Christoph Bautz und Protestkampagnen
Shownotes
Was haben die Reaktorkatastrophe in Fukushima, das Handelsabkommen TTIP und AfD-Landeschef Björn Höcke gemeinsam? Die Antwort liefert Christoph Bautz gerade heraus: „Mit all diesen Beispielen verknüpfen sich Momente, die das Potential haben, Menschen in Bewegung zu bringen.“ Nämlich dann, wenn sich ein gesellschaftlicher Konflikt zuspitzt und es progressive Organisierung braucht, um Forderungen der aktiven Zivilgesellschaft politisch zu platzieren. In den genannten Fällen heißt das konkret: Anti-Atomkraft-Mobilisierung, Globalisierungs- und Kapitalismuskritik, Anti-Rechts-Arbeit.
Christoph Bautz weiß, wovon er spricht. Seit über 20 Jahren befasst sich der studierte Biologe und Politikwissenschaftler mit dem Aufbau und der Unterstützung von Bewegung und Protest – sei es auf der Straße oder im Netz. 2004 gründete er mit anderen die Kampagnenorganisation Campact, um „für progressive Politik einzutreten und die Demokratie zu verteidigen“. Hier ist Christoph Bautz als geschäftsführender Vorstand tätig. Jahre davor war er außerdem Mitinitiator der Bewegungsstiftung und der NGO Attac.
Politisiert wurde Christoph Bautz schon als Schüler. Beim Besuch einer WWF-Ausstellung am Frankfurter Flughafen war er plötzlich mit Tierleid und Umweltzerstörung konfrontiert. „Das war ein Punkt, an dem ich gesagt habe: ,Ich schau da mal hin, ich werd da aktiv.'“ Diese Rolle hat er seitdem nicht mehr verlassen.
Nach seinem ersten Redebeitrag zum Irak-Krieg auf einer Demonstration im Jahr 2003 sind Kundgebungen und Versammlungen genau die Orte, an denen sich Christoph Bautz zu Hause fühlt. Die Bandbreite an Themen, die er mit Campact bespielt, ist immens: Energiewende, globale Wirtschaft, Klimaschutz, Landwirtschaft, Rechtsextremismus.
Wo sich der Gründer in diesem Spannungsfeld selbst verortet, was Kampagnen erfolgreich macht und wie er jetzt eine zweite Protestwelle gegen die AfD anschieben will, darum geht es in dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT mit Host Stephan Anpalagan.
TRANSPARENZ
Zu Beginn der Episode erfolgt der Verweis auf ein Porträt in der Zeit, in dem unter anderem Christoph Bautz' Erbschaft thematisiert wird. Gegenwärtig ist er geschäftsführender Vorstand der Kampagnenorganisation Campact, zu der auch die Petitionsplattform WeAct und die Demokratie-Stiftung gehören. Darüber hinaus ist Christoph Bautz Teil der Bürgerbewegung Finanzwende.
Im Kontext der Proteste von Landwirtschafttreibenden verweist Christoph Bautz auf die Notwendigkeit einer Wiedervernässung von Mooren, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Campact oder Compact – wie war das nochmal? Diese Verwechselung komme leider häufiger vor, verrät Christoph Bautz im Gespräch. Deshalb freut es ihn umso mehr, dass eine Campact-Kampagne einen konkreten Erfolg errungen hat: Das rechte Magazin Compact wird aufgrund der Petition nicht mehr in Bahnhofskiosken verkauft.
Christoph Bautz spricht im Zusammenhang mit den Landtagswahlen im Osten davon, dass AfD-Landeschef Björn Höcke „aus skurrilen Verfassungsgründen“ selbst mit 30 Prozent der Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt werden könnte. Gemeint ist, dass es bei der Wahl im dritten Wahlgang wegen einer verfassungsrechtlichen Besonderheit in Thüringen die Person ins Amt gewählt werden kann, die die (einfache) Mehrheit der Stimmten erhält. Der Verfassungsblog hat deshalb eine Anpassung des Verfassungstextes empfohlen, um dieses Szenario zu verhindern.
Seit Anfang des Jahres und den Correctiv-Recherchen rund um ein Treffen rechtsextremer Kräfte hat Campact etliche Kampagnen gegen die AfD gestartet beziehungsweise unterstützt. Hier eine Auswahl an Aktionen: „AfD-Konten auf PayPal sperren“, „TikTok – Sperrt die AfD“, „AfD stoppen: Verfassungsgericht schützen“, „Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen“, „Gegen rechte Hetze – AfD verbieten“.
Die im Quiz genutzten Quellen finden sich hier der Chronologie nach: ARD-Deutschlandtrend, ZDF-Politbarometer, Friedrich-Ebert-Stiftung „Vertrauen in die Demokratie in Krisenzeiten“.
Christoph Bautz fordert abschließend zur Teilnahme an bundesweiten Demonstrationen auf, die noch bis zum 8. Juni 2024 – dem Tag vor der Europawahl – eine neue Protestwelle entfachen sollen.
Die Folge mit Christoph Bautz wurde am 29. Mai 2024 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Jasper von Römer; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Transkript anzeigen
00:00:00: Es hätte keine Veränderungen dieser Welt gegeben,
00:00:03: wenn nicht jemand gesagt hätte, ach, das müssen wir ändern.
00:00:06: Manchmal muss man klare Kante zeigen.
00:00:08: Das fordert die Gesellschaft ja auch.
00:00:10: Klare Kante gegen rechts heißt es auch zum Beispiel immer.
00:00:13: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.
00:00:15: Haben wir extreme, massive Probleme, vor denen sich keiner verschließen kann.
00:00:19: Die Welt ist in Aufruhr.
00:00:21: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.
00:00:23: Du hörst "Ganz schön laut".
00:00:25: Den Veto-Podcast mit Ninia Lagrande und Steven an Palaggan.
00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.
00:00:33: Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Ganz schön laut".
00:00:41: Dem Interview-Podcast des Veto-Magazins.
00:00:44: Wir sprechen hier alle zwei Wochen mit Menschen,
00:00:46: die sich für die Gesellschaft engagieren und versuchen,
00:00:48: selbst Einfluss zu nehmen.
00:00:50: Aber auch eine kritische Masse politisch zu aktivieren.
00:00:52: Unser heutiger Gast tut das eigentlich schon immer.
00:00:56: Also protest organisieren, Menschen zusammenbringen.
00:00:59: Der Diplombiologe und Politikwissenschaftler Christoph Bautz
00:01:02: baut nach seinem Studium die NGO "Attack" mit auf.
00:01:05: Er gründete 2002 die Bewegungsstiftung,
00:01:08: die zum Ziel hat, soziale Bewegungen in ihrem Protest
00:01:11: und öffentlichen Aktionen zu fördern.
00:01:13: Und nochmal zwei Jahre später, 2004,
00:01:15: initiierte er gemeinsam mit anderen, Campact.
00:01:18: Campact ist die Kampagnenorganisation in Deutschland.
00:01:22: Die sich der eigenen Aussage nach dem Ziel verschreibt,
00:01:25: für progressive Politik einzutreten und unsere Demokratie zu verteidigen.
00:01:29: Christoph Bautz ist Teil des Geschäftsführenden Vorstands.
00:01:32: Also herzlich willkommen Christoph.
00:01:35: Ja, hallo, schön, bei euch zu sein.
00:01:37: Wir kommen hier gerade zwischen unterschiedlichen Terminen
00:01:42: wahrscheinlich zusammen.
00:01:43: Die Redaktion hat mir schon mitgegeben,
00:01:45: dass es gar nicht so einfach war, einen Termin zu finden.
00:01:48: Warum ist dein Kalender eigentlich so voll?
00:01:50: Ich glaube, Campact springt immer dann rein,
00:01:52: wenn es sich wirklich lohnt, politischen Unterschied zu machen.
00:01:57: Dann, wenn sich im gesellschaftlicher Konflikt zuspitzt
00:02:02: und es progressive Organisierung braucht.
00:02:06: So, und das kann in einem Fukushima Moment sein
00:02:09: und Atomreaktor in die Luft fliegt
00:02:11: und plötzlich die Chance da ist, den Atomaustick durchzusetzen
00:02:15: und Verneuerbarer einzutreten.
00:02:16: Das kann in einem Moment sein wie der Hambacher Wald, 2018,
00:02:20: wo plötzlich 50.000 da stehen und sagen, es kann auch nicht weitergehen,
00:02:25: dass hier ein uralter Wald plattgemacht wird für Kohleabbau.
00:02:28: Wir brauchen Erneuerbare.
00:02:30: Oder eben auch jüngst, in diesem Januar oder Februar,
00:02:33: die plötzlich die Chance gegen die AfD,
00:02:36: gegen diese rechtsextremen Strukturen, was zu machen,
00:02:39: dem nicht mehr riskiert und ohnmächtig zuzuschauen,
00:02:41: sondern nach den Korrektivrecherchen sind plötzlich 100.000er-Jahr-Millionen
00:02:45: auf der Straße.
00:02:46: Und da braucht es dann so eine Organisation wie Campact,
00:02:48: die sagt, da gehen wir jetzt mit aller Kraft rein,
00:02:50: das unterstützen wir jetzt, da finanzieren wir auch vor Ort.
00:02:54: Das ist ein ganzer Engagement, was da entsteht.
00:02:56: Wir haben unseren Verteiler mit 3,5 Millionen Menschen,
00:02:59: die wir ansprechen können und sagen, Leute, raus auf die Straße,
00:03:02: es geht um was.
00:03:03: Und das bringt dann auch einen ganz schönen, äh, ja,
00:03:07: stressigen Alltag mit sich,
00:03:08: weil wir eben genau immer wieder in diese Situation reinspringen.
00:03:11: Würdest du dir manchmal Entschleunigung wünschen,
00:03:14: dass weniger ist und du nicht so ständig im Ausnahmezustand
00:03:19: und im Krisenmodus bist?
00:03:21: Ja, ich würde mir auf jeden Fall manchmal ganz
00:03:24: gerne Entschleunigung wünschen.
00:03:25: Ich liebe es auch einfach viel draußen im Garten zu machen,
00:03:28: Obstbäume zu schneiden, was mit unserer Schafherde zu machen und so.
00:03:31: Also das ist so für mich so ein bisschen da, wo ich wieder so
00:03:35: ein bisschen geertet bin, wieder ein bisschen runter komme.
00:03:38: Und das kommt manchmal zu kurz.
00:03:40: Und auf der einen Seite ist es natürlich auch immer wieder echt
00:03:43: faszinierend zu sehen, wie Dynamiken von Bewegungen sind.
00:03:46: Lange, häufig gesellschaftliche Probleme ausgesessen werden.
