Ruben Neugebauer und Seenotrettung

Shownotes

Ruben Neugebauer erinnert sich gut an den Moment, als die Themen Flucht und Migration für ihn wichtig wurden. Vor Jahren ereignete sich in der Nähe seiner Heimat Reutlingen ein Fall, der ihn tief berührt und nachhaltig geprägt hat: Eine Familie aus Tübingen sollte unvermittelt in den Kosovo abgeschoben werden. Die Kinder waren alle in Deutschland aufgewachsen, ohne tieferen Bezug zu diesem Land in 2 000 Kilometer Entfernung.

„Für mich war damals absolut unverständlich, wie jemand eigentlich auf diese Idee kommen kann.“ Und genau dieses Gefühl von Fassungslosigkeit begegnet ihm seitdem immer wieder. Ob bei seinen journalistischen Reisen entlang der EU-Außengrenzen oder bei seiner aktivistischen Arbeit auf dem Mittelmeer, wo er gemeinsam mit anderen Freiwilligen Menschen vor dem Ertrinken rettet.

Ruben Neugebauer ist Gründungsmitglied der zivilen Seenotrettungsorganisation Sea Watch, die dem massenhaften Sterben Nothilfe entgegensetzt. Seit 2015 hat der Verein nach eigenen Angaben über 45 000 Menschen gerettet – im Einsatz auf dem Wasser und in der Luft.

Nach acht Jahren an der Spitze der Initiative hat sich Ruben Neugebauer 2023 von seinen offiziellen Ämtern bei Sea Watch zurückgezogen. Um Platz für Neues zu machen. Und vielleicht auch um Zeit für andere Projekte zu haben: Parallel ist er verantwortlich für die Kampagnenplattform Leave No One Behind; zudem berät, schult und professionalisiert er etliche weitere NGOs.

Seine Erfahrungen und Kontakte gibt er als Geschäftsführer von direct:action an junge Initiativen weiter – und mit der Organisation Cadus unterstützt er derzeit medizinische Hilfeleistung und Noteinsätze in Gaza.

Diese vielen verschiedenen Enden verbindet Ruben Neugebauer im Gespräch mit Ninia LaGrande zu einem großen Ganzen: dem Wunsch nach Zusammenhalt und Solidarität zwischen NGOs und aktiven Menschen, um gemeinschaftlich und erfolgreich gegen den Rechtsruck, Abschottung, Grundrechtsverletzungen und Klimawandel zu agieren. In dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT geht um seine innerste Motivation und die Frage, was ihm trotz der vielen traumatisierenden Bilder, die er im Laufe seines Engagements gesammelt hat, Hoffnung und Zukunftsglauben gibt.

TRANSPARENZ

Ruben Neugebauer blickt im Gespräch zurück auf die Anfänge von Sea Watch – ausschlaggebend für die Gründung der Rettungsorganisation war die Einstellung der Mission Mare Nostrum.

Außerdem verweist er im Kontext von Migration und Flucht auf sogenannte Pull-Faktoren und deren wissenschaftliche Einordnung innerhalb der Migrationsforschung.

Ausführlich wird auch die humanitäre Notlage im Gazastreifen und der Einsatz der Rettungsorganisation Cadus besprochen.

Und er ruft dazu auf, die Kampagne bleibt-stabil.de zu unterstützen, bei der ein Verzeichnis stabiler Orte in Deutschland entsteht, an denen Rechtsextremismus keinen Platz hat.

Die Folge mit Ruben Neugebauer wurde am 6. März 2024 aufgezeichnet.

URHEBERRECHT

Im Intro des Podcasts zitieren wir:

Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26

Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05

Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45

DANKSAGUNG

Redaktion: Melanie Skurt, Jule Merx; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann

FINANZIERUNG

Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Transkript anzeigen

00:00:00: Es hätte keine Veränderungen dieser Welt gegeben,

00:00:03: wenn nicht irgendjemand gesagt hätte, ach, das müssen wir ändern.

00:00:06: Manchmal muss man klare Kante zeigen.

00:00:09: Das fordert die Gesellschaft ja auch.

00:00:11: Klare Kante gegen rechts heißt es auch zum Beispiel immer.

00:00:14: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.

00:00:16: Wir haben extreme, massive Probleme, vor denen sich keiner verschließen kann.

00:00:21: Die Welt ist in Aufruhr.

00:00:23: Doch Aktivistinnen geben Hoffnung.

00:00:25: Du hörst ganz schön laut.

00:00:27: Nina Lagrande und Steven an Palaggan.

00:00:29: Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren.

00:00:33: (Dynamische Musik)

00:00:34: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Ganz schön laut".

00:00:41: Dem Interview-Podcast des Veto-Magazins.

00:00:44: Alle zwei Wochen sprechen wir hier mit Menschen,

00:00:46: die für Veränderungen etwas riskieren.

