2025 müssen wir GANZSCHÖNLAUT sein (Intro mit Ninia LaGrande und Stephan Anpalagan)
Shownotes
Besser spät als nie! Wir sind zwar schon mittendrin im neuen Jahr, unsere Hosts Ninia LaGrande und Stephan Anpalagan halten in dieser Folge trotzdem nochmal kurz inne und schauen auf 2024 zurück. Das Resultat ist ein wilder Ritt durch die besonderen Ereignisse des letzten Jahres und persönliche Stressbewältigungsmechanismen. Und es gibt ganz viel Liebe für all jene, die GANZSCHÖNLAUT waren – und es (auch) 2025 sein werden.
In der Intro-Folge stellen sich beide den fordernden Spielen, mit denen sie sonst ihre Gäst*innen überraschen: Was hat Stephan immer im Kühlschrank? Und welcher Song soll auf Ninias Beerdigung gespielt werden? Und wer Ninia schon immer mal fluchen hören wollte, sollte unbedingt reinhören.
Natürlich erfahrt ihr auch, was 2024 alles gut war, was sich Ninia und Stephan mitnehmen aus den vielen Gesprächen mit aktivistischen Menschen.
Und auch wir sagen DANKE, dass ihr all den Menschen zugehört habt, die 2024 GANZSCHÖNLAUT waren. Das Gute an einer verspäteten Jahresabschlussfolge ist übrigens, dass die Pause sehr viel kürzer ist. Freut euch darauf, auch 2025 wieder viele spannende Menschen kennenzulernen, die die Hoffnung an eine bessere Welt nicht verlieren. Am 28.01. gehts hier weiter …
TRANSPARENZ
Ninia wünscht sich in diesem Jahr Susanne Siegert vom Instagram-Kanal Keine Erinnerungskultur als Gesprächspartnerin im Podcast. Spoiler: Sie hat schon zugesagt …
Ninia ruft außerdem alle Menschen U50 dazu auf, sich bei Freiwilligenagenturen zu melden. Diese bieten Beratung rund um zivilgesellschaftliches Engagement an.
Stephan weist auf die kalten Temperaturen hin, die vor allem für Menschen ohne Obdach lebensgefährlich sind, egal ob sie in Deutschlands Großstädten oder an europäischen Außengrenzen ausharren. Spendet also – wenn ihr könnt – an Organisationen, die Menschen auf der Straße und auf der Flucht unterstützen!
Die Folge mit Nina LaGrande und Stephan Anpalagan wurde am 13. Januar 2025 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Jasper von Römer; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Benjamin Jenak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Transkript anzeigen
00:00:00: Es hätte keine Veränderungen dieser Welt gegeben,
00:00:03: wenn nicht irgendjemand gesagt hätte, ach, das müssen wir ändern.
00:00:06: Manchmal muss man klare Kante zeigen.
00:00:08: Das fordert die Gesellschaft ja auch.
00:00:10: Klare Kante gegen rechts heißt es auch zum Beispiel immer.
00:00:14: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.
00:00:16: Haben wir extreme, massive Probleme, vor denen sich keiner verschließen kann.
00:00:20: Die Welt ist in Aufruhr. Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.
00:00:23: Du hörst ganz schön laut.
00:00:25: Den Veto-Podcast mit Ninja Lagrande und Steven an Palagran.
00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.
00:00:32: (Dynamische Musik)
00:00:34: Und damit herzlich willkommen zu "Ganz schön laut",
00:00:40: dem Podcast des Veto-Magazins.
00:00:43: Eigentlich sollte das hier die letzte Folge für 2024 werden.
00:00:46: Jetzt ist es die erste in diesem Jahr, aber wir schauen trotzdem zurück.
00:00:50: Und damit herzlich willkommen zum Jahresrückblick.
00:00:53: Diesmal mit uns beiden, mit den Hosts von "Ganz schön laut".
00:00:57: Hallo, Steven.
00:00:58: Hallo, Ninja. - Ja?
00:01:00: Ich hab mir schon überlegt, ob Leute sich fragen,
00:01:03: ob wir beide nicht ein und die selbe Person sind,
00:01:06: weil wir nie im eigenen Podcast auftauchen.
00:01:08: So ein bisschen wie "Hat mal dich und Batman niemals im selben Raum gesehen?"
00:01:12: Nein. - Genau.
00:01:13: Jetzt werden wir dieses Mysterium auflösen.
00:01:16: Wir sind gar nicht die selbe Person. - Nein.
00:01:18: Und uns gibt es wirklich beide.
00:01:20: Und wir beide moderieren diesen Podcast sehr, sehr gerne.
00:01:24: 2024 war ganz schön laut.
00:01:26: Wie geht es dir so kurz nach Jahresbeginn?
00:01:28: Ich habe ja seit ich denken kann,
00:01:34: immer dieselbe seltsame Vorstellung davon,
00:01:39: dass das alte Jahr endet und das neue Jahr beginnt.
00:01:42: Und es dann einen frischen Anfang gibt und alle gut drauf sind.
00:01:47: Und es ist total super.
00:01:48: Und alle Vorsätze halten sich mega lange.
00:01:51: Und dann dauert es immer so zwei, drei Tage,
00:01:54: dass dann eine Bombe explodiert.
00:01:56: Also im besten Fall nicht wörtlich, aber ...
00:01:59: äh ... ja, dennoch ist es immer ganz seltsam.
00:02:04: Also ich mache ja viel Politik-Jonalismus und Innenpolitik.
00:02:08: Da war es natürlich schon geprägt von allen möglichen Schlagzeilen
00:02:11: aus den USA und Deutschland.
00:02:13: Also von daher ist begann schon sehr arbeitsam.
00:02:16: Wie geht es dir denn? - Ja, jetzt wieder ein bisschen besser.
00:02:19: Ich habe tatsächlich,
00:02:21: der so ab Mitte Dezember bin ich quasi untergetaucht.
00:02:24: Weil ich ...
00:02:26: Wir Selbstständigen kennen das einfach einen Infekt ignoriert habe,
00:02:30: den ich hatte.
00:02:31: Und dann hat sich da eine Bronchitis draufgesetzt.
00:02:34: Dann hatte ich noch eine Rippenfellentzündung und so.
00:02:37: Und war wirklich richtig lange krank,
00:02:39: also so lange wie noch nie in den letzten zehn Jahren.
00:02:42: Und auch so, dass meine Familie mich über Weihnachten
00:02:45: zurückgelassen hat und den Rest der Familie besucht hat.
00:02:49: Und ich saß ja alleine und hab Netflix geguckt.
00:02:51: Es war für mich sehr wohltuend, glaub ich.
00:02:54: Und jetzt bin ich so langsam auf dem Weg der Besserung.
00:02:58: Aber nichtsdestotrotz bekomme ich natürlich trotzdem das Weltgeschehen mit.
00:03:02: Und hab so gedacht, ja, man hat gar keine Atempause.
00:03:06: Also so diese vielbeschworenen leeren Tage
00:03:08: zwischen Weihnachten und Silvester und Jahresbeginn und so.
00:03:12: Da war schon trotzdem sehr, sehr viel los.
00:03:15: Hm.
00:03:18: Hast du das Gefühl gehabt ...
00:03:20: oder ...
00:03:22: geht's dir gut, wenn du das Telefon mal ein bisschen zur Seite legst?
00:03:28: Oder hast du das Gefühl, ich verpasse hier mega viel?
00:03:31: Ähm, schnell wieder aufsammeln,
00:03:34: auch wenn ich da möglicherweise mit schlechten Nachrichten debattiert werde?
00:03:38: Nee, tatsächlich, ähm, hab ich gemerkt,
00:03:41: dass mir das Weglegen des Telefons ...
00:03:45: sehr, sehr gut tut oder vielleicht nicht das Weglegen des Telefons,
00:03:49: aber das Löschen von diversen Social Media Anwendungen.
00:03:53: Ähm ...
00:03:54: Nachrichten lese ich eh morgens,
00:03:57: dass ich in verschiedene Medien reingucke
00:04:00: und mir die Schlagzeilen angucke oder Artikel abspeichere.
00:04:03: Aber gerade so, ich bin ja hauptsächlich bei Instagram unterwegs,
00:04:08: und da hatte ich so über den Jahreswechsel,
00:04:10: aber auch schon im letzten Jahr auf das Gefühl,
00:04:13: wir können mehr unterscheiden,
00:04:15: also dann noch mit Wahlkampf in Deutschland.
00:04:18: Das, was international passiert, seht ihr diesen süßen Otter an.
00:04:22: Das ist das Gimmick, was du brauchst, das war alles so auf einer Ebene.
00:04:26: Mein Kopf hat nicht mehr geschafft, das zu unterscheiden.
00:04:29: Deswegen versuche ich da auch gerade noch sehr bewusst mit umzugehen.
00:04:33: Mal gucken, wie lange das anhält.
00:04:35: Das ist wirklich ein Riesentrabel, je nachdem,
00:04:38: welchem Bereich man unterwegs ist,
00:04:40: oder man kann das Telefon noch weg oder löscht die Apps.
