Carla Hinrichs und die Letzte Generation

Shownotes

„Hauptsache dagegen“ hieß es über Carla Hinrichs in ihrer Abi-Zeitung. Weil sie besonders im Politikunterricht begeistert diskutierte, landete die Sprecherin der Letzten Generation in der „Dagegen“-Kategorie auf Platz eins. Auch heute sucht sie die inhaltliche Auseinandersetzung, macht auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, bringt ihre Argumente vor, um zu überzeugen. „Aber“, unterstreicht sie: „Ich achte mehr darauf, dass Konflikte nicht mein Leben bestimmen.“

Kaum eine andere Klimagruppe war in der Vergangenheit derart oft und derart intensiv Hass und Unverständnis ausgesetzt. Auch medial wurde Stimmung gemacht und mit teils tendenziöser Berichterstattung versucht, den Protest der Letzten Generation zu delegitimieren – zum Beispiel durch abwertende Begriffe wie „Klimakleber“ und „Klimaterroristen“.

Die Kriminalisierung der Bewegung hat auch Sprecherin Carla Hinrichs selbst hautnah zu spüren bekommen: eine Wohnungsdurchsuchung, die Überwachung ihres Handys und eine Verurteilung zu zwei Monaten Haft auf Bewährung liegen bereits hinter ihr.

Dass die Letzte Generation immer wieder als störend dargestellt werde, möchte Carla Hinrichs dabei klar als etwas Positives verstanden wissen: „In unserer Situation ist extrem-nervig-sein etwas Gutes. Wenn wir mit dem Auto auf einen Abgrund zu rasen, dann ist es richtig geil, wenn jemand schreit: Drück auf die Bremse!“

So fordert die Bewegung – und genauso Klima-Fachleute – seit 2021 eine Notbremsung fürs Klima. Anfangs durch einen Hungerstreik im Berliner Regierungsviertel, später mit Kartoffelbrei auf Gemälden und Straßenblockaden. Ganz nebenbei leisteten die Ortsgruppen jede Menge Bildungsarbeit, erzählt Carla Hinrichs: „Wir haben 2023 über 1 000 Vorträge organisiert.“

Aktionen zivilen Ungehorsams sollen trotz allem erst einmal Geschichte sein: Im März kündigte die Letzte Generation einen Strategiewechsel an. Statt sich auf Straßen zu kleben, wird nun auf „ungehorsame Versammlungen“ gesetzt. Auch darum geht es dieser Folge GANZSCHÖNLAUT.

Im Gespräch mit Host Stephan Anpalagan definiert Carla Hinrichs den Aktivismus-Begriff und beschreibt die Unterschiede zwischen Klimaprotesten und den Blockaden von Menschen aus der Landwirtschaft. Sie stellt sich der Frage, warum deutscher Klimaprotest so weiß ist und erklärt, wie es funktioniert, Vollzeit für die Letzte Generation zu arbeiten und was eigentlich ein Schnüffelparagraph ist.

TRANSPARENZ

Gleich zu Beginn der Folge wird auf Carla Hinrichs Auftritt im Format Jung & naiv am 29. Februar 2024 verwiesen. Außerdem geht es um entscheidende Klima-Kipppunkte. So werden jene Punkte bezeichnet, an denen Umweltveränderungen laut Klimaforschung als irreversibel gelten.

Im Zuge ihrer Politisierung verweist Carla Hinrichs auf die Klimagruppe Extinction Rebellion und ihr Konzept der „Drei Forderungen und zehn Prinzipien“.

Thema ist auch die steigende Gewalt gegenüber Menschen der Letzten Generation. Meist werde wegen Nötigung, Beleidigung und Körperverletzungen ermittelt.

Zudem spricht Carla Hinrichs über das Urteil des Europäischen Menschengerichtshofs gegen die Schweiz wegen zu wenig Klimaschutz.

Kritik übt Carla Hinrichs am Paragrafen 129. Gegen mehrere Mitglieder der Letzten Generation wird nämlich wegen des Verdachts der Bildung einer „kriminellen Vereinigung“ ermittelt. Die Bewegung selbst reagierte darauf mit der Kampagne „Menschen gegen Öl“, mit der über das laufende Verfahren informiert und Konsequenzen für zivilgesellschaftliches Engagement aufgezeigt werden.

Wer sich über die Pläne der Letzten Generation zu den Europawahlen informieren möchte, findet hier mehr Informationen.

Die Folge mit Carla Hinrichs wurde am 10. April 2024 aufgezeichnet.

URHEBERRECHT

Im Intro des Podcasts zitieren wir:

Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26

Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05

Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45

DANKSAGUNG

Redaktion: Jasper von Römer, Melanie Skurt; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann

FINANZIERUNG

Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Transkript anzeigen

00:00:00: Es hätte keine Veränderung dieser Welt gegeben, wenn nicht irgendjemand gesagt hätte,

00:00:05: "Achtung, das müssen wir ändern."

00:00:07: Aber manchmal muss man klare Kante zeigen.

00:00:09: Das fordert die Gesellschaft ja auch.

00:00:11: Klare Kante gegen rechts heißt es doch zum Beispiel immer.

00:00:13: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.

00:00:16: Haben wir extreme, massive Probleme, vor denen sich auch keiner verschließen kann.

00:00:20: Die Welt ist in Aufruhr.

00:00:22: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.

00:00:24: Du hörst ganz schön laut.

00:00:26: Den Veto-Podcast mit Ninia Lagrande und Steven an Palaggan.

00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.

00:00:33: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Ganz schön laut"

00:00:42: dem Interview-Podcast des Veto-Magazins.

00:00:44: Alle zwei Wochen sprechen wir hiermit Menschen, die für Veränderungen etwas riskieren.

00:00:49: Unsere heutige Gästin ist Karla Hinrichs.

00:00:52: Sie ist Pressesprecherin der letzten Generation,

00:00:55: also der Klimagruppe, die in den letzten Jahren durch Straßenblockaden

00:00:59: und Tomatensuppen und Kartoffelbrei in Kunstmuseen auf sich aufmerksam gemacht hat.

00:01:04: Sie hat ihr Jura-Studium abgebrochen bzw. es pausiert,

00:01:08: um sich voll und ganz dem Klimaaktivismus zu verschreiben.

00:01:11: Karla, schön, dass du da bist.

00:01:14: Hallo, schön, dass ihr mich da habt.

00:01:16: Warum klingst du eigentlich so komisch?

00:01:18: Man hat ja das Gefühl, dein Computer ist unfassbar laut.

00:01:22: Das liegt daran, dass vor ungefähr einem Jahr, dass LKA Bayern in meiner Wohnung gestürmt ist

00:01:27: und mir mein perfekt funktionierenden Laptop beschlagnahmt hat.

00:01:31: Ich jetzt so ein crappy One habe.

00:01:33: Grüße gehen raus. Also falls sich irgendjemand ärgert über das Rauschen

00:01:37: und die Lüftergeräusche, dann wissen wir, wer schuld ist.

00:01:40: In der heutigen Folge soll es um deine Erfahrungen als Teil der letzten Generation gehen.

00:01:46: Ihr habt unzählige Straßen blockiert, indem ihr eure Körper auf den Asphalt geklebt habt.

00:01:52: Ihr habt Gemälde mit Kartoffelbrei und Tomatensauce beworfen.

00:01:55: Ihr habt einen Privatschat angesprüht und viele weitere Aktionen durchgeführt.

00:02:00: Ich kann nicht alle aufzählen, weil es einfach zu lange dauern würde.

00:02:03: Stattdessen soll es um euren jüngsten Strategiewechsel gehen.

00:02:06: Darum, was es für dich bedeutet, Straßen zu blockieren

00:02:09: und was dadurch schon möglich wurde.

00:02:11: Und um die Frage, woher du trotz starker Repressionen von den Sicherheitsbehörden,

00:02:15: die dein Computer zum Beispiel mitgenommen haben und in deine Wohnung gekommen sind,

00:02:19: die Kraft nimmst, weiterzumachen.

00:02:22: Ich habe jetzt zweimal gesagt, du wärst Aktivistin.

00:02:27: Aber du hast in dem Podcast "Jung und naiv mit Hilo Jung" gesagt,

00:02:30: dass du die Bezeichnung Aktivistin gar nicht magst oder nicht gerne für dich verwendest.

00:02:34: Warum?

00:02:36: Aktivistin grenzt mich so ab.

00:02:40: Also das wäre, als wäre das ein Beruf oder irgendwie eine bestimmte Berufung,

00:02:45: die man haben müsste, dann ist man Aktivistin.

00:02:48: Was bestimmt ist, müsste man machen, dann ist man Aktivistin.

00:02:51: Es ist irgendwie eine Abgrenzung, genauso wie man sagt, es sind Polizistinnen

00:02:55: und das sind Politiker*innen und das sind halt Aktivistinnen.

00:02:58: Und die Rolle ist so ganz klar.

00:03:00: Und das finde ich nicht, dass ich das bin, sondern ich bin eigentlich Studentin.

00:03:04: Ich wäre gerne Studentin.

00:03:06: Ich bin eigentlich ein junger Mensch der Gesellschaft.

00:03:09: Und ich sehe nur, dass es eine Situation gibt, in der man handeln muss

00:03:14: und in der man aktiv werden muss.

00:03:16: Das impliziert das Wort Aktivistin ja auch.

00:03:19: Und so bin ich irgendwie zur Aktivistin geworden.

00:03:21: Aber ich glaube, wir alle sollten Aktivistinnen sein

00:03:24: und ganz, ganz viele Menschen sind auch Aktivistinnen,

00:03:26: auch wenn sie es gar nicht so richtig vielleicht wissen

00:03:28: oder den Begriff für sich nutzen.

00:03:30: Das heißt, du bist in erster Linie Studentin

00:03:34: und wirst zur Aktivistin gemacht.

00:03:37: Wäre es nicht an der Zeit, den Aktivismusbegriff positiv umzudeuten,

00:03:41: um genau alles klarzumachen, wofür du eigentlich stehst

00:03:45: oder was du gerade angezeigt hast, dass wir etwas tun müssen?

