:19: ich würde ein Stück AfD einsetzen, und es wäre eins zu eins dasselbe.
00:37:23: Es gibt Parallelen, aber ich finde, die kann man machen.
00:37:26: Aber so ein Vergleich ist eine wissenschaftliche Methode.
00:37:29: Und sollte jetzt nicht was sein, was man auf so ein Funny-Wahlplakat schreibt,
00:37:33: um irgendwie eine catchy Instagram-Caption zu bekommen, glaub ich.
00:37:36: Ja.
00:37:37: Wir kommen zu unserem nächsten Spiel. - Yay!
00:37:40: Und da darfst du richtig wütend sein.
00:37:44: Also, ich spiele jetzt gleich den Dschingel ab,
00:37:47: bis zu einer Minute lang über alles schimpfen, pöbeln oder lästern,
00:37:52: was dich so richtig aufregt.
00:37:54: Du kannst natürlich auch gerne Kraftausdrücke und so verwenden.
00:37:58: Je nachdem werden wir die dann danach raus piepen oder nicht.
00:38:01: (Lachen)
00:38:02: Und ja, dann darfst du gerne loslegen. Moment.
00:38:06: Ja.
00:38:07: Ich muss nur ... Hier ist er. So, hier kommt der Trailer.
00:38:11: (Dynamische Musik)
00:38:13: Ganz schön.
00:38:15: (Dynamische Musik)
00:38:17: Ich darf? Okay.
00:38:19: Also, ein Thema, was mir sofort einfällt,
00:38:21: weil ich darüber auch in den letzten Wochen durch die Bundestagswahl
00:38:25: viel gesprochen habe, auch mit Friends,
00:38:27: ist dieses Thema "Politikerinnen auf TikTok".
00:38:29: Und ich bin ... Es macht mich wirklich sauer zu sehen,
00:38:32: was uns angeboten wird dort so.
00:38:34: Weil ganz viele Parteien und Politikerinnen denken,
00:38:37: ah, geil, diese Markus Söder-Videos,
00:38:39: wo er erzählt, wie er sein Kartoffelsalat mag.
00:38:42: Oder keine Ahnung, wie er seinen Döner hat.
00:38:45: Die haben ja Millionen von Views, das machen wir jetzt auch.
00:38:48: Und wir machen diese blöden Rankings oder wir tanzen oder wir rappen.
00:38:53: Und das ärgert mich wirklich enorm.
00:38:55: Und ich weiß, man denkt irgendwie so,
00:38:57: das ist eine niedrigschwellige Art, um junge Menschen anzusprechen.
00:39:01: Ich hab das Gefühl, ihr denkt einfach,
00:39:03: wir sind komplett bescheuert und baller baller.
00:39:05: Man kann uns nicht zutrauen mit unseren kleinen TikTok-Spazenhirnen,
00:39:09: dass wir es verstehen würden, wenn man uns das Wahlprogramm
00:39:12: auf Augenhöhe hat und nicht durch einen blöden Rap-Song so vermittelt.
00:39:17: Da vermisse ich echt so ein bisschen,
00:39:19: dass man nicht nur auf diese Viewzahlen guckt und sagt,
00:39:22: boah, krass, es hat sechs Millionen Views, geil.
00:39:24: Das machen wir jetzt immer. Oh mein Gott, Franziska Giffey.
00:39:28: Zum Beispiel, die hat auf TikTok jetzt gepostet,
00:39:30: dieses Video, wo sie diesen Song singt, "Die Tasse Kaffee".
00:39:33: Das hat halt auch super viele Views.
00:39:35: Aber warum? Weil man sich immer lustig macht.
00:39:38: Wenn man sich's anguckt und denkt, wie peinlich ist diese Frau,
00:39:42: der kann man viel verkehrt finden,
00:39:44: aber ich möchte nicht, dass sie da steht und ein bisschen tanzt
00:39:47: und dann auch noch komplett asynchron lip-synkt.
00:39:50: Warum denkt man, dass das das Angebot ist auf einer Plattform,
00:39:53: der man zutraut, dass die junge Menschen radikalisiert?
00:39:56: Das finde ich immer so eine freche Diskrepanz.