00:03:51: Und dann gibt es dann irgendwann so ein Tipping-Point,
00:03:54: so ein Kipppunkt und plötzlich ist der Protest da.
00:03:58: Ich hab letztens noch mal dran gedacht,
00:04:00: genau an diesen Hambacher Wald, da sind wir fünf Monate vorher,
00:04:05: in dem ersten Hitzesommer 2018 Kohlekommissionen sollte losgehen.
00:04:09: Wir haben eingeladen zur Kohledemo nach Berlin,
00:04:12: wie viele Leute kamen, 4.000 bundesweit.
00:04:15: Es war der einzige Tag in diesem Hitzesommer, wo es geregnet hat.
00:04:19: Und ich lief da, okay, wir kriegen diese Klimakrise nicht zu gespitzt.
00:04:24: Und völlig frustriert.
00:04:27: Und ein Vierteljahr später sind da plötzlich 50.000 im Hambacher Wald.
00:04:31: Diese Bäume, die da gefällt werden sollen,
00:04:35: die Aktivisten, die da oben drinsitzen,
00:04:37: der Konflikt, der zu spitz, 50.000 sind da.
00:04:39: Und nochmal ein Jahr später sind plötzlich 1,4 Millionen auf der Straße
00:04:44: mit Fridays for Future, das für ihn war Kräter,
00:04:46: da war plötzlich eine Jugendbewegung, die aufgestanden ist.
00:04:49: Und aus 5.000 oder 4.000 im Regen von Berlin
00:04:52: werden plötzlich 1,4 Millionen.
00:04:54: Da sieht man, welche Dynamik manche Bewegungen haben kann.
00:04:57: Das macht dann auch echt Spaß, Teil dessen zu sein.
00:05:00: Wir werden es ja gerade schon immer in Bewegungen sein, um zu gestalten.
00:05:04: Mich würde interessieren, ob das immer schon war in deinem Leben.
00:05:08: Denn wer sich über dich informieren will,
00:05:10: der wird feststellen, dass persönliche Informationen über dich ragesät sind.
00:05:14: Das ist ja in heutigen Tagen gar nicht so schlecht.
00:05:17: Aber was wir gefunden haben, sind Redebeiträge.
00:05:21: Redebeiträge auf politischen Bühnen, auf Kundgebung, Demonstration,
00:05:24: inhaltliche Arbeit von Anti-Atomkraft über die Kritik am Handelsabkommen,
00:05:28: wie T-Tip und CETA, ein bisschen zum Engagement in der Klimakrise.
00:05:33: Und jetzt eben die breitgefächerten Kampagnen über die AfD.
00:05:38: Und wir können das sicherlich alles gleich noch mal besprechen,
00:05:44: aber ich würde gerne etwas mehr in die Vergangenheit gehen,
00:05:48: um zu gucken, wo kommt diese Motivation her, was ist der Antrieb?
00:05:52: Und du musst mich jetzt einmal korrigieren, falls irgendwas falsch ist.
00:05:56: Du bist Biologe, Vogeliebhaber.
00:06:00: Du bist mit deiner Schafwerte draußen
00:06:03: und schneidest dann irgendwie einen Baum herum.
00:06:05: Und du lebst im Umfeld von Bremen.
00:06:07: Da klingelt das mal schon mal ganz hervorragend.
00:06:10: Du bist zudem Erbe.
00:06:12: Und der Vater hat es nach dem Krieg mit einem Maschinenbauunternehmen
00:06:15: zur Wohlstand gebracht.
00:06:17: Und du hast offensichtlich entschieden,
00:06:20: einer Verantwortung gerecht zu werden
00:06:23: und ein Teil des Erbes eine Stiftung zu überführen,
00:06:26: in diese Bewegungstiftung zu investieren,
00:06:28: um soziale Bewegungen zu fördern.
00:06:30: So hast du es mal in einem Zeitentwurf gesagt.
00:06:33: Die Frage, die sich natürlich immer stellt, ist warum?
00:06:36: Also warum hast du dir das Geld nicht genommen
00:06:38: und dir ein schönes Leben gemacht,
00:06:41: weil du das Geld nicht mehr hast?
00:06:43: Ja, bei mir war das nicht so ein riesiger Betrag,
00:06:46: aber eben auch einer, wo ich gesagt habe,
00:06:48: wo ich gebe dir was für ab.
00:06:49: Und es gibt einfach, ja, eine ungleiche Verteilung von Wohlstand
00:06:54: und auch von Privilegien in diesem Land.
00:06:56: Und es gibt immer wieder Leute, die progressiv denken,
00:06:59: die plötzlich zu Geld kommen, die erben,
00:07:01: die es aber vielleicht auch in Unternehmen gegründet haben,
00:07:04: die mit der Kryptowährung plötzlich reich geworden sind.
00:07:08: Und wir haben in der Bewegungstiftung,
00:07:10: wo wir immer wieder Leute an die Millionen haben.
00:07:13: Und die sagen, ich will das eigentlich abgeben.
00:07:16: Und wir sprechen mit diesen beiden Stiftungen,
00:07:18: eigentlich Leute, an die nicht nur Charity wollen,
00:07:21: also hier mal einen Baum pflanzen.
00:07:23: Oder so ein bisschen was an den Problemen rum dokt,
00:07:28: sondern an die Wurzeln wollen, Change wollen.
00:07:31: Und das Change heißt für mich immer wieder Bewegung,
00:07:34: die genau an die grundsätzlichen Fragen gehen.
00:07:37: Also wo es dann nicht nur darum geht,
00:07:39: dass man jetzt irgendwo ein paar Hektar Land kauft,
00:07:43: um sie von einer Intensivlandwirtschaft zu schützen
00:07:46: und dort Biotope anzulegen.
00:07:48: Das hat alles aus sein Wert.
00:07:50: Aber wo man eigentlich sagt, wir brauchen den Change,
00:07:53: wir brauchen insgesamt eine andere Agrarpolitik in der EU.
00:07:56: Dann müssen wir an die Agrarsubvention ran.
00:07:58: Da brauchen wir Leute auf die Straße, wie das immer wird.
00:08:01: Wir haben es passiert, die genau das einfordern.
00:08:04: Das ist für mich ein Stück, weil der uns schielt.
00:08:07: Wir haben die Geld geerbt, die zu Geld gekommen sind,
00:08:09: zu sagen, ja, gib doch da Geld rein.
00:08:11: Wie mache ich das?
00:08:13: Das finde ich was Wichtiges und deswegen auch Bewegungsstiftung
00:08:16: und die Campact-Demokratiestiftung.
00:08:19: Wie bist du dazu gekommen?
00:08:20: Also warum machst du das?
00:08:23: Also gibt es irgendetwas, was deine Eltern dir mitgegeben haben?
00:08:27: War das eine Institution in eurer Familie?
00:08:30: Also was ein Thema in eurer Familie,
00:08:33: dass man sich öffentlich einbringen muss,
00:08:35: dass man gesellschaftlich wirksam sein muss?
00:08:38: Ihr nicht, aber ich kann mich erinnern,
00:08:41: dass ich so als kleiner Junge mich immer sehr
00:08:44: für afrikanische Großtiere begeistert habe.
00:08:47: Für Löwen und Gorillas und Elefanten.
00:08:52: Und dann waren wir in der vierten Klasse am Frankfurter Flughafen
00:08:55: und da war so eine Ausstellung vom WWF.
00:08:57: Und da hatte sich bei mir eingebrannt so ein Bild von einem Gorilla,
00:09:02: dessen Kopf abgetrennt war.
00:09:04: Und da hat es bei mir irgendwie Klick gemacht,
00:09:07: oh, die sind Tieren, die da in den schönen Bilderbüchern für Kinder sind.
00:09:11: Den geht es ja gar nicht so gut, wie sie da abgebildet sind.
00:09:14: Sondern da gibt es Menschen, die die umbringen.
00:09:18: Und dann war da auch noch so ein Bild gewesen,
00:09:21: wie so ein Regenwaldbrand.
00:09:23: Also auch Menschen, die ihre Lebensräume in Flammen setzen.
00:09:26: Da muss ich da fast gegen Ton.
00:09:28: Und das war so ein erster Punkt, wo ich dann gesagt habe,
00:09:31: ich schraube da mal hin, ich werde aktiv.
00:09:33: Ich habe mich in der Nähe von der Nähe von der Nähe von der Nähe
00:09:36: und Bund jogen.
00:09:38: Da kann ich mich erinnern, wie wir dann nachts,
00:09:40: da war ich dann schon zwölf, grüten über die Straße getragen haben.
00:09:44: Damit die nicht überfahren werden, hat man einen Zaun aufgestellt.
00:09:48: Und auch da hat sie es dann irgendwie ein Stück weitergedreht.
00:09:51: Und dann habe ich irgendwann festgestellt,
00:09:53: vielleicht haben wir auch insgesamt ein Problem mit Verkehrspolitik.
00:09:57: Und ich glaube, ich habe mich so über die Jahre immer grundsätzlich
00:10:00: für Streuhofswiesen eingesetzt.
00:10:02: Und wenn aber irgendwann zum Schluss gekommen,
00:10:04: okay, wir können hier noch so viel versuchen,
00:10:07: von einer anderen Landwirtschaft zu machen.
00:10:09: Wenn es eine Globalisierung gibt, die dazu führt,
00:10:12: dass Länder gegeneinander antreden,
00:10:14: wer nicht die höchsten Umweltstandards hat,
00:10:16: sondern wer die niedrigsten Umweltstandards hat,
00:10:19: damit Konzerne bei ihnen investieren,
00:10:21: dann läuft da was fehlen und da muss man was regulieren.
00:10:24: Und so bin ich dann dazu gekommen, mit Attakt zu gründen.
00:10:27: Und dann kam der Weg zu Campact usw.
00:10:29: Ich habe die Zeit immer grundsätzlich ihre Fragen gestellt
00:10:32: und ich auch da für ein bisschen Charity eher zu Change entwickelt.
00:10:36: Change bedeutet ja, man macht etwas.
00:10:42: Und man macht das mit Leib und Seele.
00:10:45: Und dieser Unterschied, den du aufmachst,
00:10:47: da glaube ich schon, dass es viel damit zu tun hat,
00:10:50: dass gerade Vermögen die Leute sagen, okay, ich spende einen Teil.
00:10:53: Ich kriege dafür eine schöne Spendenquittung
00:10:56: und kann die dann auch noch von der Steuer absetzen.
00:10:58: Und wenn man sich der ganze Spuk erledigt,
00:11:01: wohingegen wenn du dich für Change einsetzt,
00:11:03: dann hört es ja nicht auf.