00:03:48: Ja, ich glaube, das ist genau mein Wunsch und mein Versuch,

00:03:51: dass wir uns alle irgendwie als Aktivistinnen bezeichnen

00:03:54: und auch begreifen.

00:03:56: Also, dass wenn wir in der Schule aufstehen,

00:03:59: wenn ein anderer Schüler von uns gemobbt wird,

00:04:02: dann sind wir eigentlich Aktivistinnen.

00:04:04: Wenn wir ja auf dem Spielplatz sehen,

00:04:07: wie Kinder sich gegenseitig ärgern und dazwischengehen

00:04:10: und darauf hinweisen, dass es nicht fair ist,

00:04:12: Menschen wegen der Hautpaul oder zu diskriminieren,

00:04:14: dann sind wir Aktivistinnen.

00:04:16: Wenn wir uns stark machen für Menschen,

00:04:18: die ja, die irgendwie sonst einfach eine unschöne Situation haben,

00:04:24: wenn wir mal einen Obdachlosen zu einem Gespräch einladen

00:04:27: und dem dann Brötchen mitgeben und da nicht wegsehen,

00:04:29: sondern uns hinsetzen, dann sind wir irgendwie Aktiv- und Aktivistinnen

00:04:32: und ich fände es schön, den Begriff ein bisschen positiver zu belegen.

00:04:35: Hast du Vorbilder im Aktivismus oder im eigentlichen Aktivismus?

00:04:41: Ich werde das oft gefragt

00:04:43: und ich habe tatsächlich keine konkreten Vorbilder,

00:04:46: also dass ich jetzt so ganz klar sagen kann,

00:04:48: diese Person hat mich inspiriert.

00:04:50: Was mich sehr inspiriert hat, ist einfach,

00:04:52: dass es so viel Geschichte gibt, also Bewegungen,

00:04:54: die mich inspiriert haben.

00:04:56: Ganz viel habe ich mich über die Bürgerrechtsbewegungen

00:05:01: aus den USA zum Beispiel informiert,

00:05:03: die ich extrem spannend fand in was für eine Situation,

00:05:07: die aufgestanden sind,

00:05:08: in was wir persönliche Konsequenzen, die in Kauf genommen haben,

00:05:11: aber auch viele andere kleine Gruppdierungen,

00:05:14: die einfach wirklich gesagt haben,

00:05:15: okay, wir setzen uns jetzt für das Richtige ein.

00:05:17: Da komme ich immer wieder an Menschen,

00:05:19: aber insbesondere an Gruppen vorbei,

00:05:20: wo ich denke, boah, das ist wirklich schwer beeindruckend

00:05:23: und das nehmen wir dann als Vorbild.

00:05:25: Was müsste sich dann ändern,

00:05:27: damit du dich irgendwann stolz als Klimaaktivistin bezeichnet?

00:05:31: Ich glaube, ich würde mich jetzt schon ein bisschen stolz bezeichnen,

00:05:37: weil ich das Gefühl habe, ich bin stolz auf das, was ich mache.

00:05:40: Also ich bin stolz darauf, dass ich morgens aufstehe

00:05:43: und mich nicht so sehr einschüchtern lassen

00:05:46: von dem, was mir entgegen kommt

00:05:48: und mir nicht sagen, okay, das Problem ist so groß,

00:05:50: ich mache gar nichts,

00:05:51: sondern ich entscheide mich dagegen zu kämpfen

00:05:53: oder für was einzustehen.

00:05:54: Darauf bin ich schon ein bisschen stolz.

00:05:56: Aber richtig stolz zu sagen, ich bin eine Klimaaktivistin

00:05:59: oder ich war Klimaaktivistin,

00:06:00: weil dann ist es hoffentlich nicht mehr notwendig,

00:06:02: ist es, wenn wir diese Krise abgewendet haben

00:06:05: und dann sagen können, ja, ich war dabei,

00:06:07: ich habe mich dafür eingesetzt, ich war Teil davon.

00:06:09: Könntest du nicht eigentlich als Juristin mehr erreichen

00:06:14: oder die Gesellschaft irgendwie anders formen,

00:06:17: als wenn du jetzt dein Studium pausierst

00:06:19: und für die letzte Generation arbeitest?

00:06:21: Das habe ich gedacht.

00:06:23: Also ich bin schon politisch aktiv seit ich in der Schule bin

00:06:26: und habe irgendwie ein Grundgefühl dafür bekommen,

00:06:29: das ist, was hier auf der Weltabgelt gar nicht so gerecht ist

00:06:32: und das ich mich gerne für eine gerechtere Welt einsetzen möchte.

00:06:34: Und dann hat man mir auch in der Schule gesagt,

00:06:36: ja, dann studier doch was, was dich in die Politik bringt,

00:06:39: was dich in die Entscheidungsposition bringt,

00:06:41: wo du wirklich was mitbestimmen kannst.

00:06:43: Und das Jurastudium kam mir da ganz logisch vor,

00:06:45: ja, da kann ich dieses Rechtssystem erstmal lernen,

00:06:47: verstehen, was läuft denn hier eigentlich gerade schief

00:06:49: und wie kann man rechtlich gegen Dinge vorgehen

00:06:52: und dann habe ich einfach auf dem Weg gemerkt,

00:06:55: erstens funktioniert leider das Rechtssystem nicht so,

00:06:57: wie wir es gerade bräuchten

00:06:59: und zweitens dauert allein mein Studienweg viel zu lange

00:07:02: um gegen eine Klimakrise vorzugehen,

00:07:06: die einfach Kipppunkte im Erdsystem hat,

00:07:09: die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten fallen werden

00:07:11: und nicht darauf warten werden,

00:07:13: bis ich mit meinem ersten und zweiten Staatsexamen fertig bin

00:07:16: und irgendwo in einer wichtigen Pyrrungsposition sitze.

00:07:18: Jetzt bist du ja wahnsinnig viel unterwegs,

00:07:22: du gibst viele Interviews, du bist medial präsent,

00:07:25: du bist Ansprechpartnerin für Medienvertreter,

00:07:29: die sich an die letzte Generation wenden möchten.

00:07:33: Bist du, wenn du Auftritte hast,

00:07:36: wenn du redest oder Gespräche führst,

00:07:39: noch nah an den inhaltlichen Kern

00:07:44: oder bist du mittlerweile auf Autopilot und spult

00:07:47: und du bist so ein bisschen die Sachen runter,

00:07:49: weil du so viel und so häufig dasselbe erzählst?

00:07:52: Das ist total die gute Frage.

00:07:54: Also, ich erwisch mich manchmal dabei zu merken,

00:07:57: ah, da habe ich wieder eigentlich genau die gleichen Sätze verwendet

00:08:00: oder das Gleiche habe ich doch jetzt schon 15 Mal erzählt.

00:08:03: Ich hatte neulich eine Situation,

00:08:05: da hat mich jemand gefragt, ob ich eine Rede bei einem Protest halten möchte

00:08:09: und dann saß ich morgens vor dem Protest da

00:08:11: und hat belegt, was könnte ich sagen

00:08:13: und hab dann gedacht, verdammt mir fällt nichts ein,

00:08:15: ich habe das doch alles schon 100 Mal erzählt,

00:08:17: soll ich jetzt die gleichen Sachen nochmal erzählen?

00:08:19: Ich fühle es grad gar nicht

00:08:21: und ja, ich erwisch mich manchmal dabei.

00:08:24: Und was ich dann mache,

00:08:26: ist, dass ich mich wirklich aktiv nochmal mit der Situation auseinandersetze.

00:08:29: Also, dass ich mir angucke, okay, was sind die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse,

00:08:33: dass ich mir wirklich auch Dokus angucke von Menschen,

00:08:36: die jetzt schon die Folgen der Klimakrise spüren,

00:08:38: dass ich mich mit Freundinnen austausche darüber,

00:08:41: was macht euch gerade emotional,

00:08:43: warum steht ihr morgens auf

00:08:45: und kämpft gegen diese Krisensituation

00:08:47: und mir dann wirklich, wie nennt das so,

00:08:49: nochmal die komplette Dusche geben,

00:08:51: also dass sich da einfach nochmal rein fühlen,

00:08:53: sich da eintauchen in das Ganze

00:08:55: und das wirklich fühlen

00:08:57: und dann die Verbindung zu mir selbst zu finden,

00:08:59: warum mache ich das eigentlich gerade

00:09:01: und das ist nicht, weil ich immer wieder die gleichen Sätze erzählen möchte,

00:09:03: sondern weil ich scheinbar immer auch die gleichen Sätze erzählen muss,

00:09:06: weil es noch niemand so richtig verstanden hat in Führungsposition.

00:09:12: Wie genau funktioniert dein Aktivismus

00:09:14: oder dein Studentinnen da sein

00:09:17: mit angeschlossenem Job bei der letzten Generation?

00:09:21: Du hast ja keine bezahlte Stelle,

00:09:23: sondern du machst es alles ehrenamtlich,

00:09:25: das heißt irgendwie musst du dich ja finanzieren,

00:09:27: wie funktioniert das?

00:09:29: Ich habe das große Glück, dass es Menschen gibt,

00:09:31: die das gut finden, was ich mache

00:09:33: und die im Moment dafür Spenden geben,

00:09:35: so dass ich das monatlich machen kann.

00:09:37: Das ist natürlich eine unsichere Finanzgabe,

00:09:40: im Moment gibt es einfach Menschen, die mir dafür Geld geben

00:09:43: und davon kann ich meine Miete zahlen

00:09:45: und die netzischen Lebensunterhaltungskosten,

00:09:47: davon wird man nicht reich, aber es funktioniert.

00:09:51: Und ehrlich gesagt, das ist dann doch sehr ähnlich

00:09:54: an einem normalen Job im Moment.

00:09:56: Also was ich ganz viel mache,

00:09:58: ist halt wirklich so strukturelle Arbeit,

00:10:00: also dass ich morgens meinen Laptop aufklappe

00:10:03: und viele Videokonferenzen bin mit anderen Menschen,

00:10:05: wo wir Dinge planen, Dinge besprechen,

00:10:08: darüber nachdenken, was ist dann die beste Geschichte,

00:10:11: die wir gerade erzählen können?

