Ebow und queere Hymnen

Shownotes

Schon als Kind war Ebru Düzgün alias Ebow von Hip-Hop umgeben: Ihre Onkel und Tanten haben ständig Rap gehört. Davon inspiriert verfasste sie zunächst Gedichte und als Teenagerin dann ihre ersten Songtexte. Heute gilt sie als feste Größe in der deutschen Rapszene und zeichnet sich dadurch aus, die eigene Identität zur Sprache zu bringen.

Ihre Texte drehen sich vor allem um queere, lesbische, migrantische Perspektiven und stechen heraus, weil sie den Schmerz verschiedener marginalisierter Gruppen als ungerechte Gemeinsamkeit hervorhebt, statt sie gegeneinander auszuspielen.

So, wie sie heute mit ihrer Kunst vielen jungen Menschen ein Vorbild ist, war es für Ebow ihre Mutter, die sie maßgeblich geprägt und politisch ermächtigt hat. Aktiv im Vorstand des Alevitischen Vereins für Europa, nahm die Mutter sie überall hin mit. Zu sehen, wie selbstverständlich eine Frau vor riesigem Publikum Reden halten kann, habe sie nachhaltig beeindruckt: „Deswegen war es für mich immer relativ einfach zu sagen: Hey, ich will auf einer Bühne stehen und meine Message mit den Leuten teilen.“

Und genau das tut sie auch mit ihrem neuen Album „FC Chaya“, mit dem sie im Herbst 2024 durch Deutschland tourt. Darauf feiert die 33-Jährige queeres Leben und queere Liebe und erinnert alle daran, dass sie nicht alleine damit sind, wenn sie sich wegen Herz- oder Weltschmerz gerade lost fühlen.

Im Gespräch mit Host Ninia LaGrande erinnert sich Ebow an erste Auftritte in Supermärkten und Waschsalons und daran, wie es war, sich von zugeschriebenen Rollenerwartungen von Familie und Medien frei zu machen. Und die bayerisch-kurdische Rapperin verrät, wie viel von Ebow eigentlich Kunstfigur und wie viel sie selbst ist.

TRANSPARENZ

Ebow erzählt vom Verein Brothers Keepers und dem späteren Ableger Sisters Keepers: ein Zusammenschluss afro-deutscher Musikschaffender. Auf ihren Konzerten sammelten sie Spenden für Opfer rechter Gewalt.

Ebow ruft zum Spenden an die Hilfsorganisation Heyva Sor auf, den Kurdischen Roten Halbmond.

Außerdem verweist sie auf den Berlin Legal Fund, der Menschen finanziell unterstützt, die im Kontext von Pro-Palästina-Demonstrationen angezeigt wurden.

Die Folge mit Ebow wurde am 30. September 2024 aufgezeichnet.

URHEBERRECHT

Im Intro des Podcasts zitieren wir:

Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26

Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05

Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45

DANKSAGUNG

Redaktion: Melanie Skurt, Jasper von Römer; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Benjamin Jenak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann

FINANZIERUNG

Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Transkript anzeigen

00:00:00: Es hätte keine Veränderungen dieser Welt gegeben,

00:00:03: wenn nicht irgendjemand gesagt hätte, ach, das müssen wir ändern.

00:00:06: Manchmal muss man klare Kante zeigen.

00:00:08: Das fordert die Gesellschaft auch.

00:00:10: Klare Kante gegen rechts heißt es auch immer.

00:00:13: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.

00:00:15: Wir haben extreme, massive Probleme,

00:00:17: vor denen sich keiner verschließen kann.

00:00:19: Die Welt ist in Aufruhr.

00:00:21: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.

00:00:23: Du hörst ganz schön laut.

00:00:25: Den Veto-Podcast mit Ninia Lagrande und Steven an Palaggan.

00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.

00:00:32: (Dynamische Musik)

00:00:34: Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Ganz schön laut".

00:00:41: Dem Interview-Podcast des Veto-Magazins.

00:00:43: Alle zwei Wochen sprechen wir hier mit Menschen,

00:00:46: die sich aktivistisch engagieren, mit Menschen, die ihre Stimme erheben,

00:00:50: um in dieser Gesellschaft etwas zum Besseren zu wenden.

00:00:52: Meine heutige Gästin tut genau das buchstäblich in ihrer Arbeit.

00:00:56: In ihren Rap-Texten widmet sie sich griechemistischen,

00:00:59: antirassistischen und antikapitalistischen Inhalten.

00:01:02: Und setzt sich immer wieder mit komplexen

00:01:04: und manchmal widersprüchlichen Identitäten auseinander.

00:01:07: Im Hip-Hop-Trio Gaddafi Girls hat sie sich einen Namen

00:01:10: als Black Tee gemacht.

00:01:12: Sie bezeichnete sich selbst als Frida Kahlo der Straße.

00:01:15: Noch besser bekannt ist sie jedoch als Ebo.

00:01:17: Herzlich willkommen. Hallo.

00:01:19: Hallo, hi, hi, hi.

00:01:21: Wie schön, dass du hier bist. Lass uns von vorne beginnen.

00:01:25: Du hast die Menschen aufgewachsen und hast mit 13 Jahren angefangen,

00:01:28: Musik zu machen.

00:01:30: Kannst du uns zurück in deine Teenager-Jahre mitnehmen und erzählen,

00:01:33: was dich damals inspiriert hat, wie deine Musikkarriere begonnen hat?

00:01:37: Ja, ich habe relativ früh Hip-Hop für mich entdeckt,

00:01:41: weil meine Tanten und meine Onkels sehr viel gehört haben.

00:01:45: Und habe so, seitdem ich irgendwie schreiben konnte,

00:01:49: schon angefangen, Gedichte zu schreiben.

00:01:52: Und irgendwann eben so als Teenagerin dann meine ersten Story,

00:01:55: meine Songtexte.

00:01:56: Und genau, und habe das einfach immer weitergemacht.

00:02:00: Man kann über dich lesen in verschiedenen Interviews und Artikeln,

00:02:04: dass du deine ersten Konzerte in Waschsalungs- und Supermärkten

00:02:07: gespielt hast.

00:02:08: Ich habe mir das super stressig vorgestellt,

00:02:10: in so einem trubeligen Netto ein Konzert zu geben.

00:02:13: Wie war das?

00:02:14: Ähm, genau, wir hatten damals so eine Tour am Hauptbahnhof am München.

00:02:21: Und es war so Teil von einem Kunstprojekt auch,

00:02:24: wo wir uns ein Einkaufswagen zusammengebastelt hatten

00:02:28: mit so DJ-Equipment und Boxen.

00:02:31: Und damit sind wir sozusagen rumgezogen.