00:39:58: Auf der einen Seite sich das beschweren,
00:40:00: was das mit unserer Jugend macht, auf der anderen Seite,
00:40:03: dort eben zu denken, wir machen da jetzt diesen Rap-Song,
00:40:06: und dann wird das hier richtig abgehen.
00:40:09: Er gab mich immer total, dass man da nicht irgendwie guckt,
00:40:12: ist es relevant, ist es ein aktuelles Thema,
00:40:15: hat es auch eine Augenhöhe, weil es hat so viel Potenzial.
00:40:18: Und hat an jedem Wahlprogramm hat man Themen,
00:40:21: die für junge Zielgruppe sich gut aufbereiten lassen würden.
00:40:24: So was wie Wohnen oder Schule, Ausbildung,
00:40:27: das sind ja Themen, die junge Menschen beschäftigen.
00:40:30: Aber dass man dann nicht diesen Schritt macht,
00:40:32: diese Transferleistung zu sagen,
00:40:34: wie können wir das irgendwie auf TikTok auch vermitteln
00:40:37: und auf die anderen Videos ohne zu rappen, ohne Kostüme anzuziehen?
00:40:40: Das ärgert mich wirklich enorm.
00:40:42: Ich bin gespannt, was da jetzt passiert.
00:40:44: Auch nach der Bundestagswahl hat er das Gefühl,
00:40:47: jetzt wird es wieder ganz ruhig auf TikTok.
00:40:49: Ich kann das dann nicht ernst nehmen,
00:40:51: wenn solche Leute sich über die AfD, die so stark ist,
00:40:54: auf TikTok beschweren, weil ich denke,
00:40:56: du setzt dem auch gar nichts entgegen.
00:40:58: Boah. - Ja, sehr gut.
00:41:01: Trotzdem will ich dann noch mal nachfragen,
00:41:05: was glaubst du, was könnten die besser machen?
00:41:08: Mhm. Also, ich glaube, es gibt super viele Strategien.
00:41:12: Das ist ja auch irgendwie so ein bisschen mein Main-Job,
00:41:15: sich Strategien zu überlegen.
00:41:17: Das ist aber auch aufwendig, so überlegen,
00:41:19: wie können wir diese Personen, je nachdem,
00:41:21: wie sie sich auch für eine Kamera wohlfühlt, in Szene setzen?
00:41:25: Und wie können wir auch unsere Partei in Szene setzen?
00:41:28: Das ist auf jeden Fall ein bisschen auffahren,
00:41:30: dass ich im Vorhinein ein Konzept zu überlegen.
00:41:33: Aber ich glaube, man muss es einfach schaffen,
00:41:35: dass man sich auf TikTok ein bisschen jünger,
00:41:37: aber jetzt auch nicht mehr, das ist auch nicht die 16-Jährigen.
00:41:40: Aber was interessiert die aus unserem Wahlprogramm?
00:41:43: Und wie können wir das irgendwie runterbrechen,
00:41:45: sodass es auch verständlich ist?
00:41:47: Das ist ja auch so ein Ding der Sprache,
00:41:49: dass man eben nicht voraussetzt, dass alle wissen,
00:41:52: was Koalitionsverhandlungen sind.
00:41:53: Aber ich glaube, man findet immer Themen im eigenen Wahlprogramm
00:41:57: oder auch im politischen Alltag, die spannend wären, zu vermitteln.
00:42:01: Und es kommt dann eher auf dieses Augenhöhe-Thema an.
00:42:03: Man muss ja im Trainingsanzug sitzen,
00:42:05: einen Jugendsprachverwenden im Gegenteil.
00:42:08: Aber dass man einfach das Gefühl hat,
00:42:10: da ist jemand, der mich als Bürgerin ernst nimmt.
00:42:12: Ich fühle mich gar nicht ernst genommen von Politikern auf TikTok.
00:42:15: Ich bin 32, aber ich denke, ihr haltet mich für ein Kindergartenkind.
00:42:19: Dass es ohne ein Song nicht checkt, was ein Mietendeckel ist.
00:42:22: Das kann einfach nicht der Weg sein.
00:42:25: So ein Video der Zwischenmahl fair, obwohl ich sagen muss,
00:42:28: ich will es gar nicht sehen.
00:42:29: Ich finde auch nicht der Zwischenmahl
00:42:32: für einen Reichweitenbringer.