00:00:49: Unser heutiger Gast ist Ruben Neugebauer.

00:00:51: Auch wenn ihr diesen Namen noch nicht gehört habt,

00:00:54: kennt ihr bestimmt seine Projekte.

00:00:56: "No one behind", "Karbo Luftbrücke",

00:00:58: "Die Liste der NGOs", bei denen Ruben agiert, organisiert

00:01:01: und koordiniert, ist lang.

00:01:03: Er selbst steht eigentlich ungern im Rampenlicht,

00:01:05: macht wenig Lärm und seine Person auf den sozialen Netzwerken,

00:01:09: er werkelt lieber im Hintergrund, vernetzt Menschen, Initiativen

00:01:13: und NGOs. Ruben, schön, dass du da bist.

00:01:15: Moin, moin.

00:01:16: Zwischen welchen zwei Terminen kannst du dir heute Zeit

00:01:19: für diesen Podcast hier nehmen?

00:01:21: Ich fahr tatsächlich nachher noch zum Flughafen

00:01:24: und nach Ausbildungsflüge für neue Kros

00:01:27: für die Sea-Watch-Luftaufklärungs-Flugzeuge

00:01:30: auf dem Mittelmeer.

00:01:32: Okay, krass.

00:01:33: Ich hol mein Kind nachher von der Schule ab.

00:01:36: Auf jeden Fall ein anderes Level.

00:01:38: In der heutigen Folge soll es um deine aktivistische Arbeit gehen.

00:01:42: Darum, wie du Menschen zusammenbringst

00:01:44: und was dadurch alles möglich ist

00:01:45: und wie du trotz Notlagen überall am Ball bleibst

00:01:48: und vor allem den Kopf nicht in den Sand steckst.

00:01:50: Außerdem hoffen wir, dass wir von dir vielleicht

00:01:53: einen Tipp abstauben können, wie und wo Menschen aktiv werden.

00:01:56: Und wir gehen direkt mal rein und werfen den Blick zurück.

00:01:59: Polizei, Fanverein, Knüppel, Dick, EV.

00:02:02: Was hat es damit auf sich?

00:02:04: Das war jetzt so eine Geschichte in meiner Jugend.

00:02:06: Es ging darum, dass damals das Versammlungsgesetz

00:02:11: in Baden-Württemberg geändert werden sollte.

00:02:13: Und wir da befürchtet haben, dass es zu einer Einschränkung

00:02:18: von der Versammlungsfreiheit kommen könnte.

00:02:21: Weil das damals so war, dass Veranstaltungen schon ab zwei Personen

00:02:26: quasi, wenn politische Inhaltige äußert werden sollten,

00:02:29: als Versammlung zählen würden.

00:02:31: Karlsruhe hat das später auch kassiert, dieses Gesetz.

00:02:35: Also, es war schon so, dass wir damit Recht hatten

00:02:37: mit unserer Einschätzung, dass das quasi Grundrechte einschränken würde.

00:02:41: Und damals haben wir also als Zertieredemo

00:02:43: den Polizei-Fanverein Knüppel, Dick, EV gegründet

00:02:47: und haben eben in voraus einen im Geworsamen

00:02:50: alle Veranstaltungen, die quasi zwei und mehr Personen umfasst haben,

00:02:57: ordnungsgemäß in voraus einem Geworsamen

00:03:00: beim Ordnungsamt angemeldet.

00:03:02: Die haben da ganz schön blöd geguckt,

00:03:04: als da so dieser Stapel an Formularen,

00:03:06: den die dann wiederum ja bearbeiten müssen, immer höher wurde.

00:03:09: Und ich denke, wir haben damit eben gezeigt,

00:03:12: dass dieses Gesetz abgesehen davon, dass es grundrechtlich fragwürdig war,

00:03:16: auch nicht praktikabel war damals.

00:03:19: Das Projekt, mit dem dich die meisten wahrscheinlich in Verbindung bringen,

00:03:22: ist SeaWatch, die Initiative für zivile Seenotrettung im Mittelmeer.

00:03:26: Das hast du 2015 mitgegründet.

00:03:28: Warum bist du seit Ende letzten Jahres nicht mehr dabei?

00:03:31: Ich habe einfach nach acht Jahren in der zivilen Seenotrettung gesagt,

00:03:36: ich brauche meine Pause.

00:03:37: Ich bin dann mit meiner Freundin und unserem Van

00:03:42: einfach ein bisschen durch die Gegend gefahren

00:03:45: und habe versucht, mal wieder einen freien Kopf zu kriegen.