00:10:13: Oder wie gehen wir mit der Repression,

00:10:15: die gerade auf uns zukommt, jetzt um und erzählen das in der Öffentlichkeit?

00:10:18: Wie planen wir das nächste Jahr,

00:10:20: was müssten wir machen, damit Wandel wirklich geschehen kann,

00:10:23: woran glauben wir?

00:10:25: Also ganz viel ist tatsächlich hinter dem Laptop,

00:10:27: da ist so diese Vorstellung vielleicht,

00:10:29: weil ich klebe jeden Tag auf der Straße,

00:10:31: das ist einfach falsch.

00:10:33: Aber natürlich ist der Protest an sich dann auch eine wichtige Komponente.

00:10:37: Also ich gehe selber auf die Straße,

00:10:40: ich habe mich dutzendmal so,

00:10:42: dass ich nicht mehr zählen kann,

00:10:44: auf die Straße festgeklebt und vor Autos gesetzt.

00:10:46: Ich habe einen anderen Protest-Menteil genommen.

00:10:49: Ist das eigentlich schlecht für die Haut?

00:10:53: Nein, man merkt davon ein paar Tage später gar nichts.

00:10:57: Ich meine sogar, dass es vielleicht sogar gut für die Haut ist,

00:11:00: wenn man so viel Handcreme benutzt,

00:11:02: dann hat man den Kleber wieder zu kommen.

00:11:04: Da hätte ich jetzt über Fragen, ob das so richtig ist.

00:11:07: Nein, theoretisch ist es erst mal nicht.

00:11:10: Sekundenkleber ist ja erst mal nicht das typische Hautpflegeprodukt.

00:11:17: Aber gesundheitsschädlich ist es nicht.

00:11:20: Sei denn man kommt in die blöde Situation,

00:11:23: dass ein jemand abreißt oder dass die Polizei einen ablöst

00:11:26: und dabei nicht so Lust hat, das Vorsicht zu machen,

00:11:29: dann können schon auch ein paar Wohnungen entstehen.

00:11:31: Das kann schon auch wehtun.

00:11:34: Aber es ist wirklich nicht so dramatisch, wie man es das vorstellt.

00:11:37: Machst du dir Sorgen um deine individuelle Zukunft,

00:11:39: wie es weitergeht?

00:11:42: Ob es irgendwann mal nicht mehr funktioniert

00:11:45: mit den spendenbasierten Einkünften, die dich über Wasser halten?

00:11:50: Ja, ich mache mir total Sorgen um eine individuelle Zukunft.

00:11:53: Ich habe insbesondere große, große Angst vor den Repressionen,

00:11:56: die auf mich zukommen.

00:11:58: Ich habe mich auf die Straße angeht.

00:12:01: Das Ergebnis rechtlich gesehen, das kommt ja meist erst 1, 2, 3 Jahre später.

00:12:06: Es kommen sehr viele Gerichtsprozesse noch auf mich zu,

00:12:09: wo ich auch über große Angst habe, ob ich mein ins Gefängnis muss

00:12:12: für das, was ich tu oder getan habe.

00:12:15: Und das hat natürlich auch Konsequenzen.

00:12:18: Also ich mache mir auch Sorgen um eine psychische Gesundheit,

00:12:21: wie lange ich das machen kann, mich dem aussetzen kann,

00:12:24: damit umgehen kann.

00:12:26: Ich habe nicht so viele Sorgen darum,

00:12:28: dass ich irgendwie mal keinen Job finde oder so,

00:12:31: dass ich keinen Studienabschluss habe.

00:12:33: Ich bin traurig darüber, dass ich nicht zu Ende studieren kann,

00:12:36: gerade weil die Situation es einfach nicht zulässt.

00:12:39: Aber gleichzeitig bin ich irgendwie auch wirklich über die Entscheidung,

00:12:42: dass ich was mache, was ich für wirklich richtig und wichtig halte.

00:12:46: Also primär mache ich mir natürlich Sorgen um meine persönliche Zukunft,

00:12:50: auch wenn ich mir das eskanieren, der Klimakrise

00:12:53: und die Stärken, die mir damit einhergehen, angucken.

00:12:55: Wenn ich mir angucke, dass wir gerade rechte Kräfte haben,

00:12:58: die immer weiter erstarken, dann mache ich mir Sorgen um die Demokratie.

00:13:02: Und mache mir Sorgen, in was für einem Staat

00:13:03: werde ich in ein paar Jahren, ein paar Jahrzehnten leben.

00:13:06: Und wie würde da meine Lebensrealität turnn aussehen?

00:13:10: Müsste die letzte Generation nicht total erfreut darüber sein,

00:13:16: dass wir eine progressive, eher linke, liberale Regierungs- Koalition,

00:13:22: in der Bundesregierung haben, mit einer grünen Partei,

00:13:26: die ja als Klimaschutzpartei verstanden wird.

00:13:29: Warum seid ihr der Meinung, dass man diese Verantwortlichen zum Jagen tragen muss?

00:13:37: Bei der Bundestagswahl war der Letzten,

00:13:41: gab es keine Partei, die ich hätte wählen können,

00:13:44: die wirklich meine Interessen vertritt.

00:13:46: Also die erst mal in ihrem Parteiprogramm die wissenschaftlichen Erkenntnisse

00:13:50: wirklich richtig drin hat.

00:13:52: Weil die meisten sprechen von Reduktionspaar,

00:13:54: die dann das 1,5 Grad-Ziel einhalten sollen,

00:13:57: das aber nicht miteinander korreliert, es passt nicht zusammen.

00:14:00: Da gab es einfach keine Partei, die ich hätte wählen können.

00:14:03: Auch die Grünen sind das leider nicht.

00:14:05: Natürlich machen die Grünen es besser,

00:14:08: als vielleicht eine CDU-Regierungs machen würde.

00:14:11: Aber wenn der Ball die Klippe runterrollt

00:14:15: und wir den aufhalten wollen, dass der fällt,

00:14:18: dann können wir schon suchen, da hinzuspazieren und den aufzuhalten.

00:14:21: Aber wir werden den da nicht bekommen, da müssen wir schon rennen.

00:14:24: Das ist irrelevant, ob man langsam losgeht

00:14:27: oder ein bisschen schneller losgeht,

00:14:29: wenn man eigentlich rennen müsste, um den Ball aufzufangen.

00:14:31: Sonst fällt da halt die Klippe runter.

00:14:33: Es ist nicht so wichtig, was für kleine Baby-Stips wir machen,

00:14:36: sondern es ist wichtig, dass die Schritte groß genug sind,

00:14:39: damit wir die Klipppunkte von Überschreiten abhalten.

00:14:42: Dementsprechend ist es einfach meine Aufgabe,

00:14:45: dann darauf hinzuweisen, dass es nicht ausreichend ist,

00:14:48: was die etablierten Parteien gerade machen.

00:14:50: Dass es einfach nicht reicht, nicht genug ist.

00:14:53: Und wir uns nicht mit dem kleinsten Übel zufrieden geben sollten,

00:14:57: sondern halt für mehr kämpfen müssen.

00:15:00: Das heißt konkret gesagt auch eine Regierung,

00:15:04: die mit einer Partei, die Grünen am Werk ist

00:15:13: oder in der Verantwortung ist, tut zu wenig für den Klimaschutz.

00:15:16: Das heißt auch die Grünen tun zu wenig,

00:15:18: um reellen Klimaschutz zu gewährleisten.

00:15:21: Definitiv.

00:15:23: Ich möchte nicht eben einzelnen Politiker von den Grünen unterstellen,

00:15:28: dass er oder sie irgendwie die falschen Grundlagen nutzt

00:15:33: oder nicht ambitioniert genug ist.

00:15:35: Da gibt es Menschen drin, die sehr stark kämpfen,

00:15:37: die große Ziele haben und die Visionen haben.

00:15:40: Ich glaube halt darüber hinaus, dass das etablierte Parteinsystem,

00:15:43: so wie wir es gerade haben, nicht in der Lage ist, das Problem zu lösen.

00:15:46: Also dass die Krise so groß ist und dass wir so dringliche

00:15:50: und schnelle Maßnahmen bräuchten,

00:15:52: dass das System so wie es gerade ist, gar nicht in der Lage ist, das zu fixen.

00:15:56: Sondern dass wir dafür eigentlich die Gesellschaft dazuholen müssen,

00:15:59: dass wir die Menschen dazuholen müssen,

00:16:01: dass die dann wirklich entscheiden, frei von Parteientressen,

00:16:04: frei von Interessen wiedergewählt zu werden,

00:16:06: frei von Lobbyinteressen, frei von Macht und Geld,

00:16:09: sich für einen Plan entscheiden, wie wir sozial gerecht,

00:16:13: so wie die Menschen das wollen, dass dieser Krise rauskommt.

00:16:16: Also dass wir quasi so eine Form von demokratischer Demokratie brauchen.

00:16:21: Wir sind jetzt mittendrin in der Auseinandersetzung

00:16:28: um Klimaschutz, um Klimaschutzpolitik, um Aktivismus

00:16:31: und um die Rolle der Zivilgesellschaft im Verhältnis zur Politik.

00:16:35: Aber du bist ja nicht als Jurastudentin auf die Welt gekommen,

00:16:40: die sich für den Klimaschutz und die Pressearbeit der letzten Generation entscheidet,

00:16:45: sondern du hast dir relativ am Anfang in deiner Schulzeit schon

00:16:52: bei Amnesty International engagiert, bis später Mitglied bei Extension Rebellion gewesen

00:16:58: und bis dann erst zur letzten Generation gekommen.

00:17:02: Was war denn bei dir der Kipppunkt, dich zivilgesellschaftlich und aktivistisch zu engagieren?

00:17:10: Ja, das ist eine gute Frage, weil es gab nicht so den Kipppunkt,

00:17:16: an dem von einen Tag auf den anderen in meinem Kopf alles anders war

00:17:20: und ich habe dann alles anders gemacht.