00:04:43: Auch gar nicht so einfach, weil das ist ja Teil des Jobs.
00:04:46: Aber wenn man ganz ehrlich ist,
00:04:48: ist auch nicht jede halbe Stunde,
00:04:50: die man auf Twitter oder Instagram verbringt, berufsbezogen.
00:04:54: Aber man weiß auch nicht, wann es was ist.
00:04:56: Ich etab mich manchmal,
00:04:58: manchmal der Abend oder nachts auf der Couch, sitze noch,
00:05:01: kurz vom Bett gehen,
00:05:03: irgendwas entdecke und schnell noch reinballere an Gedanken.
00:05:06: Ich bin auch manchmal schon richtig an die Schraube gegangen
00:05:10: und habe noch Text geschrieben zu irgendwas nachts.
00:05:13: Dann hat das ja auch einen produktiven Anstoß.
00:05:16: Hast du so Apps oder bestimmte Kontrollmechanismen,
00:05:21: wo dir gesagt wird,
00:05:23: "Hey, du bist schon zu lange hier auf dieser App,
00:05:26: du musst mal schließen"?
00:05:28: Über Netflix, guckst du überhaupt.
00:05:30: (Lachen)
00:05:31: Nee, gar nichts.
00:05:33: Also ich mach das ganz anders tatsächlich,
00:05:38: indem ich mir mehr Freizeit in mein Leben rein drücke.
00:05:43: Also es ist einfach so, dass ich im Prinzip ...
00:05:46: Also zu viel arbeite seit immer schon.
00:05:48: Ich hab mit Ende 20,
00:05:50: als ich dann mit dem Studium fertig war
00:05:53: und mein Werkstudie-Jobs dann zu Ende ging,
00:05:56: bin ich erst bei Tusengrub angefangen
00:05:58: und dann in einer Investmentgesellschaft.
00:06:01: Da hab ich in Prinzip 80 Stunden die Woche gearbeitet.
00:06:04: Und im Prinzip dann falsch gelernt, immer so viel gearbeitet.
00:06:07: Und da arbeite ich so viel,
00:06:12: dass ich nicht mehr schaffe,
00:06:15: irgendwie so ein reales Leben zwischen Privat- und Beruf aufzubauen.
00:06:21: Also Leiden, Beziehungen und alles.
00:06:24: Was ich jetzt gemacht hab, ist,
00:06:26: ich hab mir einfach Freizeit reingeprügelt.
00:06:29: Ich hab vor ein paar Jahren mir eine Playstation gekauft.
00:06:33: Ich zog da natürlich immer super gerne.
00:06:36: Dann hab ich mir jetzt letztes Jahr eine Kamera gekauft.
00:06:42: Eine ziemlich gute.
00:06:43: Also ich hab auch früher fotografiert,
00:06:45: ich hab auch mal kurz Zeit Produktfotografie gemacht.
00:06:48: Und jetzt hab ich tatsächlich den Sport wiederentdeckt
00:06:53: als Teil auch von so einem größeren Neujahrsvorsatzpaket.
00:06:57: Und merke, das sind so zwei, drei verschiedene Dinge,
00:07:01: wo ich komplett abtauche, das Telefon zur Seite lege.
00:07:06: Ich hab keine Nachrichten mehr lesen,
00:07:08: sondern irgendwie aufschaue, merke, krass,
00:07:10: jetzt sind wieder zwei, drei Stunden vergangen.
00:07:12: Und das ist eigentlich total gut.
00:07:14: Also das ist mehr Freizeitwagen sozusagen.
00:07:17: Ja.
00:07:18: Zurück zu den großen Nachrichten.
00:07:20: Gab's du dich so einen historischen oder großen Moment letztes Jahr,
00:07:24: wo du dachtest, das wird mir auf jeden Fall im Kopf bleiben?
00:07:28: Also ich hab schon das Ampel aus,
00:07:32: oder das Aus-der-Regierungs-Kollektion als etwas sehr Wichtiges
00:07:37: und Relevantes erlebt.
00:07:41: Aber ich hab schon das Gefühl gehabt,
00:07:43: dass jenseits davon die Wahl von Donald Trump
00:07:48: eine große Rolle gespielt hat oder spielen wird
00:07:52: für die gesamte internationale Politik.
00:07:56: Und zwar nicht nur im Ressort außenpolitik,
00:07:59: sondern auch im Ressort innenpolitik,
00:08:01: wo du siehst, dass dieser gesamte Schattenbereich
00:08:05: und dieser ganze Nebel drum herum,
00:08:07: der ist halt rechtsextrem angemalt.
00:08:09: Und das ist ja mein Thema, mit dem ich mich beschäftige.
00:08:13: Deshalb kann ich da auch gar nicht so richtig weggucken.
00:08:16: Aber es ist halt nur, wenn man es so betrachtet,
00:08:19: eine von vielen Meldungen.
00:08:21: Also die rechtsextreme Marine Le Pen in Frankreich,
00:08:26: die Postfasche ist in Giorgio Miloni in Italien,
00:08:29: der rechtsextreme Red Wilders.
00:08:31: Die FPÖ in Österreich.
00:08:34: Es ist ja alles so Wahlgewinner
00:08:37: aus einem extremistischen rechten Raum,
00:08:40: die jetzt nicht mehr wie früher bei uns die NPD,
00:08:43: das sind so drei, vier Idioten,
00:08:45: die vom Schulhof stehen und ausgegrenzt werden.
00:08:49: Und wirklich niemals irgendwas zu sagen haben werden
00:08:53: in einer politischen Position.
00:08:58: Und das sind jetzt plötzlich Leute,
00:09:00: die in die Mitte der Gesellschaft reinrutschen.
00:09:02: Irgendwelche rechtsextrem, die in Österreich
00:09:04: beim Bundespräsidenten dastehen,
00:09:05: eingeladen werden und mit der Regierungsbildung beauftragt werden.
00:09:07: Das sind teilweise die stärksten Kräfte.
00:09:09: Auch in Deutschland, in einigen ausdeutschen Bundesländern,
00:09:13: ist die AfD die stärkste Kraft.
00:09:14: Und da hab ich das Gefühl,
00:09:16: da ist letztes Jahr hat sich das manifestiert
00:09:19: und ist mit Donald Trump einfach so plakativ geworden.
00:09:25: Und wenn man das so weitermachen wollte,
00:09:28: das ging ja dann weiter über das Jahr 2025.
00:09:31: Der will Grönland und Danemark militärisch angreifen,
00:09:35: sich den Panama-Kanal militärisch holen,
00:09:37: den Golf von Mexiko benennen, Kanada wirtschaftlich schaden.
00:09:40: Also, das ist so ...
00:09:42: mein Kopf will das gar nicht erfassen richtig.
00:09:46: Ich bin 41 Jahre alt.
00:09:48: Ich hab das noch nie erlebt, dass man sich jetzt ...
00:09:52: dass Leute sagen, ja gut, der ist halt auch ein bisschen bescheuert.
00:09:56: Und dann denkste ich, ich hab aber deshalb trotzdem
00:09:58: der ehemalige und baldige US-amerikanische Präsident,
00:10:01: der kann einen Atomknopf drücken.
00:10:03: Und dann ist irgendwo fliegt ein Atombaum los.
00:10:06: Also, das ist halt völlig absurd.
00:10:09: Und das ist so ein bisschen das, wo ich mir ...
00:10:12: Also, das ist halt die Welt, in der wir jetzt leben, ne?
00:10:15: Ja, man muss vielleicht auch dazu sagen,
00:10:17: wir nehmen jetzt gerade auf,
00:10:19: einen Tag nach dem Parteitag der AfD.
00:10:23: Mhm.
00:10:24: Und auch da, also jetzt, ne?
00:10:27: Apropos Nachrichten online lesen,
00:10:29: so die Schlagzeile, die ich gelesen habe und was ich so drüber gehört hab,
00:10:32: war so, dass da mit Messigung und so,
00:10:35: soweit man bei Rechtsradikalen von Messigung sprechen kann,
00:10:38: überhaupt gar nichts mehr ist, ne?
00:10:39: Also, dass auch die Rede von Alice Weidel so bewertet wurde,
00:10:43: dass sie in Häkchen endlich mal ehrlich sind
00:10:45: und wirklich sehr, sehr konkrete,
00:10:48: rechtsradikale Inhalte da transportieren.
00:10:52: Mhm.
00:10:53: Auch so nach deiner Aufzählung hab ich grad so gedacht, ja.
00:10:56: Okay, cool.
00:10:57: (Lachen)
00:10:58: Ja, freuen wir uns schön. - Ja, genau.
00:11:01: Wie ging's dir denn oder was sind denn so die großen Themen,
00:11:05: die dich so 24-20 bewegt haben?
00:11:07: Ja, was mich sehr bewegt hat, war natürlich der Prozess
00:11:10: um Giselle Pelicot.
00:11:11: Mhm.
00:11:12: Einfach auch, weil ich natürlich sehr viel
00:11:14: in feministischen, politischen Umfeldern
00:11:17: seit vielen Jahren unterwegs bin.