00:11:05: Dann ist es nicht abgepackt, du musst dich reell auch emotional
00:11:09: da irgendwie reinbegeben.
00:11:11: Und du warst ja sehr früh schon auf den ersten Demos,
00:11:14: wenn ich es richtig verstanden habe.
00:11:16: Und irgendwann standst du auf der Bühne, erinnerst du dich noch?
00:11:19: Wie es war mit der ersten Demos, die du besucht hast
00:11:22: und wie es es war, als du das erste Mal auf der Bühne gestanden hast?
00:11:27: Ja, noch jeweils ziemlich gut.
00:11:28: Es war in der fünften Klasse, dass sich NATO-Doppelbeschluss damals,
00:11:32: Pershings, die stationiert werden sollten.
00:11:35: Und wir durften da alle nicht hin.
00:11:37: Ich war auf einem humanistischen, konservativen Gymnasium.
00:11:41: Und ich bin da irgendwie über den Zaun rüber
00:11:43: und hab mich doch durchgeschlagen in die Innenstadt.
00:11:46: Und ich weiß noch genau, wie da so junge Leute
00:11:49: einer mit Gitarre auf der Bühne stand und gesungen haben.
00:11:53: Und ich hatte irgendwie so, boah, ist das cool.
00:11:57: Die haben diese Demo organisiert.
00:11:59: Das war eine Jungs mit der Gitarre.
00:12:01: Das war eine Jungs weg. - Die NATO, die die Gitarre getrieben hat.
00:12:05: Die machen da was.
00:12:07: Und dann hat es noch ein bisschen gedauert, bis ich da auch stand.
00:12:11: Aber das weiß ich auch noch.
00:12:13: Das war 2003 der große Igrakrieg, 500.000 in Berlin.
00:12:17: Und ich hab damals Protokarten organisiert an der US Airbase.
00:12:22: Zivile ungehorsamen.
00:12:24: Und durfte genau eine Rede halten und sagen,
00:12:27: Leute, es ist super, dass sie demonstriert,
00:12:29: aber geht noch einen Schritt weiter.
00:12:31: Und an der Stelle ist es wirklich legitim, Widerstand zu leisten.
00:12:35: Und ich weiß, was das noch war,
00:12:37: das für ein Gefühl war, mich da in dieses Mikro zu sprechen.
00:12:40: Und dann halt es von überall die eigene Stimme zurück.
00:12:44: Und ich weiß, meine Stimme blieb ganz stabil,
00:12:47: aber meine Knie zitternden tierisch.
00:12:49: Und es war ein sehr, sehr aufregender Moment,
00:12:52: so 500.000 Leuten zu sprechen.
00:12:54: Und es bleibt bis heute aufregend,
00:12:56: auch wenn ich das bis heute mache.
00:12:58: Und heute zitternden Gott sei Dank meine Knie nicht mehr.
00:13:01: Aber es ist immer wieder ergreifend, so viele Leute zu sehen,
00:13:05: die sich einbringen, die was machen.
00:13:08: Und die sagen, ihr müsst ein Grundsätzlich was ändern.
00:13:11: Es ist ja wirklich krass, was du alles erzählst.
00:13:14: Da geht es ja einmal um das Thema Rüstungspolitik.
00:13:17: Es geht um Klima, es geht um Tierschutz und umweltschutz.
00:13:21: Es geht um politische Entwicklung, Rechtsextremismus.
00:13:24: Gibt es Themen, wo du sagst, da fühle ich mich sicherer als ein Anderen?
00:13:28: Irgendwas, was dir näher ist,
00:13:30: als andere Dinge, die dir vielleicht auch wichtig sind?
00:13:33: Ja, ich glaube schon, dass die ökologischen Themen,
00:13:36: die ziehen sich durch meine Biografie.
00:13:39: Und die sind mehr näher.
00:13:40: Und ich kann einfach durch die Natur laufen und sagen,
00:13:43: das ist der Zaunkönig, der da ruft.
00:13:46: Und das ist die Knoblausrauge, die da blüht.
00:13:49: Und das ist die Plattbauchlibelle, die da fliegt.
00:13:52: Und diesen ökologischen Bezug, den habe ich schon sehr.
00:13:56: So, und auch mich viel mit der Klimakrise beschäftigt,
00:13:59: mit diesen Fragen.
00:14:00: Die Themen sind mir, glaube ich, sowohl vom Kopf näher,
00:14:04: als auch vom Bauch.
00:14:06: Also, wie sehr mich das dann doch immer wieder erwischt,
00:14:10: wenn ich so eine Zerstörung sehe,
00:14:12: wenn ich sehe, wo Regenwald zerstört wird.
00:14:15: So, und das ist mir manchmal näher,
00:14:19: als manch anderes Thema.
00:14:20: Und ich glaube, das ist doch sehr, dass wir sehr ausnahm,
00:14:24: dass wir Kindheit usw. geprägt sind.
00:14:26: Warum bist du nicht in der Partei gelandet?
00:14:28: Ich glaube, in einer funktionierenden Demokratie brauchst beides.
00:14:35: Es braucht genau Leute, die in Parteien gehen,
00:14:38: die auch bereit sind.
00:14:39: Das ist ja auch, weil ich nicht einfach sich da hochzupoxen.
00:14:43: Da gibt es auch gute Gründe, dass es da so eine Konkurrenz zueinander gibt.
00:14:47: Ich finde das auch herausfordernd,
00:14:49: dauernd mit jedem, mit dem man da zusammenarbeitet,
00:14:52: auch irgendwo im Konkurrenzverhältnis zu sein.
00:14:55: Und gleichzeitig braucht es Parteien.
00:14:57: Es braucht Leute, die da reingehen.
00:15:00: Und ich habe aber auch immer wieder gemerkt,
00:15:02: dass man in Parteien recht machtlos sind
00:15:04: oder auch in der großen Politik recht machtlos ist,
00:15:07: was zu verändern, wenn nicht eine gesellschaftliche Stimmung herrscht.
00:15:11: Ich finde, das sieht man ganz gut bei den beiden Europawahlen,
00:15:15: der gerade ist und der die vor fünf Jahren war.
00:15:17: Vor fünf Jahren sind die Parteien angekreet und haben miteinander
00:15:20: konkurriert, wer gerade am meisten fürs Klima macht.
00:15:23: Die SPD wollte das alles ein bisschen sozialer machen.
00:15:26: Die FDP wollte Klima mitmarkt.
00:15:29: Die CDU hat irgendwie auch was zu gesagt.
00:15:31: Mit den Grünen gab es mehr Klimaschutz.
00:15:34: Die Linke hat gesagt, wir sind noch besser als die Grünen.
00:15:37: Aber alle haben gesagt, wir machen was fürs Klima
00:15:40: in der nächsten Legislaturperiode.
00:15:42: Warum? Weil genau Fridays for Future auf den Straßen war,
00:15:45: weil der Peak dieser Bewegung war
00:15:48: und die die Politik vor sich hergetrieben war.
00:15:50: Die allgemeine Erwartungshaltung war,
00:15:52: jeder muss jetzt mal anpacken beim Klima.
00:15:55: Und dann ist richtig was passiert.
00:15:57: Wenn man die letzten fünf Jahre in Europa schaut,
00:15:59: der Green Deal, das Verbrenner aus, was beschlossen wurde,
00:16:03: der Durchstatt bei den erneuerbaren Energiengebäude,
00:16:06: Sanierung, auch was im Bereich Artenschutz gemacht wird,
00:16:09: Biodiversitätsschutz gemacht wird.
00:16:11: Und dann ist richtig was passiert
00:16:13: unter einer CDU-Kommissionspräsidentin.
00:16:15: Und plötzlich kippt das.
00:16:17: Wir haben es jetzt gesehen bei den Bauernprotesten,
00:16:20: nach den ganzen Protesten rund ums Heizungsgesetz.
00:16:23: Eine gesellschaftliche Stimmung ist gekippt.
00:16:26: Da haben wir sicherlich auch selbst Fehler gemacht.
00:16:29: Das Ganze ist in den Kulturkampf geraten.
00:16:31: Und plötzlich kann man sich ja Politikern noch sehr abstrampeln.
00:16:34: Mit Klimaschutz sind gerade keine Wahlen mehr zu gewinnen.
00:16:38: Und alle treten gegeneinander an und sagen,
00:16:40: wir müssen einen Ausstieg aus dem Vempern heraus, sagt CDU.
00:16:43: Und mit uns, wenn wir hören auf die Bauern oder eigentlich die Agrarindustrie,
00:16:47: wir schaffen jetzt die ganzen Regeln in Brüssel wieder ab.
00:16:50: Und da sieht man, wie mächtig Bewegung sein kann.
00:16:53: Und wie sehr es sich lohnt.
00:16:55: Aber auch, wie schnell alles in die Defensive geraten wird.
00:16:59: Wenn man vielleicht auch selber Fehler macht,
00:17:01: und wenn sich gesellschaftliche Klima auch durch Dinge wie Ukraine kriegt,
00:17:05: unser weiter Inflation, Corona verändert.
00:17:08: So, und das hat für mich doch den Schluss gebracht
00:17:12: im politischen Vorfeld.
00:17:14: Da wird sehr viel ausgehandelt, da wird sehr viel entschieden.
00:17:17: Und nur, wenn wir da reingehen
00:17:19: und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse verändern,
00:17:22: werden wir am Ende was gewinnen und was zum Guten wenden können.
00:17:27: Und deswegen dann doch eher die Entscheidung,
00:17:30: in Bewegungs- reinzugehen, in NGOs reinzugehen
00:17:33: und nicht in Parteipolitik.
00:17:36: Wenn du heute Nummer 20 wärst,
00:17:38: ähm, welche Klimabewegung würde dich da am meisten ansprechen?
00:17:45: Also eher so friedlich, bürgerlich gesetzt wie Fridays for Future
00:17:50: oder mehr ungehorsam, disruptiv wie letzte Generationen
00:17:55: oder radikal bis hin zur Fragwürdigkeit wie Extension Rebellion.
00:18:00: Also, wo würdest du dich heute als 20-Jähriger
00:18:05: da hinziehen?
00:18:07: Ich glaube, mich würde es klar zu zivilen ungehorsam hinziehen.
00:18:12: Und zu sagen, die Klimakrise ist so eskaliert,
00:18:15: die Politik macht so viel zu wenig.
00:18:18: Und auch selbst wenn die Grünen alleine an der Regierung wären,
00:18:22: es wäre zu wenig.
00:18:24: Also, wir haben eine, so lange diese Klimakrise verpennt,
00:18:29: ähm, da ist es jetzt total legitim, sich vor einen Kohlebagger zu setzen.