00:17:22: Sondern ich bin, würde ich sagen, relativ unweltbewusst aufgewachsen.

00:17:26: Also die Sachen, wie "Schallt das Licht immer aus

00:17:29: und trenn den Müll anstelle ich, das hat meine Kindheit ziemlich geprägt"

00:17:32: und ich bin auch aufgewachsen mit einer Haltung von "wenn dir was nicht passt, dann sag das"

00:17:38: und nimm nichts für gegeben hin, sondern es gibt Möglichkeiten, was zu verändern.

00:17:43: Das haben meine Eltern mir ziemlich gut antrainiert, würde ich sagen.

00:17:47: Ich habe dann in der Schule geguckt, ok, für kann man sich engagieren

00:17:51: und ich war auf einer relativ politischen Schule in der Oberstufe

00:17:54: und da haben wir so Planenspiele vom EU-Parlament oder von der UN organisiert

00:17:59: und ich habe mich bei MST engagiert, weil der KW einfach eine Schülerin bei uns in die Klasse

00:18:05: und hat es vorgestellt und erzählt, was die machen, dass die Briefe angefangen zu schreiben,

00:18:09: was die auf Menschenrechtsverletzung hinweisen, mit Ständen in der Innenstadt

00:18:12: und ich fand es irgendwie cool und hatte das Gefühl, er kann nicht mitmachen

00:18:15: und dann habe ich damit gehört.

00:18:17: Und dann war ich in der Uni und ich dachte, ok, das ist ja jetzt eigentlich der richtige Weg.

00:18:22: Als ich studiere jetzt Jura, weil damit kann man ja was verändern,

00:18:25: da muss ich jetzt nur meinen Abschluss bekommen

00:18:27: und dann kann ich irgendwie entweder in die Justiz oder vielleicht auch in die Politik

00:18:30: und dann habe ich einfach gemerkt, ach nee, verdammt,

00:18:33: das mit dem Klima, das ist einfach wirklich ein gutes Problem jetzt.

00:18:38: Das wartet nicht darauf, dass ich irgendwie meinen Abschluss her habe.

00:18:42: Und dann habe ich davon gehört, dass der Hambacher Forst bei Garbsweiler,

00:18:48: dass es so ein Wald neben einem Tagebau gerodet werden sollte.

00:18:52: Und ich fand das so absurd, ich fand es so unglaublich absurd,

00:18:55: dass man einen gut funktionierenden Wald roden sollte, um einen Kohletagebau,

00:19:01: der uns halt zerstört, die Energie daraus setzt CO2 frei

00:19:05: und das zerstört uns langfristig, dass man das machen würde.

00:19:09: Das fand ich extrem ungerecht.

00:19:11: Ich war aber auf dem Weg gerade in mein Auslandssemester

00:19:14: und dachte verdammt, eigentlich wirst du dich da jetzt genau zur Demo

00:19:18: und jetzt riech ich gerade weg.

00:19:20: Und dann war ich ein Jahr in Portugal

00:19:23: und habe sehr mit mir gehadert und überlegt, was ich machen kann.

00:19:26: Und "Fries for Future" kam auf.

00:19:28: Ich fand das interessant, aber ich war keine Schülerin mehr.

00:19:31: Ich bin bei den Demos in Portugal dann mitgelaufen,

00:19:34: aber konnte mich nicht ganz damit identifizieren,

00:19:36: weil es nicht so richtig meine Gruppe war.

00:19:38: Und dann habe ich von "Extinction Rebellion" gehört.

00:19:40: Ich habe gehört, dass die Straßen in London blockiert hatten

00:19:42: und ich fand es richtig, richtig cool.

00:19:44: Ich dachte, das ist einfach konsequent, sich dahin zu setzen.

00:19:47: Es ist mutig und es ist ein ehrliches Symbol.

00:19:50: Also wirklich sozusagen, ich mache hier nicht mit,

00:19:52: ich will nicht Teil davon sein.

00:19:53: Ich will hier unterbrechen und so eine Feueralarmfunktion einnehmen.

00:19:56: Dann bin ich aus Portugal wiedergekommen

00:19:58: und ich habe zwei Tage später bei Twitter gelesen,

00:20:00: dass es in Bremen eine Gruppe gibt von "Extinction Rebellion".

00:20:03: Ich bin dahin gegangen und bin reingesprungen in den Aktivismus.

00:20:07: Und das war so ein bisschen der Anfang vom Ende eines Studiums

00:20:11: und der Anfang vom "Mein Wunsch die Welt" zu verändern.

00:20:15: Was hat dir bei "Extinction Rebellion" gefehlt,

00:20:20: was du bei der letzten Generation gefunden hast?

00:20:22: Ich war super überzeugt bei "Extinction Rebellion" am Anfang,

00:20:27: weil die haben einem drei Forderungen und zehn Prinzipien gegeben

00:20:30: und haben gesagt, du kannst jetzt alles, was du möchtest,

00:20:32: machen in diesem Rahmen.

00:20:34: Und ich war am Anfang so, okay, das mache ich mir jetzt.

00:20:37: Und dann dachte ich, okay, ich male gerne.

00:20:39: Ich habe mir natürlich Plakate gemalt

00:20:41: und in der ganzen Stadt aufgehängt

00:20:43: und auf eine Protestwoche in Berlin aufmerksam gemacht.

00:20:45: Und dann sind wir nach Berlin gefahren und ...

00:20:48: na ja, ich bin ziemlich brav, ehrlich gesagt, eigentlich.

00:20:51: Und ich scheue davor zurück,

00:20:53: schon alleine über eine rote Ampel zu gehen oder so.

00:20:55: Und dann waren da Menschen, die sich auf die Straße gesetzt haben.

00:20:58: Und obwohl die Polizei gesagt hat, die sollen gehen,

00:21:00: ich war dann längst gegangen, weil ich Angst hatte,

00:21:02: dass ich was falsch mache,

00:21:04: aber am Gehweg stand und beobachten konnte,

00:21:06: dass sie da sitzen bleiben.

00:21:08: Das fand ich total mutig und es hat mich total inspiriert.

00:21:11: Und es hat ein halbes Jahr gedauert,

00:21:13: und wenn ich auch das erste Mal sitzen geblieben bin,

00:21:15: die Polizei mich aufgefordert hat.

00:21:17: Also es hat einen richtig guten Rahmen geschaffen,

00:21:19: für mich da einzusteigen.

00:21:21: Und ich darf für richtig viele Menschen einzusteigen.

00:21:23: Das Problem bei Bewegung ist,

00:21:25: dass wenn sie sich so lange ziehen und nicht wachsen,

00:21:28: sondern irgendwann eher schrumpfen

00:21:30: und das war, was ich wahrgenommen habe,

00:21:32: dann ist es schwierig, wirklich da noch mal rauszukommen

00:21:35: und ich glaube, es braucht einfach was Neues.

00:21:38: Und ich hatte das Gefühl,

00:21:40: die letzte Generation kann den Schwung haben.

00:21:42: Das haben sich einfach ein paar verrückte Menschen überlegt,

00:21:45: in den Hungerstreik zu treten vor der Bundestagswahl.

00:21:48: Und daraus ist eine sehr große Kraft entstanden,

00:21:50: an die ich geglaubt habe,

00:21:52: dass sie viele Menschen dazu bringen könnte, was zu machen.

00:21:55: Ich habe eine persönliche Frage, die steht hier gar nicht im Skrips.

00:21:58: Sie ist ein bisschen provokativ,

00:22:04: aber ich stelle sie mir seit ich das erste Mal

00:22:08: "Aktion von Fridays for Future" gesehen habe.

00:22:10: Und die Frage, die ich mir stelle, ist,

00:22:13: dürfen auch Menschen mitmachen, die keine weißen,

00:22:16: jungen Frauen sind aus wohlhabenden, bürgerlichen Familien.

00:22:20: Ich habe das Gefühl, dass in fast allen Klimaschutz

00:22:23: oder klimaaktivistischen Gruppierungen

00:22:26: Menschen mit Zuwarnungsgeschichte

00:22:28: oder irgendwie nicht weiße Personen

00:22:30: ziemlich hart in der Minderheit sind.

00:22:32: Warum ist das so?

00:22:34: Warum erreicht ihr,

00:22:36: oder warum erreichen diese Gruppen

00:22:39: die demigranischen Teil dieser Gesellschaft nicht?

00:22:42: Ja, danke, dass du die Frage stellst.

00:22:45: Auch wenn ihr natürlich Schmerzhaft ist,

00:22:47: weil ich wünschte, dass es anders wäre.

00:22:49: Also ich bin sehr, sehr wünschte,

00:22:51: dass wir als Bewegung

00:22:53: in einem Querschnitt der Gesellschaft abbilden

00:22:55: und uns alle die Möglichkeit und Chance haben,

00:22:57: bei uns mitzunachen.

00:22:59: Und aus meiner Perspektive habe ich

00:23:01: erst mal extrem viele Privilegien.

00:23:03: Ich bin, wie gesagt, weiß, ich bin jung.

00:23:05: Ich habe finanziellen Rückhalt durch meine Familie.

00:23:08: Ich habe eine gute Bildung genossen.

00:23:11: Und ich kann diesen Protest leisten.

00:23:14: Ich kann das machen.

00:23:16: Ich habe die Möglichkeit dazu,

00:23:18: ohne vor unglaublichen Konsequenzen zu stehen.

00:23:21: Wenn wir uns dann aber zum Beispiel

00:23:24: ausführende Gewalt wie die Polizei angucken,

00:23:26: dann sehen wir natürlich,

00:23:28: dass die Polizei assistisch agiert, oft.

00:23:31: Und dass wenn Menschen mitmachen,

00:23:34: die nicht einfach weiß sind,

00:23:37: sondern die zum Beispiel in einwandloses Geschichte haben,

00:23:40: dass die von der Polizei anders behandelt werden

00:23:43: und die Privilegien einfach nicht so groß sind.

00:23:46: Und wir versuchen, Räume zu schaffen,

00:23:50: wie möglichst viele Menschen mitmachen können,

00:23:53: wie wir uns gegenseitig unterstützen können,

00:23:56: wie wir erst mal auf eine Awareness überhaupt

00:23:59: in der Bewegung schaffen, dass es diese Problematik gibt.