00:42:34: Man denkt dann immer, aber dann, wenn die das sehen,
00:42:37: dann interagieren die und dann gucken die als nächstes ins Wahlprogramm.
00:42:40: Aber das ist ja komplett delusional. Das passiert dann nicht.
00:42:43: Glaubst du, das wird noch wichtiger werden in den nächsten Jahren,
00:42:48: dass Politikerinnen und Politiker da eine gute Strategie auf die Reihe kriegen?
00:42:52: Auf jeden Fall.
00:42:53: Wie gesagt, Menschen verbringen da so viel Zeit,
00:42:56: so viel Menschen, so viel Zeit.
00:42:58: Dass man dann das immer noch nicht ernst nimmt,
00:43:00: das weiß ich mir wirklich gar nicht.
00:43:02: Das betrifft Parteien, aber auch Institutionen.
00:43:05: Weil man immer dieses Nachwuchsproblemen, sich beklagt,
00:43:08: junge Menschen so schwer zu erreichen.
00:43:10: Aber eigentlich, die sind doch alle da.
00:43:12: Man kann da auch jedes Thema für die aufbereiten.
00:43:15: Das kostet ein bisschen Energie, man muss sich damit beschäftigen.
00:43:18: Aber es gibt ja Menschen, die das können.
00:43:21: Das würde ich auch so frech, dass private Craterinnen das genau machen.
00:43:24: Die machen das ganz oft neben ihrer Lohnarbeit.
00:43:27: Die verwenden ganz viel Zeit darauf.
00:43:29: Sie haben einen Community-Management-Team, was sie unterstützen.
00:43:32: Die sitzen dann auf Toilette samstag Mitternacht
00:43:35: und gucken sich die scheiß Kommentare an,
00:43:37: wo Leute dann aussehen oder sie selber bedrohen.
00:43:40: Da finde ich dann schon noch mal mehr frecher zu sehen,
00:43:43: was da so angeboten wird und wie mit dieser Plattform umgegangen wird.
00:43:48: Im Gegenteil, sie werden ja meistens auch dafür belächelt,
00:43:51: dass sie nur Content-Creatorin sind. - Total.
00:43:53: Aber dann jetzt im Wahlkampf haben wir doch ganz viele Parteien,
00:43:57: die in den Veranstaltungen angeschleppt.
00:43:59: Das finde ich auch gut.
00:44:01: Zusammenarbeit ist auf jeden Fall auch sinnvoll.
00:44:03: Aber man merkt ja auch, es hat jetzt irgendwie alles aufgehört.
00:44:07: Das kann man dann einfach nicht ernst nehmen.
00:44:09: Das ist eine Plattform, die sollte man 24, 7, 370 Tage im Jahr bespielen.
00:44:14: Du warst letztens auch in einem anderen Podcast zu Gast,
00:44:18: nämlich bei Lin Schütze und Leonie Barch von "Mord of Ex".
00:44:22: Da habt ihr einen Video gemacht,
00:44:24: in dem ihr differenziert über NS-Opfer- schaft
00:44:27: und NS-Häterschafts sprecht.
00:44:28: Da erzählst du unter anderem,
00:44:30: dass Holocaust-Überlebende oft nicht ruhig und vergebend waren,
00:44:33: wie man sich das vielleicht gewünscht hätte,
00:44:36: sondern Widerstand geübt haben.
00:44:37: Warum denkst du, werden diese berechtigte Wut
00:44:40: und auch die Gefühle der Rache so häufig nicht gezeigt?
00:44:43: Ja, ist natürlich nicht schön, ne?
00:44:44: Weil im Grunde ist es ja so ein indirekter Angriff
00:44:47: auch auf eigene Nachfahren vielleicht,
00:44:49: wenn die selber zur Tätergesellschaft gehört haben.
00:44:52: Ich glaube, dass wir einfach denken,
00:44:54: wir stellen uns sehr gern als Erinnerungsweltmeister da
00:44:57: und dass wir halt so gut sind im Erinnern und im Gedenken
00:45:00: und dass wir so viele Gedenkstätten haben und so viele reden.
00:45:04: Und im Bundestag sind die Überlebende eingeladen,
00:45:06: aber man denkt, glaub ich, wir sind da übelstweilt,
00:45:09: dann tritt aber so eine Person auf und die wirft das alles um.