00:03:48: Ich glaube aber gleichzeitig auch, dass es gut ist für Projekte,

00:03:51: wenn die Leute, die von Anfang dabei sind,

00:03:53: irgendwann auch dazu in der Lage sind, abzugeben und zu schauen,

00:03:57: dass andere Leute mal die Entscheidungen treffen können

00:04:01: und da auch so ein bisschen frischer Wind

00:04:04: in die Initiativen reinkommt

00:04:07: und man da nicht irgendwie so festgefallen wird irgendwann.

00:04:10: Ich bleibe aber natürlich SeaWatch erhalten.

00:04:13: Wie gesagt, ich fahre jetzt nachher auch wieder zum Flugplatz,

00:04:17: um da neue Crew zu trainieren.

00:04:19: Also SeaWatch ist nach wie vor für mich ein sehr wichtiges Projekt.

00:04:23: Ich glaube, das ist leider Gottes SeaWatch nach wie vor gebraucht.

00:04:26: Wir sehen es jeden Tag auf dem Mittelmeer.

00:04:27: Die Notlage dort hat sich überhaupt nicht verändert.

00:04:31: Gleichzeitig ist es aber so, dass wir zum Club

00:04:35: als SeaWatch sehr, sehr viele Menschen haben dieses Genauso-System wie wir.

00:04:40: Also SeaWatch ist seit 2015 richtig doll gewachsen.

00:04:43: Wir haben mittlerweile eine zivile Flotte auf dem Mittelmeer.

00:04:47: Die auch nicht nur SeaWatch, sondern sehr viele weitere Organisationen

00:04:50: umfasst, die eben auch Schiffe aufs Mittelmeer in Zenten

00:04:54: zur zivilen Seenotrettung. Und das ist ein großer Erfolg.

00:04:57: Und deswegen konnte ich mir da guten Gewissens

00:05:00: einfach auch mal einen Pause nehmen.

00:05:02: Gute Gewissens, ne Pause nehmen.

00:05:04: Wie blickst du denn auf die Jahre bis hierhin zurück bei SeaWatch?

00:05:07: Naja, es ist ja so.

00:05:10: Wir sind angetreten damals 2015, weil wir gesagt haben,

00:05:15: wir wollen der Europäischen Union den Spiegel vorhalten.

00:05:18: Wir wollen zeigen, was da auf dem Mittelmeer passiert ist.

00:05:20: Das ist eine Situation, die man sich heute eigentlich fast gar nicht

00:05:23: mehr vorstellen kann. Damals war es zum Beispiel sehr schwer,

00:05:26: Bilder zu kriegen von dem, was dort auf dem Mittelmeer passiert.

00:05:29: Das hat sich ja total geändert.

00:05:30: Wir haben mittlerweile eine Flute von Bildern, die zeigen, was da passiert.

00:05:34: Nichtsdestotrotz hat sich an der Situation nichts geändert,

00:05:38: beziehungsweise die ist sogar noch schlimmer geworden.

00:05:40: Und ja, die Gesellschaft in Europa hat sich immer mehr polarisiert.

00:05:47: Wir haben in den letzten Jahren im Prinzip im Monatstakt irgendwo

00:05:53: als Zühlrechtsverschärfung bekommen.

00:05:55: Also es ist tatsächlich so, dass wir damit unserem Ansatz damals

00:05:59: uns selber überflüssig zu machen, was ursprünglich mal die Idee war,

00:06:02: dass wir gesagt haben, wir kommen dahin, wir zeigen, was dort passiert.

00:06:05: Wir sind ja im Prinzip auch gar nicht in einem Rettungsschiff,

00:06:09: sondern eine zivile Telefonzelle, die quasi die Staaten informiert.

00:06:14: Deswegen ja auch "See Watch" und nicht "See Rescue".

00:06:17: Also wir haben damals gesagt, wir fahren dahin,

00:06:20: wir zeigen, was dort passiert und wir zwingen, die Staaten dann

00:06:23: eben ihren Job zu machen.

00:06:25: Damit sind wir tatsächlich gescheitert.

00:06:28: Es gibt zu wenig staatliche Zivile, Sehnotrettung wie lange nicht.

00:06:35: Also es ist so, dass sich im Prinzip Europa da aus dem Job rausgezogen hat.

00:06:41: Das war 2015 tatsächlich noch anders.

00:06:44: Damals ist die italienische Küste noch gekommen,

00:06:46: wenn wir einen Sehnotfall gemeldet haben.

00:06:50: Mittlerweile müssen wir das alles selber machen.

00:06:52: Wie bist du überhaupt in die humanitäre Nothilfe eingestiegen?

00:06:56: Gab es für dich irgendwie so ein Erlebnis,

00:06:58: das sich ins Engagement geführt hat?

00:06:59: Es ist tatsächlich so, dass mir das Thema Flucht und Migration

00:07:04: schon sehr früh wichtig geworden ist.

00:07:06: Es gab einen Fall in Tübingen, also ich komme aus Reutlingen,

00:07:09: das ist 10 km weiter.