00:02:34: Und ein Spot, wo wir gespielt haben, war halt in so einem türkischen

00:02:38: Supermarkt.

00:02:39: Und wir einfach reingegangen und haben uns hingestellt.

00:02:42: Ich weiß gar nicht, wie alt ich damals war.

00:02:44: Ich glaube so Anfang 20 oder 19, 20, so war es irgendwie.

00:02:49: Genau.

00:02:52: Es war superfunny.

00:02:54: Ich weiß gar nicht, ob ich stressig war.

00:02:57: Ich glaube, es war eher funny, als es irgendwie stressig war.

00:03:01: Ja.

00:03:02: Habt ihr da irgendwann auch mal Hausverbot bekommen

00:03:05: in irgendeinem Laden?

00:03:06: Nee, weil das, wie gesagt, das war so Teil von dem Projekt.

00:03:11: Und die Supermärkte oder die Waschsalungs,

00:03:13: wir haben auch irgendwie in der Hotellobby gespielt,

00:03:15: mit diesem Einkaufswagen auf der Straße, etc.

00:03:19: Und die wussten auch Bescheid.

00:03:21: Das war jetzt nicht so, dass ich da einfach eingelaufen bin.

00:03:24: Genau.

00:03:27: Gibt es einen Moment in deiner bisherigen musikalischen Laufbahn,

00:03:32: an den du dich gerne erinnerst, weil er besonders wichtig oder

00:03:35: irgendwie was ganz Besonderes oder was ganz anderes war?

00:03:38: Ich weiß so, ein Moment, der für mich sehr wichtig war,

00:03:45: war, als ich zum ersten Mal meinen Namen auf einem Plakat gesehen hab.

00:03:49: Mhm.

00:03:51: Einfach, weil ich als Teenager war, das so mein größtes Ziel.

00:03:54: Ich wollte einfach unbedingt irgendwo spielen

00:03:56: und ich wollte, dass mein Name auf so einem Konzertplakat ist.

00:03:59: Und jetzt ist es so total ...

00:04:01: Ja, so casual, ne?

00:04:05: Ich seh das natürlich öfter und es ist voll schön.

00:04:08: Aber ich weiß so, das erste Mal, als ich meinen Namen gesehen hab,

00:04:11: war richtig schön.

00:04:12: Und dann natürlich auch so gewisse Songs,

00:04:15: die ich herausgebracht hab und ...

00:04:18: was für ein Feedback ich auf diese Songs bekommen habe.

00:04:21: Das waren, glaub ich, auch so wichtige Momente,

00:04:23: oder sind es immer noch?

00:04:25: Wir bleiben mal bei den Songs und den Texten.

00:04:28: Die sind ja immer wieder Themen sozialer Ungerechtigkeiten drin.

00:04:32: Was hat dich politisiert?

00:04:34: Ich würd sagen, meine Familie und meine Herkunft und vor allem

00:04:38: meine Mama.

00:04:39: Weil meine Mama früher auch schon sehr politisch aktiv war.

00:04:42: Sie war ...

00:04:45: Vorstand vom Allerwitischen Verein Europa.

00:04:49: Und ...

00:04:50: Meine Mama hat mich immer überallhin mitgenommen,

00:04:54: auf so Podiumsdiskussionen, etc.

00:04:56: Weil es ihr so wichtig war, dass ich meine Stimme nutze.

00:05:00: Und ich glaube auch, meine Mama zu sehen,

00:05:02: die irgendwie vor 10.000 Leuten Reden gehalten hat,

00:05:05: das hat mich unterbewusst auf jeden Fall geprägt.

00:05:09: Also einfach so eine Frau zu sehen, die auf einer Bühne steht

00:05:12: und alle hören ihr zu.

00:05:14: Das war für mich voll das krasse Bild.

00:05:16: Und mein Papa hat sie da auch immer total unterstützt.

00:05:19: Und ...

00:05:21: Ja, irgendwie war das für mich deswegen auch so einfach,

00:05:24: meine Stimme zu nutzen oder zu sagen, hey, ich will ...

00:05:27: Ähm ...

00:05:28: Ich will auf einer Bühne stehen

00:05:30: und ich will meine Message mit den Leuten teilen.

00:05:33: Wie ist dein Verhältnis zur politischen Ebene deiner Kunst?

00:05:38: Also, fühlst du ein Verantwortungsgefühl,

00:05:40: politische Texte zu schreiben?

00:05:42: Auf jeden Fall.

00:05:43: Ähm ...

00:05:44: Ich find's komisch, dass zum Beispiel momentan im Mainstream

00:05:48: in Deutschland die Artists, die in den Top 10 sind,

00:05:52: vielleicht, sich eigentlich gar nicht politisch positionieren

00:05:55: so richtig.

00:05:57: Und wenn dann sehr zaghaft und ...

00:05:59: eigentlich, wir sind so ...

00:06:01: Wir sind in so einer krassen Zeit

00:06:03: und es fühlt sich weird an, weil ...

00:06:06: Ich, dass in anderen kreativen Branchen schon mehr merke,

00:06:10: dass die Leute versuchen, Statement zu setzen.

00:06:13: Ähm ...

00:06:14: Und ich hab das Gefühl in der Musik,

00:06:17: dadurch, dass es mittlerweile so ein ...

00:06:19: Ja, wie soll ich sagen?

00:06:23: Es ist so ein ...

00:06:24: So ein Kunstwerk geworden, womit man ...

00:06:26: ... sehr ...

00:06:29: Also, man kommt sehr ...

00:06:30: Das ist ja auch was Schönes, es kann jeder Musik machen,

00:06:33: aber welche Leute tatsächlich erfolgreich werden und so weiter,

00:06:36: das ist alles sehr so wirtschaftlich.

00:06:38: Und was das ist, ist mittlerweile größer,

00:06:41: als die Kunst in Deutschland, finde ich.

00:06:43: Du hast auch schon Interviews öfter über deine Rolle

00:06:48: als politische Rapperin im gesellschaftlichen Diskurs gesprochen,

00:06:52: in einem Tatsinterview.

00:06:53: Hast du dich 2019 als in Anführungszeichen

00:06:56: Vorzeigekannackin bezeichnet?

00:06:57: Weil du als Rapperin mit Migrationsgeschichte,

00:07:00: mit deiner Musik, mit dem Klischee von Gangsterrap brichst.

00:07:03: Gibt es immer noch Momente, in denen du dich so ein Kategorisierst,

00:07:07: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:10: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:12: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:14: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:17: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:19: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:22: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:24: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:27: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:29: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:32: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:34: in denen du dich auch ein bisschen merken kannst,

00:07:37: mich in Interviews so zu positionieren oder ...