00:24:02: Dass wir eigentlich als OTP haben,

00:24:05: dass alle bei uns mitmachen können,

00:24:07: ein Teil davon sein können.

00:24:09: Und gleichzeitig muss ich mir aber dann auch sagen,

00:24:12: ich habe zum Beispiel dieses Privileg,

00:24:14: dass ich einen deutschen Pass habe

00:24:16: und dass ich mit meinem deutschen Pass

00:24:18: mich vor der Polizei ausweisen kann.

00:24:20: Ich habe mich eigentlich am Abend auch wieder auspräventivhaft raus,

00:24:23: wenn sie mich festnehmen,

00:24:25: dass für Menschen, die keinen deutschen Pass haben,

00:24:28: das eine extreme Schwierigkeit ist.

00:24:30: Oder für Menschen, die gerade versuchen,

00:24:33: Asyl zu bekommen, dass eine extreme Konsequenz wäre,

00:24:36: wenn sie an einen solchen Protest,

00:24:38: der als Straftat ausgelegt werden kann, teilnehmen.

00:24:41: Ich weiß nicht, wie viel du von diesem Podcast kennst.

00:24:44: Alle unsere Gäste müssen spielen.

00:24:48: Es gibt mindestens zwei Spiele.

00:24:51: Das erste Spiel machen wir jetzt.

00:24:54: Es heißt ganz schön knapp, alles auf Zeit.

00:24:57: Du hast 60 Sekunden, ich werde so viele Fragen,

00:25:00: wie es geht, abfeuern.

00:25:02: Und du musst sie so kurz wie möglich, so schnell wie möglich

00:25:05: und möglichst auch so klug wie möglich beantworten.

00:25:08: Wenn wir über bestimmte Fragen stolpern,

00:25:10: dann werde ich dich darauf festnageln

00:25:12: und darüber sprechen wir dann später.

00:25:14: Aber jetzt geht es erstmal los.

00:25:16: [Musik]

00:25:21: Ganz schön knapp, alles auf Zeit.

00:25:24: Was willst du mehr als alles andere?

00:25:27: Klimagelachtigkeit.

00:25:29: Dieses Buch liegt auf deinem Nachtschrank.

00:25:32: Ein Tagenbuch immer.

00:25:34: Worüber kannst du herzlich lachen?

00:25:37: Eine richtig gute Witze meines Vaters.

00:25:40: Stein mit Reklern.

00:25:42: Was hast du aus den Fehlern deiner Eltern gelernt?

00:25:45: Das selbstständig sein,

00:25:47: vielleicht nicht unbedingt der beste Weg,

00:25:49: ist aber schon ganz cool.

00:25:51: Was tust du, um dich abzureagieren?

00:25:54: Ich springe durch meine Wohnung mit lauter Musik.

00:25:57: Was für Vorurteile hast du wem gegenüber?

00:26:02: Ich habe Politikern vorurteile gegenüber,

00:26:06: dass sie alle Golf spielen

00:26:08: und dann sogar heimend die auf dem Golfplatz machen.

00:26:11: Vielleicht machen das auch viele,

00:26:13: wenn es nicht so ist,

00:26:15: dass sie alle Golf spielen.

00:26:17: In den USA scheiben wir so mehr als hier.

00:26:19: Deine Botschaft an dein jüngeres Ich?

00:26:22: Seinem Gutze ist, du kannst viel mehr als du denkst.

00:26:26: Was bereust du?

00:26:29: [Musik]

00:26:33: Haha.

00:26:35: Ich glaube nicht, früher aufgestanden zu sein

00:26:39: und dann wie selbst wir glaubt zu haben.

00:26:42: Wofür hättest du gerne mehr Zeit?

00:26:45: Ich hätte gerne mehr Zeit vor Kippungen im Klimasystem,

00:26:49: dass wir wirklich die Möglichkeit haben,

00:26:51: noch was abzuhalten und nicht nur

00:26:54: darauf gucken müssen,

00:26:56: was wir noch irgendwie uns anpassen können.

00:26:59: Ich habe dir sogar noch ein paar Sekunden geschenkt.

00:27:02: Danke schön.

00:27:04: So sind wir hier bei WETU.

00:27:06: Man fühlt sich wohl.

00:27:08: Da wirst du relativ jung, glaube ich, noch für.

00:27:11: Aber dann bist du die Sendungzimmer frei.

00:27:14: Nein, tatsächlich nicht.

00:27:17: Deine Eltern kennen die ganz sicher mit Gottseidt.

00:27:20: Christiane Westermann.

00:27:22: Sie hat dann immer mit irgendwelchen Gästen total Deep Talk gemacht.

00:27:26: Im nachgebauten Kinderzimmer der Gäste.

00:27:29: Dann kam Glück, Gottseidt,

00:27:32: mit zwei Flaschensprühsahne

00:27:34: und hat dann die Leute erst mal voll gesprüht.

00:27:37: Da gab es wieder Deep Talk.

00:27:40: Am Ende mussten alle singen.

00:27:43: Es ist wirklich ganz fantastisch.

00:27:46: dargestellt werden. Es gab auch eine Sequenz, die hieß "Lobhudelei". Also bei uns sollen sich

00:27:51: alle Gäste wohlfühlen, auch wenn wir was denen nicht immer super einfach machen. Die letzte

00:27:58: Generation, die machen oder es gibt eine neue Strategie oder eine neue Ausrichtung, es gibt

00:28:04: ein paar Dinge, die jetzt anders gemacht werden. Ihr habt euch in der Vergangenheit nicht wahnsinnig

00:28:10: beliebt gemacht, kann man glaube ich sagen. Das Wort "Klimakleber" ist soweit ich weiß, eine

00:28:17: Fremdbezeichnung von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Axel Springer Verlag. Klimaterroristen

00:28:24: gibt es auch. Es wurde dank euch zum Unwort des Jahres 2022 gewählt. Ihr habt ganz schön viele

00:28:31: Leute verärgert und es ist euch gelungen Aufmerksamkeit zu generieren. Ihr nennt es ungehorsam

00:28:39: Versammlungen oder dosierten Ungehorsam. Wie stellt man sich eine solche Versammlung vor?

00:28:48: Ja, lasst uns Eirikas ausholen, wie so wir dazu gekommen sind, das wird jetzt machen. Wir haben

00:28:56: nämlich in den letzten Jahren uns wirklich viel auf Straßen geklebt. Da macht man vor so ein Training,

00:29:01: wo man lernt, wie das funktioniert und dann kann man sich eigentlich mit allen Menschen,

00:29:04: die es auch gemacht haben, zusammentonen in einer kleinen Gruppe auf eine Straße gehen,

00:29:09: sich dorthin setzen und festgeben und diese Straße blockieren. Und wir haben gesehen,

00:29:13: dass sich das Klima, in dem das Stadt finde, total verändert hat. Die Gewalt auf den Straßen

00:29:18: ist viel größer geworden. Also das Menschen wirklich gewalttätig uns gegenüber geworden

00:29:22: sind und die Repressionen sind einfach enorm gestiegen. Und wir haben gesehen, dass auch bei uns

00:29:27: selber, die das ins Leben gerufen haben oder die schon lange dabei sind, die Hürde das immer

00:29:33: wieder zu machen. Also man macht das einen Tag, kommt vielleicht ein Gewahrsam, macht es am nächsten

00:29:37: Tag wieder, am nächsten Tag wieder, dass die Hürde das weiter zu machen einfach enorm groß ist und

00:29:43: dass nicht so viele Menschen dazukommen. Es kommen immer wieder viele Menschen dazu, aber nicht so

00:29:47: viele Menschen dazukommen, dass wir wirklich glauben, dass mit der Protestform eine große

00:29:53: Massenbewegung entstehen kann. Und wir sind ja nicht eine Regierung, die irgendwie denkt, ja,

00:29:58: das ist hier alles in Stein gemeißelt und so machen wir das dann, sondern wir passen uns

00:30:02: ja an, geschehen, wenn sich passieren, an und versuchen uns zu verwandeln. Und deswegen haben

00:30:09: wir gesagt, wir wollen jetzt all die Menschen, die schonmal sich entschieden haben, sie finden

00:30:14: zum Beispiel den Protest irgendwie blöd und würden dann nicht mitmachen, aber sie finden

00:30:18: eigentlich das Anliegen gut, nochmal einladen sich neu zu entscheiden über eine neue Form,

00:30:23: bei der man mitmachen kann. Und so eine ungeheursame Versammlung, das ist erst mal eine Versammlung.

00:30:30: Und es ist ein Ort, der öffentlich angekündigt wird in der Statue machen, das über ganz Deutschland

00:30:34: verteilt in Monaten jetzt gerade angekündigt und gesagt, du kannst dahin kommen und du kannst

00:30:40: dahin kommen mit deinem Kind und ein Bobby Karrennen auf dem G-Weg machen und auf die Verkehrspolitik

00:30:46: von Wissinghinweisen, die total fehlt ist und dafür überhaupt keine rechtlichen Konsequenzen

00:30:51: in Kauf nehmen. Du kannst aber auch sagen, okay, ich stelle mich auf die Straße, ich möchte mir den

00:30:56: Straßenraum nehmen, ich möchte ja der Feueralarm sein und unterbrechen und deswegen möchte ich

00:31:00: auf der Straße protestieren, da wo es stört. Und dann kannst du sagen, okay, wenn die Polizei mich

00:31:04: aufwörtert zu gehen und dann gehe ich, weil ich möchte nicht rechtliche Konsequenzen erfunden.