00:07:11: Und dort war es so, dass die Schülersprecherin

00:07:16: von einer Schule in den Kosovo abgeschoben wurde.

00:07:19: Und auch ihre Geschwister, die alle in Deutschland aufgewachsen sind,

00:07:25: deren Muttersprache Deutsch ist, wurden dann eben in ein Land abgeschoben.

00:07:30: Das ist die überhaupt nicht kannten,

00:07:32: wo die Sprache noch nicht mal gesprochen haben.

00:07:35: Das war für mich absolut unverständlich,

00:07:37: wie man eigentlich auf diese Idee kommen kann.

00:07:40: Und deswegen war für mich auch schon in der Kindheit

00:07:44: das Thema Assyrie, Flucht und Migration irgendwie wichtig.

00:07:48: Ich habe dann eine Zeit lang als Journalist gearbeitet,

00:07:53: war auf den Fluchtrouten nach Europa unterwegs

00:07:55: und zum Teil auch in den Herkunftsländern.

00:07:57: Und dann gab es eben 2015 diese Situation,

00:08:03: dass die staatliche Rettungsmission

00:08:05: mal in Nordstrom damals eingestellt worden ist.

00:08:08: Und das Absehbar war, dass sehr viel mehr Menschen ertrinken würden.

00:08:11: Und da war für mich einfach klar, da müssen wir was machen.

00:08:15: Die Krisen reißen ja auch nicht ab.

00:08:16: Folgend auf die schlimmen Ereignisse am 7. Oktober 23

00:08:19: löst jetzt aktuell die humanitäre Lage im GASA-Streifen Entsetzen aus.

00:08:23: Da bist du auch helfend beteiligt, oder?

00:08:26: Ja, wir haben eine Partner-Organisation, KADUS,

00:08:29: die kennen wir im Prinzip, weil wir auf dem Mittelmeer zusammengearbeitet haben.

00:08:33: Und KADUS ist eben eine humanitäre Organisation,

00:08:40: die sich darauf spezialisiert hat,

00:08:43: in sehr komplexen Krisen medizinische Hilfe zu leisten.

00:08:47: Ich bin selber auch Rettungssanitäter,

00:08:50: war mit KADUS schon in zahlreichen anderen Einsätzen

00:08:53: und helf jetzt dabei mit, die Kurs auf den Einsatz in GASA vorzubereiten

00:09:00: und unterstützt das Backoffice.

00:09:03: Gerade ist ein sehr guter Freund von mir als Einsatzleiter

00:09:07: in den GASA-Streifen gestern eingereist.

00:09:11: Und ich versuch, die da so gut es geht, von hier zu unterstützen.

00:09:16: Vielleicht kannst du unsere Hörer*innen ein bisschen mitnehmen.

00:09:20: Was sagen die Menschen, mit denen du vor Ort in Kontakt stehst?

00:09:24: Wie ist die Lage vor Ort?

00:09:26: Die Lage ist absolut prekär.

00:09:29: Wir müssen uns vorstellen, in RAFA,

00:09:31: das ist an der Grenze zu Ägypten, wo KADUS aktiv ist,

00:09:36: ist ein Großteil der Bevölkerung des gesamten GASA-Streifens.

00:09:41: Mittlerweile, der ohnehin nicht besonders großes.

00:09:45: Das heißt, da ist alles sehr, sehr verdichtet.

00:09:48: Gleichzeitig gibt es Kampfhandlungen in unmittelbarer Entfernung.

00:09:53: Es ist dann so, dass die dort einen so genannten

00:09:57: "Draw-Mastabilisation-Point" betreiben.

00:09:59: Das bedeutet im Prinzip so einen ersten Anlaufpunkt,

00:10:02: wo Verletzte hingebracht werden und erst versorgt werden,

00:10:07: bevor die dann woanders weiter versorgt werden können.

00:10:12: Da fangen die Probleme an.

00:10:13: Es gibt viele sehr drastisch verletzte Personen,

00:10:18: die den teilweise direkt unter der Hand wegsterben,

00:10:22: weil man da gar nicht mehr so viel machen kann.

00:10:25: Es ist eben auch so, dass die Weiterversorgung

00:10:28: große Schwierigkeiten darstellt, weil es kaum noch funktionierende

00:10:32: medizinische Infrastruktur gibt im GASA-Streifen.

00:10:35: Wenn man sich das vorstellt in Deutschland,

00:10:37: da würde man in die Notaufnahme kommen.

00:10:39: Da würde quasi mal so das Kröpste gemacht, Blutungen gestillt,

00:10:43: Nötig, etc.

00:10:45: Dann würde es erst mal in den OP gehen.

00:10:47: Wenn man aus dem OP wieder rauskommt,

00:10:49: wahrscheinlich auf die Intensivstation oder sonst

00:10:53: die stationäre Behandlung.