00:11:20: Und so dieses, die Scham muss die Seite wechseln,
00:11:23: auch wie sie damit umgegangen ist.
00:11:24: Jetzt kommt das Buch ihrer Tochter auf Deutsch raus.
00:11:28: Ähm, und so diese ...
00:11:31: äh, glaub ich, diese Erkenntnis bei vielen Leuten,
00:11:34: auch in meinem Umfeld, dass das ja in Häkchen
00:11:37: ganz normale Männer waren.
00:11:39: (Lachen)
00:11:40: Aus verschiedenen Schichten und Berufsfeldern und Altersklassen,
00:11:44: die dieses Verbrechen mitgemacht haben.
00:11:46: Äh, und die, ja, beispielsweise auch vor Gericht
00:11:50: von ihren Ehefrauen und Partnerinnen unterstützt wurden.
00:11:54: Mhm.
00:11:56: Ähm, ich fand, da hat in großen Teilen
00:11:58: eine sehr gute Berichterstattung stattgefunden
00:12:01: und eine sehr gute ...
00:12:03: Äh, Aufarbeitung von dem,
00:12:05: was sexualisierte Gewalt eigentlich bedeutet
00:12:09: und wie normalisiert, ähm, die ist.
00:12:12: Und ähm ...
00:12:13: Es ist einfach so dieses große Thema,
00:12:16: da gehören auch Femizide dazu, die natürlich im letzten Jahr
00:12:19: und auch in diesem Jahr schon wieder Thema sind.
00:12:22: Und ich weiß noch, dass ich beim ...
00:12:25: Ähm, Emotion Award war
00:12:26: und eine Laudatio gehalten habe
00:12:29: für die beiden Frauen,
00:12:31: die den Instagram-Account-Femizide-Stoppen gestalten.
00:12:35: Und ich war so kurz vor der Laudatio
00:12:38: und schaute auf mein Handy
00:12:40: und dann kam die Eilmeldung,
00:12:42: Olaf Scholz hat Christian Lindner entlassen.
00:12:44: (Lachen)
00:12:45: Und ich war als Superärztes Thema, ne?
00:12:47: Aber alles davon.
00:12:49: Aber ich hab so gedacht,
00:12:50: auf diesem Stuhl, in diesem Saal, bei so einer schicken Verleihung,
00:12:53: dachte ich so, ich weiß nicht, irgendwie geht alles den Bach runter.
00:12:57: So alles Scheiße.
00:12:59: Ja.
00:13:00: Also, das war etwas, was mich äh, sehr, sehr bewegt hat.
00:13:04: Ähm ...
00:13:05: Und ja, alles, was du schon genannt hast,
00:13:09: also eben auch gerade so die Politik in Deutschland,
00:13:12: auch, worüber ich mir auch sehr viele Gedanken mache,
00:13:15: ist so die Kommunikation ...
00:13:17: Ähm ...
00:13:19: In meiner Familie sind nicht alle der gleichen politischen Meinungen
00:13:22: wie ich.
00:13:23: Aber worin wir uns alle einig sind, egal wo wir stehen,
00:13:26: ist so, dass man gar nicht mehr weiß,
00:13:28: was man jetzt, was man machen soll.
00:13:31: Und das offensichtlich, das beobachte ich auch bei Familienmitgliedern,
00:13:34: ähm ...
00:13:35: überhaupt gar keine Bereitschaft da ist, zuzuhören,
00:13:39: weil alle der Meinungen sind, ja, es geht ja sowieso nur um Macht
00:13:42: und nicht mehr um Inhalte.
00:13:44: Die erzählen, die da oben in Häkchen,
00:13:46: erzählen sowieso die ganze Zeit nur Quatsch.
00:13:48: Da ist, glaub ich, viel verloren.
00:13:49: Da bin ich gespannt, ob man das in diesem Jahr
00:13:52: oder in den nächsten Jahren irgendwie noch aufholen kann.
00:13:55: Und auch, wie wir eben mit Fake News und so weiter umgehen, ne?
00:13:58: Wenn ich mir dann so links in Familiengruppen angucke oder so.
00:14:01: Ich meine, das Problem ist natürlich grundsätzlich ...
00:14:04: ähm ...
00:14:05: und da kommen natürlich irgendwie alles so zusammen ...
00:14:08: ist ...
00:14:09: (Er stöhnt.)
00:14:10: dass jetzt beispielsweise die Bundestagswahl 2025 ...
00:14:14: ähm ...
00:14:15: also die Spitzenkandidaten dort ...
00:14:18: sind alles etablierte Politiker,
00:14:20: die in den vergangenen Jahren ...
00:14:22: die Zustände herbeigeschaft oder dafür verantwortlich sind.
00:14:26: Also Olaf Scholz, der Bundeskanzler, mit dem eben ...
00:14:29: jetzt auch alle sehr unzufrieden sind,
00:14:32: der tritt an für seine Partei, sein Vizekanzler tritt an für seine Partei,
00:14:36: der ... ähm ... Dritte im Bunde tritt an für seine Partei,
00:14:40: Friedrich Merz ist der einzige Neue.
00:14:42: Und dabei ist der Mann auch irgendwie 70.
00:14:45: Und ...
00:14:46: (Er stöhnt.)
00:14:47: der ist aus den 90ern rausgeflogen,
00:14:50: wurde von Angela Merkel in Macht und hat zweimal ...
00:14:53: also den ...
00:14:54: ähm ... Kampf von dem Parteivorsitz verloren,
00:14:57: um dann beim dritten Mal wieder zurückzukommen.
00:14:59: Also das ist auch alles so ...
00:15:01: du hast kein einziges frisches Gesicht, du hast niemanden, der sagt,
00:15:04: ich stehe für etwas anderes und etwas für Neues.
00:15:07: Ähm ...
00:15:08: selbst die AfD, die ...
00:15:09: noch nie in Regierungsverantwortung war in Deutschland,
00:15:13: selbst die machen so ein total abgehalfterten Eindruck.
00:15:16: Und ich hab irgendwie das Gefühl,
00:15:17: dass was dieses Land total dringend braucht,
00:15:19: ist frische und etwas Neues und Innovation.
00:15:22: Und die Leute, die für das exakte Gegenteil stehen,
00:15:27: kommen jetzt und bewerben sich bei mir, um meine Stimme.
00:15:30: Ja, genau, genau das.
00:15:31: Und gleichzeitig ...
00:15:33: und ich meine, also ich hab ja so eine Theorie, dass ...
00:15:37: ist gar nicht so funktion ...
00:15:40: oder nicht nur funktionale Gründe hat, warum alles so ist wie es ist,
00:15:44: sondern dass es auch ganz viele emotionale Gründe hat,
00:15:46: ich glaube, dass aller Meister hat auch schlichtweg mit China zu tun.
00:15:49: Oder anderen Ländern, die für uns immer so abgehängt waren.
00:15:54: Also es war ...
00:15:55: wir waren Made in Germany, wir waren Exportweltmeister
00:15:58: und Weltmeister der Herzen und irgendwie ...
00:16:00: Ingenieursbude und wir können dies alles so Maschinen bauen
00:16:04: und exportieren und Autos und weiß ich nicht.
00:16:06: Jetzt ...
00:16:07: stellt sich heraus, ja, die Chinesen können auch Autos.
00:16:11: Und die können Außenpolitik und alles das,
00:16:14: was wir damals über Entwicklungshilfe versucht haben zu steuern,
00:16:17: deutlich besser.
00:16:18: Die sammelt die Länder ein, treibt ihn in die Verschuldung,
00:16:21: bauen den aber auch viel Infrastruktur.
00:16:23: Und gleichzeitig ...
00:16:25: schaffen die so viel auch Innovation, das kann man sich gar nicht vorstellen.
00:16:30: Und wir stehen da und stellen fest, okay ...
00:16:32: also jetzt nur ein Beispiel im direkten Vergleich
00:16:35: ist mein VW viel schlechter als das chinesische Auto.
00:16:39: Ja.
00:16:40: Und das ist etwas, was die Leute völlig fertig macht.
00:16:43: Und wir haben systemische Probleme.
00:16:44: Also es ist jetzt nicht so, es kommt irgendwie eine Wirtschaftskrise
00:16:47: oder Corona, dann ist das überwundener geht alles weiter,
00:16:50: sondern wir haben ja sowohl einen Arbeitskräftemangel
00:16:53: als auch einen Fachkräftemangel
00:16:54: als auch eine Ausbildungsdefizite.
00:16:57: Wer kleine Kinder hat, weiß, dass immer noch Medikamente knapp sind.
00:17:01: Wir haben Riesenthema bei der Pflege und so weiter.
00:17:04: Also es sind ja Sachen,
00:17:06: die du mit einem gigantischen Kraftakt nur lösen kannst.
00:17:09: Und der wiederum würde Schmerzen verursachen.
00:17:12: Der ist unangenehm, der tut weh, wir müssen verzichten und so weiter.
00:17:16: Und sofort.
00:17:17: Und was jetzt aber die Politik oder die Spitzenpolitik macht ist,
00:17:22: den Leuten zu sagen, ihr müsst euch nicht verändern.