00:31:09: Du kannst aber auch sagen, ich setze mich dahin und ich bin bereit dort zu bleiben, auch wenn es

00:31:14: bedeutet, dass ich dafür vielleicht in den Polizeigewahrsamen komme oder von der Straße

00:31:17: getragen werde und einen Strafverfahren bekommen. Das heißt, es gibt einen Raum für eigentlich alle

00:31:23: Menschen gemeinsam mitzumachen und das Schöne ist, wir sind da mit vielen, wir sind da dann alle

00:31:28: zusammen, wir sind nicht in einer kleinen Gruppe, wo man die Hand ausstrecken muss, damit man die

00:31:32: nächste Person berühren kann, wenn überhaupt, sondern wir sind da zusammen und es kann gemeinsam

00:31:38: diese Versammlung abgehalten werden. Es gibt Musik, es gibt Redebeiträge, es gibt Raum,

00:31:44: wirklich gemeinsam sich eine Meinung zu bilden und diese Meinung nach außen hin konzentrieren.

00:31:48: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache. Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne.

00:31:55: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben. Was sie wollen, was sie antreibt,

00:32:00: das les ihr jede Woche neu auf Veto-Magazin.de. Meinst du ihr schafft es, dieses mühsam aufgebaute,

00:32:12: sehr schlechte Image der letzten Generation irgendwie zu verändern? Das klingt jetzt nach einer

00:32:19: bürgerlich anschlussfähigen Protestform, die sich dadurch auszeichnet, dass nicht immer alle

00:32:26: sofort in den Knast kommen. Das ist ja erstmal gut, wenn man die Breite Mitte erreichen will.

00:32:31: Die meisten möchten ja gar nicht im Knast oder von der Polizei festgenommen werden.

00:32:36: Die könnten ja auch einfach zu Fridays for Future gehen oder zu irgendeiner anderen Klimagruppe,

00:32:45: die nicht bei den Großeltern am Küchentisch verhandelt und verurteilt wird.

00:32:52: Ja, also ich würde dir erst mal widersprechen, dass wir ein schlechtes Image haben,

00:32:56: sondern wir haben ein bestimmtes Image. Wir haben uns einen Namen gemacht und ich glaube,

00:33:01: was hinter dem Namen aufsteckt, ist insbesondere, dass wir sehr konsequent sind. Also, dass wir halt

00:33:07: einfach nicht weggehen, dass wir sehr, sehr laut sind, dass wir extrem nervig sind. Ich kann

00:33:12: verstehen, dass Leute das nervt und das ist kacke es. Aber in dieser Situation ist extrem nervig

00:33:18: sein, was gut ist, weil wenn wir mit einem Auto auf den Abgrund zu rasen, dann ist es richtig

00:33:23: geil, wenn der Beifahrer die ganze Zeit schreit, drück auf die Bremse. Das wollen wir. Wir wollen

00:33:28: das eigentlich als Gesellschaft, auch wenn es stört, auch wenn es laut ist, auch wenn es nervig

00:33:32: ist. Also ich glaube, dieses Image haben wir uns insbesondere gemacht, gut zu störend. Und

00:33:38: der zweite Punkt ist, wir wollen nicht unbedingt anschlussfähig für die bürgerliche Mitte sein

00:33:44: oder so. Wir wissen, dass wahrscheinlich 99 Prozent der deutschen Gesellschaft nie ein Finger

00:33:51: krumm tun werden, um irgendwie diese Gesellschaft am Leben zu halten, um unsere Demokratie zu retten

00:33:56: und uns davor abzuhalten, dass unsere Kinder später nicht zu essen auf dem Teller zahlen. 99

00:34:00: Prozent der Menschen werden das erst checken, wenn sie in den Trümmern stehen, wenn überhaupt. Sie

00:34:04: werden keinen Finger dafür krumm tun. Aber es gibt dieses eine Prozent, was in sich fühlt. Eigentlich

00:34:10: müsste man doch mal was machen. Und die wollen wir einladen und den wollen wir in Raum geben. Und

00:34:15: das sind eben unterschiedliche Menschen. Und die müssen sich nicht auf die Straße kleben, aber die

00:34:21: müssen in meiner Überzeugung, in unserer Überzeugung ungehorsam sein. Das heißt, die laufen nicht

00:34:27: von A nach B und ich möchte nicht sagen, dass Fridays for Future nicht sinnvoll ist. Das ist

00:34:31: sinnvoll, dass es die in Raum gibt. Aber ich glaube eben eine Theorie, die auch unterbricht und stört,

00:34:35: die den Gehorsam dem Staat gegenüber aufkündigt und sagt, ich mache auch etwas Ungehorsames. Und

00:34:42: diese ungehorsamen Versammlungen sollen eben den Raum bieten, wo man da auch rangeführt werden kann.

00:34:46: So wie ich bei Extinction Rebellion neben einer Straßenvokade stand und dachte,

00:34:50: boah, das sind die mutigsten Menschen, die ich je gesehen habe, in meinem kleinen Minikosmos zu

00:34:54: dem Zeitpunkt, dass die da sitzen geblieben sind. Und diesen Raum wollen wir halt schaffen,

00:35:00: zu veröffentlichieren. Wie geht es dir und was fühlst du, dass so eine klassische Journalisten

00:35:06: Frage, wenn wir Leute nicht weiter wissen. Aber das interessiert mich jetzt in deinem

00:35:09: Fall wirklich. Wie geht es dir, was fühlst du, was geht in dir innerlich vor, wenn du Berichte

00:35:16: liest oder in der Tagesschau siehst von Bauernprotesten, also von Leuten, die mit einem Trecker

00:35:24: unterwegs sind und offensichtlich einen direkten emotionalen Draht in das Politiker Herz haben.

00:35:35: Denn die stören den Straßenverkehr, die bilden keine Rettungsgassen. Es ist gefährliche Eingriffe

00:35:41: in den Straßenverkehr tatsächlich genauso, es ist häufig nicht angemeldet. Die laufen mit

00:35:45: Geigen rum, bedrohen Politiker. Also die machen ja das, was ihr tut plus ganz, ganz viel mehr.

00:35:51: Also letzte Generation plus X. Nur die haben halt zwei Tonnen, zwölft Tonnen schwere Trecker

00:35:57: dabei und Lkws und irgendwie mögen die Politiker die. Also fühlst du dich da ungerecht behandelt?

00:36:06: Bist du der Meinung, dass es richtig ist, dass die Bauern da anders behandelt werden als ihr?

00:36:11: Oder was ist so die Stimmung in Betrieb bei euch? Also erstmal finde ich, wenn man etwas

00:36:18: ungereicht hündet, dann aufzustehen und zu protestieren, finde ich richtig und wichtig und ich glaube,

00:36:22: das machen wir viel zu wenig. Also das machen wir viel zu wenig. Es könnte viel mehr wirklich

00:36:26: ernsthaft in Protest gehen. Was mir Angst macht ist, wenn das Recht des Stärkeren siegt. Und da

00:36:32: muss man einfach richtig vorsichtig sein, wenn man mit einem Trecker eine Straße blockiert. Es ist

00:36:36: anders als wenn man sich mit seinem eigenen Körper vor die Auto sitzt, weil dann ist ganz klar,

00:36:40: wer ist hier die fragilere in der Situation. Und das darf nie passieren, das ist recht des Stärkeren.

00:36:47: Siegt. Da muss man einen klaren Protestkonsens haben und vorsichtig sein und es darf niemand gar

00:36:54: kein Fall jemand vernetzt werden. Und dieser Protestkonsens hat mir gefehlt. Also diese klare

00:36:59: Haltung zur Friedlichkeit hat mir leider bei den Protesten gefehlt. Und natürlich hat es mich

00:37:04: extrem beängstigt, wie Scheunentor offenbar nach rechts das war. Also anschlussfähig für

00:37:10: eine Partnerschaft mit Kleinsparteien, mit der AfD. Das finde ich extrem beängstigend und das geht

00:37:16: für mich gar nicht. Und was ein bisschen ungünstig ist, ist, wenn man für eine Forderung, die nur

00:37:24: einen selber betrifft, auf die Straße geht. Also Martin Luther King hat das mal in seinem Brief,

00:37:30: den er aus dem Gefängnis in Birmingham geschrieben hat, geschrieben, dass man sich eigentlich nur

00:37:36: einsetzen darf, indem man Menschen stört, wenn man etwas macht für das Allgemeinwohl,

00:37:41: also für alle. Und in dem Moment, in dem man nur für eigene Interessen auf die Straße geht,

00:37:45: hat man eigentlich nicht das Recht, die anderen zu stören und damit zu unterbrechen. Es muss

00:37:51: eine tief im Kern eine Gerechtigkeitsfrage sein. Und bei den Bauernprotesten war es ja am Anfang

00:37:57: diese Forderung danach, den Agrardiesel weiter zu subventionieren. Und das ist einfach eine zu

00:38:03: konkrete, zu kleine Eigeninteressenfrage, als dass man das Recht hat, das ganze Land laden zu legen.

00:38:09: Und natürlich habe ich dann aber gesehen und da haben sie sich dann ja auch irgendwann so in

00:38:13: ihrer Kommunikation zu angepasst, was ich wichtig fand, zu sagen, wie es geht hier nicht nur um

00:38:17: den Agrardiesel, es geht hier um eine Agrarpolitik, an dem eigentlich unsere ganze Gesellschaft

00:38:22: Interesse haben sollte. Menschen sollten Berufe ausführen können in dem Land, in dem sie sich

00:38:27: nicht kaputt arbeiten. Das ist eine Gerechtigkeitsfrage, woher unsere Lebensmittel kommen. Das fand

00:38:32: ich wichtig, dass es sich dann in der Kommunikation in so eine Richtung entwickelt hat.

00:38:35: Wir kommen zu unserem nächsten Spiel. Unser nächstes Spiel könnte vielleicht die nächste

00:38:41: Vorlage für ein Deiner Redebeiträge auf der Straße sein. Den nenn ich eine Art Mekka-Ecke,

00:38:45: in der du einfach mal freischnauze, so heißt es bei uns im Rheinland, rauslassen kannst,

00:38:51: was dich gerade bewegt. Du kannst über ein Thema deiner Wahl schimpfen und fluchen,

00:38:55: so viel du willst. Die Kraftausdrücke werden wir hinterher mit einem Piep übertönen. Da musst

00:39:01: du uns jetzt einfach vertrauen, dass wir das auch tatsächlich tun. Ich werde jetzt hier unser cooles,

00:39:07: dazu gehöriges Intro abspielen und dann hast du eine Minute Zeit.