00:45:12: Und die wirft das alles über den Haufen.
00:45:14: Und dann, glaub ich, will man diese Stimmen sehr gerne kleinhalten,
00:45:18: um eben das eigene Selbstbild als Erinnerungsweltmeister großzuhalten.
00:45:22: Und die Mediendarstellung auch von Täter*innen
00:45:25: und der Art, wie wir an die Verbrechen denken ändern.
00:45:28: Du hast ja diese "Mod-of-Ex"-Folge angesprochen.
00:45:30: Ich finde nicht, dass es so eine Folge braucht.
00:45:33: Dass sie eine Folge gemacht haben im True-Crime-Format über Josef Mengele.
00:45:37: Über denen es wirklich, ich hab's auch mal gesucht bei Spotify,
00:45:41: eine Milliarde Folgen gibt und eine Milliarde Dokumentationen,
00:45:44: auch TikTok-Videos, ich hab dazu schon ein TikTok-Video gemacht,
00:45:48: auf jeden Fall YouTube-Videos und immer dieses "Der Todes-Engel".
00:45:51: Und ja, der hat Zwillinge aneinander genäht und keine Ahnung.
00:45:55: Also, das ist einfach wie so ein Horrorfilm,
00:45:57: der aber schon ganz gern und ganz viel besprochen wird.
00:46:00: Ich finde, dass man von diesen Personen ruhig ein bisschen weggehen kann.
00:46:04: Und von den, wen gibt's da noch, natürlich auch Hitler, Heidrich,
00:46:07: also diese ganzen großen NS-Täter, die man irgendwie im Kopf hat.
00:46:11: Auch Täter*innen, wie der Ilse Koch oder so,
00:46:13: die da sehr gerne, sehr gerne im Mittelpunkt stehen.
00:46:16: Aber was man total ausklammert, ist ja zum Beispiel "Verbrechen, der wehrmacht".
00:46:20: In der "Sie" erwähnt auch da ganz normale Menschen, Pflegekräfte,
00:46:25: die teilweise involviert waren in diese Verbrechen,
00:46:27: die ihnen auch die Wahl gelassen wurden.
00:46:29: "Hey, wir machen jetzt das, wollt ihr mitmachen?"
00:46:32: Oder "Kündigen, dann geht jetzt."
00:46:34: Nee, die sind alle da geblieben und haben mitgeholfen.
00:46:36: Da gibt's ja wirklich auch super viele Fälle,
00:46:39: wo eben diese ganz normalen Männer und Frauen auch Täter*innen wurden.
00:46:42: Und das wird halt gar nicht besprochen.
00:46:44: Das vermisse ich irgendwie ein bisschen,
00:46:47: dass sich immer auf diese großen Figuren gestützt wird,
00:46:50: was man jetzt lernen kann.
00:46:51: Was kann ich jetzt für meinen Alltag lernen
00:46:53: an Josef Mengeles Biografie und seinen schrecklichen Experimenten?
00:46:57: Es nimmt auch vielen Opfern, so die Würde darüber zu sprechen,
00:47:00: dass man erzählt, was F.A. Grausenma Experimente gemacht hat.
00:47:03: Das hatte wirklich nur so diesen True Crime Horror Effekt.
00:47:06: Aber wo man voll viel lernen könnte,
00:47:08: wäre eben diese Dynamik von, warum hat man Menschen die Wahl gegeben?
00:47:12: Ihr könnt jetzt gehen ohne irgendeine Konsequenz.
00:47:14: Oder ihr könnt helfen,
00:47:16: tausende Menschen mit Behinderungen, Krankheiten zu ermorden.
00:47:19: Und diese Menschen dann sich entschieden zu bleiben und sie nicht gegangen.
00:47:23: Das ist ja eher der Lerneffekt.
00:47:24: Warum? Wie groß kann eigentlich so eine Gruppendynamik
00:47:27: oder auch so ein Hass irgendwie auf Minderheiten sein,
00:47:30: dass man sich da beteiligt?
00:47:32: Das ist doch ein Lerneffekt.
00:47:33: Und nicht immer dieselben Geschichten
00:47:35: von dem Lampenschirm mit Menschenhaut, etc.