00:18:35: Oder vor einem Gaskraftwerk zu setzen.
00:18:38: Und zu sagen, hier Leute, politisch hier muss sich was ändern.
00:18:42: So.
00:18:44: Und wo ich mich nicht hinsetzen würde, bin ich mir ziemlich sicher,
00:18:48: ist vor Hans Müller oder Tanthe Elfriede,
00:18:54: den ihr am Auto setzt und die von der letzten Generation plockiert wird.
00:18:57: Weil ich glaube, das hat genau den Kulturkampf ums Klima nur angefacht.
00:19:03: Und hat auch letztlich die Frage von Klimapolitik endpolitisiert.
00:19:08: Nämlich, ich meine, die letzte Generation sagt ja ganz klar,
00:19:12: die Politik muss handeln.
00:19:14: Aber ihr Bild sagt nicht, Scholz muss handeln, Habeck muss handeln,
00:19:17: Lindner muss handeln, sondern du da in deinem Auto, du bist schuld,
00:19:21: du fährst hier immer noch mit deinem Auto durch die Gegend.
00:19:24: Und das privatisiert den Konflikt und endpolitisiert in der Weise.
00:19:30: Das ist alles legitim.
00:19:32: Die sind total gewaltfrei und so weiter, aber sind nicht vermittelbar.
00:19:36: Sondern das bringt die Leute nur gegen einen auf und sagt nicht,
00:19:39: es sind die Strukturen, die falsch sind.
00:19:42: Die Leute sitzen im Auto, weil der ÖPNV zu schlecht ist.
00:19:45: Und die müssen halt pendeln, weil das alles nicht attraktiv genug ist.
00:19:49: Oder sie fürchten sich um ihre Kinder, dass sie alleine mit dem Fahrrad
00:19:52: in die Schule fahren, deswegen bringen sie sie mit dem Auto hin.
00:19:56: Wegen der vielen Autos fürchten sich.
00:19:58: Wegen den vielen Autos, genau.
00:20:00: Aber da muss die Politik andere Anreize setzen.
00:20:03: Ich glaube, mit 20 würde ich mich ganz gerne an die Limousine
00:20:07: von Olaf Scholz kleben und sagen, hallo, Olaf, so geht's nicht weiter.
00:20:12: Oder ich würde vielleicht auch über den Zorn vom Kanzleramt steigen,
00:20:15: wenn da gerade 30 Stunden Koalitionsgipfel ist.
00:20:18: Und dagegen das Fenster klopfen und sagen, Leute, ihr kommt hier nicht
00:20:22: wieder raus, wenn ihr nicht endlich ernst macht beim Klimaschutz.
00:20:25: Aber die Politik in den Pflicht nehmen, ich würde bestimmt auch
00:20:29: Konzerne in die Pflicht nehmen.
00:20:31: Und dann natürlich auch wieder die Politik, die die Regeln setzt,
00:20:34: aber mich nicht vor einzelnen Leute setzen.
00:20:36: Weil ich glaube, diese letzte Generation hat der Bewegung sehr geschadet.
00:20:41: Und sie ist aber auch ein Produkt davon,
00:20:43: dass die Bewegung gerade nicht mehr wusste, wie weiter.
00:20:46: Es gab lange jetzt immer wieder Freitagsproteste.
00:20:49: Und das läuft sich irgendwann tot.
00:20:51: Es gab immer wieder Protesten mit weißen Anzügen.
00:20:54: Das läuft sich irgendwann tot.
00:20:56: Da ist so eine Lücke rein und da sind die reingesprungen.
00:20:59: Aber wenn ich so 2018/20 gewesen wäre,
00:21:01: ich hätte im Hambacher Wald oben mit dem Baumhaus gesessen
00:21:05: oder danach unten in der Kohlekruppe vom Kohlebagger gesetzt.
00:21:08: Das braucht es in dem Moment.
00:21:10: Und ich bin auch 2018 da noch mit reingegangen.
00:21:13: Hast du Verständnis für den Protester Bauern?
00:21:16: Ja, eindeutig.
00:21:19: Die Bauernprotester hatten ja den realen Grund,
00:21:22: dass sie gesellschaftlich nicht gewertschätzt werden.
00:21:26: Dass eine enorme Veränderung von ihnen zu Recht abverlangt wird.
00:21:30: Aber sie nicht finanziell unterlegt wird.
00:21:34: Ja, die Veränderungen, die da nötig sind, sind gigantisch.
00:21:39: Also Agrarindustrie angeschaut.
00:21:41: Wir müssen eigentlich in den nächsten zehn Jahren
00:21:44: die Tierbestände halbieren,
00:21:46: wenn wir die zur Zweikrenzwerte einhalten wollen.
00:21:48: Es gibt 1,2 Millionen Hektar ehemalige Mohrstandorte.
00:21:53: Viel zu wenig brachte das Problem.
00:21:55: Die müssen wieder vernässt werden.
00:21:57: Die machen über 10 % unsere Tierzwei-Emissionen aus,
00:22:01: wenn sich der Torf da zersetzt.
00:22:03: So, dann kann ich da nicht mehr weiter.
00:22:05: Schwarz-Weiß-Bund-Gefleckte ist viel halten und Milch produzieren.
00:22:09: Sondern da müssen Wasserböffel hin.
00:22:11: Dann müssen Freiflächen-Solaranlagen drauf.
00:22:14: Eine Riesenveränderung, dass Bauern sagen,
00:22:16: wir sollen hier alles ändern.
00:22:18: Aber finanziell lässt es mich im Regen stehen.
00:22:21: Ich bin sowieso schon so unter Druck.
00:22:23: Ich wehr mich jetzt. Das kann ich schon sehr gut verstehen.
00:22:25: Das Problem ist, dass die Antworten,
00:22:28: die den Bauernverband formuliert, genau die falschen sind.
00:22:31: Weil die formulieren, alles kann so bleiben, wie es ist.
00:22:34: Jetzt müssen die Umweltgesetze alle wieder zurückgetreten werden.
00:22:37: Und schon die Klimakrise sorgt dafür,
00:22:39: dass nicht alles so bleiben kann, wie es ist.
00:22:41: Wir müssen sehen, wie die Starkregen wieder in diesem Januar-Februar
00:22:45: zugeschlagen haben, auch bei uns in der Bremer Region.
00:22:47: Alles überflutend, Katastrophe für die Bauern.
00:22:50: Und wie die Dürre-Sommer waren.
00:22:52: Also ein Landwirt weiß ja gar nicht mehr, was er anbauen soll.
00:22:55: Das führt, dass alles weniger planbar wird.
00:22:58: Und das führt dazu, dass die eigentlich ihre Landwirtschaft
00:23:01: sehr verändern müssen.
00:23:02: Und dafür brauchst du Unterstützung.
00:23:04: Und das, was der Bauernverband macht, Kopf in den Sand,
00:23:07: alles kann so bleiben, wie es ist, ist eine Katastrophe.
00:23:10: Ich glaube, viele Bäuerinnen und Bauern sind da weiter.
00:23:13: Ich kann das mal verstehen, dass sie protestieren.
00:23:15: Und es ist natürlich auch übel, wenn da ein Rechte-Tritt-Pretfahrer
00:23:17: da sind, da aufspringen.
00:23:19: Und versuchen mit einfachen Parolen die Sache
00:23:21: in eine ganz andere Richtung zu drehen.
00:23:23: Einfache Parolen, knapper Antworten.
00:23:26: Da hast du mir jetzt schon das Stichwort geliefert.
00:23:29: Wir müssen in diesem Podcast spielen.
00:23:32: Ich weiß nicht, ob du andere Folgen schon gehört hast.
00:23:36: Ein Spiel, das wir jetzt machen werden,
00:23:39: das heißt ganz schön knapp, alles auf Zeit.
00:23:42: Und da werde ich dir ganz viele Fragen stellen,
00:23:46: eine Frage salve abfeuern.
00:23:48: Und du musst so schnell antworten, wie es geht.
00:23:50: Nur das anderthalb Minuten Zeit.
00:23:52: Christoph, bist du ready?
00:23:54: Einhalb Minuten Zeit für alle Fragen.
00:23:57: 90 Sekunden, so viele wie du kannst.
00:23:59: Okay, ja.
00:24:00: (Dynamische Musik)
00:24:02: Ganz schön knapp, alles auf Zeit.
00:24:07: Was hast du kürzlich zum ersten Mal gemacht?
00:24:12: Ähm, richtig gegen die AfD protestiert mal bei ihrem Parteitag
00:24:20: und diese Faschos gesehen. Das fand ich krass.
00:24:23: Was ist dein Lieblingsdemo-Sproch?
00:24:25: Ähm ...
00:24:28: Ende ...
00:24:31: Ende Gelände für die Kuhle.
00:24:34: Da war wirklich richtig Power bei diesem Ende Geländeding.
00:24:38: Warum stehst du morgens auf?
00:24:40: Weil ich Bock hab auf den Tag.
00:24:42: Und meine Tage sind immer mit ziemlich coolen Sachen angereichert.
00:24:46: Was langweilt dich?
00:24:50: Manches NGO treffen, wo es nicht vorangeht.
00:24:53: Und, ja ...
00:24:55: Wem gegen was vorurteilen?
00:24:57: Ähm ...
00:25:00: Wem gegen was vorurteilen?
00:25:02: Ähm ...
00:25:03: Na, ich glaube schon, manch Bürgern, die AfD wählen
00:25:09: und die aber nicht rechtsextrem sind,
00:25:11: die besser zu verstehen, hat was.
00:25:13: Eine App, die dein Leben verändert hat?
00:25:15: Eine App, die mein Leben verändert hat.
00:25:19: Ich mag sehr gern Spotify ...
00:25:21: Musik hören und dabei im Garten was machen, ist cool.
00:25:26: Dieses Buch liegt auf deinem Nachtisch.
00:25:28: Ähm ...
00:25:30: Trickerpunkte von ...
00:25:34: Erster Maus, das will ich unbedingt lesen.
00:25:38: "Steffen Maus".
00:25:40: Ja, genau. "Steffen Maus", "Trickerpunkte".
00:25:42: Und das war's.
00:25:44: Hier sind alle außer Rand und Wand, was deine Art verredet.
00:25:48: Alle total begeistert.
00:25:50: Du kannst es noch. Du schaffst es.
00:25:52: Also, 25.000 sind hier völlig beeindruckt.
00:25:56: Ähm ...
00:25:57: Du hast bei ...
00:26:00: Sag noch mal, heißt es Attack oder Attack?
00:26:04: Attack, Attack.
00:26:06: Da haben wir lange drum gerungen, weil Attack immer so nach ...
00:26:09: Militant klang. - Mhm.