00:17:25: Wir werden alles wieder so machen, wie es früher war.
00:17:27: Und zwar nicht im Sinne von, wir rollen die Zeit technologisch zurück,
00:17:31: sondern wir sorgen dafür, dass die Deutschen wieder an der Spitze sind
00:17:35: und exportieren und Wirtschaft und Wohlstand und alles.
00:17:38: Und wir sind unser Platz in unserer Welt und so.
00:17:41: Und dafür ...
00:17:42: Und du musst dich für ...
00:17:44: Also, es wird sich nichts verändern.
00:17:46: Du kannst dein Auto weiterfahren, du musst nicht mehr Steuern bezahlen,
00:17:50: die Schuldenbremse bleibt.
00:17:51: Und die einzigen, wo wir sparen, sind die Ausländer und die Armen.
00:17:55: Und neuerdings die Kranken.
00:17:57: Aber ansonsten, ich sage sehr überspitzt,
00:18:01: der heterosexuelle christliche westdeutsche weiße alte Mann,
00:18:05: der muss gar nichts verändern.
00:18:07: Der ist weiterhin das Maß aller Dinge.
00:18:10: Und du stellst einfach fest, das stimmt einfach auch persönlich.
00:18:14: Zum Glück.
00:18:15: Wir haben ja viel mehr Vielfalt und Durchmischung.
00:18:18: Also, dieser Podcast, der von wem auch immer gehört wird,
00:18:21: wird moderiert von einem nicht weißen Mann
00:18:25: und einer weißen Frau mit Behinderung.
00:18:27: Das muss man einfach mal sagen.
00:18:29: Dass wir beide hier sitzen und Podcast-Hoszt sind,
00:18:32: das war vor 20 Jahren jetzt auch nicht unbedingt denkbar.
00:18:35: Wahrscheinlich nicht, nee.
00:18:37: Jetzt haben wir so viel rumgejammert.
00:18:39: Das war aus dem letzten Jahr.
00:18:41: (Lachen)
00:18:42: Ich finde ...
00:18:46: die andere Seite von beispielsweise Giselle Pelicot
00:18:50: oder ihrem Ehemann, dem Täter Dominik Pelicot,
00:18:55: ist ja, dass dieses Verfahren stattgefunden hat.
00:18:58: Ja. - Und dass es öffentlich wurde, dass es Verurteilungen gab,
00:19:01: dass es keine Ermittlungspannen gab oder ...
00:19:04: Justizgandale oder was auch immer.
00:19:09: Dass es irgendwie aufgedeckt wurde,
00:19:13: dass es irgendwie ermittelt wurde,
00:19:17: dass es zu einer Anklage gekommen ist,
00:19:19: dass die Betroffene, dass das Opfer und ihre Familie so stark
00:19:23: und auch als die starken
00:19:26: und die ...
00:19:27: mit der Deutungsurheit dargestellt wurden.
00:19:31: Es hätte alles auch anders kommen können.
00:19:33: Mein Moment der Giselle Pelicot
00:19:37: war ja Ende Januar die "Forumstudie"
00:19:40: über den Kindesmissbrauch in der Evangelischen Kirche.
00:19:43: Ich selber bin ja evangelischer Christ und evangelischer Theologe.
00:19:46: Da hat mich das auch sehr bewegt und angefasst.
00:19:49: Aber ich bin auch dort froh, dass es endlich an ...
00:19:52: die Öffentlichkeit oder ans Licht gekommen ist.
00:19:55: Weil jetzt wissen wir, wie die Zustände sind.
00:19:58: Und jetzt kann man, wenn man will, auch da etwas gegen tun.
00:20:01: Und ich merke, es gibt auch ein anderes Bewusstsein,
00:20:05: sich damit auseinanderzusetzen in der Gesellschaft.
00:20:07: Es ist nicht mehr einfach sein zu lassen.
00:20:09: Also meine ...
00:20:10: meine Beobachtung, weil immer sexuelle Übergriffe
00:20:15: werden nur dann thematisiert, wenn es Ausländer sind,
00:20:17: wenn es einen Ehrenmord ist oder wenn es irgendwie Kölner-Dingens
00:20:21: und Neuköllner-Boomens und weiß ich nicht.
00:20:24: Bei Gruppenfahrgewaltigung, das ist ja das neue Lieblingswort
00:20:27: der Konservativen, weil dann sofort irgendwie
00:20:30: hier arabische Jungs im Kopf sind.
00:20:32: Und dann das Priester, Stiefvater oder weiß ich nicht,
00:20:36: auch viele Frauen im Pflegeberufen beispielsweise
00:20:39: oder diese Geschichte mit dieser Peliko.
00:20:41: Josef Fritzl wurde jetzt gerade angeklagt.
00:20:43: Dass das überhaupt so ist, wie du sagst,
00:20:45: über alle Gesellschaftsschichten, alle Milieus,
00:20:48: alle Nachbarschaften und Ethnien,
00:20:50: dass das jetzt öffentlich wurde und wir uns damit beschäftigen,
00:20:54: dass das Wort "Femizid" überhaupt irgendwie
00:20:56: in die Gesellschaft geschafft hat.
00:20:58: Es dauert alles sehr lange,
00:21:01: aber es ist unausweichlich, wie so eine Walze bewegt es sich nach vorne.
00:21:05: Und das finde ich schon gut und zeigt sich auch an diesen Dingen.
00:21:09: Einer meiner Lieblingsmomente letztes Jahr war eben
00:21:14: diese Geschichte rund um Marlene Engelhorn,
00:21:17: die 25 Millionen erbt und gesagt hat, sie verteilt das
00:21:23: und sie entscheidet eben auch nicht selbst, wer das bekommt,
00:21:26: sondern setzt da so einen Beirat ein.
00:21:28: Und da habe ich gedacht, das ist doch vorbildlich für die Zukunft,
00:21:33: wenn man sich anschaut, dass die Reichen immer reicher werden
00:21:37: und immer weniger Leute zusammen so viel mehr besitzen
00:21:40: als viele, viele arme Menschen.
00:21:42: Wenn die Politik es schon nicht schafft, Reichtum zu besteuern,
00:21:48: finde ich das sehr vorbildlich, wenn dann solche Menschen sagen,
00:21:52: okay, wir fangen mit unserem Geld irgendwie sowas an.
00:21:55: Müssen wir eigentlich spielen?
00:21:57: Ja, wir müssen spielen. Wir spielen jetzt das erste Spiel,
00:22:00: und zwar alles auf Zeit, anderthalb Minuten.
00:22:05: Und wir stellen uns gegenseitig die Fragen.
00:22:08: Ich habe die Stop-O hier schon vorbereitet.
00:22:10: Okay. - So, los geht's.
00:22:13: (Dynamische Musik)
00:22:15: Ganz schön knapp, alles auf Zeit.
00:22:21: Du hast gesagt, du tauchst jetzt ab in deinen Sporttunnel,
00:22:26: welche Sportart würdest du gerne mal ausprobieren?
00:22:28: Ähm ... ich glaube, ich würde noch mal gerne das Tauchen ausprobieren.
00:22:33: Ich habe eine ... ach, so, alles auf Zeit.
00:22:36: Ich habe eine wassartiefen Angst.
00:22:38: Ich hoffe, dass ich die irgendwann überwunden bekomme,
00:22:41: und dann probiere ich es mit dem Tauchen noch mal.
00:22:43: Welche App hat dein Leben besser gemacht?
00:22:46: Gar keine. (Lachen)
00:22:48: Oh, no!
00:22:51: Ich habe lange drüber nachgedacht, aber es gibt tatsächlich ...
00:22:55: außer die App, mit der ich meine Periode tracken kann,
00:22:58: gibt es kaum eine, die mein Leben besser gemacht hat.
00:23:01: Mhm. - Was hast du immer im Kühlschrank?
00:23:03: Äh ... Joghurt und Frischkäse.
00:23:08: Er sieht immer gerne, ich versuch da jetzt auf so eine vegane Variante
00:23:13: zu wechseln.
00:23:14: Also, puren Joghurt, purer Frischkäse mit ein bisschen Sojasauce,
00:23:17: einfach drauf, einfach zwischendurch snacken, perfekt.
00:23:21: Ähm ... welches Buch liegt auf deinem Nachtisch?
00:23:25: Äh, aktuell liegt auf meinem Nachtisch von Jennifer Egan ...
00:23:30: Ich weiß grad nicht, wie es heißt.
00:23:32: Ähm, das ist ... (Kichern)
00:23:35: Entschuldigung.
00:23:36: Das ist sie, die ist Polizapreisterigerin, meine ich,
00:23:39: und das ist ein Roman ...
00:23:40: Candy House, genau, Candy House heißt es.
00:23:43: Ein Roman aus verschiedenen Sichtweisen über eine App,
00:23:47: die Erinnerungen speichert und der Gemeinschaft zur Verfügung stellt.