00:07:40: Ja, einfach so zu reden, dass ich wirklich

00:07:43: am Ende des Tages mich gesehen fühle.

00:07:46: Das hatte ich mit Anfang 20 nicht.

00:07:49: Das hatte ich ...

00:07:51: Ja, das musste ich auch erst mal über die Zeit hinweg entwickeln.

00:07:54: Ähm ... Ja.

00:07:56: Gibt es irgendwie so eine ...

00:07:59: so eine neue Rolle,

00:08:02: die du gerne erfüllst,

00:08:03: oder machst du dich frei von solchen Bildern?

00:08:07: Ähm ...

00:08:08: Ich finde generell es super schwierig in Rollen zu sein,

00:08:11: weil ...

00:08:13: entweder verfällt man ...

00:08:15: der Rolle und ...

00:08:17: macht dann ...

00:08:18: macht ...

00:08:20: all seine Arbeit nur, um in dieser Rolle bleiben zu können,

00:08:23: weil die Rolle funktioniert.

00:08:24: Oder man hat die ganze Zeit Angst, Leute zu enttäuschen.

00:08:28: Ich find, das spiegelt sich auch in Rollen in unserem Leben,

00:08:31: so die Rolle als Kind.

00:08:32: Es ist super befreiend, seine Eltern zu enttäuschen.

00:08:35: Da hat man nicht mehr so diesen Druck,

00:08:37: irgendwie etwas erfüllen zu müssen.

00:08:40: Ähm ...

00:08:42: Und genau das Gleiche sehe ich in der Kunst auch,

00:08:45: oder in der Musik, die ich mache.

00:08:47: Ich will gar nicht ...

00:08:48: in so einer Rolle ...

00:08:50: mich selbst festhalten, nur weil ich merke, das funktioniert.

00:08:54: Ich glaub auch so, mein Album ist ein gutes Beispiel dafür,

00:08:58: weil ich hatte ja als allerersten Song "Free" rausgebracht.

00:09:01: Ein superpolitischem Song,

00:09:03: der sehr gut angekommen ist.

00:09:05: Und wäre ich so ...

00:09:07: danach gegangen und hätte irgendwie ...

00:09:10: Marketingtechnisch gedacht, oder ...

00:09:12: wie auch immer, oder hätte mich in dieser Rolle so festgefahren,

00:09:16: wäre mein Album was ganz anderes geworden.

00:09:19: Es wäre kein "Queer is Love"-Album geworden,

00:09:21: sondern dann hätte ich noch so zehn Songs wie "Free" gemacht.

00:09:25: Ja, wäre so diesen sicheren Weg gefahren.

00:09:28: Und ...

00:09:30: für mich war es aber dann wichtig zu sagen,

00:09:32: was ich für mich gerade so ein dringendes Anliegen ...

00:09:36: Wir kommen nachher natürlich auch noch zum Album

00:09:41: und auch zu der Single.

00:09:42: Über dich wurde mal geschrieben,

00:09:44: "Ebo zu hören bedeutet, eine Revolution zu erleben."

00:09:48: Oh ... - Gibt es ein schöneres Kompliment?

00:09:50: Ich glaube nicht!

00:09:52: Ich glaube auf keinen Fall.

00:09:54: Ich hab das gar nicht gelesen, dieses schöne Kompliment.

00:09:58: Aber ... - Ja.

00:09:59: Ja, es ist sehr, sehr schön zu hören.

00:10:02: Schöner Satz auf jeden Fall.

00:10:04: Ich weiß nicht, ob du diesen Podcast schon mal gehört hast.

00:10:07: Wir machen mit unseren Gästen immer eine Schnellfrage-Runde.

00:10:11: Das bedeutet, ich stelle einen Timer,

00:10:13: und dann ist es deine Aufgabe so schnell und kurz,

00:10:16: wie möglich, auf meine Fragen zu antworten.

00:10:19: Hof, okay. - Vielleicht mit einem Wort, mit einem Satz,

00:10:22: wie auch immer, was dir spontan in den Kopf kommt.

00:10:25: Und dafür haben wir jetzt ...

00:10:28: 90 Sekunden.

00:10:30: Let's go.

00:10:32: (Dynamische Musik)

00:10:34: Ganz schön, knapp, alles auf Zeit.

00:10:38: Auf was kannst du nicht verzichten?

00:10:41: Auf Musik, sehr klischeehaft, aber ja.

00:10:44: Was war der absurdeste Trend, den du mitgemacht hast?

00:10:48: Der absurdeste Trend?

00:10:50: Ich würde sagen, ich habe noch nie einen Absurdentrend mitgemacht.

00:10:54: Hoffe ich. - Dein Pil ...

00:10:56: Wolltest du noch was ergänzen? - Alles gut.

00:10:59: Okay. Dein persönliches Unwort des Jahres.

00:11:02: Mein Unwort des Jahres ...

00:11:07: gibt es keins. Fällt mir gerade nichts an.

00:11:12: Nee.

00:11:14: Wenn du eine berühmte Person, tot oder lebendig,

00:11:17: zum Essen einladen könntest, wehen.

00:11:20: Ach so, warte mal zum Unwort, AfD. - Ja.

00:11:22: Okay. - AfD, okay.

00:11:24: Und wenn ich eine berühmte Person zum Essen einladen könnte,

00:11:28: dann bin ich ein DC-Eliot.

00:11:30: Ich würde so gerne mal mit ihr chillen und mit ihr über ihre Musik reden.

00:11:34: Eine wirklich kreative Beleidigung.

00:11:37: Eine kreative Beleidigung.

00:11:40: Ich liebe Beleidigungen, die wie Kompliment klingen.

00:11:43: So etwas wie "Schade, dass du nicht schlauer bist."

00:11:46: Oder irgendwie so etwas, was so ...

00:11:49: Weißt du, was ich meine?

00:11:50: Ich liebe diese Art von Beleidigung.

00:11:52: Ja.

00:11:54: Letztens zu mir gesagt, ich habe dich noch nie auf der Bühne gesehen,

00:11:58: ich habe dich eigentlich recht gut.

00:12:00: Und ich war so ... danke.

00:12:02: (Lachen)

00:12:04: Was hast du immer im Kühlschrank?

00:12:06: Ich habe immer im Kühlschrank Käse.

00:12:09: Ich habe immer sehr viele verschiedene Sortenkäse.

00:12:13: Welchen Song hörst du gerade rauf und runter?

00:12:16: Ich höre gerade rauf und runter das ganze "Dochi"-Album.

00:12:20: Ähm ... ja, ich kann gar nicht sagen, welchen Song das ganze Album.

00:12:25: (Schrei)

00:12:28: Okay. - Ja.