00:47:38: Ich hab in einem deiner aktuellen Postings gesehen,
00:47:41: da beschäftigst du dich mit KI-generierten historischen Inhalten.
00:47:45: Also, der Aufhänger war ein Video von einer anderen Person,
00:47:49: POV, du warst im KZ Auschwitz warst, glaub ich, auf.
00:47:54: Und natürlich können diese Videos auf gar keinen Fall
00:47:58: die Geschichte so darstellen, wie Zeitzeugen das beispielsweise selber können.
00:48:02: Hast du Sorge dafür, dass Gedenkarbeit,
00:48:04: vor allem online, hauptsächlich über KI stattfindet?
00:48:07: Mhm.
00:48:08: Also, ich denke, es wird auf jeden Fall einen größeren Einfluss haben.
00:48:12: Auch da bin ich noch so ein bisschen indifferent, ne?
00:48:15: Weil ich persönlich, also, mir zieht sich alles zusammen,
00:48:18: und ich find's wirklich schrecklich.
00:48:20: Aber ich glaube, man könnte das auch nutzen auf eine gute Art und Weise,
00:48:24: weil jüngere Menschen, und ich rede wirklich von Jugendlichen,
00:48:28: die haben da vielleicht nicht so diese Berührungsängste.
00:48:31: Für die ist es eine jetzt schon sehr gewohnte Form,
00:48:34: wie ihnen Inhalt vermittelt wird.
00:48:36: Und zum Beispiel, es gibt ja auch KI-generierte Zeitzeuginnen,
00:48:39: wie zum Beispiel habe ich Anne Frank schon öfter gesehen,
00:48:42: die eben als junge Comicfigur fast schon durch KI sehr nah,
00:48:46: da dargestellt wird, und sie erzählt dann,
00:48:48: "Hallo, ich bin Anne Frank, und ich bin von den Nazis ermordet worden,
00:48:51: hab mich versteckt."
00:48:52: Wo sie ihre Geschichte selbst erzählt.
00:48:55: Das hat schon echt Potenzial, wenn man das verbindet
00:48:57: mit so einem wirklich faktisch historisch relevanten Kern,
00:49:00: dann könnte man das vielleicht sogar irgendwie nutzen als Form.
00:49:04: Auch wenn natürlich jetzt so wir, die damit nicht aufgewachsen sind,
00:49:07: komplett fremdeln.
00:49:08: Aber ich glaube, da muss man auch so ein bisschen Berührungsängste abbauen,
00:49:12: weil das wird's immer geben.
00:49:14: Als man in der Serien kam über den Holocaust, war das auch so komplett,
00:49:17: oh mein Gott, wie kann man das machen?
00:49:20: Man macht den Holocaust zu Seifenoper.
00:49:22: Und ich glaube, bei TikTok ist es ja auch so,
00:49:24: dass immer noch, oder am Anfang zu mir das Leute gesagt haben,
00:49:27: wie kann man denn mit diesem Thema auf dieser Plattform stattfinden?
00:49:30: Ich glaube, dass es da immer erst mal so ein bisschen Berührungsängste
00:49:34: geben wird und vielleicht sich die nach und nach abbauen mit der Zeit.
00:49:38: Und vielleicht wird das bei dem Thema auch so sein.
00:49:40: Wichtig ist halt, bleibt einfach, dass man da versucht,
00:49:43: die Situation daraus, ich glaube schon, dass das Potenzial hätte.
00:49:47: Auf jeden Fall meintere ich das Experiment.
00:49:49: Deine Arbeit ergänzt ja auch das Wissen,
00:49:52: dass wir über den Holocaust in der Schule gelernt haben,
00:49:54: um zum Beispiel auch queere feministische und behinderte Perspektiven.
00:49:58: Wie kann das für dich aussehen,
00:50:00: gerade solche Perspektiven im Mittelpunkt zu stellen?
00:50:03: Ja, es sind diese Perspektiven irgendwie wichtig,
00:50:06: weil ich das Gefühl habe, das hat ja in der Schule echt gar keine Rolle gespielt.
00:50:10: Und vor allem sind das auch auf Perspektiven,
00:50:13: wozu man irgendwie kein Gesicht und keine Namen hat.