00:26:12: Und das Attack durchzusetzen, aber das war nicht einfach vom Namen.
00:26:15: Das macht, in dem wir die nächste Organisation "Campact" genannt haben,
00:26:19: die man auch "Compact" und "Compact" nennen kann.
00:26:23: Und die man verwechseln kann mit "Compact",
00:26:25: eine der schlimmsten Organisationen in diesem Land.
00:26:28: Nein, noch nicht, ich erzähle, warte kurz.
00:26:31: Da glaube ich nicht, was du zu sagen.
00:26:33: Also, das heißt Attack, Bewegungsstiftung und "Campact".
00:26:37: Ja. - Das ist richtig.
00:26:39: Was bedeutet Attack?
00:26:41: Attack ...
00:26:43: Ähm ...
00:26:45: Jetzt muss ich aber tief kramen.
00:26:47: Du hast sie gegründet. - Das wird nicht so Swiss.
00:26:51: Genau, es ist französisch.
00:26:53: Ich hab die französisch gesprochen,
00:26:55: aber es heißt Bürgerbewegung für die Besteuerung von Finanztransaktionen.
00:26:59: Es war immer so ein bisschen ein Spagat zwischen der Name,
00:27:02: soll richtig knallen, Attack.
00:27:04: Und auf der anderen Seite, wenn man den ausspuchstabiert auf Französisch,
00:27:09: dann heißt er eben Bürgerbewegung für die Besteuerung von Finanztransaktionen.
00:27:14: Sollte er so ein bisschen ausdrücken, wir haben auch Ahnung vom Thema.
00:27:18: Und warum französisch?
00:27:20: Das war damals 1998 L'Amour-Diplomatik.
00:27:23: Da haben einige aus der Redaktion damals gesagt,
00:27:26: die Finanzmärkte werden immer mächtiger und niemand kümmert sich drum.
00:27:31: Völlig unterbelichtetes Thema. Wir müssen doch mal was tun.
00:27:34: Dann haben sie in Frankreich eine Bewegung für die Tobinsteuer,
00:27:38: die also Finanztransaktionen ...
00:27:40: Später hat man sie dann Finanztransaktionssteuer genannt,
00:27:44: die spekulativ sind an den Finanzmärkten.
00:27:47: Ähm ... stoppen will.
00:27:49: Damals gab es die ersten großen Finanzkrisen.
00:27:51: Argentinien zum Beispiel.
00:27:54: Und da haben sie gesagt, da muss Sand ins Getriebe rein.
00:27:57: Und dann ist Attack vom Finanzmarkt-Thema immer breiter geworden.
00:28:00: Dann hat sich insgesamt diese Fragen von Globalisierung
00:28:03: und der Macht von Konzernen und Entgrenzung gestellt.
00:28:07: Und damals war ja noch neoliberer ...
00:28:09: Neoliberalismus total evoke, ne?
00:28:12: Da bist du in die tiefe SPD rein.
00:28:14: Und diese Fragen haben sie auch gestellt.
00:28:16: Das war damals ziemlich wichtig.
00:28:18: Heute bin ich bei Finanzwende, also dieser Bürgerbewegung Finanzwende,
00:28:22: die, finde ich, zahlert sehr modern, diese Fragen noch mal stellt.
00:28:26: Äh, mit Gerhard Schick, der das gegründet hat.
00:28:28: Und das macht ziemlich Spaß, da auch so eine Organisation zu begleiten,
00:28:32: die gerade fünf geworden ist.
00:28:34: So, und jetzt hast du schon die Namensverwandtschaft
00:28:38: für die Campact- und Kompakt-Magazine erwähnt.
00:28:41: Das passiert wahrscheinlich nicht zum ersten Mal.
00:28:43: Mir ist es letztens passiert, ich wollte so ein paar Magazine zusammenzählen.
00:28:48: Da war dann junge Freiheit und Tiches Einblick und so.
00:28:51: Und hab dann auch noch zusätzlich Campact aufgerufen,
00:28:55: woraufhin euer Social-Media-Team ganz erboost war.
00:28:58: Und es hat, glaube ich, wenige Minuten gedauert,
00:29:01: bist der Kommentar gekaunt.
00:29:03: Du meist wahrscheinlich Kompakt.
00:29:05: Oh, ist ja mir oft zack.
00:29:07: Die haben mir auf dem Radar.
00:29:10: Ähm, das ist ja nicht das erste Mal,
00:29:13: dass das irgendwie passiert, das Wahrscheinlich.
00:29:16: Ja, genau. Wir werden ganz gerne mit denen verwechseln,
00:29:18: die ja wirklich manchmal eine ähnliche Rolle haben,
00:29:21: wie wir nur für die Falschen.
00:29:23: Also so eine Vorfeldorganisation.
00:29:26: rechtsextremen Bereich, die ein Magazin haben, was sehr erfolgreich war und was an allen
00:29:31: Bahnhofsbuchhandlungen verkauft wurde, nämlich seit Februar ist das nicht mehr der Fall.
00:29:38: Da haben wir Kampagne gemacht, hat auch Korrektivkampagne gemacht, nur so eine der kleinen konkreten
00:29:42: Siege.
00:29:43: Alle großen Bahnhofs, Kioske und Buchhandlungen haben die ausgelistet und das ist nämlich
00:29:49: ein ökonomisches Problem für die jetzt.
00:29:52: Aber die machen natürlich auch sehr viel Social Media-mäßig, die haben auch ein eigenes
00:29:55: TV und sind genau so ein Vorfeld, die versuchen die Stimmung nach rechts zu drehen, die Stimmung
00:30:04: die Gesellschaft zu polarisieren, gegeneinander aufzuhetzen, also wirklich üble Haufen.
00:30:08: Diese ganzen großen Organisationen, die auch tatsächlich groß geworden sind oder erfolgreich
00:30:17: geworden sind, machst du dann noch irgendwas konkret operativ oder bist du dann nur namensgeber
00:30:23: und aus optischen Gründen noch irgendwie da aufgeführt?
00:30:26: Nee, bei einem Tag, was ich mit aufgezogen habe und Bewegungsschriftungen, da bin ich
00:30:32: nicht mehr dabei, ab und zu mal bei einem Treffen.
00:30:34: Kampagne natürlich, das bekleide ich mich jetzt seit 20 Jahren und wo ich mich jetzt
00:30:40: auch mit reingehängt habe.
00:30:41: Seit 20 Jahren?
00:30:42: Wir werden dieses Jahr 20.
00:30:44: Nein.
00:30:45: Wir haben erst im November wo wir auch ein Ende, deswegen da auch große Feier und großer
00:30:48: Demokratiekongress und über 20 Jahre hat sich natürlich einigscaniert.
00:30:54: Ich, das ist ein bisschen wie mit Netflix, die Leute denken ja immer, dass sei so fünf
00:30:58: Jahre alt oder zehn und die gibt es aber seit Anfang den 90er, die haben ja damals so
00:31:03: DVDs verschickt.
00:31:04: Stimmt, ja.
00:31:05: So ist es ja mit euch auch, dann gibt es euch ja seit wirklich langer Zeit.
00:31:13: Was ist so das Augenscheinlichste, was sich aus deiner Perspektive verändert hat, an
00:31:20: gesellschaftlichem Klima oder Medienarbeit oder habt ihr es einfacher als früher, habt
00:31:25: es schwerer als früher?
00:31:26: Nein, was sich gesellschaftlich erst mal verändert hat, vor 20 Jahren haben wir gesagt Demokratie
00:31:32: in Aktion.
00:31:33: Wir müssen, das war so unser Unterclaim, wir müssen insgesamt schauen, bis Bewegung
00:31:39: gestärkt wird, dass Demokratie gestärkt wird.
00:31:41: Und 20 Jahre später stehen wir an einem Punkt, wo es darum geht, ob überhaupt noch Demokratie
00:31:46: überlebt.
00:31:47: So, und wir müssen sozusagen Dinge verteidigen, die wir vor 20 Jahren als völlig gegeben
00:31:52: gesehen haben.
00:31:53: Das hat sich sehr grundlegend verändert.
00:31:56: Dann die Rolle des Internets für Protest.
00:31:59: Also ich weiß, wir haben das vor 20 Jahren gestartet, damals zusammen Kampagne mit Transparency
00:32:04: International und mehr Demokratie für mehr Transparenz über die Nebeneinkünfte, vor
00:32:11: einem Abgeordneten damals großer Skandal.
00:32:13: Und da haben wir so ein fancy Ding gestartet, wie eine Petition, da wo man irgendwie unterzeichnen
00:32:19: kann.
00:32:20: Und 35 Journalisten waren bei der Pressekonferenz und Tagesschau und Spiegel und alle haben
00:32:25: aufgemacht mit dem Ding.
00:32:27: Boah, da kann man jetzt unterschreiben, das ist sowas aus den USA.
00:32:30: Das gibt es jetzt auch in Deutschland.
00:32:33: Mit Computer und so.
00:32:35: Mit Computer und so.
00:32:36: Und das Problem war, dass bei uns da auch ein Computer dahinter hängen und der war viel
00:32:40: zu klein ausgelegt.
00:32:41: Wir hatten nämlich keine Ahnung von Lastmanagement und dann waren wir zwei Stunden auf Tagesschau
00:32:45: und heute.
00:32:46: Und Deutschlandfunk mit überall schön verlinkt und ja, unsere Technik war abgeschmiert und
00:32:53: denjenigen, denen ich angerufen hab, der meinte, oh ja, er ist gerade auch in seinem Hauptjob
00:32:56: heute Abend, setzte sich mal dran und meinte, ja dann sind die Links weg.
00:32:58: Also das war Twitteres Lehrgeld.
00:33:02: Aber das war eben damals auch was, was noch überhaupt nicht genutzt wurde.
00:33:08: Und da haben wir schon eine wichtige Rolle gehabt sozusagen ins die Bedeutung, die, oder
00:33:16: die Potenziale, die mit dem Internet kommen, um Menschen zu aktivieren und auch so niederschwellig
00:33:22: zu aktivieren, die hier in die hessige Szene zu bringen.
00:33:25: Und damals gab es eben, ja man muss sich halt in der Bürgerinitiative mit einbringen
00:33:29: oder ab und zu mal auf eine Demo gehen, von der man nicht richtig erfährt oder es gibt
00:33:33: nichts.