00:23:51: Und das Lustige daran ist,
00:23:54: dass Jennifer Egan, als sie studiert hat,
00:23:56: eine Beziehung mit Steve Jobs hatte,
00:23:58: der in ihrem Schlafzimmer einen Macintosh ...
00:24:01: Ich glaube, einen Macintosh-Computer installiert hat.
00:24:04: Es war irgendwie total wild.
00:24:05: (Lachen)
00:24:07: Es klingt auch so.
00:24:08: Und ich lese ja ...
00:24:09: äh ...
00:24:10: vor allem abends rein unterhaltsame Sachen.
00:24:13: Und nur fiktional.
00:24:15: Und deswegen liegt das grade auf meinem Nachtisch.
00:24:19: Welche Überschrift möchtest du gerne über dich lesen?
00:24:21: Über mich.
00:24:23: Ähm ...
00:24:24: ähm ...
00:24:25: Hat die Aufklärung beim Thema Kindesmissbrauch
00:24:30: in der evangelischen Kirche bedeutend nach vorne gebracht.
00:24:33: Uuh.
00:24:34: (Schrei)
00:24:35: Das woran ich arbeite.
00:24:36: Wir sind schon lange über der Zeit,
00:24:38: aber willst du eine letzte Frage stellen,
00:24:41: dann ist es so schön ausgeglichen.
00:24:43: Ja, ähm ...
00:24:44: ähm ...
00:24:45: (Sie lacht.)
00:24:46: Welcher Song soll auf deine Berdeung gespielt werden?
00:24:49: Oh, das weiß ich schon sehr lange.
00:24:51: (Lachen)
00:24:52: Gut, dass du fragst.
00:24:54: (Lachen)
00:24:55: Ja, wirklich.
00:24:56: Ich dachte, du fragst nie.
00:24:58: (Lachen)
00:24:59: Ähm ...
00:25:00: Ah, wenn man diese schnellen Fragen ...
00:25:02: Ich weiß gar nicht, wie unsere Gäste das machen.
00:25:05: Äh, wie heißt denn diese ...
00:25:07: Wie heißt denn die ...
00:25:09: Ah, es ist schön, wenn mich jemand fragt,
00:25:11: und ich weiß gar nicht, wie die Band und der Song heißt.
00:25:14: Das Vorsehen.
00:25:15: Äh, ja.
00:25:16: Warte mal, ich google ganz kurz den ...
00:25:18: Ähm ...
00:25:20: (Lachen)
00:25:21: Wenn das einer meiner Gäste machen würde,
00:25:23: der wird einen auf die Mütze bekommen.
00:25:25: Ja?
00:25:26: Ja, sicher. Nein, nein.
00:25:28: Aber ich würde mich natürlich ...
00:25:30: Green ... Green ... wie heißt er die Band aus dem ...
00:25:33: Was? - Green Day, genau.
00:25:35: American Idiot?
00:25:36: Nein, "Winter" wins the tournament.
00:25:39: Good riddance, "Time of your life".
00:25:41: Okay. - Genau.
00:25:42: (Sie seufzt.)
00:25:43: (Sie seufzt.)
00:25:44: Fantastisch.
00:25:45: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.
00:25:48: Mit WETO geben wir Aktivisten.
00:25:50: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben.
00:25:55: Was sie wollen, was sie antreibt,
00:25:57: das les dir jede Woche neu auf veto-magazin.de
00:26:01: So, okay, dann gucken wir mal ein bisschen.
00:26:07: Jetzt haben wir über die Weltlage gesprochen.
00:26:10: Können wir mal ein bisschen auch in unseren Podcast reinschauen im letzten Jahr.
00:26:16: Gab es irgendwas bei dir, was grandios schiefgegangen ist?
00:26:19: Also, ich muss einmal eine kurze Geheimnis lüften.
00:26:29: Dieser Podcast wird von Nenia und mir moderiert.
00:26:33: Und ich sage nicht, wer von uns beiden relativ gut vorbereitet und organisiert ist
00:26:39: und wer das möglicherweise ein bisschen weniger ist.
00:26:43: Das führt sowohl in der Vorbereitung als auch in der Nachbereitung wirklich dazu,
00:26:49: dass ich mich, also ich weiß tatsächlich nicht mehr, was passiert ist.
00:26:54: Ich weiß nicht mehr, mit welchem Gast ich gesprochen habe, was das Thema war,
00:26:58: was irgendwie da die Schwerpunkte des Gesprächs waren.
00:27:03: Es hat null damit zu tun, dass mir die Leute egal sind.
00:27:06: Es ist einfach so, dadurch, dass ich nicht so viel damit beschäftigt bin,
00:27:09: sondern hier irgendwie reinsteuppere, das Skript vorher irgendwie kurz überflogen habe.
00:27:13: Dann haben wir irgendwie das Gespräch.
00:27:15: Dann habe ich meistens im direkten Anschluss immer irgendwelche Termine,
00:27:19: Telefonate, muss dann irgendwas machen.
00:27:22: Dann fliegt mir das immer so aus dem Kopf.
00:27:24: Aber woran ich mich tatsächlich erinnere, ist mehrfach,
00:27:29: dass irgendwelche technischen Sachen nicht funktioniert haben.
00:27:32: Ja, das ist bei mir genauso.
00:27:34: Oder dass das Mikrofon nicht da war.
00:27:37: Mikrofon funktioniert nicht.
00:27:40: Bandauto in der Garage oder so.
00:27:43: Oder auch, also das ist das Schönste, wenn unsere Techniker dann sagen,
00:27:47: ist das denn auch die richtige Seite, in die du reinsprichst?
00:27:52: Drehe das mal, zeig der goldene Kreis irgendwie auf dein Gesicht.
00:27:57: Also solche Sachen sind natürlich immer ganz hervorragend.
00:28:00: Davon abgesehen so richtig schief gelaufen ist, glaube ich, kaum etwas.
00:28:05: Nee, wir sind ja schon richtig in der Übung.
00:28:09: Aber es geht mir ähnlich, dass ich danach, ich glaube,
00:28:13: das ist auch so eine Moderatorenkrankheit,
00:28:15: dass man direkt danach Inhalte und so sofort wieder vergisst,
00:28:20: weil sie halt nicht mehr wichtig sind, aussortiert werden
00:28:23: und die nächsten Sachen irgendwie vorbereitet werden.
00:28:25: Weil es ja nicht heiß, dass einem diese Gespräche
00:28:28: oder auch die Inhalte nicht wichtig sind.
00:28:31: Gibt es jemanden, an denen oder die du dich vielleicht trotzdem erinnerst,
00:28:35: wo du denkst, oder hätte ich jetzt noch drei Stunden weiterquatschen können?
00:28:39: Also mir geht es tatsächlich häufig so, dass ich denke,
00:28:44: ach krass, 60 Minuten sind vorbei.
00:28:48: Gleichzeitig ist es so, ich habe so aus meinem früheren Leben,
00:28:53: da war ich Personalchef und habe ganz, ganz viele Vorstellungsgespräche geführt.
00:28:57: Und ich habe ein ziemlich gutes Gefühl, wann 60 Minuten erreicht sind.
00:29:01: Also ich denke dann immer in so Viertelstunden-Stücken.
00:29:05: Also 15 Minuten, dann 15 Minuten, dann nochmal.
00:29:09: Und ab der letzten 15 Minuten geht es im Prinzip dann schon so in Richtung Ausfahrt.
00:29:13: Von daher, also tatsächlich sind meine Gespräche dann,
00:29:18: kaum, dass ich auf die Uhr gucken muss,
00:29:20: dann habe ich dann schon so ab der 30 Minuten Marke, 40 Minuten Marke,
00:29:25: da bin ich dann schon so, da ich innerlich dann schon den Mann schon anziehe und so.
00:29:30: Ja, war schön mit dir, ciao.
00:29:32: Und dann landen wir dann meistens so 0,60 Minuten.
00:29:35: Aber ich glaube, das hat auch damit zu tun,
00:29:40: dass wir digital und virtuell aufnehmen.
00:29:43: Ich glaube, wenn ich bei irgendwem auf der Couch sitzen würde
00:29:46: und wir hätten eine Kaffeetasse in der Hand,
00:29:48: dann müsste man schon gucken, dass man nicht die drei Stunden Marke sprengt.
00:29:52: Jetzt ist es auch so, das hört man natürlich auch dort,
00:29:55: wo ich die Leute persönlich kenne,
00:29:58: weil ich mit denen schon zusammengearbeitet habe
00:30:01: oder wir ja auch irgendwie in irgendeiner Form befreundet sind oder was so immer.
00:30:04: Da merkt man, glaube ich, ist das Gespräch auch nochmal irgendwie ein anderes.
00:30:08: Also jetzt, ich gehe für fast alle meine Gäste,
00:30:12: aber jetzt ziehe ich mal raus, den Burak Yelmas, den kenn ich.
00:30:15: Wir kommen beide aus Nordrhein-Westfalen,
00:30:17: waren beide irgendwie im Ruhrgebiet und so.
00:30:19: Und da merke ich, okay, ich glaube, wir brauchen auch kein Skript und nix.
00:30:24: Wir setzen uns einfach beide hin und machen einfach unsere Bro-Sachen so gefühlt.