00:50:16: Weil ... ja, ich glaube, jeder kennt so eine jüdische Überlebender
00:50:20: oder einen jüdischen Überlebenden,
00:50:22: sagen wir mal, Margot Friedländer oder auch Opfer.
00:50:25: Ich glaube, da kennt man ...
00:50:27: Und wenn, dann weiß man irgendwie, ja, schon das Liste.
00:50:30: Man hat immer so ein paar Namen und Geschichten parat.
00:50:32: Aber wenn ich jetzt sage, euthanasie, dann hat keiner eine Namen
00:50:36: oder auch irgendwie eine Biografie auch ohne Namen im Kopf.
00:50:40: Dass man eben auch da über Einzelschicksale darauf aufmerksam macht,
00:50:43: dass auch diese Zahl 300.000 Menschen Binderung, die ermordet wurden,
00:50:47: dass auch dahinter natürlich Geschichten stammten
00:50:50: von Einzelpersonen, von Einzelschicksalen, mit Familien.
00:50:53: Und das ... Darüber, glaube ich, kann man auch das Thema irgendwie
00:50:57: am besten so einen Zugang schaffen, der eben darüber hinausgeht,
00:51:01: dass man über diese Horrorzahlen und Geschichten spricht.
00:51:05: Was hat Deutschland bisher in der Gedenkarbeit versäumt?
00:51:10: Boah, also ich glaube ...
00:51:11: Ich ... ist es auch nicht so, dass ich das ja schon seit Jahrzehnten
00:51:15: beobachte und mir da jetzt irgendwie ein fundiertes Bild machen konnte.
00:51:19: Aber mein Eindruck ist auf jeden Fall,
00:51:21: dass so dieser Täterbegriff, dass der einfach ganz schön, ich sag mal,
00:51:26: abstrakt geblieben ist, auch in den letzten Jahrzehnten immer,
00:51:30: und ja auch immer noch ist, dass man von Täter und Täterinnen spricht,
00:51:33: von den Nazis, als wären das halt eben so fünf Leute.
00:51:36: Genau, aber man muss halt sagen, das waren deutlich mehr,
00:51:40: und auch unsere Großeltern, Urgruseltern, Eltern
00:51:43: gehörten da auf eine Art dazu.
00:51:45: Und zum Beispiel, meine Urgrusväter waren ja auch in der Wehrmacht
00:51:49: und haben da gekämpft.
00:51:51: Also ich hab die jetzt auch als Täter einfach so einkategorisiert.
00:51:54: Und ich finde, das kann auch parallel existieren,
00:51:57: dass ich die als Täter bezeichne.
00:51:59: Und trotzdem bin ich halt traurig darüber,
00:52:01: dass es für meinen Opa bedeutet, hat er seinen Vater nicht kennengelernt,
00:52:05: und das ist das, was meine ist so.
00:52:07: Und das macht mich traurig, aber ich trotzdem sagen kann,
00:52:10: er war ein Täter, er war Teil von dieser Vernichtungsmaschinerie.
00:52:13: Und ob er Kriegsverbrechen begann, hat keine Ahnung,
00:52:17: kann man irgendwie schwer so auf individueller Schuld jetzt sagen.
00:52:21: Aber auf jeden Fall war er Teil von dieser Maschinerie.
00:52:24: Und das zu benennen, ist, glaube ich, wichtig.
00:52:26: Und das sollte man, glaube ich, jetzt auch nachholen,
00:52:29: weil es gibt so viel wissenschaftliche Forschung
00:52:31: schon zu dem Thema Täterschaft,
00:52:33: wo man sich das nicht so gemacht wird,
00:52:35: als sich das zu verknüpfen mit der eigenen Familienbiografie.
00:52:39: Man redet über die Verbrechender Wehrmacht
00:52:41: oder über generell Verbrechende Nazis, der Polizei,
00:52:44: der Alternasie, etc.
00:52:46: Aber ohne dass man halt irgendwie ...
00:52:48: Es wäre das so eine Vokabel von der fremden Sprache
00:52:50: und nicht die eigene Geschichte der Familie.
00:52:52: Ich glaube, da ist einfach wahr bisher immer Nachholbedarf
00:52:55: und ist auch immer noch Nachholbedarf.