00:12:30: Ich bin immer so leicht gestresst bei diesen 90 Sekunden,

00:12:33: obwohl ich die Fragen nur stellen muss,

00:12:35: aber alleine durch den Ticker.

00:12:37: Du hast es ja gerade schon angesprochen.

00:12:40: Wir wollen gleich über dein frisch veröffentlichtes Album sprechen,

00:12:44: aber erst mal über die Single-Auskopplung aus dem Album,

00:12:47: die du schon von einigen Monaten veröffentlicht hast.

00:12:50: Sie heißt "Free" und wir hören einfach mal kurz rein.

00:12:54: # Ich glaube nicht, dass irgendwer noch schweigen kann.

00:12:57: # Da wohne Lichtvertraue auf den nächsten Tag.

00:13:00: # Kennt ihn weh, kenn die Schritte, rutscht nicht aus,

00:13:02: # gibt keine Mitte, ja, ich weiß.

00:13:05: # Es war nicht leicht von Anfang an, doch...

00:13:07: # Irgendwann hat irgendwer auch einfach angefangen.

00:13:10: # Das ganze Land ist gerade ziemlich angespannt.

00:13:13: # Und ich schwör, ich hab noch nie so fucking Angst gehabt.

00:13:16: # Ich sehe die Bullen, meine Freunde schlagen.

00:13:19: # Ich sehe auf dem Beton Träume platzen.

00:13:21: # Ich lese die Zeitung nicht mehr.

00:13:24: # Es geht ihnen nur drum, wie sehr sie uns hassen.

00:13:27: # Ich frage mich, sah es hier auch einmal anders aus.

00:13:30: # Vor NSU, vor Hanna und dem Holocaust.

00:13:32: # Frage mich, ob du für deine große Einigkeit

00:13:36: # einfach noch ein paar mehr Leichen brauchst.

00:13:38: # Meine palästinensischen Freunde sind alle am Ende, meine.

00:13:42: # Jüdischen Freunde sie trauern mit Denks, meine.

00:13:45: # Kurdischen Leute sind dauernd am Kämpfen, meine.

00:13:48: # Schwarzen Freunde suchen immer noch Verständnis, alle.

00:13:51: # Anderen Freunde sind irgendwo dazwischen wir.

00:13:54: # Fühlen das Gleiche doch trauern im Stillen, mir.

00:13:57: # Fällt das Lachenschwer, uns geht's allen beschissen, ja.

00:14:00: # Uns geht's allen beschissen, und wir leben hier,

00:14:03: # wo unser Trauer nichts wert ist.

00:14:05: # Wo unser Schmerz ihr größtes Werk ist.

00:14:08: # Wo alles, was wir gerade sagen, alles, was wir gerade machen,

00:14:11: # alles immer nur verkehrt ist.

00:14:13: # Wo der Druck nach rechts kein Druck, sondern ihr Platz ist.

00:14:17: Ich finde, es ist ein großartiger Song,

00:14:19: der die Gefühle der Zerrissenheit,

00:14:21: die sicherlich viele Menschen mit links-progressiver Haltung

00:14:24: haben, was bedeutet dir dieser Song?

00:14:26: Der Song bedeutet mir viel, weil ich nicht damit gerechnet hab,

00:14:31: dass sich so viele Leute angesprochen fühlen.

00:14:34: Ich hab ganz oft, wenn ich Songs schreibe, das Gefühl,

00:14:37: dass ich eigentlich nur für mich und meine Freundinnen schreibe,

00:14:40: um unsere Gefühle aufzufangen oder auch um so 'ne ...

00:14:45: wie so 'ne Bestandsaufnahme von unseren Gesprächen,

00:14:48: unseren Gefühlen, unseren Ängsten, um das in ein Song zu packen.

00:14:52: Und ich hab den Song ja auch gemacht, um 'ne Spendenaktion

00:14:56: für "Leave Norm" behind zu starten.

00:14:58: Der Song war auch gar nicht fürs Album geplant.

00:15:01: Aber ich wollte den unbedingt aufs Album packen,

00:15:04: weil ich ja auch immer auf Venyl release.

00:15:06: Und für mich ist es 'ne Art und Weise zu archivieren.

00:15:09: Und ich finde, dieser Song ist so wichtig gewesen für mich.

00:15:13: Und ich glaub auch für viele Leute, die mir das geschrieben haben,

00:15:16: sodass ich den unbedingt dabei haben wollte auf dem Album.

00:15:22: Der Song sticht ja auch heraus,

00:15:23: weil du darin den Schmerz als traurige Gemeinsamkeit

00:15:26: verschiedener gesellschaftlicher Gruppen hervorhebst

00:15:29: und nicht gegeneinander ausspielst.

00:15:31: Nicht nur verbindest du das Leid von Palästinenser*innen

00:15:34: und Juden*innen, sondern auch die Kämpfe von Kurt*innen

00:15:37: oder Schwarzen Menschen.

00:15:38: Ist es nicht irgendwie auch traurig,

00:15:40: dass du mit dieser Haltung in einem Song so herausstichst?

00:15:44: Ähm, was meinst du damit, ist es nicht traurig?

00:15:47: Weil ... - Dass du so einer der wenigen bist,

00:15:50: die du so ohne Leute gegeneinander auszuspielen

00:15:53: oder eine Gruppe hervorzuheben, thematisieren kannst?

00:15:56: (Seufzen)

00:15:59: Ich find's super traurig, dass wir in einer Zeit leben,

00:16:05: wo Artists sich so schwer tun,

00:16:09: ähm, in Deutschland irgendwie politisch ...

00:16:12: etwas zu sagen oder Songs zu machen.

00:16:16: Ich glaub, das Letzte, woran ich mich so sehr gut erinnern kann,

00:16:20: als so als Hanau war.

00:16:21: Ähm ...

00:16:23: Und ...

00:16:24: Ich glaube, viele Künstler*innen tun sich schwer damit,

00:16:30: ähm, weil sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen

00:16:33: oder weil sie Angst haben,

00:16:35: Fans zu verlieren oder was auch immer.

00:16:38: Das zeigt mir aber so sehr,

00:16:40: dass die Industrie mittlerweile so ein krasses Business ist,

00:16:44: ähm, wo man ...

00:16:46: Wo es gar nicht so darum geht,

00:16:48: dass Künstler*innen Charakter haben oder ...

00:16:51: ähm, krasse, starke Persönlichkeiten sind,

00:16:54: sondern es geht eher darum, was funktioniert medial.

00:16:57: Und, ähm ...

00:16:59: Klar würde ich mir wünschen, dass es mehr Künstler*innen gibt.

00:17:03: Auch aus verschiedenen Perspektiven.