00:30:28: Oder allen kommt irgendwie ein Gespräch bei rum.
00:30:31: Und das empfinde ich als riesiges Privileg,
00:30:35: dass ich einfach mit coolen Leuten, Teile,
00:30:38: da kenne ich die, teilweise eben auch nicht, das machen kann.
00:30:42: Und an der Stelle würde ich das auch noch gerne sagen wollen,
00:30:45: aber das ist so alles geschmeidig funktioniert, hat ja auch damit zu tun,
00:30:50: dass eine Redaktion, das Recherche, Schnittproduktion, Technik,
00:30:55: dass da Menschen im Hintergrund sind, denen wir beide oder ich und du hart Danke sagen müssen
00:31:02: und wollen, die das wirklich fantastisch machen.
00:31:05: Also das ist auch so geil.
00:31:07: Ich mach immer irgendwas, Freestyle, sagt dann "Ciao"
00:31:11: und sehe dann zwei Tage später auf Instagram so perfekt gestaltete Kacheln mit so Zitaten.
00:31:16: Denkst du, wow, das war ich?
00:31:18: Das ist unser Gespräch crazy.
00:31:21: So, das ist so, ja, genau.
00:31:23: Ja, das ist tatsächlich immer sehr, sehr, sehr gut vorbereitet.
00:31:27: So, dass man das wirklich so machen kann, wie du gesagt hast.
00:31:31: Man kommt irgendwie in den Raum, man guckt sich das Skript an
00:31:34: und dann los geht es mit dem Gespräch.
00:31:36: Aber ich fühle mich, ob ich die Leute vorher kenne oder nicht,
00:31:40: wirklich dann schon sehr allumfassend informiert
00:31:43: und man muss auch sagen, auch unsere Gäste sagen das zumindest in meinen Gesprächen recht häufig,
00:31:50: dass sie so irgendwie sagen, boah, ihr seid ja gut vorbereitet und das habt ihr gefunden
00:31:54: und dann habe ich das denn gesagt und so.
00:31:57: Also das ist schon wirklich sehr gut.
00:31:59: Mir geht es ähnlich.
00:32:00: Ich habe ja mit Kybra Sekin gesprochen über Behinderung auf Theaterbühnen und in Filmen und so.
00:32:07: Das ist natürlich auch einfach ein Thema, den wir beide nahe sind.
00:32:10: Wir kennen uns sehr gut.
00:32:12: Und dann hört man das sicherlich auch, dass da Freundinnen im Gespräch sind.
00:32:17: Aber es gab auch viele andere Gäste, die ich sehr spannend fand,
00:32:20: wo ich viel gelernt habe, war von Ori Mittenmeier,
00:32:23: der in der Gewerkschaft engagiert ist
00:32:26: und mit mir viel über allerlei lieferanten Fahrerinnen und Fahrer gesprochen hat
00:32:34: und ich kann mich nicht davon freimachen, dass ich nicht eine Person bin,
00:32:39: die relativ häufig Essen nach Hause bestellt
00:32:41: und da habe ich wirklich viel nochmal über Arbeitsbedingungen und Verträge
00:32:46: und wie es sich genau deshalb in der Gewerkschaft zu engagieren,
00:32:51: wie es auch ist, vielleicht als nicht weiße Person sich in der Gewerkschaft zu engagieren.
00:32:55: Da habe ich sehr, sehr viel dazu gelernt, unter anderem in der Folge.
00:32:59: Also die ist mir auch sehr in Erinnerung geblieben.
00:33:02: Ich bin gerade nochmal unsere Folgen durchgegangen
00:33:05: und habe gesehen, Christoph Bautz, und da ist mir nämlich eine schöne Sache eingefallen.
00:33:10: Ich habe, glaube ich, eine halbe Stunde mit ihm gesprochen,
00:33:13: bis er dann fragte, sag mal, ist es richtig,
00:33:15: dass dieser rote Punkt, der sonst bei Riverside immer aufleuchtet,
00:33:19: wie man aufnimmt, dass der diesmal nicht leuchtet?
00:33:22: Ja, das ist korrekt.
00:33:24: Und er sagte sich, ja, ich wollte dich nur testen, ob du auch wirklich aufpasst.
00:33:29: Scheiße!
00:33:31: Und da haben wir quasi, also es war ja nicht so mehr,
00:33:33: sondern 20 Minuten waren es.
00:33:35: Und dann haben wir schon, also wir haben schon relativ lange und tief miteinander gesprochen,
00:33:38: bis dann einer, das war nicht ich, eher festgestellt hat,
00:33:42: ah, du hast nicht auf den Aufnehmen genau aufgedrückt.
00:33:46: Ich habe sich übrigens auch sehr gerne weitergegeben,
00:33:49: aus meinem Gespräch mit Emily über so Medien-Training.
00:33:53: Also, Emily hat eine Agentur, die Aktivistinnen und Aktivisten
00:33:57: schuld in Medien auftritten, ob das jetzt Talkshows sind oder was auch immer, Interviews.
00:34:05: Und das beste Mittel, was ich jetzt schon ganz vielen Leuten weitergegeben habe,
00:34:09: was sie mir beigebracht hat, war, wenn man etwas gefragt wird in einem Interview,
00:34:16: zu sagen, das ist eine sehr gute Frage.
00:34:20: Vorher möchte ich einmal loswerden.
00:34:23: Und dann platziert man halt seinen Take, den man sich vorher schon vorbereitet hat.
00:34:27: Und dann sagt man, und jetzt zu deiner Frage.
00:34:30: Und dann dachte ich, das ist so einfach, oh mein Gott!
00:34:34: Ja, das erinnert aber auch hart an Martin Sonnebonde.
00:34:38: Ja, aber egal.
00:34:39: Vielen Dank für Ihre Frage, ich beantworte erstmal etwas anderes.
00:34:42: Genau, aber es funktioniert total gut.
00:34:45: Ich glaube, was man als Mensch, der nicht in den Medien stattfindet oder Medien macht,
00:34:53: sich einfach nicht vorstellen kann, weil es, weil man anders sozialisiert ist,
00:34:58: ist die Tatsache, dass wenn man etwas gefragt wird, dass man nicht unbedingt antworten muss.
00:35:02: Ja, genau das.
00:35:03: Und nicht auf diese Frage antworten muss.
00:35:05: Und je nachdem ist es ja auch so, weil sie nicht Herr Scholz oder Herr Schulz,
00:35:12: warum sind sie so korrupt oder so, dann muss er einfach, ja, ich bin ja gar nicht korrupt,
00:35:16: sondern du kannst da ja nicht gewinnen, oder warum ist ihre Regierung auseinandergeflogen,
00:35:22: welche Schuld tragen sie?
00:35:23: Das sind ja so wirklich reelle Fragen, die die Menschen auch haben.
00:35:27: Aber du kannst als Politikerin oder als Politiker oder als weiß ich nicht prominenter Mensch,
00:35:32: der da irgendwie ist, im Prinzip nur verlieren.
00:35:35: Wenn du, wie so ein freundliches, wie so ein treu du war, Hund einfach immer nur beantwortest,
00:35:41: Leute, die sagen dann kommst du relativ schnell in so eine seltsame Ecke und ja, ja.
00:35:46: Aber ich muss auch sagen, ich war letztes Jahr oder letztes Jahr war ja auch zumindest so der erste,
00:35:54: die erste Hälfte geprägt von den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen.
00:36:02: Und da habe ich mich immer gefreut, wenn ich auch mit ostdeutschen Menschen gesprochen habe.
00:36:10: Ich bin ja, ich meine wir beide können das glaube ich relativ gut nachvollziehen.
00:36:18: Ich bin ja immer so ein bisschen dagegen, irgendeine Maginalisierung gegen eine andere auszuspielen.
00:36:22: Es endet dann immer so schnell in so eine Opfer-Olympiade.
00:36:25: Ja, ja, genau.
00:36:26: Man muss dann immer so ein bisschen an, ich glaube das war der ärztes Song,
00:36:30: auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein.
00:36:32: Genau.
00:36:33: Da muss ich dann immer denken.
00:36:34: Aber ich habe das Gefühl, es gibt so zwei, drei Maginalisierungerfahrungen
00:36:38: oder überhaupt Erfahrungen, die wir in Deutschland wenig wahrnehmen
00:36:44: und teilweise auch wenig ernst nehmen.
00:36:46: Das eine ist Armut, das ist wirklich ein krasses Thema, was selten vorkommt,
00:36:51: auch bei so Diskriminierungs-Themen und Diskriminierungsprozessen.
00:36:54: Und das andere, das muss man einfach auch sagen, ist die Tatsache, wenn jemand ausdeutsch ist.
00:36:58: Also wenn, also diese Erfahrungen und alles das,
00:37:03: und wenn jemand ankommt und dessen Familie hat wirklich diese krassen Transformationserfahrungen
00:37:07: und diese krassen Brüche und Massenarbeitslosigkeit, Abwertung, Entwertung und alles das erlebt.