00:52:57: Und da könnte man spätestens jetzt,
00:53:00: wo ja wirklich sehr viel Zeit dazwischen liegt,
00:53:02: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder
00:53:05: in der Zeit ist, wenn man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:08: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:12: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:15: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:18: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:22: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:25: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:29: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:32: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:36: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:39: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:42: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:46: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:49: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:52: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:55: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:53:59: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:02: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:05: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:08: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:12: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:15: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:18: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:22: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:25: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:28: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:31: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:34: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:38: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:41: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:54:44: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
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00:54:57: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:01: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:04: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:07: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
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00:55:14: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:17: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:20: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:24: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
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00:55:36: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:39: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:43: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:46: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:49: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:53: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:56: und dann ist es so, dass man da auch immer wieder in der Zeit ist,
00:55:59: und dann kommt es zum Ende, und ich kann dir nicht sagen,
00:56:02: wie froh ich bin, es ist wirklich ...
00:56:04: Es war wirklich viel Arbeit, und ich hab es ein bisschen unterschätzt,
00:56:08: auch ehrlich gesagt, deswegen ...
00:56:09: Ich bin froh, wenn das dann irgendwie so ...
00:56:12: Im Herbst kommt's raus, und ich glaub, das in der Hand zu haben,
00:56:15: wird wirklich surreal zu sein,
00:56:17: und es ist ganz krass, gerade so was wie erste Coverentwürfe zu sehen,
00:56:20: und so ...
00:56:21: Es geht um Erinnerungskultur, auch viel, was wir besprochen haben,
00:56:25: wird da irgendwie auch thematisiert, also dieses Thema,
00:56:28: dass man nicht in der Gedenkstelle da arbeitet,
00:56:30: wenn man nicht Politikerin ist,
00:56:31: wie kann man trotzdem Gedenkarbeit mitgestalten,
00:56:34: und dann geht es eben darum, dass man Täter schafft,
00:56:37: dass man unbequeme Perspektiven von Überlebenden akzeptiert
00:56:40: und wahrnimmt, dass man auch über Widerstand von Opfergruppen spricht,
00:56:44: oder auch über Handlungsspielräume,
00:56:46: dass man eben nicht, dass man sich weigern konnte,
00:56:48: sich so entziehen konnte, dem System,
00:56:50: es gibt auch da Vorbeispiele, die sehr wenig besprochen werden,
00:56:53: dass man über Widerstand in anderen Ländern spricht,
00:56:56: und diese Holocaust-Käule, sag ich mal, rausholt,
00:56:58: und dass man das Thema und diese Aufklärung darüber einfach akzeptiert,
00:57:02: als ein Thema, was eine Daseinsberechtigung hat,
00:57:04: ohne dass es immer eine Lehre haben muss,
00:57:06: oder Auswirkungen auf unsere Wahlentscheidung,
00:57:09: oder dass es als Vergleich herhalten muss
00:57:11: für andere Konflikte und Genozide.
00:57:13: Also einfach so mein sehr, ich sag mal,
00:57:17: auch auf eine Art leihenhafter Blick auf diese Gedenkarbeit,
00:57:20: weil ich glaube, solche Bücher werden ja ganz oft
00:57:23: von Wissenschaftlern geschrieben, zu Recht natürlich.
00:57:26: Ich glaube, dass man dadurch so das Gefühl hat,
00:57:28: man ist da kein Teil davon, wenn man eben nicht auch Geschichte studiert hat.
00:57:32: Und wir sind aber alle Teil.
00:57:34: Wir sind eben, wenn wir in Deutschland leben
00:57:36: und irgendwie hier sozialisiert wurden,
00:57:38: dann haben wir auch irgendwie eine Sprechposition in dem Thema,
00:57:41: und ich glaube, die sollte man auch annehmen
00:57:43: und dann eben ein bisschen reflektierter über das Thema sprechen
00:57:46: und ein bisschen ehrlicher,
00:57:48: als es vielleicht die letzten Jahrzehnte der Fall war.
00:57:51: Susi, wir sind fast am Ende der Folge.
00:57:53: Wir geben zum Abschluss immer unseren Gäst*innen
00:57:57: die Möglichkeit, initiativen Projekte,
00:58:00: Musiker*innen, Autor*innen, was auch immer,
00:58:03: was dir in den Kopf kommt, vorzustellen.