00:39:11: Okay, friends, ich würde richtig, richtig rüten darüber, dass wir das hier überhaupt machen

00:39:27: müssen. Ganz ehrlich, ich würde 27 und ich muss hier mich auf Straßen kleben, beständig von der

00:39:32: Polizei irgendwo hin getragen werden. Mein ganzer Schreibtisch ist voll mit irgendwelchen Briefen

00:39:36: von der Polizei, weil die was von mir wollen, von irgendwelchen Gerichten, die mich ändern. Das

00:39:40: kann doch nicht sein, dass das die Lebensverdität von Menschen in diesem Land ist. Die eigentlich

00:39:44: nur wollen, dass der Staat sich an seine eigenen Gesetze hält. Das macht mich wirklich teilweise

00:39:49: echt für mich unglaublich rüten. Gestern hat ein Schweizer Gericht, oder hat die Spurte,

00:39:55: die Schweiz vom Europäischen Gericht so für Menschenrechte verurteilt, dass die Schweiz sich

00:39:59: nicht an Menschenrechte hält, weil sie nicht den Klimaschutz genug angeht. Das kann nicht sein,

00:40:04: dass das die Realitäten von höchsten Gerichten sind und kleine Gerichte dann aber einfach weiter

00:40:10: und weiter und weiter und weiter erfreitliche Aktivistinnen bestrafen, verurteilen oder ins

00:40:14: Gefängnis stecken. Es ist so eine absurde Situation und ich bin wütend auf die Menschen, die das

00:40:20: sehen und dann so sagen, ach ja, da sind ja ein paar Leute, die machen das schon, die reißen das

00:40:23: schon rum. Das wird nicht passieren. Wir werden das mit so wenig Menschen nicht schaffen, sondern ihr

00:40:27: da draußen, ihr müsst euch anruf fragen, wenn ihr euch denkt, okay, die Anliegen sind richtig,

00:40:32: dann muss man dafür selber aufkämpfen und selber aufstehen. Und ich habe irgendwie fast schon

00:40:36: kein Verständnis mehr dafür, dass wir in so einer Situation sind und dass ein paar wenige Menschen,

00:40:41: dass der ganze Gesellschaft immer wieder vor Augen führen müssen, dass wir gerade einfach

00:40:46: wirklich auf einen Abgrund zu steuern und dass das absolut nicht klar geht.

00:40:50: Vielen Dank. Ich bin mir nicht sicher, was die Redaktion da jetzt noch ausschneiden will. Wir haben

00:41:00: ja gehofft, dass du richtig Vollgas gibst und richtig abgehst. Ja, ich dachte auch,

00:41:05: nach den vielen vertrauenswürdigen Bildzeitungsberichten, die ich über dich gelesen habe,

00:41:09: dass wir jetzt ein richtig cooles Segment hier haben. Bist du unssätzlich ein... Ja,

00:41:17: wir sind nicht böse auf dich, wir sind nur enttäuscht. Bist du eine eher friedliebende Person, die den

00:41:25: Konflikt scheut? Nein, ich würde nicht sagen, dass ich den Konflikt scheue. Ich finde es schon schön,

00:41:31: wenn es harmonisch ist, aber ich diskutiere auch richtig, richtig gerne. Also ich bin im Abi-Buch,

00:41:36: da gab es so Kategorien, da bin ich die Kategorie "Hauptsache dagegen" geworden,

00:41:40: weil ich im Politik-Unterricht einfach richtig Bock hatte, so diskutieren und aus dem

00:41:45: Leuten noch so die kleinen Argumente rauszukitzeln und dann teilweise auch so gegen Positionen

00:41:49: einfach mal eingenommen habe, um zu diskutieren. Also nein, ich bin glaube ich nicht Konflikt-cheu,

00:41:54: aber ich finde es auch schon schön, wenn Konflikt nicht mein ganzes Leben einnimmt. Das ist auch

00:41:58: eher die Harmonie überwiegt. Du hast ja, obwohl du so bist, das ist jetzt die perfekte Überleitung,

00:42:06: inoffy Gegenwind bekommen, nicht nur als Person mit Funktion, sondern auch als Individuum und

00:42:14: als Persönlichkeit. Wie viel Ablehnung, Bedrohungspotenzial, Gefährdung deiner Sicherheitslage

00:42:25: gibt es? Ist es etwas, wo du dir keine Sorgen drum machst, ist es etwas, wo du sagst, ja gut,

00:42:31: das passiert halt, wenn man sich in Deutschland nicht mit einem Trecker, sondern mit dem eigenen

00:42:36: Körper auf die Straße setzt. Ich finde es schon sehr, sehr erschreckend, wie viel Gewaltpotenziale

00:42:44: in der Gesellschaft ist. Es macht mir richtig große Angst, ehrlich gesagt auch, dass wenn ich mich

00:42:49: auf eine Straße setze, dass ich davon quasi schon ausgehen muss, dass mir irgendwie was angetan

00:42:56: wird, mindestens verbal, dass ich angeschrien werde oder so, das finde ich schon beängstigend.

00:43:02: Jetzt persönlich in meinem Alltag ist es eigentlich okay, ich versuche die Angst nicht übernehmen zu

00:43:09: lassen. Ich treffe immer wieder Leute auf der Straße, manchmal auch manchmal mehrmals die

00:43:13: Woffer, die mich erkennen und mich ansprechen und die meisten sagen total liebe Sachen und

00:43:18: die meisten, die was Blödes sagen wollen, die rufen irgendwas durch die U-Bahnen, aber die kommen

00:43:22: nicht konkret zu mir. Und es gibt natürlich diese ganze große, ja diese ganzen großen Bereich des

00:43:29: Internets, was irgendwie scheinbar ein rechtsfreier Raum ist, wo man einfach sagen kann, was man

00:43:34: möchte, obwohl es eigentlich auf offener Straße wie eine Straftat wäre, jemanden so zu beleidigen.

00:43:39: Das finde ich schon heftig und da ist meine einzige Möglichkeit damit umzudehen,

00:43:42: ist wirklich gar nicht an mich ran zu lassen. Also ich lese die Kommentare oft gar nicht

00:43:46: und versuche mich einfach davon abzugrenzen und es wird zu sagen okay, es sind Sauer irgendwie

00:43:53: darüber, dass wir stören, aber die kennen mich ja menschlich gar nicht, warum sollten die mich

00:43:58: scheiße finden? Die Sicherheitsbehörden haben die letzte Generation allgemein und ich als

00:44:04: Sprecherin seit 2022 ins Visier genommen. Eure Website wurde beschlagnahmt, ein privates Handy

00:44:10: wurde überwacht, deine Wohnung durchsucht und du wurdest zu zwei Monaten Haft auf Bewährung

00:44:15: verurteilt. Jetzt könnte man ja sagen, ja gut, die Polizei, also ich wüsste jetzt nicht, warum ich

00:44:20: deren Entscheidung und deren Einschätzung misstrauen sollte, die ist mir in den letzten Jahren ja noch

00:44:27: nie negativ aufgefallen. Fühlst du dich auch als eigentlich angehende Juristin sicher in einem

00:44:42: Land, in dem ein Rechtssystem Klimaprotest auf diese Art und Weise kriminalisiert, fühlst du dich

00:44:48: gerecht behandelt in einer Demokratie, wo du ja, wenn du voll Juristin wirst, vereidigt wirst dieses

00:44:56: Rechtssystem so wie es ist zu verteidigen? Nein, ich fühle mich nicht gerecht behandelt, dass es

00:45:02: auf das, was ich in meinem Studium lernen musste, das Recht und Gerechtigkeit leider auch auseinander

00:45:07: geht und bis recht sehr oft sehr ungerecht sein kann. Bevor ich mich das erste Mal auf die Straße

00:45:12: gesetzt habe, habe ich mich aber tief eingearbeitet und geguckt, was kann das überhaupt für den

00:45:16: Straftatbestand sein und ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass das nicht strafbar ist,

00:45:21: was ich mache, sondern dass es gerechtfertigt ist, dass wir in einer Notsituation sind und das

00:45:26: ich so handeln muss und dass mein Gewissen mir das auch sagt, also dass ich das mit meinem Gewissen

00:45:32: nicht vereinbar kann, das nicht zu machen und das ist deswegen eigentlich ein Gericht, das nicht

00:45:37: verurteilen kann. Was mir große Sorge macht ist, also das jetzt die kleinen Amtsgerichte da, dass

00:45:43: ja, da ein politisches Ergebnis finden in solchen Verfahren, das ist irgendwie logisch und damit

00:45:48: kann man rechnen, was mir große Angst macht ist, dass es gegen uns der Pagagraf 129 eingesetzt

00:45:56: wird, dass es das Bild in einer kriminellen Vereinigung und auch im Rahmen dessen wurde mein

00:46:01: Handy abgehört und meine Sachen bestragnahmt und das ist eine Form von Kriminalisierung,

00:46:06: die einfach nicht klar geht, weil das ein Paragraf ist, der geschaffen wurde, um Terror zu bekämpfen

00:46:12: und den jetzt zu nutzen und den politisch fast schon zum Missbrauch und um friedlichen

00:46:18: Aktivistinnen in Dorn im Auge zu sein beziehungsweise sie auszuspähen und gegen sie zu ermitteln in einem

00:46:23: wirklich riesengroßen Rahmen, was für Möglichkeiten dieser Paragraf gibt es. Unglaublich, da wird

00:46:28: auch Schnüffelparagraf genannt. Das finde ich schon echt ziemlich heftig und das Ding dahinter ist,

00:46:34: dass dieser Paragraf nicht mich als Person nur kriminalisiert, sondern der kriminalisiert alle

00:46:40: Menschen, die irgendwie mal ein Euro an die letzte Generation gespendet haben oder mal einen Sticker

00:46:45: verteilt haben oder schon allein die Person, die die Sticker gedruckt hat, weil man darf nicht

00:46:51: Teil einer kriminellen Vereinigung sein und das kriminalisiert somit uns als Zivilgesellschaft,

00:46:57: das kriminalisiert somit einfach friedlichen Protest generell und das macht die Handlungsräume,

00:47:02: indem wir noch protestieren können und wir müssen protestieren, die Situation lässt gar nicht

00:47:06: anderes zu, macht es die einfach extrem klein. Das macht mir richtig Angst und das geht weg von dem,

00:47:13: was sich eigentlich für rechtsstaatlich, ja, rechtsstaatlich wichtig bezeichnen würde.