00:17:05: Ich würde gerne in Deutschland, in anderen Ländern gibt's das auch.

00:17:09: Und ich merke auch, ich war dieses Jahr drei Monate in der Türkei,

00:17:12: ich merke auch, dass dort Künstler*innen

00:17:15: wegen der Situation viel politischer sind.

00:17:17: Ich hab das Gefühl, hier leistet man sich öfter ab,

00:17:20: politisch zu sein, weil es keinen so richtig stört,

00:17:24: oder weil man nicht diesen Anspruch an Musiker*innen hat.

00:17:27: Ähm, und das ist auch schade, weil ich hab letztens gecheckt,

00:17:30: ähm, früher gab's ja sowas wie so.

00:17:33: Sisters Keepers hatten so ein Song rausgebracht.

00:17:36: Oder Brothers Keepers oder ähm ...

00:17:38: Boah, mir fällt grad der Name nicht ein.

00:17:42: Aber wir hatten früher, finde ich,

00:17:44: die mehr politischere Songs im Deutschrap,

00:17:47: ähm, die auch kommerziell erfolgreich waren.

00:17:50: Also die wirklich auf MTV gespielt worden sind.

00:17:53: Und mittlerweile hab ich das Gefühl, es ist eher der Underground,

00:17:56: der sich so positioniert.

00:17:58: Und der Mainstream macht das nur ...

00:18:00: wenn es sein muss, so ähm ...

00:18:03: mit 'nem Post oder sowas.

00:18:05: Das ist mega schade, natürlich.

00:18:08: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.

00:18:12: Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne.

00:18:15: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben.

00:18:18: Was sie wollen, was sie antreibt,

00:18:20: das les ihr jede Woche neu auf Veto-Magazin.de.

00:18:24: (Dynamische Musik)

00:18:26: Empfellen dir Beispiele für Zusammenarbeiten

00:18:31: zwischen verschiedenen Linkengruppen oder Einzelpersonen

00:18:34: in letzter Zeit ein, bei denen Unterschiede überwunden wurden?

00:18:38: Hm ...

00:18:39: (Dynamische Musik)

00:18:40: Ich glaube, es gibt viele so Versuche.

00:18:47: Ähm ...

00:18:49: Zum Beispiel gab es ...

00:18:51: ähm ...

00:18:52: so eine Lesung.

00:18:54: Und ich bereue es grad so, dass der Name nicht einfällt.

00:18:57: Aber ... ähm ...

00:18:59: Es gibt im Kunstbereich, vor allem so eine Literatur oder in anderen Bereichen viele Bemühungen,

00:19:12: um Menschen zusammenzubringen und um Gespräche voranzuführen.

00:19:18: Aber ich finde zum Beispiel in der Musik gibt es das noch nicht so.

00:19:23: Oder ich finde, dass es so medial gibt es das noch nicht so.

00:19:27: Wenn man die meistverkauftesten Zeitungen sich anschaut, sehe ich das nicht.

00:19:33: Ich sehe das eher so, dass versucht wird zu spalten.

00:19:39: Es ist nur so einseitige Berichte stattfinden.

00:19:44: Und ich glaube auch deswegen, dass der Song "Free" so vielen Menschen so berührt hat,

00:19:49: weil sich viele Menschen gesehen gefühlt haben.

00:19:51: Und ich glaube, das, was uns in unserer jetzigen Zeit in Deutschland sehr fehlt,

00:19:55: ist, dass die Menschen sich gesehen fühlen.

00:19:57: Ich habe das Gefühl, es geht die ganze Zeit nur darum,

00:20:01: dass Leute dann gesehen werden, wenn sie sehr polarisierend sind

00:20:06: oder wenn sie sehr krasse Meinungen vertreten und dadurch auffallen.

00:20:14: Aber ich habe das Gefühl, dass die breite Masse gar nicht so gesehen wird

00:20:18: oder sich nicht gesehen fühlt mit ihrem Schmerz, mit ihren Trauer, mit ihrer Wut.

00:20:22: Und ich glaube, dass der Song "Free" das ganz gut geschafft hat

00:20:25: und dadurch auch so eine Aufmerksamkeit bekommen hat.

00:20:28: Weil am Ende des Tages wünschen wir uns alle einfach nur, dass man uns sieht.

00:20:34: Gibt es etwas, was dir generell Hoffnung macht, auch in Zeiten wie diesen?

00:20:40: Ja, mir macht es ehrlich gesagt super viel Hoffnung mit den Menschen, um mich herumzureden.

00:20:49: Die verschiedenste Geschichten haben, die verschiedenste Herkunft haben.

00:20:53: Und zu hören, wie wir eigentlich alle nur das Gleiche wollen.

00:21:00: Wir wollen alle, dass es keine Menschen gibt, die leiden.

00:21:03: Wir wollen alle, dass jeder sich sicher fühlt und wohl fühlt

00:21:06: und dass wir keine Angst vor der Polizei haben müssen, was wir aber ever since schon haben.

00:21:13: All diese Dinge und was mir auch sehr viel Hoffnung gibt,

00:21:17: sind all diese Leute, die sich so stark dafür machen, dass sich Menschen frei fühlen

00:21:24: und sich Menschen sicher fühlen.

00:21:27: Und so zum Beispiel, ich habe als in Bautzen dieser Naziaufmarsch gegen den CSD war,

00:21:34: habe ich 60 Kilometer weiter davon auf einem queeren Festival gespielt.

00:21:39: Und ich habe so Respekt vor diesen Leuten, die dort so queerer Festival zu organisieren,

00:21:44: weil in Berlin ist es eine andere Nummer.

00:21:46: In Berlin kann man, wir haben alles mögliche, wir haben queeren Flohmarkt,

00:21:50: wir haben alles mögliche.

00:21:52: Und wir müssen uns nicht darüber Gedanken machen,

00:21:55: dass jetzt gleich eine riesige Gruppe von Nazis kommen könnte

00:21:58: und irgendwie die Leute dort gefährdet.

00:22:02: Und ich merke es halt immer wieder, dass es so viele Menschen gibt, die sich so aktiv einsetzen

00:22:08: und die aber auch unseren Support brauchen.

00:22:12: Also die es auch brauchen, dass wir mal nach Görlitz fahren

00:22:15: und dort auf dieses queeren Festival gehen und das unterstützen.

00:22:20: Und solche Dinge geben mir Hoffnung.

00:22:25: Mit wem würdest du gerne mal zusammen Musik machen?

00:22:29: Ich glaube, es gibt so viele Leute, mit denen ich gerne Musik machen würde.

00:22:40: Jetzt hör ich ja dieses Doge, aber ich würde gerne mit ihr was machen.