00:37:12: Und du hast heute noch ganze Landstriche, das wird jahrelang jahrzehnte Generation brauchen,
00:37:17: bis die Leute da wieder auf die Beine kommen oder es eine Annäherung gibt an westdeutsche Lebensverhältnisse.
00:37:20: Das ist schon krass.
00:37:21: Und da habe ich mich immer gefreut, wenn ostdeutsche Personen zu mir ins Gespräch gekommen sind
00:37:28: und wir die Möglichkeit geben konnten, dann nochmal ein bisschen Plattform zu schaffen und Stimme zu geben.
00:37:35: Ja, muss ich auch total sagen, mich hat vor allem auch in den Gesprächen, auch im Vergleich zu meiner eigenen Geschichte
00:37:42: dann immer sehr beeindruckt, was die alles schon erlebt haben.
00:37:45: Auch in ihrem Engagement, oft auch einfach im unfreiwilligen Engagement,
00:37:49: einfach nur, weil man da in ein Ort hereingeboren ist oder aufwächst, wo eben ganz andere Verhältnisse stattfanden.
00:37:56: Also bei mir in meinem westdeutschen weißen Gymnasialumfeld war das überhaupt kein Problem,
00:38:03: da so punkig anzuziehen, weil es war halt cool, und Nazis rausbatten, an der Brust zu tragen und so.
00:38:09: Das war natürlich in ostdeutschen Orten, in den 90ern eine völlig andere Geschichte
00:38:15: und es ist ja offensichtlich bis heute und da haben mich die Gespräche und auch das Engagement auch ebenfalls sehr, sehr beeindruckt.
00:38:24: Wir sind schon weit über unserer vorgegebenen Zeit.
00:38:27: Was? Das kann gar nicht sein.
00:38:29: Nee, aber wir sollen noch ein Spiel spielen, wo ich vorher schon sagen muss, ich glaube, das fällt mir sehr schwer.
00:38:37: Und das ist unsere Mecker- und Schwärmecke heute.
00:38:41: Normalerweise ist es nur die Mecker-Ecke.
00:38:43: Und unsere Gäste sollen dann in dieser Mecker-Ecke eine Minute lang über irgendwas herziehen und meckern
00:38:50: und wir sagen immer, ja, schlimme Sachen werden rausgepiebst und so.
00:38:53: Und meistens sind die Leute dann gar nicht so wütend.
00:38:58: Wie wir das vorher vielleicht irgendwie denken.
00:39:00: Gehofft haben.
00:39:01: Genau.
00:39:02: Und wir beide sollen jetzt einer von uns oder eine von uns meckern und die andere Person soll schwärmen.
00:39:09: Gibt es etwas, was du lieber machen möchtest?
00:39:12: Also ich würde vielleicht sagen, wir drehen Geschlechterstereotypen um und ich schwärme
00:39:22: und du flust wie so ein norddeutscher Hafenarbeiter oder so.
00:39:28: Und dann, ich muss jetzt nur mehr überlegen, wo ich schwärme will.
00:39:33: Ja, okay, soll ich anfangen?
00:39:34: Ja, mach du mal.
00:39:35: Okay.
00:39:36: Ich muss hier noch unseren kleinen...
00:39:39: Hier ist es.
00:39:41: Das muss ich finden.
00:39:42: Ganz schön.
00:39:45: Also ich weiß nicht, ob ich eine ganze Minute hingepräge, aber was mir immer noch viele von euch wissen,
00:39:56: das schon, die auch zuhören, aber was mir richtig auf den F*** geht, ist die Situation rundum,
00:40:01: Inklusion in Deutschland, auch die Diskussion in den letzten Jahren, auch das, was im Koalitionsvertrag
00:40:06: drin stand und in großen Teilen nicht umgesetzt wurde, dass ich mir auf jeder F*** Veranstaltung
00:40:12: von irgendwelchen selbst ernannten Expert*innen und Leuten, die sagen, ja, ich habe 20 Jahre lang
00:40:17: mit diesen Behinderten gearbeitet, ich weiß, was ich tue.
00:40:21: Anhand muss, dass erstmal die Barrieren in den Köpfen verschwinden müssen.
00:40:26: Das nervt mich alles maßlos.
00:40:29: Wir brauchen wirklich nach dem Vorbild des ADA in den USA viel, viel größere Verpflichtungen,
00:40:36: vor allem auch für die Privatwirtschaft.
00:40:38: Ich kann mir auch auf Instagram diese ganzen Videos, die das Herz erweichen sollen,
00:40:44: heute hat mir eine Freundin eins geschickt.
00:40:46: Das war allerdings nicht in Deutschland, aber wo sehr viele Schüler*innen und Schüler
00:40:51: mit einer körperlichen Behinderung gemeinsam mit anderen auf eine Schule gehen
00:40:55: und der Spielplatz in diesem Ort ist nicht barrierefrei gewesen
00:40:59: und dann haben die Schüler selbst Kinder sich engagiert, Geld eingesammelt
00:41:02: und diesen Spielplatz umgebaut.
00:41:04: Und das ist natürlich furchtbar herzerweichend, aber meine erste Reaktion ist,
00:41:07: warum ist dieser Spielplatz nicht von vornherein barrierefrei gebaut worden.
00:41:11: Es gibt solche Aktionen auch in Deutschland, Spielplätze barrierefrei zu erbauen
00:41:15: und das wird immer alles ganz groß gelobt.
00:41:17: Aber am Ende muss man sagen, es ist prozentual, es ist einfach viel zu wenige
00:41:21: und so ist es in jedem Bereich.
00:41:23: Alle Themen, alle Sozialthemen, auch Armut, worüber wir gerade gesprochen haben,
00:41:28: die Wohnungssituationen, all das sind für Menschen mit Behinderung in Deutschland
00:41:34: nochmal dreimal so wichtige Themen.
00:41:37: Wir haben immer noch viel zu viele Werkstätten, in denen Menschen nicht annähernd den Mindestlohn verdienen
00:41:45: und diese Wohlfahrtskapitalismus und dieser Blick von oben herab
00:41:54: und dieses leicht grinsende "Ach ja, wir kümmern uns doch schon, ich kann es nicht mehr hören"
00:42:01: Ich bin auch richtig mit das für dieses Jahr vorgenommen, dass ich auf jeder Veranstaltung
00:42:06: richtig agro bin, was dieses Thema angeht.
00:42:10: Agro Berlin, Ninja.
00:42:13: Agro Hanoufa.
00:42:15: Agro Hanoufa, von der Skyline zum regelmäßig durchgefäudelten Bordstein.
00:42:21: Jetzt darfst du schwärmen.
00:42:23: Letztes Jahr fing gar nicht so schlecht an. Es gab Berichte über Vernetzungstreffen von Rechtsextremen
00:42:33: und darüber sind derart viele Menschen auf die Straße gegangen, dass ich selber überrascht war.
00:42:40: Ich habe wie viele andere dem Braten auch nur so halb getraut, wenn ich ganz ehrlich bin,
00:42:45: aber die Tatsache, dass Millionen Menschen auf die Straße gehen
00:42:49: und sich gegen Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus engagieren,
00:42:53: das ist schon etwas gewesen, wo ich zumindest soweit stolz darauf war,
00:42:59: da ich dachte, was sind das für Bilder, die jetzt um die Erde gehen, die im Ausland rezipiert werden,
00:43:05: die Deutschen stehen auf gegen Rechtsextremismus.
00:43:08: Und das ist etwas, wo ich ganz schön stolz war und ziemlich glücklich darüber war,
00:43:12: dass das relativ lange die Nachrichten und die Schlagzeilen herrscht hat.
00:43:17: Und dann, wie gesagt, ging es eben weiter mit der Aufarbeitung von Kindesmissbrauch
00:43:22: an der evangelischen Kirche.
00:43:25: Da könnte ich auch noch mehrere Minuten lang in die Mäcke-Ecke wechseln,
00:43:29: aber ich bin erst mal froh, dass es das überhaupt gibt, dass wir nicht mehr so hochmütig sind
00:43:33: gegenüber den katholischen Glaubensbrüdern und das von uns wegschieben,
00:43:37: sondern da in irgendeiner Form jetzt mit der Aufarbeitung gegeben.
00:43:41: Dann muss ich sagen, das hat etwas mit mir selber zu tun.
00:43:44: Ich habe vorhin mit den Vorsitzenden der Jury des Krimau Online Awards in diesem letzten Jahr gewesen
00:43:49: und zu sehen, welche tollen publizistischen Angebote es gibt,
00:43:53: die sich politisch, gesellschaftlich, sozial mit den Verhältnissen unserer Welt beschäftigen.
00:43:58: Das hat mich immer auch sehr, sehr glücklich gemacht.
00:44:01: Das ist eines der Dinge, die ich immer wirklich gerne und mit großer Freude gemacht habe.
00:44:08: Dass es so viel Engagement gibt, so viel Kreativität gibt,
00:44:13: um beispielsweise das Dritte Reich, den Holocaust und die Ermordung der jüdischen Bevölkerung
00:44:18: und der jüdischen Nachbar nachzuzeichnen und dafür zu sorgen, dass die Leute verstehen,
00:44:22: was da passiert ist und sich in irgendeiner Form einsetzen, dass es halt nicht mehr so wird.