00:10:54: Daran mangelt es im GASA-Streifen.

00:10:57: Das heißt, wir haben es auch sehr viel damit zu tun,

00:11:01: dass sich Wunden zum Beispiel entzünden,

00:11:04: was eigentlich bei einer adäquaten medizinischen Versorgung

00:11:07: nicht notwendig wäre.

00:11:09: Das betrifft jetzt nur die medizinische Versorgung.

00:11:12: Ich habe mir daher auch eine Ungasnot.

00:11:14: Viele haben in den Medien die Bilder gesehen.

00:11:17: Meine Kolleginnen haben das quasi am Strand live mitbekommen,

00:11:21: wie dann Hilfslieferungen mittlerweile aus Flugzeugen

00:11:24: abgeworfen werden.

00:11:26: Und da eben großes Chaos und große Not herrscht auf jeden Fall.

00:11:30: Egal, was du machst,

00:11:33: du längst mit deinen Projekten immer die Aufmerksamkeit dahin,

00:11:36: wo andere eigentlich am liebsten wegschauen würden.

00:11:39: Die, die dir dabei begegnen sind, wahrscheinlich oft nicht leicht

00:11:43: zu verdauen.

00:11:44: Ich stelle es mir auch nicht einfach vor,

00:11:46: wenn ich weiß, dass ein guter Freund oder eine gute Freundin

00:11:49: gerade in so einem Krisengebiet ist.

00:11:51: Du hast mal in einem Interview gesagt, oft hilft es zu weinen.

00:11:55: Wie gehst du mit dieser Belastung für die Psyche um?

00:11:58: Naja, also wichtig ist, dass man überhaupt damit umgeht.

00:12:01: Und das nicht nur einfach in sich reinfrisst,

00:12:04: das ist, glaube ich, schon mal das Wichtigste.

00:12:07: Ja, red ich natürlich viel mit Freunden drüber.

00:12:10: Es ist aber auch so, dass ich zum Beispiel eine Therapie angefangen hab.

00:12:15: Ich glaub, dass das was total wichtig ist.

00:12:17: Ich find's auch wichtig, darüber zu reden,

00:12:19: weil das Thema nach wie vor stigmatisiert ist.

00:12:22: Ich glaub aber, dass das allen gut tun würde.

00:12:24: Also ich denk, eigentlich müsste das so wie zum Zahnarzt gehen sein.

00:12:28: Dass man im Prinzip einmal im Jahr zum Vorgespräch

00:12:31: quasi zur Kontrolle geht und guckt, was so ist.

00:12:35: Und wenn man irgendwie Probleme hat, sollte man Hilfe bekommen.

00:12:39: Soweit sind wir noch nicht im deutschen Gesundheitssystem.

00:12:42: Es ist auch immer noch so, dass das ein Thema ist,

00:12:44: das sehr stigmatisiert ist.

00:12:46: Also ich hatte dann zum Beispiel direkt eine Diskussion

00:12:49: mit dem Luftfahrtbundesamt, die erst mal gesagt haben,

00:12:52: so jetzt drücken wir dir eine extra Untersuchung jedes Jahr rein.

00:12:56: Weil du machst die Therapie, dann bist du ja quasi nicht mehr dazu

00:12:59: in der Lage, quasi einen Flugzeug zu führen.

00:13:02: Da musste ich erst mal irgendwie jetzt jedes Jahr

00:13:05: sozusagen nochmal meine psychische Gesundheit unter Beweis stellen.

00:13:08: Mit einem Gutachten.

00:13:10: Ich glaube aber eigentlich wäre das was,

00:13:13: was sehr viel mehr Menschen machen sollten.

00:13:15: Weil es ja irgendwie so ist,

00:13:19: in der deutschen Gesellschaft überhaupt kein Problem,

00:13:21: sich die Probleme wegzutrinken und quasi zum Alkoholiker zu werden.

00:13:26: Aber wehe, man fängt an, darüber zu sprechen

00:13:31: und zu sagen, natürlich ist es so,

00:13:33: wenn man sehr viele schlimme Dinge sieht, das macht was mit einem.

00:13:36: Das ist völlig klar und dann redet man besser offen drüber.

00:13:41: Fühlst du dich manchmal so von der Realität entkoppelt?

00:13:46: Also dass dir quasi so ein Alltagsprobleme von anderen Menschen

00:13:50: irgendwie banal vorkommen, wenn sie dir die erzählen?

00:13:52: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man das nicht tut.

00:13:56: Und ich habe auch Alltagsprobleme so.

00:13:58: Also es ist völlig klar, dass auch bei mir ganz normale Probleme auftreten.

00:14:06: Und es ist ja auch so, man denkt dann immer,

00:14:09: wenn man woanders irgendwie große Not sieht,

00:14:11: dass es irgendwie so besonders krass ist.