00:22:44: Aber es gibt auch einfach viele Leute, die ich toll finde.

00:22:47: Und für mich ist es so, der Song muss passen, der Vibe muss passen.

00:22:52: Ich glaube, Musik ist für mich so etwas spirituelles.

00:22:57: Wenn ich mit jemandem Musik mache,

00:22:59: es reicht nicht, dass ich die Musik von der Person cool finde,

00:23:02: sondern ich muss halt mit der Person irgendein Vibe haben,

00:23:06: ich muss halt mit jemandem in dem ich mich aufmachen kann.

00:23:10: Deswegen ist es schwierig zu sagen,

00:23:12: weil es gibt viele, die ich cool finde,

00:23:14: aber ich weiß nicht, wie es ist, wenn ich mit denen arbeite.

00:23:18: Nach diesen frustrierenden politischen Themen haben wir ein kleines Spiel,

00:23:22: das dir vielleicht gefallen wird.

00:23:24: Ich spiele gleich den Dschingle ab

00:23:26: und dann darfst du eine Minute lang oder kürzer,

00:23:30: wenn du früher fertig wirst,

00:23:32: dann darfst du eine Minute lang über alles schimpfen, pöbeln und lästern,

00:23:36: was dich so richtig aufregt.

00:23:38: Die Redaktion hat mir hier reingeschrieben,

00:23:40: alle Kraftausdrücke, die du dabei verwendest,

00:23:42: werden wir hinterher rauspiepen.

00:23:44: Weiß ich noch nicht, ob wir das machen.

00:23:46: Du darfst jetzt eine Minute lang, darfst du jetzt schimpfen.

00:23:50: Wenn du ready bist, dann spiele ich den Dschingle ab.

00:23:54: Okay, nach dem Dschingle darf ich schimpfen?

00:23:56: Genau.

00:23:57: Okay, alles klar.

00:23:59: Es geht's.

00:24:01: Ganz schön.

00:24:03: [Musik]

00:24:11: Okay, was mich gerade extrem abfagt auch

00:24:14: und vor allem so aus meiner Sicht hier in Berlin,

00:24:17: ist einfach die ganze Polizeigewalt, die auf den Demos abgeht,

00:24:20: dass die Zeitung nur so einseitig berichten und so tun,

00:24:24: als wäre das alles Notwehr, während Leuten die Nase gebrochen wird,

00:24:27: während Leute auf dem Boden liegen,

00:24:29: während kleine Jungs von 30 Bullen gemeinsam abgeführt werden,

00:24:34: während Leute einfach Angst haben vor der Polizei,

00:24:39: was sie davor auch schon hatten, aber nie in diesem Ausmaß,

00:24:42: während Leute mir in der Türkei erzählen,

00:24:44: dass selbst die das richtig schlimm finden

00:24:47: und sich nicht vorstellen können,

00:24:49: dass in Istanbul gerade die Polizei so gegen Demonstraten vorangehen würde

00:24:53: und die ganze Welt einfach nur auf uns schaut

00:24:55: und sich denkt, what the fuck is happening

00:24:57: und die Medien hier ist nicht gebacken kriegen,

00:25:00: irgendwie auch nur negativ über diese Polizeigewalt zu berichten

00:25:04: und diesen Schmerz dieser Leute darzustellen,

00:25:08: sondern immer einfach nur alle Leute,

00:25:10: die gerade eh schon leiden, zu Tätern zu machen.

00:25:13: Das fragt mich gerade ab.

00:25:16: Okay, sehr gut.

00:25:18: On point.

00:25:20: Okay.

00:25:22: Am 27. September ist dein neues Album "FC Chaya" veröffentlicht worden.

00:25:27: Über den Song "Free" haben wir schon gesprochen.

00:25:29: Worum geht es in den überreistlichen Tracks?

00:25:32: Das Album war so angedacht,

00:25:35: als eine Fortführung von zwei EPs,

00:25:38: die ich schon rausgebracht hatte, mit so drei oder vier Songs,

00:25:41: und zwar "Queers Fuck EPs".

00:25:44: Und ich wollte einfach ein ganzes Album machen,

00:25:46: ein German Rap Album machen,

00:25:48: ein Deutsch R&B Album machen, wo es um queere Liebe geht.

00:25:52: Und das war mir so ein Anliegen,

00:25:56: einfach weil es mir selbst als Teenagerin so sehr gefehlt hat.

00:26:00: Also ist das auch quasi für all diejenigen,

00:26:05: die jetzt jung sind und denen das vielleicht vorher gefehlt hat?

00:26:09: Oder für wen hast du das Album gemacht?

00:26:11: Ich hoffe, es ist für all diejenigen,

00:26:14: die gerade so jung sind und ihre Queerness entdecken,

00:26:19: und dass sie einfach so Spaß auch daran haben

00:26:22: und sich in so einer Musik wiedergespiegelt fühlen.

00:26:24: Gleichzeitig ist es auch für alle, die schon älter sind,

00:26:29: und einfach vielleicht ihr inneres Kind damit heilen,

00:26:33: dass sie jetzt auf einmal so R&B oder Hip-Hop Songs haben,

00:26:37: die diese Themen haben, wo es um queere Liebe geht.

00:26:42: Und ja, um so eine andere Art von Begehren.

00:26:46: Ich glaube, es ist so für alle eigentlich,

00:26:50: die das so mitfühlen.

00:26:52: Warum hast du die Fußballoptik und Ästhetik

00:26:56: für das Album gewählt?

00:26:57: Es ist so funny, weil alle mich das fragen.

00:27:00: Es ist gar nicht so eine...

00:27:02: Hey, warum Fußball?

00:27:03: Nee, alle sagen so, ja, warum FC Chaya.

00:27:07: Und ich muss sagen, das war gar nicht so eine durchdachte Idee.

00:27:10: Also, ich wusste, dass das Album dieses Thema haben wird.

00:27:15: Es wird um queere Liebe gehen, es wird darum gehen,

00:27:18: dass ich eben so queere Love Songs mache.

00:27:23: Bevor ich oder während des Prozesses für das Album

00:27:27: habe ich für das Wettermagazin, die hat so eine Buchausgabe,

00:27:30: habe ich einen Text geschrieben, der heißt "Ode an Chayas".

00:27:34: Und da geht es darum, was für eine Art von...

00:27:37: Also, warum ich Chayas so crushe.

00:27:39: Und ob was für Chayas ich stehe.

00:27:41: Und als das so fix war mit dem Album, worum es gehen wird,

00:27:46: war das erste, was mir einfällt, war so...

00:27:49: Ja, damals ist mir einfach der Begriff "FC Chaya" eingefallen.

00:27:52: Einfach auch aus so einem Ding heraus von...