00:47:18: Werdet ihr jenseits der Erabwürdigungen und Anfeindungen auch gelobt, bekommt ja Solidaritätsbekund

00:47:33: Kundgebungen oder Bekundungen, gibt es andere Organisationen, also die Rote Flora, das große

00:47:40: linke Zentrum in Hamburg, hat euch ja begrüßt mit herzlich willkommen im Club der 129er,

00:47:45: damit es ja dann dieser Paragraf 129er ist, die GB gemeint. Also gibt es eine Verbundenheit zwischen

00:47:54: linken Organisationen, die vom Staat Repressialien erfahren, in vielen Fällen ja auch ungerecht

00:48:02: fertig der Weise? Ja, also es ist schon wirklich schön zu sehen, wie viel Solidarität es einfach gibt

00:48:09: und wie viele Menschen dann auch auf den Zug aufspringen. Also zum Beispiel MNIST International

00:48:15: unterstützt uns aber generell auch ja Protest, weil was sehr stark darin, dass sie eine Kampagne

00:48:21: jetzt starten werden, wo sie konkret wie über den 129er und dessen Abschaffung sprechen. Es gibt

00:48:29: immer wieder Gruppen, die sich dann ja solidarisch erklären und bei Protesten dabei sind. An dem Tag

00:48:34: im Mai letztes Jahr, als meine Wohnung und von mehreren anderen durchsucht wurde, da sind am gleichen

00:48:40: Tag ganz ganz viele Menschen auf die Straße begangen und Gruppen, verschiedenste Gruppen,

00:48:44: haben sich angeschlossen, so von dem Oma an gegen rechts bis zu der Antifa, Leute, die dann halt

00:48:50: mitgemacht haben und gesagt haben, nee, das geht zu weit, das geht nicht, so eine Kriminalisierung,

00:48:54: das kann nicht sein, da geht es uns dann einfach als Zivilgesetze, alle was an und dann ist sie dann

00:49:00: irgendwie so solidarisch zusammenstehen. Wenn es keine Repressionen zu befürchten gäbe und der

00:49:08: letzten Generationen unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung stünden, was für eine Aktion würde

00:49:14: dir durchführen? Unbegrenzte Ressourcen, da wäre eigentlich immer so mein Traum, auch mal eine richtig,

00:49:22: richtig, richtig große Aufklärungskampagne zu machen, also es wirklich zu schaffen ist das ganze

00:49:26: Land damit zu plakatieren, was hier eigentlich gerade ja, was hier gerade abläuft und was hier

00:49:32: gerade passiert und dann fände ich es auch irgendwie geil, wenn mehrere Ressourcen dafür hätten,

00:49:39: wirklich so ganz viele Vorträge zu organisieren, was wir machen, also primär das, was wir machen,

00:49:45: ist eigentlich Bildungsarbeit, so die haben wir im Jahr 2023 über 1000 Vorträge in Deutschland

00:49:49: organisiert, Menschen hingekommen sind über die Klimakrise und diese Situationen informiert werden,

00:49:53: also dass wir mehr Rahmen und mehr Spielraum haben und dass wir wirklich auch Menschen was zurückgeben

00:49:59: können, die das machen, weil ganz viel da arbeiten wir uns ehrenamtlich und machen das Vollzeit und

00:50:04: versuchen irgendwo noch ein bisschen Geld herzubekommen um es über Wasser zu halten, sondern

00:50:08: dass auch Menschen dafür ja eine Pauschale bekommen können, von der sie leben können und das dann

00:50:13: Vollzeit machen können, weil wir kämpfen natürlich gegen Systeme an die extrem viel Geld haben,

00:50:19: also extrem extrem extrem viel Geld und das ist eigentlich der Pferd, dass wir auch sehr viel

00:50:25: Geld haben, mit dem wir dann gegen ankämpfen können und nicht nur immer also von uns hangeln und

00:50:31: weiter hangeln und weiter hangeln von Monat zu Monat. Ich finde das halt krass, weil nach allem,

00:50:38: was man auch kritisch gegen euch vorbringen kann, ihr fordert Aufklärung und Vorträge und in der

00:50:47: Vergangenheit das neuen Euro-Ticket und Tempolimit und gegen euch wird dieser Antiterror-Paragraf

00:50:54: gezogen, weil ihr euch auf die Straße klebt und wir haben auf der anderen Seite Gruppierungen,

00:50:59: die mit Galgen durch die Gegend laufen und Politiker bedrohen und die werden dann von

00:51:03: Parteivorsitzenden öffentlich verteidigt. Ja, ich glaube ich habe dann Gedanken zu, warum ich denke,

00:51:10: dass du so ist. Ich hätte das gar nicht weiter kommentiert, ich finde es einfach erst mal krass,

00:51:16: das so festzustellen, aber erzähl doch mal bitte. Ja und zwar, es gibt der Großunterschied

00:51:22: zwischen uns und den Bauernprotesten, dass die Bauernproteste im aktuellen System

00:51:28: losbar sind. Also die fordern etwas innerhalb des Systems und was wir fordern, das würde das

00:51:35: ganze System verändern, grundlegend verändern. Wenn wir die Klimakrise wirklich tief angehen,

00:51:41: dann würde das System sich ändern und es stellt natürlich die Machtfrage irgendwo. Wir wollen,

00:51:47: dass das Volk darüber entscheidet, wie wir sozial gerechte Lösungen bekommen. Das heißt,

00:51:51: wir stellen ganz akut die Politikerinnen und deren Jobs in Frage, weil wir meinen, dass das so

00:51:57: nicht sein kann, dass Menschen, die in Interesse daran haben, wiedergewählt zu werden, in solchen

00:52:02: Ämtern sitzen und sich von Lobby das Geld zu stecken lassen, jetzt mal selbst spitzgesagt,

00:52:07: sondern wir wollen, dass die Menschen das entscheiden. Das heißt, wir stellen das ganze

00:52:10: System in Frage. Wir stellen das ökonomische System komplett in Frage, weil wir sagen,

00:52:14: dass das hier mit dem höher weiter und so schneller geht. Das geht halt nicht mehr. So,

00:52:18: wir müssen erst mal gucken, wo die Energie überhaupt herkommt. Solange wir die nicht haben,

00:52:21: dann können wir halt so nicht weiterrachen. Das heißt, es stellt einfach das aktuelle System

00:52:26: komplett in Frage und da ist es viel schwieriger, darauf einzugehen als auf so kleine Forderungen

00:52:33: der Bauern und Bäuer, die innerhalb des Systems bösbar sind. Das wäre meine Theorie. Schön,

00:52:39: dass du da warst. Wir kommen zum Schluss. Du bist eine Pressesprecherin. Das heißt, du formulierst

00:52:44: Anliegen, um deine Gruppe zu repräsentieren und die Themen, die euch bewegen, die euch

00:52:51: wichtigsten außen zu tragen. Wir möchten dir zum Schluss dieser Podcastfolge auch ermöglichen,

00:52:56: einen persönlichen Werbeslot auszufüllen, indem du zum Beispiel auf andere Initiativen,

00:53:02: Projekt oder Menschen aufmerksam machst, die dir am Herzen liegen. Es kann etwas Persönliches sein,

00:53:06: es kann dein eigenes Buch sein, es kann deine Schwester sein, die ein Song herausgebracht hat

00:53:13: oder vielleicht hat dein Bruder oder dein Onkel ein Gedichtband veröffentlicht. I don't know.

00:53:19: Du hast Platz für deine Werbeanzeige und zwar ab jetzt.

00:53:23: Oh, ganz schön. Wichtig. Platz für deine Werbeanzeige.

00:53:32: Ich möchte gerne darauf aufmerksam machen, dass es okay ist, wenn man sich nicht traut, sich auf

00:53:44: die Straße zu kleben, aber dass wir die Menschen, die das gemacht haben, nicht alleine lassen dürfen.

00:53:49: Und so habe ich aber auch viele andere Menschen immer wieder rechtliche Konsequenzen, in denen

00:53:55: sie Forderungen bezahlen, bis sie an den Start, weil sie verurteilt wurden. Und da machen wir immer

00:54:00: wieder Spendenkampagnen, die teile ich bei mir bei Social Media, die teilen wir auf dem

00:54:05: letzten Generations-Account. Und da hilft es so sehr, wenn der eine oder andere einfach mal fünf

00:54:10: oder zehn Euro da lässt, dass wir diese Kosten gemeinsam tragen und die Menschen für, ja,

00:54:16: sich da quasi rauskaufen können und nicht dafür ins Gefängnis müssen. Das finde ich schön,

00:54:20: wenn wir das als Gesellschaft gemeinsam stemmen, dass die Mutigen, die sich da hinsetzen,

00:54:24: das dann nicht alleine tragen müssen. Schön, dass du da warst. Vielen Dank für deine Zeit.

00:54:29: Für deine Ehrlichkeit. Für deinen Wunsch und auch deinen Anliegen hier redet und Antwort zu stehen.

00:54:38: Vielen Dank, dass ihr uns zugehört habt. Liebe Hörerinnen und Hörer, dieses Podcasts

00:54:45: ganz schön laut des Veto-Magazins. Das nächste Mal ist wieder Ninia dran. Und ihr könnt uns überall

00:54:52: abonnieren, wo es Podcasts gibt. Uns vor allen Dingen weiter empfehlen, einschalten und uns treu

00:54:56: bleiben. Vielen Dank und bis bald. Bis bald, ihr Gehen.

00:55:00: Hey, bist du noch da? Dann bis bald. Du hörst ganz schön laut, den Veto-Podcast. Alle zwei Wochen.

00:55:23: Überall, wo es Podcasts gibt. Und bis dahin folgt uns auf Instagram und TikTok.

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