00:14:14: Aber das ist ja eigentlich nur ein gratueller Unterschied.

00:14:17: Wir haben das hier ja auch.

00:14:19: Also ich brauche ja nur in den U-Bahnhof bei der U8-Rennen laufen.

00:14:22: Und dann sehe ich auch, wie prekär die Lage für viele Menschen

00:14:28: auch hier in Deutschland ist.

00:14:30: Und ich denke, es ist wichtig, dass das klar ist, eine Entscheidung.

00:14:36: So, ob ich hinschaue oder ob ich wegschau, ist immer eine Entscheidung.

00:14:40: Ich muss auch nicht in den Gasastreifen fahren,

00:14:43: um festzustellen, dass es dort ein Problem gibt.

00:14:45: Und genauso wenig aufs Mittelmeer.

00:14:47: Also wir leben ja in einem Informationszeitalter.

00:14:51: Man kriegt mit was passiert.

00:14:54: Oder man kann zumindest mitkriegen, was passiert.

00:14:57: Und es ist halt eine Entscheidung, ob man das sehen will oder nicht.

00:15:01: Man hat so ein bisschen das Gefühl,

00:15:04: dass die Welt so langsam den Bach runtergeht.

00:15:07: Wenn wir an einer Baustelle ansetzen, dann tut sich schon die nächste auf.

00:15:11: Und eigentlich müsste doch vieles von politischer Seite geregelt werden.

00:15:14: Ist das nicht manchmal enorm frustrierend?

00:15:16: Also wie bleibst du da motiviert?

00:15:18: Also ein guter Freund, ein Aktivist aus Österreich hat mir mal gesagt,

00:15:26: in Österreich sagen wir aufgeben tun wir einen Brief.

00:15:29: Meine Mama ist Österreicherin.

00:15:32: So will ich das auch handhaben.

00:15:36: Also ich meine, natürlich ist es gerade ziemlich frustrierend.

00:15:41: Ich habe gestern meiner Freundin eine Grafik geschickt,

00:15:45: die ich im Internet gefunden habe, wo es um den Anstieg der Meerestemperatur geht.

00:15:52: Also die Oberflächentemperatur der Ozeane ist quasi im letzten Jahr

00:15:57: quasi durchgängig, quasi hat durchgängig Rekorde geschrieben,

00:16:02: jeden einzelnen Tag.

00:16:04: Und ich habe dazu geschrieben, dass mir das Angst macht.

00:16:07: So, und das ist auch so, das macht mir Angst.

00:16:09: Und gleichzeitig habe ich festgestellt,

00:16:13: dass es sehr, sehr viele tolle Menschen gibt, die da was gegen tun wollen.

00:16:17: Ich habe jetzt gerade, sind wir dabei, eine Kampagne aufzubauen

00:16:22: gegen Rechtsextremismus.

00:16:24: Und da sitzen wir zusammen mit den Leuten von Fridays for Future.

00:16:29: Und das zu sehen, dass es sehr viele Menschen gibt,

00:16:32: die irgendwie verstehen, dass es hier Probleme gibt,

00:16:34: dass die Probleme zusammenhängen.

00:16:35: Und dass wir da zusammen was gegen tun wollen,

00:16:38: ist total ermutigend trotz allem.

00:16:40: Sehr schön. Motivation brauchen wir auch für unser erstes Spiel.

00:16:45: Da geht es um schnelle Entscheidungen.

00:16:47: Also ich stelle dir kurz zu Fragen und du antwortest so fix wie möglich.

00:16:51: Wir haben anderthalb Minuten Zeit.

00:16:53: Bist du ready?

00:16:54: Und das im ADAS, der keine Entscheidungen treffen,

00:16:56: ermutigert zu versuchen.

00:16:58: Das ist ja dann ein großes Experiment.

00:17:00: Los geht's.

00:17:01: Ganz schön knapp, alles auf Zeit.

00:17:09: Was bereust du?

00:17:12: Vieles.

00:17:17: Wann schämst du dich fremd?

00:17:19: Jeden Tag, wenn ich mir anschaue,

00:17:25: was Politiker*innen so vor uns sich geben.

00:17:30: Ja.

00:17:31: Wen bewunderst du?

00:17:33: Mein Team.

00:17:36: Und tatsächlich auch sehr viele Menschen,

00:17:40: die wir auf den Boden treffen, weil das wirklich viel Mut erfordert.

00:17:45: Eine wirklich kreative Beleidigung.

00:17:47: Ich komme aus dem Schwabenland.

00:17:53: Da gibt es einen kompletten Schimpfwortkalender.

00:17:55: Da muss ich jetzt wirklich überlegen.

00:17:57: Aber Lumber's Dayville finde ich zum Beispiel großartig.

00:18:00: Sehr gut. Was gibt dir Hoffnung?