00:58:05: Ähm, irgendwie Initiativen zu zeigen,
00:58:09: die deiner Meinung nach dazu beitragen,
00:58:11: diese Gesellschaft eben ein bisschen gerecht dazu machen.
00:58:14: Wir nennen das deine Werbeanzeige,
00:58:16: damit alle Zuhörer*innen wissen,
00:58:18: wen sie vielleicht unterstützen können mit Geld oder auch ...
00:58:23: ähm, mit sonstigem Support.
00:58:25: Und ich spiele den Jingle ab und dann darfst du Werbung machen.
00:58:29: (Dynamische Musik)
00:58:31: Oh, ganz schön ...
00:58:34: wichtig.
00:58:35: Platz für deine Werbeanzeige.
00:58:38: (Dynamische Musik)
00:58:40: Bitte. - Mhm.
00:58:45: Also, ich würde einfach sagen,
00:58:47: folgt mehr Judischen Traitor*innen,
00:58:49: weil, ähm, ne, also ich spreche ja immer über
00:58:52: die über Judentum oder über Juden*innen
00:58:55: im Kontext vom Holocaust, aber ich glaube,
00:58:57: was ganz wenig gemacht wird, ist,
00:59:00: über jüdisches Leben zu sprechen in Deutschland.
00:59:02: Und es ist halt nun mal sehr vielseitiger,
00:59:05: als jetzt nur über den Holocaust zu sprechen
00:59:07: und das darauf zu reduzieren, auf deren Dasein als Opfer,
00:59:10: was natürlich eine große Rolle spielen soll,
00:59:12: aber ich will mal ein paar jüdische Traitor*innen empfehlen,
00:59:16: denen ihr auf jeden Fall erfolgen solltet.
00:59:18: Das einmal Rosa Gelinek, rosiger Aussichten heißt ihr Account.
00:59:22: Ähm, euch, jüdische Mama.
00:59:24: Ähm, also, ne, einfach mal anfangen,
00:59:26: und die sind Gott sei Dank auch gut untereinander vernetzt,
00:59:29: sodass man vielleicht auch auf andere Accounts stößt darüber.
00:59:32: Aber das war auch für mich so ein Moment zu merken,
00:59:35: wo ich weiß echt viel über so Geschichte,
00:59:37: aber wenig über jüdisches Leben aktuell.
00:59:40: Und ich glaube da, das ist gut für uns alle,
00:59:42: wenn wir uns darüber ein bisschen mehr informieren.
00:59:45: Und diese, das waren jetzt alles Frauen,
00:59:47: das auch noch dazu unterstützen, die haben auf jeden Fall
00:59:50: mehr Aufmerksamkeit verdient.
00:59:52: Schön, wir packen die Accounts alle in die Show Notes,
00:59:54: dann können wir alle draufklicken und direkt folgen.
00:59:57: Vielen, vielen Dank, dass du da warst und so viel erzählt hast.
01:00:01: Es war für mich eine sehr spannende, tolle Folge.
01:00:03: Ich liebe deinen Account. - Danke schön.
01:00:05: Wenn man das so sagen kann, es sind ja nur doch sehr ernste Themen.
01:00:09: Aber ich hab das schon sehr viel gelernt,
01:00:11: hab mich gefreut, dass du dir heute Zeit genommen hast.
01:00:14: Danke für das nette Gespräch.
01:00:16: Das war mein Gespräch mit Susanne Siegert über ihren Account.
01:00:19: Wir haben eine Erinnerungskultur und all die Arbeit, die sie macht.
01:00:22: Ihr schaltet hoffentlich in zwei Wochen wieder ein
01:00:25: für die nächste Folge von "Ganz schön laut".
01:00:28: Ansonsten besucht uns auf www.vetominosmech.de
01:00:31: oder schaut bei Instagram vorbei.
01:00:33: Dann hören uns, sehen wir uns, bis dann.
01:00:35: (Dynamische Musik)
01:00:37: (Dynamische Musik)
01:00:39: Hey, bist du noch da?
01:00:52: Dann bis bald.
01:00:54: Du hörst "Ganz schön laut", den Veto-Podcast.
01:00:57: Alle zwei Wochen.
01:00:59: Überall, wo es Podcasts gibt.
01:01:01: Und bis dahin folgt uns auf Instagram und TikTok.
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