00:27:56: Ich finde das so geil, dass es so eine Männerdomäne ist

00:27:59: oder dass Männer gerne so diese ganze Fußball-Ästhetik

00:28:02: und alles für sich klammern, obwohl wir auch so eine krasse

00:28:04: Frauenmannschaft haben.

00:28:06: Und...

00:28:08: Oder Frauenmannschaften haben.

00:28:10: Und diese Ästhetik zu nehmen

00:28:13: und einfach so ein Chaya dahinter zu klatschen,

00:28:16: ich finde dieses Wort macht schon was mit einem.

00:28:18: Ja.

00:28:19: Weil man das so...

00:28:21: Es ist das meiste Femme, was man so sagen muss, somehow.

00:28:24: Es ist so ein Superfemme.

00:28:26: Und dann hast du aber dieses FC davor,

00:28:28: was schon so männlich geprägt ist

00:28:31: oder irgendwie an Fußballclubs erinnert.

00:28:34: Und für mich bedeutet auch das FC nicht nur Fußballclubs,

00:28:37: sondern auch bisschen so Fanclub Chaya.

00:28:39: Weil die Songs ja auch so eine...

00:28:42: Umage an so...

00:28:44: Ja, an Chayas oder an so...

00:28:47: lesbischen Beziehungen, queeren Beziehungen ist.

00:28:51: In dem einen Song "Ebrus Story"

00:28:56: nimmst du dir Hörer*innen mit auf eine Reise in deine Vergangenheit,

00:28:59: vor allem in Bezug auf dein Lesbischsein

00:29:01: und du hast davor diesen Teil von dir mit deiner Familie zu teilen.

00:29:04: Und alles daran klingt so,

00:29:06: dass es für dich ein super intensiver Prozess gewesen sein muss.

00:29:09: Kannst du den Entstehungsprozess

00:29:11: und was er mit dir gemacht hat, ein bisschen beschreiben?

00:29:14: Der Song ist tatsächlich...

00:29:17: Also genau, der Song ist als vorletzer Song vom Album entstanden.

00:29:20: Also es gab irgendwie...

00:29:22: Das ganze Album stand schon.

00:29:24: Und der Song ist auch nur entstanden,

00:29:27: weil ich ein Gespräch mit meiner Tante hatte.

00:29:30: Wir hatten das Gespräch irgendwie vor einem Jahr.

00:29:33: Und als... nachdem ich dieses Gespräch hatte,

00:29:36: wollte ich unbedingt diesen Song schreiben.

00:29:38: Ich war so richtig ready, dafür diesen Song zu schreiben.

00:29:41: Und ich hätte den nicht vor 10 Jahren oder so schreiben können,

00:29:44: weil... oder vor 5 Jahren,

00:29:46: weil dieser Song in 3 Parts aufgeteilt ist.

00:29:50: Wir haben einmal den ersten Verse,

00:29:53: wo es darum geht, dass ich mich als queere Person so wohlfühle,

00:29:58: als Kind, also dass ich das so als Kind für mich entdecke.

00:30:01: Und dass ich selbst darauf klar komme,

00:30:04: im zweiten Teil geht es um Freundenschaften.

00:30:07: Und im dritten Teil geht es um Familie,

00:30:10: also dass die Familie einen akzeptiert.

00:30:12: Und für mich hat sich dadurch so ein Kreis geschlossen.

00:30:15: Und ich glaube, er hätte sich den Song früher geschrieben,

00:30:18: bevor ich dieses Gespräch mit meiner Tante gehabt hätte.

00:30:20: Und so mit meiner Familie wäre das Song nicht so geworden,

00:30:24: wie er jetzt ist.

00:30:25: Und für mich ist es jetzt so,

00:30:27: dieser Kreis hat sich geschlossen.

00:30:29: Und es fühlt sich so befreiend an,

00:30:31: diesen Song raus an die Welt zu schicken.

00:30:34: Spätestens mit dem Song ist ja auch klar,

00:30:37: dass du dich nicht scheust,

00:30:39: persönliches in deine Musikpreis zu geben.

00:30:41: Wie viel Prozent Ebro steckt in Ebo

00:30:43: und wie viel anders rum?

00:30:45: Also Ebo ist für mich so 100% ich.

00:30:49: Auch wenn nicht alle Songs autobiografisch sind

00:30:53: oder zu 100% ...

00:30:55: Ebro Stories 1 zu 1,

00:30:57: das ist einfach super autobiografisch.

00:30:59: Es ist genau so passiert.

00:31:01: Es gibt auch Songs, die sind ein bisschen mit Humor zu nehmen,

00:31:03: wie zum Beispiel "Du ja" oder "Juicy" oder so was.

00:31:09: Also natürlich dicht, ich auch manchmal

00:31:12: ein kleines bisschen dazu.

00:31:14: Aber für mich gibt es nicht so diesen Unterschied

00:31:17: zwischen Ebo der Kunstfigur und Ebro ich persönlich.

00:31:22: Wir haben ja vorhin schon dieses tolle Kompliment gehört.

00:31:25: Das ist sei wie eine Revolution zu erleben,

00:31:28: deine Musik zu hören.

00:31:30: Was wünscht du dir am allermeisten mit deiner Musik zu verändern?

00:31:33: Ich glaube mein größter Anspruch an mich selbst

00:31:37: ist, dass ich mit jedem Album, was ich rausbringe,

00:31:40: etwas kreiere, was da vorne noch nicht so da war.

00:31:43: Also dass ich der Musik etwas auch zurückgebe

00:31:47: und nicht nur einfach Musik mache,

00:31:49: um Fame zu werden oder um Geld zu verdienen,

00:31:52: sondern dass ich Deutschrap sozusagen als Genre

00:31:58: auch etwas zurückgebe und etwas kreiere, was mir selbst fehlt.

00:32:03: Gibt es ein Thema oder Themen,

00:32:09: die du vielleicht schon lange behandeln willst in deiner Musik,

00:32:12: aber die bis jetzt noch nicht dran gekommen sind?

00:32:16: Es ist schwierig daran zu denken,

00:32:19: weil für mich jetzt, ich bin gerade immer noch bei diesem Album

00:32:23: und ich bin so krass, schön diese Themen aufgearbeitet zu haben

00:32:28: und in dieses Album gepackt zu haben.

00:32:31: Ich glaube bei meinem nächsten Album,

00:32:34: was mich gerade so textlich interessiert

00:32:38: oder so zongmäßig,

00:32:40: ist Songs zu schreiben, wo es um

00:32:44: Freundinenschaft geht

00:32:47: und auch so ein bisschen um

00:32:52: so eine gewisse Melancholie.