00:18:02: Zu sehen, wie viele Menschen sich nicht damit abfinden,

00:18:09: was gerade passiert.

00:18:11: Wovon bekommst du nie genug?

00:18:14: Kleidschirmfliegen.

00:18:15: Geil. Von wie vielen berühmten Menschen hast du die Telefonnummer?

00:18:20: Dann muss man überlegen, was berühmt bedeutet.

00:18:24: Aber es dürfte ein paar sein.

00:18:26: Welche Überschrift möchtest du gern über dich lesen?

00:18:29: Wui.

00:18:32: Es ist mir eigentlich gar nicht so wichtig,

00:18:36: Überschriften über mich zu lesen.

00:18:39: Und das ist mir eigentlich nicht so wichtig.

00:18:42: Es ist mir nicht so wichtig,

00:18:44: wie es ist, über mich zu lesen.

00:18:46: Und es gibt so ein paar, die es schwierig fand über die Jahre.

00:18:50: Aber was würde ich gerne über mich lesen?

00:18:53: Im Protheater war noch nie meine Stärke.

00:18:55: Auf jeden Fall.

00:18:57: (Schrei)

00:18:59: Okay, das war's schon. Du bist der Nöst.

00:19:02: (Lachen)

00:19:03: Aber hast du ein Beispiel für eine Überschrift,

00:19:07: die du richtig beschissen fandst?

00:19:10: Die Welt hat mich auf ein Titel gepackt.

00:19:14: Und das ging ursprünglich darum,

00:19:18: eigentlich über Seenotrettung zu reden.

00:19:21: Und da haben wir dann, glaub ich, irgendwas geschrieben,

00:19:24: wie der junge Mann und das Meer.

00:19:26: Ich fand das irgendwie total albern, weil das so auf mich zentriert war.

00:19:30: Und überhaupt nicht um die Sache ging, um die uns mitging.

00:19:34: Vor allem habe ich mich der Artikel geärgert,

00:19:37: weil die da im Prinzip mir nur so halb zugegört haben.

00:19:40: Und dann hatten wir darüber geredet,

00:19:43: ob offene Grenzen eigentlich eine Option sind.

00:19:47: Und dann haben die da pauschal reingeschrieben.

00:19:50: Ich hätte das nicht belegt.

00:19:52: Ich hatte den nach bezahlreichen Studien genannt

00:19:54: in dem Gespräch, die für mich zum einen gezeigt haben,

00:19:59: dass der Pullfaktor, der damals diskutiert wurde,

00:20:04: nicht existiert.

00:20:05: Was mittlerweile wirklich wissenschaftlich wiederlegt ist.

00:20:08: Das ist ein viel Schiff von wegen des Nurwald-Senotrettung.

00:20:11: Da ist die Leute sich auf den Weg machen würden.

00:20:14: Das ist einfach wissenschaftlich wiederlegt.

00:20:16: Und auf der anderen Seite hatten wir darüber gesprochen,

00:20:20: dass im Prinzip wird man ja immer sofort als Utopist verschrieben,

00:20:23: wenn man sagt, offene Grenzen sind eine Möglichkeit.

00:20:26: Historisch ist das aber total absurd,

00:20:29: weil es eigentlich umgekehrt ist.

00:20:31: Also geschlossene Grenzen haben sich historisch nie durchgesetzt.

00:20:35: Ein schwieriges Beispiel davon,

00:20:37: wo sich über einen historisch längerem Zeitraum

00:20:40: quasi geschlossene Grenzen irgendwie gehalten hätten.

00:20:44: Es gibt einige wenige Beispiele, wo das aktuell der Fall ist.

00:20:48: Da ist es aber eher so, dass irgendwelche Diktaturen

00:20:51: ihre Bevölkerung einsperren, wie das zum Beispiel in Nordkorea ist.

00:20:55: Aber dass entgegen Migrationsbewegungen,

00:20:57: Grenzen verschlossen werden, hat historisch noch nie funktioniert.

00:21:01: Und im Gegenteil ist es allerdings so,

00:21:04: dass die Grenzöffnungen sehr häufig dazu geführt haben,

00:21:07: dass es für die Bevölkerung Vorteile gab.

00:21:11: Ein Beispiel ist zum Beispiel die Europäische Union,

00:21:14: die ihre Binnengrenzen geöffnet hat.

00:21:17: Und da kann man immer sagen, na ja, ist ja nur die Europäische Union,

00:21:20: dafür hat man dann die Außengrenzen.

00:21:22: Da war es aber so, wir hatten denselben rassistischen Diskurs,

00:21:26: den wir jetzt haben mit Migration in die EU rein.

00:21:28: Hatten wir vor der Osterweiterung, wo es dann auch hieß,

00:21:32: dass die Bulgarien und die Rumänen, die kommen dann in unser Sozialsystem.