00:33:34: Und also nur sehr ein hochschwelliges Engagement und dass wir jetzt neuten, je nachdem was
00:33:40: gerade für sie passt von der Situation her, was anbieten können und sagen für den einen
00:33:44: Pass nur zu spenden oder nur Petitionen oder Zeichen und für den zweiten Pass irgendwie
00:33:48: bei einem Abgeordneten Termin zu organisieren, bei dem Druck zu machen, für den dritten
00:33:52: Pass, okay, wir haben bei Campact erfahren, es gibt sie wie in Ungehorse und die gehen
00:33:56: mit Ende Gelände die Kohlekrube und so verschiedene Angebote zu machen, je nachdem was bei wem
00:34:01: gerade ansteht, das kann man glaube ich ungeheuer schnell und auch wie schnell diese Bewegung
00:34:06: ging nicht jetzt im Januar.
00:34:08: Innerhalb von einer Woche sind da plötzlich 180.000 in Hamburg, 300.000 in Berlin und 250.000
00:34:15: in München auf der Straße.
00:34:16: Das ist ohne Internet nicht denkbar und ich glaube das haben wir schon ganz gut mit angeschoben.
00:34:21: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.
00:34:23: Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne.
00:34:27: Wir erzählen von denen die aufstehen und ihre Stimme erheben.
00:34:31: Was sie wollen, was sie antreibt, das lesen wir jede Woche neu auf Veto-Magazin.de.
00:34:36: Du hast ja gesagt, das liest man ja überall, dass ja die politische Kraft von 3 Millionen
00:34:50: Menschen vereinigen könnt, woher habt ihr diese Zahl, wo kommt diese 3 Millionen Menschen
00:34:56: her?
00:34:57: Die rechte Menschen oder sind das diese Bots, die neuerdings auf Twitter-Ionwesen treiben?
00:35:03: Die müssen sich schon verifizieren, das heißt bei uns sind 3,5 Millionen Menschen im Newsletter.
00:35:10: Die sind vor allem immer in Momente gekommen, wo die Leute den Eindruck haben, boah hier
00:35:17: passiert richtig was Heftige, da muss ich jetzt mal alle meine Freunde darüber informieren
00:35:22: und diese Momente sind eher alle paar Jahre.
00:35:24: Weil ich glaube in Deutschland ist man doch sehr vorsichtig davon, alle anderen mit Politik
00:35:28: zu zu spämen.
00:35:29: Und so ein Moment war Fukushima gewesen, da sind wir von 300.000 in einer Woche auf
00:35:35: 500.000 gewachsen.
00:35:37: So ein Moment war T-Tip, wo plötzlich die Leute gemerkt haben, boah da kommen, abkommen,
00:35:41: das macht wirklich was anderes.
00:35:42: Das Ding weitergeleitet haben, das ist total zentral, dass das weitergeleitet wird.
00:35:46: So und nicht nur unterschrieben.
00:35:48: Und der letzte große virale Moment war im Februar, da gab es bei uns diese große Petition
00:35:53: Höcke stoppen für einen Verbotsverfahren.
00:35:56: Hat jemand bei uns auf der Plattform gestartet und daraus ist die größte Petition, erwachsen
00:36:00: sie siebenmal, es in diesem Land gab 1,7 Millionen Leute, haben das unterzeichnet.
00:36:05: Und jeder hat das und jede in seiner WhatsApp-Cope weitergeleitet, so in Familienchat und so
00:36:09: weiter.
00:36:10: Und wir haben innerhalb von zwei Wochen 700.000 neue Leute von unseren Verteilern bekommen.
00:36:15: So und da ist natürlich eine riesige Chance, diese Leute dann auch so und jetzt kannst
00:36:20: du mehr tun.
00:36:21: Hier kannst du auf die Straße gehen.
00:36:22: Du kannst mit deinem Abgeordneten diskutieren, was jetzt zu tun ist und so weiter.
00:36:27: Da kannst du vor Ort dich wo einbringen.
00:36:30: Da, das ist eben eine ziemlich große Chance.
00:36:34: Und mit diesen 3,5 Millionen Leute, da ist natürlich nicht jeder aktiv.
00:36:37: Aber wenn die Hälfte was tut und etwa die Hälfte macht immer wieder regelmäßig was, dann ist
00:36:42: das natürlich ein enormer Wumms.
00:36:43: Und dann kann man in genau auch solchen Momenten, wo sich was entscheidet, Leute ansprechen
00:36:49: und sagen, wärt aktiv.
00:36:50: Ihr macht ja gerade beim Thema AfD, du hast jetzt Höcke stoppen erwähnt.
00:36:56: Da passiert ja ganz viel.
00:36:58: Also ihr habt Initiativen, Petition, Appelle, AfD auf PayPal sperren, ist so eine Kampagne
00:37:05: AfD auf TikTok konnten sperren oder die TikTok konnten AfD sperren oder das Bundesverfassungsgericht
00:37:12: vor AfD stoppen, AfD-Verbot verfahren, das Grundrechtverwirkungsthema für Björn Höcke
00:37:18: und die Demos in großen Kleinstädten.
00:37:19: Verlinken das auch alles mal in die Show-Nauts.
00:37:22: Das ist ja sehr viel, sehr viel unterschiedliches.
00:37:26: Ist manches erfolgreicher als anderes?
00:37:29: Hast du manchmal das Gefühl, dass ihr euch verzettelt mit diesen vielen auch unterschiedlichen
00:37:33: Dingen, die ihr da gerade gleichzeitig betreut?
00:37:34: Auf jeden Fall ist bei uns immer wieder die Gefahr, dass wir sehr viele verschiedene
00:37:40: Sachen machen und wir müssen immer Fokus bewahren.
00:37:42: Und aber wir hatten eigentlich gesagt, in diesem Jahrzehnt sind unsere beiden großen Themen
00:37:47: die Demokratie gegen Rechtsextremismus verteidigen und die Klimafrage.
00:37:52: Und wir haben aber jetzt gesagt, okay, gerade ist die Chance so groß, jetzt gehen wir all
00:37:55: in mit der ganzen Organisation gegen die AfD und setzen da dann auch Schwerpunkte.
00:38:01: Haben gesagt, ja es gibt in diesem Herbst in drei Bundesländern Landtagswahlen, aber
00:38:06: da wo es am gefährlichsten ist, ist Thüringen.
00:38:08: Da ist Björn Höcke, da ist die Verfassung enorm prekär, da kann auch eine Höcke noch
00:38:14: mit 30 Prozent der Stimmen zum Ministerpräsident gewählt werden aus skurrilen Verfassungsgründen.
00:38:21: Da machen wir jetzt unseren Fokus und gehen da jetzt ganz gezielt in bestimmte Landratsauseinandersetzungen
00:38:28: und ist ganz gezielt in dieses Bundesland.
00:38:29: Und als Zweites, wir müssen eine zweite große Protestwelle hinbekommen.
00:38:34: Und deswegen vor der Wahl nochmal alle raus auf die Straße bringen, großes Bündnis zusammenschieben
00:38:39: mit Gewerkschaften, mit Kirchen, mit Furious for Future, mit Umweltverbänden und so weiter.
00:38:43: Und diese ganzen Basis-Initiativen, die entstanden sind, wieder unterstützen, funktioniert ziemlich
00:38:49: gut, 170 Demos in den nächsten zwei Wochen geplant und es wird eben auch wieder richtig
00:38:54: große Demos geben überall in den Städten und da versuchen wir dann wirklich Fokus
00:38:59: reinzukriegen.
00:39:00: Es gibt ja eine große Kritik bei diesem Thema Grundrechteentzug gegenüber Einzelpersonen
00:39:06: oder im Fallgegenüber Höcke.
00:39:12: Fassen dich die Kritiker bzw. fast dich die Kritik an, nimmst du sie dir an, sagst du,
00:39:16: nee, das ist schon richtig, was wir da machen oder wie ist so eure Diskussions, wie ist
00:39:24: so die Debattenkultur bei Campact bei dem Thema?
00:39:26: Ja, und es ist immer wieder sehr wichtig Sachen sehr kritisch zu reflektieren und in
00:39:32: diesem Fall zu fragen, ist es das jetzt wirklich der richtige Schritt, diese Petition zu dem
00:39:36: Grundrechteverwirkung, die haben nicht wir gestartet, sondern die hat eine Einzelperson
00:39:40: gestartet.
00:39:41: Ich glaube, wir als Campact hätten sie nicht gestartet.
00:39:42: Wir haben gesagt, die ist enorm wichtig, weil sie insgesamt die Debatte um ein Verbot der
00:39:47: AfD voran bringt.
00:39:48: Aber man muss sehr genau schauen, was ist das richtige Mittel.
00:39:51: Wir haben gesagt, wir fokussieren uns jetzt erstmal auf die drei Bundesländer, wo sie
00:39:57: auch vom Verfassungsschutz her als erwiesen Rechtsextremen eingestuft werden, das ist
00:40:03: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
00:40:05: Da muss der Fokus drauf liegen.
00:40:06: Bei einem bundesweiten AfD-Verbot sind wir gerade noch am prüfen, ob das wirklich
00:40:13: schon gerade genügend abgesichert wäre.
00:40:17: Weil natürlich, wenn man da verliert vom Bundesverfassungsgericht und die Hürden, die das Gericht
00:40:23: gesetzt hat damals im PD-Verbot zu fahren, sind enorm hoch, das wäre ein ziemlicher
00:40:28: Sieg für die AfD.
00:40:29: Das darf uns nicht passieren.
00:40:30: Und da immer wieder genau zu schauen, was ist das, was wir jetzt fordern, wenn man mit
00:40:35: einem Verbotsverfahren nach Karlsruhe geht, wie müsste das ausschauen, wo wir dann auch
00:40:39: eng mit Partnern wie der Amadeo Antonio Stiftung oder der Gesellschaft für Freiheitsrechte
00:40:45: zusammenarbeiten, um immer wieder auch die Experten dabei zu haben, auch Leuten aus
00:40:51: dem universitären Bereich, mit dem wir das genau abwägen, was bringt es dann, was bringt
00:40:56: es dann nicht.
00:40:57: Campagnes von der Rolle ehrt natürlich die Organisation, die auch ein bisschen zuspitzt
00:41:00: und die auch die Kapanier macht, aber wir sind immer wieder am Schauen, dass wir eng verzahnt
00:41:05: sind mit Leuten, die fachlich gut aufgestellt sind.
00:41:08: Das ist wirklich das richtige Förder.
00:41:10: Das Interessante bei dieser Grundrechteentzugssache ist ja, das ist jetzt gar nicht das erste
00:41:15: Mal, dass jemand diese Forderung erhebt.
00:41:17: Das erste Mal, dass ich davon gehört habe, war er von Peter Tauber, 219 nach dem Mord
00:41:23: an Walter Lübcke und der hat das ins Gespräch gebracht.