00:44:26: Dann muss ich sagen, ging es weiter mit unserem Podcast, den ich sehr gerne gemacht habe
00:44:33: und wo wir einfach so mit wenig Budget und wenig Schubkraft immer wieder coole Leute finden,
00:44:41: die mittlerweile Dutzende, die sich ehrenamtlich engagieren, die aktivistisch sind,
00:44:48: mit teilweise auch selber wenig auf der hohen Kante und vielen, vielen Hürden, die sie zu meistern haben,
00:44:54: ganz, ganz fantastisch.
00:44:57: Auch in den USA sehe ich das immer wieder.
00:45:00: Ich sehe es auch im Ausland in allen möglichen anderen Ländern.
00:45:03: Da tun sich Leute zusammen, vernetzen sich, ob es beim Thema Klima ist, beim Thema Armut ist, beim Thema,
00:45:09: weiß ich nicht, Diskriminierung ist, beim Thema aus Deutschland ist, beim Thema I don't know.
00:45:14: Es gibt kaum etwas, wo es nicht Aktivismus gibt.
00:45:17: Und das ist gut. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht irgendwo irgendeine Form von Aktivismus aufwindbar machen lässt
00:45:26: und wo es Aktivismus gibt, wo es ein kleines Fünkchen Hoffnung gibt.
00:45:30: Ich habe bei der Zeit jetzt einen Text geschrieben über die Deutsche Bahn und die Menschen,
00:45:35: die bei der Deutschen Bahn arbeiten, die das mit großen Leidenschaften, mit großem Herzglied machen,
00:45:39: überall dort, wo Menschen leidenschaftlich ihren Kram machen, um das Leben von anderen Menschen irgendwie besser zu machen.
00:45:45: Das wärmt mein Herz und davon schwärme ich.
00:45:48: Das schließt sehr gut.
00:45:51: Ich hatte zwei Sachen für die Werbeanzeige, für unsere persönliche.
00:45:55: Und das erste war Susi und der Instagram-Account, keine Erinnerungskultur.
00:46:01: Und sie hat ja auch, glaube ich, den Grimme Online-Award für diesen Account gewonnen, wenn ich mich nicht täusche.
00:46:09: Ich weiß es nicht mehr. Es kann sein, dass sie nominiert ist.
00:46:12: Oder nominiert. Ich glaube, letztes Jahr war, glaube ich, wie auch immer, das ist eine meiner Wunschgäste für unseren Podcast dieses Jahr.
00:46:21: Also grüße gehen raus an die Redaktion.
00:46:23: Ich würde gerne mit der Macherin von dem Account keine Erinnerungskultur quatschen
00:46:29: und dann gehen wir doch direkt über in unsere Werbeanzeige und dann kannst du beginnen.
00:46:37: Oh, ganz schön. Wichtig. Platz für deine Werbeanzeige.
00:46:54: Ich muss unsere Moderatorin und mich selber ein bisschen enttäuschen.
00:46:59: Ich habe nicht so wahnsinnig viel Spezielles mitgebracht, was ihr möglicherweise nicht kennt.
00:47:02: Aber wir nehmen es heute auf am, mal gucken, 13. Januar 2025.
00:47:10: Es ist aktuell gerade minus 1 Grad. Letzte Nacht waren es, glaube ich, minus 10.
00:47:15: Das macht das Leben für Menschen, die auf der Straße sind.
00:47:19: Wahnsinnig schwer, gefährlich und zuweilend tödlich.
00:47:23: Wir brauchen mehr Unterstützung, wir brauchen mehr Geld, Infrastruktur beim Thema,
00:47:30: Unterstützung und Hilfe bei Obdachlosigkeit.
00:47:33: Wir brauchen mehr kälte Busse, wir brauchen mehr Wohnhäuser oder Möglichkeiten,
00:47:40: wo Leute Zuflucht suchen können. Das ist vollkommen klar.
00:47:44: Wir brauchen deutlich mehr Unterstützung, wenn Menschen so wenig Perspektive in ihrer Heimat haben
00:47:51: oder verfolgt werden, dass sie fliehen.
00:47:54: Auch diese Leute sind den Witterungen ausgesetzt.
00:47:57: Diese Leute sind bei minus 10 Grad irgendwo in den europäischen Außengrenzen.
00:48:01: Das kann so nicht bleiben.
00:48:03: Die Organisationen, die sich dort engagieren, in der Seenotrettung engagieren, die kennt ihr.
00:48:07: Also wer die in diesem Podcast regnet, der kennt alles das.
00:48:10: Bitte spendet Geld, bitte unterstützt, bitte guckt, dass wir in irgendeiner Form
00:48:16: zumindest diese größten Herden minus gerade auf der einen Seite oder 50 Grad, wenn es Hochsommer ist
00:48:24: und Leute, die keinen Schutz haben und dem ausgeliefert sind, dass wir die irgendwie
00:48:29: aus der Schusslinie nehmen können, dass wir die in irgendeiner Weise unterstützen können,
00:48:34: Hilfe geben können.
00:48:35: Unterstützt, spendet, gebt Geld.
00:48:39: Und wenn ihr jemanden habt, den ihr aus diesen Bereichen kennt, der mehr Stimme braucht
00:48:45: oder dessen Stimme wir laut machen sollten, dann schreibt uns gerne
00:48:50: und wir versuchen diese Personen einzuladen und hier zu intervieren.
00:48:53: Ich stieße mich mit etwas allgemeinerem an.
00:48:57: Ich durfte die letzten drei Jahre den Deutschen Engagementtag modulieren.
00:49:02: Da treffen sich immer ganz viele haupt- und ehrenamtlich Engagierte.
00:49:06: Und deshalb aus den Erfahrungen der Gespräche auf und neben der Bühne
00:49:12: möchte ich gerne Werbung dafür machen, sich ehrenamtlich zu engagieren.
00:49:16: Wenn man ganz orientierungslos ist und gar nicht weiß, was man machen soll,
00:49:19: kann man sich an die freiwilligen Agenturen vor Ort wenden.
00:49:23: Da gibt es wirklich für jedes Alter jedes Geschlecht Möglichkeiten,
00:49:28: sich in irgendeiner Form zu engagieren.
00:49:30: Selbst wenn man selber glaubt, man kann gar nichts weitergehen,
00:49:35: kann man das sehr wohl.
00:49:38: Vor allen Dingen möchte ich jüngere Leute, und damit ist man tatsächlich schon gemeint,
00:49:43: wenn man unter 50 ist, dazu aufrufen, sich zu engagieren.
00:49:48: Denn vielen, vielen Vereinen und Institutionen, die sehr gute ehrenamtliche Arbeit machen,
00:49:53: fehlt der Nachwuchs.
00:49:55: Und es ist wichtig, dass es diese Institutionen weiterhin gibt.
00:49:59: Und die sind eben auf eure Hilfe und auf euer Engagement angewiesen.
00:50:02: Und deswegen hiermit Werbung für die freiwilligen Agenturen.
00:50:05: Informiert euch und bringt euch ein.
00:50:07: Das ist ein sehr wichtiges Thema.
00:50:09: Das kann man auch einfach vor Ort machen.
00:50:11: Das muss gar nicht das große Ganze sein.
00:50:13: So.
00:50:15: Und damit, das war es,
00:50:17: das war unser Jahresrückblick auf das Jahr 2024.
00:50:20: Und genauso motiviert oder vielleicht umso motivierter,
00:50:23: starten wir ins Jahr 2025 und freuen uns auf alle unsere Gäste.
00:50:27: Oder, Steven?
00:50:29: So machen wir es.
00:50:31: Ich habe letztens gelesen, dass wir dem Jahr 2050 jetzt deutlich näher sind
00:50:34: und es ist so mein Gott.
00:50:36: Aber es ist einfach so,
00:50:38: auch wenn es uns nicht gefällt, der diese Realität müssen wir uns stellen.
00:50:42: Ja, ich hoffe, ihr macht das Beste aus diesem Jahr.
00:50:46: Ich hoffe, dass ihr alle ganz erfolgreich seid.
00:50:48: Vor allen Dingen hoffe ich, dass ihr uns abonniert auf Instagram, Tiktok,
00:50:52: Spotify, Apple Music, Podcast, Tick-Block, Schock,
00:50:58: weil es eben nicht was anderes gibt.
00:51:01: Es gibt uns gerne eine Bewertung. Da freuen wir uns alle darüber.
00:51:04: Ja, sowieso. Macht's gut, ihr Lieben.
00:51:06: Bis dann. Tschüssi.
00:51:08: Hey, bist du noch da?
00:51:14: Dann bis bald.
00:51:16: Du hörst ganz schön laut. Den Veto-Podcast. Alle zwei Wochen. Überall, wo es Podcast gibt.
00:51:23: Und bis dahin folgt uns auf Instagram und Tiktok.
00:51:33: [Musik]
00:51:37: Instagram und TikTok.
Neuer Kommentar