00:32:57: Ich habe das Gefühl, dass ich bei diesem Album

00:32:59: sowohl bei Free, aber auch bei Ebro Story,

00:33:01: mir schreiben total viele Leute,

00:33:03: dass sie weinen, wenn sie das hören.

00:33:05: Also die Songs gehört haben.

00:33:07: Und ich glaube, das ist auch,

00:33:10: weil es geht in dem Song nicht darum,

00:33:13: dass man den hört und danach sich denkt,

00:33:15: ich weiß, was zu tun ist,

00:33:17: sondern es ist eher wie eine Umarmung.

00:33:19: Und ich glaube, für mich ist gerade so das Spannendste

00:33:23: am Songtexte schreiben oder an Songs kreieren,

00:33:26: wenn ich etwas kreiere, was wie eine Umarmung ist.

00:33:29: Und ich glaube, das wäre so.

00:33:31: Deswegen denke ich auch an Freundinenschaften,

00:33:33: aber auch an Familie.

00:33:35: Das wären für mich so Themen beim nächsten Album.

00:33:41: Was willst du sonst als nächstes machen?

00:33:44: Als Musikerin gibt es da schon Pläne,

00:33:46: in die du uns einweinen kannst.

00:33:48: Als nächstes gehe ich ja auf Tour.

00:33:50: Da freue ich mich schon sehr darauf.

00:33:53: Vor allem, weil ich so einen schönen Moment habe.

00:33:56: Ich war vor zehn Jahren auf meiner allerersten Tour.

00:33:59: Ich habe zwei von den Backgroundsängern,

00:34:02: die damals schon dabei waren,

00:34:04: sind dieses Mal wieder dabei nach zehn Jahren.

00:34:06: Wir haben so eine Reunion,

00:34:08: die ich super schön finde.

00:34:10: Ich glaube, ich werde mich über den Winter hinsetzen

00:34:13: und schon an dem nächsten Projekt arbeiten.

00:34:16: Das wird wahrscheinlich eher ein Mixtape.

00:34:18: Ich hatte auf dem Album keine wirklichen Features.

00:34:21: Ich hatte Additional Vocals

00:34:23: und einen Skit von Banger Fabrik.

00:34:25: Aber ich habe Box und Mixtape zu machen

00:34:28: und ganz viele Artists einzuladen.

00:34:31: Und irgendwie was Größeres draus zu machen.

00:34:34: Cool, cool, cool.

00:34:36: Wir sind fast am Ende der Folge.

00:34:38: Zum Abschuss geben wir unseren Gäst*innen immer die Möglichkeit,

00:34:41: Initiativen, Projekte, Menschen, Musiker*innen, Autor*innen,

00:34:45: was auch immer dir cool ist, in den Kopf kommt, vorzustellen.

00:34:48: Die deiner Meinung nach dazu beitragen,

00:34:50: dass diese Gesellschaft ein kleines bisschen gerechter wird.

00:34:53: Wir nennen diese Kategorie immer deine Werbeanzeige

00:34:56: für all die Dinge, die unsere Zuhörer*innen wissen,

00:34:59: kennen und unterstützen sollten.

00:35:01: Und auch hier geht es nach dem Dschingel los

00:35:04: und dann darfst du gerne Werbung machen.

00:35:06: Okay.

00:35:07: Oh, ganz schön.

00:35:12: Wichtig.

00:35:13: Platz für deine Werbeanzeige.

00:35:15: Okay, okay, okay.

00:35:23: Meine Werbeanzeige geht an Haversor.

00:35:27: Das ist eine kurde, also der kurde, halbmond.

00:35:32: Oder andersrum ausgesprochen, ich weiß es gerade nicht.

00:35:35: Auf jeden Fall ist es eine Organisation,

00:35:37: die in kurdischen Gebieten den Leuten hilft

00:35:40: und die meines Erachtens nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

00:35:44: Diese Leute sind direkt vor Ort, unterstützende Menschen

00:35:49: und Organisationen vor Ort.

00:35:51: Und falls jemand, man hier hat zu spenden,

00:35:56: auf jeden Fall die richtige Organisation, um Geld hinzuschicken,

00:35:59: und was ich auch sehr gut finde,

00:36:02: ich darf nur eine Sache promoten, ne?

00:36:04: Nein, nein, nein.

00:36:05: Werbung, wir dürfen hier, ja.

00:36:07: Okay, und was ich so Berlin bezugmäßig sehr geil finde,

00:36:12: ist Berlin Legal Fund.

00:36:15: Da gehen Geld dahin, weil ich vorhin nämlich

00:36:19: über die Polizei ausgekocht habe,

00:36:21: um Menschen gerichtlich zu unterstützen

00:36:24: bei Anzeigen, die sich in der Zeit sind.

00:36:27: Und das ist bei Anzeigen durch die Polizei.

00:36:30: Und vor allem Leute, die auf Demos

00:36:33: Gewalt von der Polizei erfahren haben durch die Polizei.

00:36:36: Genau, die können sich an Berlin Legal Fund,

00:36:40: die können den sozusagen schreiben

00:36:43: und bekommen der Unterstützung.

00:36:46: Und wir können dahin spenden,

00:36:48: um diese Leute wiederum zu unterstützen.

00:36:51: Sehr gut, wir werden alle möglichen Anlaufstellen,

00:36:55: die du genannt hast, verlinken.

00:36:57: Vielen Dank, dass du da warst.

00:36:59: Leute, geht auf die Tour, hört das Album.

00:37:02: Ja, also kann ich nur sagen, schön,

00:37:05: dass du heute meine Gästin warst.

00:37:07: Ebo, danke.

00:37:08: Ja, danke dir, ich fand es auch richtig meins.

00:37:11: Vielen, vielen Dank.

00:37:12: Dann hört auch in 14 Tagen wieder rein in unsere nächste Folge.

00:37:17: Schaut mal vorbei auf www.vetominusmech.de

00:37:20: oder eben bei Instagram.

00:37:22: Und dann hören wir uns bald wieder.

00:37:23: Bis dann, tschüssi.

00:37:25: Ciao.

00:37:26: Hey, bist du noch da?

00:37:33: Dann bis bald.

00:37:35: Du hörst ganz schön laut.

00:37:37: Den Veto-Podcast.

00:37:39: Alle zwei Wochen.

00:37:40: Überall, wo es Podcasts gibt.

00:37:42: Und bis dahin.

00:37:44: Folgt uns auf Instagram.

00:37:47: Und dann kommt es auf die Veto-Podcasts.

00:37:50: Und dann kommt es auf die Veto-Podcasts.

00:37:53: Und bis dahin.

00:37:55: uns auf Instagram und TikTok.

00:37:57: Copyright WDR 2021

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