00:41:27: Es gab da auch ein bisschen Kritik, aber offensichtlich macht das einen großen Unterschied, spielt
00:41:32: es eine große Rolle, ob diese Kritik oder ob diese Position von links oder von Konservativen
00:41:39: kommt.
00:41:40: Wenn Linke das nämlich formulieren, dann ist direkt Holland in Not, wohin gegenwärts
00:41:43: Konservative machen, gerade im Umfeld auch um diesen Mord an Walter Lübcke.
00:41:47: Dann ist die Kritik nicht ganz so laut, das finde ich auch mal wahnsinnig spannend.
00:41:51: Wir müssen noch mal spielen.
00:41:55: Das nächste Spiel heißt ganz schön schwierig, du musst dich entscheiden.
00:42:06: Ich stelle dir ein paar Fragen und die musst du nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.
00:42:11: Ich habe drei Fragen für dich.
00:42:27: Wir fangen mit Frage 1 an.
00:42:29: Was ist die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland?
00:42:32: Diese Frage wurde im Kontext des ARD Deutschland Trends Ende Januar über tausend zufällig ausgewildeten
00:42:38: Menschen in Deutschland gestellt.
00:42:40: Welche drei Top Antworten hat die repräsentative Umfrage ergeben?
00:42:44: Christoph, was meinst du?
00:42:46: Was die größte Gefahr ist für die Demokratie?
00:42:49: Die drei größten Gefahren sozusagen.
00:42:52: Die AfD ist ganz klar die größte Gefahr.
00:42:59: Langfristig die Klimakrise.
00:43:01: Ich weiß nicht, ob die Leute das sehen, aber ich würde sagen, die Klimakrise ist eine
00:43:05: riesige Gefahr und die soziale Spaltung.
00:43:07: Da hast du mit einem von drei schon mal richtig gelegen.
00:43:13: 39% sagen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.
00:43:15: 18% sagen falsche Politik und Abgehobenheit der Politik.
00:43:21: Das ist ja auch mal spannend.
00:43:22: Und 5% sagen Migration.
00:43:23: Da gehen die Meinungen auseinander.
00:43:27: Frage 2.
00:43:28: Wir bleiben beim Thema.
00:43:29: Die zweite Frage ist eine Schätzfrage zum aktuellen ZDF-Politbarometer.
00:43:33: Wenn die Frage gefragt wurde, ist die AfD eine Gefahr für die Demokratie, wie viel
00:43:37: Prozent haben zugestimmt und wie viel Prozent haben dazu ein AfD-Verbotverfahren befürwortet?
00:43:43: Ich hätte gesagt, 70% haben zugestimmt, dass die AfD eine Gefahr für die Demokratie
00:43:50: ist.
00:43:51: 40% waren für ein Verbotverfahren.
00:43:53: Du bist sehr nah dran für fast drei Viertel der Befragten.
00:44:00: 73% geht von der AfD eine Gefahr für die Demokratie aus.
00:44:03: 25% sehen das nicht so.
00:44:06: Und dann gibt es irgendwie noch so einen kleinen Teil, der das irgendwie ganz anders sieht.
00:44:12: Oder sagt er weiß nicht.
00:44:13: Und im Westen schließen sich dieser Einschätzung 76% dann im Ausland 63%.
00:44:20: Ein Verbot der AfD unterstützt lediglich 44% dazu Mehrheiten in den Anhängerschaften
00:44:26: der SPD.
00:44:27: Und in Grünen insgesamt 50% sind gegen ein Verbot der AfD.
00:44:31: Gut, war es ziemlich nah dran.
00:44:34: Ach schön.
00:44:35: Dritte Frage.
00:44:36: Eine Untersuchung der Friedrich-Eberstiftung trägt den Titel "Vertrauen in die Demokratie
00:44:40: in Krisenzeiten".
00:44:41: Eine Frage ist die nach der empfundene politischen Selbstwirksamkeit.
00:44:44: Wie viel Prozent schätzt du Stimmen der Aussage zu, dass jenseits von Wahlen nicht genügend
00:44:50: Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen gibt?
00:44:54: 65%.
00:44:55: Man könnte ja meinen, du wüsstest das alles.
00:44:59: 68,2%.
00:45:00: Echt?
00:45:01: Völlig verrückt.
00:45:02: Erklärt wird dazu noch, dass der Anteil derjenigen die politische Entscheidung Experten überlassen
00:45:08: wollen oder auf ja/nein Entscheidungen in Volksabschiedung setzen, deutlich gestiegen
00:45:11: ist.
00:45:12: Und paradoxerweise werden in beiden Modellen gerade von Diening überproportional preferiert,
00:45:17: die angeben sich nicht für Politik zu interessieren.
00:45:18: Also es ist alles eine Hochgradig.
00:45:23: Es ist teilweise eine widersprechende Ausgangslage.
00:45:28: So, Spiel 2 beendet.
00:45:32: Wir kommen jetzt zum dritten Teil und letzten Teil.
00:45:39: Du bist ein Befürworter von Volksabstimmung.
00:45:42: Wenn ich das richtig verstanden habe, du hast hingewiesen gesagt, Volksabstimmungen
00:45:46: machen die Demokratie lebendig.
00:45:48: Sie aktivieren die Bürgergesellschaft dahin gehen.
00:45:50: Die Beteiligung heißt nicht nur, alle vier Jahre zur Wahl zu gehen.
00:45:53: Jetzt könnte man da ja ein bisschen Kritik ansetzen.
00:45:56: Und zwar, dass Menschen mit komplexen Entscheidungen bevordert sind oder Menschen seit egoistisch
00:46:00: und möchten eher in Entscheidungen sich selbst bevorzugen als andere mitzudenken.
00:46:06: Möglicherweise entscheiden sie nicht im Sinne des Gemeinwohls.
00:46:09: Die Gefahr populistischer Einflussnahmen ist relativ hoch.
00:46:12: Die CDU und die Bild und glaube ich alle Konsorten mussten mehrere Umfragen zu Verbrenner aus
00:46:20: aus, also die Rücknahme von Verbrenner, Haus, Gesetzgebung mussten sie die Umfragen neu
00:46:30: starten, weil sie das Gefühl hatten, dass es nicht in die richtige Richtung geht.
00:46:33: Sie meinten, es sei manipuliert.
00:46:35: Das sind ja alles auch Grundprobleme von Volksabstimmung.
00:46:38: Was bedeutet das für dich?
00:46:40: Hast du das positive überwiegt dennoch oder siehst du darin kein Problem?
00:46:46: Also ich muss schon sagen, ich bin in den letzten Jahren kritischer geworden, was Volksentscheider
00:46:53: anbelangt.
00:46:54: Ich finde auf der einen Seite ist eine Riesenchance, weil dadurch Leute sich nochmal mehr auch
00:46:59: für Politik interessieren, das sieht man ja auch in der Schweiz.
00:47:01: Dass es immer eine große gesellschaftliche Debatte auch gibt und am Ende Bürger mitentscheiden
00:47:06: können.
00:47:07: Also es politisiert Menschen und man sieht aber auch in der Schweiz, wie schnell das von
00:47:11: Populisten auch missbraucht werden kann.
00:47:13: So, ich glaube auf jeden Fall muss das über was abgestimmt wird mit bestimmten Grundwerten,
00:47:21: wie sie im Grundgesetz enthalten sind, konkurrent sein.
00:47:27: Da schränkt sozusagen das eine, über was man überhaupt abstimmen kann.
00:47:31: Und die Gefahr ist natürlich auch, und das sieht man ja auch, dass auch rechtsextreme
00:47:37: Kreise immer wieder Volksentscheide toll finden.
00:47:39: Weil sie glauben, dann können sie genau polarisieren gegen Migration zum Beispiel, polarisieren,
00:47:47: wie das sehr erfolgreich in der Schweiz gelaufen ist.
00:47:49: Das ist schon ein Argument, wo bei einem Erstarken des Rechtsextremismus und immer mehr Normalisierung
00:48:01: solcher Rative ich auch skeptisch geworden bin.
00:48:06: Und als zweites bin ich auch skeptisch immer wieder, dass die gesellschaftlichen Fragen
00:48:09: halt sich ja häufig schon nicht auf Ja/Nein antworten reduzieren lassen.
00:48:14: Das ist bei bestimmten Themen möglich.
00:48:17: Stuttgart 21, Ja/Nein, Kohleausstieg, Ja/Nein oder Tomausstieg.
00:48:21: Aber bei anderen Fragen, die auch enorm wichtig sind, Länderfinanzausgleich oder die Fragen
00:48:28: von Schuldenbremsen und so weiter, da ist es schwieriger und komplexer und sind auch total
00:48:32: wichtig.
00:48:33: Und da kann diese Reduzierung auch Komplexitätsreduktion bedeuten und vielleicht nicht nur gut sein.
00:48:40: Und auf der anderen Seite bleibe ich schon auch bei Demokratie letztlich am Ende auch
00:48:47: darum, dass immer wieder gerungen wird, um das beste Ergebnis unter die Leute nah dran
00:48:52: zu halten und jenseits von nur alle vier Jahren mal ein Kreuzchen zu machen, so nah zu beteiligen.
00:48:58: Das hat auf jeden Fall was.
00:49:00: Und wir haben bei vielen progressiven Themen auch wirklich progressive Mehrheiten auf unserer
00:49:04: Seite und trotzdem geht es nicht voran und das könnte den Volksentscheid erinnern.
00:49:08: Was den Gegnernstummenschen, die sagen Petition unterschreiben, reicht als politisches Engagement?
00:49:14: Dass sie auf jeden Fall nicht recht haben, sondern dass die Petition auch bei uns immer
00:49:21: eher da einstieg ist.
00:49:22: So, dass wir immer den Leuten sagen, die jetzt bei uns, was weiß ich, dafür unterschrieben
00:49:28: haben, dass wir jetzt einen Kohleausstieg brauchen.
00:49:30: Okay, Leute, toll, dass ihr unterschrieben habt.
00:49:32: Aber wir werden das nur durchgesetzt kriegen, wenn ihr dann und dann nach Berlin fährt und
00:49:36: mit dabei seid oder bei Fridays for Future baue ich vor Ort auf die Straße geht und in die
00:49:41: Kohlegrube runter geht.
00:49:43: Und genauso auch die AfD.
00:49:44: Es wird nicht reichen, allein diese Petition gegen Höcke und für eine Grundrechtsverwirkung
00:49:50: zu unterschreiben, sondern am Ende den Unterschied machen wir auf der Straße und den Unterschied
00:49:54: macht man auch überall im Osten und auf dem Land und so weiter, wo die AfD öffentliche
00:50:02: Räume komplett besetzt hat und wir uns die jetzt langsam wieder ein Stück weit zurückholen
00:50:06: mit einer demokratischen Zivilgesellschaft.
00:50:08: Und es ist mehr als eine Petition unterschreiben.
00:50:10: Wir rechnen uns mit unserem Podcast ja an eine Öffentlichkeit, die aufgeschlossen ist
00:50:18: für Aktivismus.
00:50:19: Wir haben ja Interviewen, Aktivistinnen und Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen
00:50:25: und manche haben das Gefühl, es wird immer schwieriger.
00:50:30: Es wird schwieriger, weil es mehr Widerstand gibt, weil es mehr auch Gefahren gibt für
00:50:36: die eigene Person und das eigene Umfeld.
00:50:39: Es ist schwierig, die Finanzierung auf die Beine zu stellen.
00:50:43: Und man muss irgendwie gucken, dass man nicht verbrennt.
00:50:49: Du hast enorm viel Erfahrung, was das Initieren von Organisationen geht, was das Großmachen,
00:50:58: erfolgreich machen von Organisationen betrifft.
00:51:01: Was sind die drei Tipps, die du für junge Menschen hast oder für ältere Menschen hast,
00:51:06: die sich zivilgesellschaftlich engagieren wollen, die vielleicht eine Organisation gründen
00:51:10: wollen, aktivistisch werden wollen?
00:51:11: Lassen so deine drei Lebensweisheiten als jung gebliebener Mensch, der in diesem Bereich
00:51:19: fast sein ganzes Leben lang arbeitet?
00:51:22: Ja, ich glaube zum einen mit realistischen Erwartungen an die Zeitdimension gesellschaftlicher
00:51:31: Veränderungen ran zu gehen.
00:51:33: So, das habe ich den Fridays for Future Leuten immer gesagt, die enorm frustriert waren,
00:51:37: die langsam alles sich nur in konkreter Politik niederschlägt.
00:51:41: Angesichts der Klimakrise ist es ja auch viel zu langsamer, wenn ich die Antiatombewegung
00:51:46: anschaue.
00:51:47: Die hat 1975 in Wühl angeschaut und im April vor einem Jahr ist das letzte AKW abgeschaltet
00:51:52: worden.
00:51:53: Das sind 50 Jahre Protest und 50 Jahre Auseinandersetzung mit Höhen und Tiefen und all dem, bis wir weg
00:52:02: von dieser Atomkraft gekommen sind und ein Land jetzt endlich mal durchstarten bei den
00:52:07: erneuerbaren Energien und bei Solar und Wind.
00:52:10: Es dauert.
00:52:11: Es dauert und so.
00:52:15: Und ja, was würde ich als Zweites sagen?
00:52:18: Ich glaube, es ist total wichtig, Leute in sehr verschiedenen Rollen zu integrieren
00:52:25: in Bewegung.
00:52:26: So, und da brauchst du die Macher, da brauchst du die Louisa Neubauers, die damit aller Kraft
00:52:30: reingehen und die enorm eloquent sind.
00:52:33: Und da brauchst du es, Leute, die einfach sagen, ich kann das nur zu 10 Prozent und ich habe
00:52:36: hier meine Familie, ich brauche hier andere Dinge, die mir wichtig sind und beides wert
00:52:42: zu schätzen.
00:52:43: Und sie sagen, ja, es gibt, es braucht die Bauernbewegung, die da im Zentrum stehen und die alles los
00:52:50: machen und das ist aber nicht die Frage, ob ich auch so werde, sondern ich kann auch mit
00:52:55: weniger ein ganz wichtiger Teil von Bewegung sein.
00:52:59: So.
00:53:00: Und der letzte Punkt, ich glaube, was mir schon immer wieder sehr, sehr wichtig war, war
00:53:06: unabhängig zu bleiben.
00:53:07: So, und das haben wir auch mit Camping immer wieder gemacht.
00:53:10: Wir basieren unsere Finanzierung auf den Spenden von Hunderttausenden.
00:53:16: So, und wir, und das habe ich schon immer wieder auch bei anderen Organisationen erlebt,
00:53:21: dann haben sie eine öffentliche Förderung oder dann gibt es hier ein Unternehmen, dann bin
00:53:25: ich da vorsichtig.
00:53:26: Also, zu schauen, wenn man in der Organisation aufbaut, guck, dass ganz vieles finanzieren,
00:53:34: macht dich nicht abhängig von einer Person, die der Großfinanzier ist und das rechtlich
00:53:38: nur von öffentlichen Geldern, aber auch da nicht fundimäßig unterwegs zu sein und
00:53:42: sondern zu sagen, ja, an einer bestimmten Stelle brauchst du eine öffentliche Finanzierung,
00:53:45: ist auch okay.
00:53:46: So.
00:53:47: Aber da immer wieder eine Unabhängigkeit zu checken, ist glaube ich wichtig.
00:53:52: Christoph, verretzt du uns schon deine neuste Idee für deine nächste Kampagne?
00:53:59: Ich würde sagen, die Bundestagswahl steht vor der Tür.
00:54:04: Wenn die sich da nicht einigen beim Haushaltstreik im Sommer, dann steht sie im November vor
00:54:09: der Tür.
00:54:10: Wenn sie sich einigen sollten, wird es einen enormen Sparhaushalt geben.
00:54:15: Wird beim Klima kaputtgespart, wird bei Demokratieförderung kaputtgespart, wird bei
00:54:20: vielen sozialpolitischen Diaksten angelegt und das unterstreicht.
00:54:25: Wir haben ein Riesenproblem mit der sogenannten Schuldenbremse, die eine Investitionsbremse
00:54:29: ist und eine Modernisierungsbremse und das wird die große gesellschaftliche Auseinandersetzung
00:54:34: sein in den nächsten zwei Jahren.
00:54:36: Das wird auch die große Auseinandersetzung im Bundestagswahlkampf sein, da werden wir
00:54:39: reingehen und sagen, wir können nicht dieses Land kaputt sparen, wenn ich in die USA schaue,
00:54:44: wenn ich nach China schaue, auch in andere europäische Länder, die investieren gerade
00:54:48: in Veränderungen, diese Riesenveränderungen, von denen wir es jetzt hier auch immer wieder
00:54:52: hatten.
00:54:53: Wenn ich die Menschen dafür gewinnen will und nicht Bauernproteste ernten, dann darf
00:54:57: ich eben nicht überall kaputt sparen, sondern dann muss ich in eine Zukunft und in eine
00:55:02: Modernisierung des Landes investieren und in den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
00:55:07: Da werden wir reingehen als Bewegung, das wird nicht immer ganz einfach, das Framing
00:55:11: Schuldenbremse ist ganz hübsch.
00:55:13: So, also werden Schulden per se negativ besetzt und dazu sagen, nee, Leute, wir investieren
00:55:20: in unsere Zukunft, wir investieren in gute Kindergärten, in gute Schulen, in vernünftige
00:55:25: Bahn, das Bahnfahren wieder Spaß macht.
00:55:28: So, da müssen wir rein und da müssen wir mit Breitenbündnissen rein, da werden wir auch
00:55:34: als Campact reingehen.
00:55:35: In unserem Podcast ist es brauche, dass alle Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner
00:55:41: zum Ende noch einmal das Wort bekommen, um eine Sache ihrer Wahl zu bewerben.
00:55:45: Das kann Bücher sein, Veranstaltungsinweise, aber auch Appelle hinweise zu Projektenpersonen
00:55:50: und so weiter und so fort.
00:55:51: Ich fahre jetzt den Jingle für dich ab und das Wort gehört dann dir.
00:55:55: Du kannst für eine überschaubare Menge an Zeit ein Wahlwerbespruch loswerden oder eine
00:56:02: Werbeltafel vorlesen und dann gucken wir mal, wie wir das hier zu Ende bringen.
00:56:08: Oh, ganz schön, wichtig.
00:56:14: Platz für deine Werbeanzeige.
00:56:16: Ja, nächsten Sonntag ist es soweit.
00:56:25: Ich würde sagen, das ist der wichtigste Tag in diesem Jahr, das ist der 9.
00:56:27: Juni und dann wird in Europa gewählt, dann wird in neuen Bundesländern gewählt und wir
00:56:32: haben überall Großdemos genau in den 48 Stunden davor organisiert, in München, Stuttgart,
00:56:38: Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin, Leipzig in ganz vielen kleinen Orten und das ist
00:56:46: genau dann, wann es zählt, wenn nämlich Leute sich entscheiden, ob sie AfD wählen
00:56:50: oder ob sie nicht AfD wählen.
00:56:52: Ganz viele sind schon in Zweifel gekommen, dass die erste große Protestwelle, wir machen
00:56:55: jetzt eine zweite große Protestwelle am nächsten Wochenende und die funktioniert nur, wenn
00:57:00: du und wenn alle, die hier diesen Podcast hören, mit auf der Straße sind, dann machen
00:57:04: wir das richtig Großes draus.
00:57:05: Das wird ein bunter Protest mit ganz vielen Künstlerinnen und Künstlern.
00:57:09: Es lohnt sich auf die Straße zu gehen und sei dabei.
00:57:12: Lieber Christoph, vielen, vielen Dank.
00:57:16: Schön, dass du da warst.
00:57:17: Ja, hat eine große Freude, hat großen Spaß gemacht.
00:57:21: Auf Punkt eine Stunde, das ist ganz hervorragend.
00:57:26: Wir haben eine Stunde über Veränderung gesprochen, darüber, wie du zur Veränderung bzw. zur politischen
00:57:32: Kampagne gekommen bist, was man tun kann, was es braucht, wie sich Kampagnen formen und
00:57:40: Projekte verändert haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten.
00:57:43: Es ist ganz wunderbar, was du machst und ich hoffe, du und deine Mitstreiter hier bleibt
00:57:51: uns lange erhalten und setzt euch weiterhin für die Demokratie ein.
00:57:54: Euch, liebe Hörerinnen und Hörer, schön, dass ihr dabei wart.
00:58:00: Danke für eure Aufmerksamkeit.
00:58:02: Folgt uns auf Instagram, über die Veto-Website, abonniert uns, teilt diese Folge, teilt sie
00:58:08: an alle, die möglicherweise auch überlegen, selbst aktivistisch zu werden oder sich in
00:58:13: irgendeiner Form einzusetzen.
00:58:15: Es lohnt sich.
00:58:16: In diesem Sinne, macht's gut, bleibt gesund.
00:58:18: Bis zum nächsten Mal.
00:58:19: Hey, bist du noch da?
00:58:36: Dann bis bald.
00:58:37: Du hörst ganz schön laut.
00:58:39: Den Veto-Podcast.
00:58:40: Alle zwei Wochen.
00:58:42: Überall, wo es Podcasts gibt.
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