00:21:36: Und es ist ja nur insofern passiert,

00:21:38: als dass die als Arbeitskräfte in unser Sozialsystem kommen,

00:21:42: und wir ohne Menschen aus Bulgarien und Rumänien

00:21:45: zum Beispiel hier ein Riesenproblem hätten mit unserem Sozialsystem.

00:21:49: Wir haben eine Pflegenotstand und so weiter.

00:21:51: Deswegen finde ich das immer ein ganz spannendes Thema,

00:21:54: darüber zu reden.

00:21:56: Da hatte ich mit der Welt sehr ausführlich darüber geredet.

00:21:59: Ich habe es auch immer noch daraus gemacht, der junge Mann und das Meer.

00:22:03: Das fand ich ein bisschen inhaltsbefreit.

00:22:05: Ich wünsche mir, wenn es um Überschriften geht,

00:22:08: welche, die auch auf die Zwölf gehen und sagen, worum es eigentlich geht.

00:22:12: Ich dachte, irgendwie sowas romantisierend ist der junge Mann und das Meer.

00:22:16: Das passt ja jetzt, also, na ja.

00:22:18: Kurze Werbeunterbrechungen eigener Sache.

00:22:21: Mit Veto geben wir Aktivismus an die mediale Bühne.

00:22:24: Wir erzählen von denen, die aufstehen und ihre Stimme erheben.

00:22:28: Was sie wollen, was sie antreibt,

00:22:30: das lest ihr jede Woche neu auf Veto-Magazin.de.

00:22:33: Du hast ja eben schon gesagt in unserem Spiel,

00:22:40: dass du dich jeden Tag für Politiker*innen fremd schämst.

00:22:44: Die sind ja eigentlich an vielen Stellen in der Bringschuld.

00:22:47: Also Lücken, die da offen bleiben, füllen Menschen wie du

00:22:50: zum Beispiel mit ihrem Aktivismus.

00:22:52: Du nimmst die Dinge dann selbst in die Hand

00:22:54: und bist unter anderem Geschäftsführer von Direct Action.

00:22:58: Das ist die Aufgabe dort.

00:23:00: Das ist im Prinzip eine Ausgründung,

00:23:02: die ich mit einem Kollegen von SeaWatch gestartet habe.

00:23:05: Was wir machen wollen,

00:23:07: ist im Prinzip jungen Initiativen dabei zu helfen,

00:23:13: Infrastruktur aufzubauen.

00:23:15: Wir haben das immer wieder erlebt,

00:23:18: Wir sowohl bei Leafnorn Behind als auch bei SeaWatch Anfragen bekommen von anderen, die

00:23:24: eben eine gute Idee haben, da an den Start kommen wollen.

00:23:30: Und wir haben eben jetzt mit dem Aufbau von verschiedenen Projekten so die eine oder andere

00:23:36: Erfahrung gemacht.

00:23:37: Wie macht man das, dass man erfolgreich Fundracing betreibt?

00:23:43: Wie kann man Projektmanagement regeln?

00:23:45: Wie geht es eigentlich überhaupt im Verein zu gründen?

00:23:48: Solche Dinge, die häufig dann schwieriger sind, schnell umzusetzen, als es auf den ersten

00:23:57: Blick erscheint.

00:23:58: Und dann muss man das Rad nicht neu erfinden.

00:24:00: Und wir haben da ja doch so wohl die eine oder andere gute Erfahrung gemacht, also

00:24:06: ein Haufen Fehler gemacht in den letzten Jahren, die andere nicht wiederholen müssen

00:24:10: und die Erfahrungen wollen wir weitergeben.

00:24:12: Dafür haben wir das eben gegründet.

00:24:14: Das ist eine gemeinnützige Organisation.

00:24:18: Also wir versuchen im Prinzip, Gelder einzuwerben, Spenden einzuwerben, um dann dazu in der Lage

00:24:26: zu sein, unsere Erfahrungen quasi ohne Kosten für solche Projekte weiterzugeben und die

00:24:32: auch mit unserer Arbeitskraft dabei zu unterstützen, schnell an den Start zu kommen.

00:24:37: Ich kenne das selbst auch als Selbstständige, dass ich immer anbiete, vor allem jüngeren

00:24:42: irgendwie Tipps zu geben, auch wenn es um Verhandlungen geht oder ums Netzwerken oder

00:24:47: so.

00:24:48: Warum findest du, ist es Teilen von solchen Erfahrungen und Infrastrukturen auch, wie ihr

00:24:52: das auch bei Direct Action macht, so wichtig?

00:24:54: Ich glaube, dass es häufig so ist, dass, also wir leben in einer Zeitmultiple Krisen

00:25:00: und es ist ganz oft so, dass so große etablierte Organisationen an die Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit

00:25:09: kommen, weil wir sehr schnelle Entwicklungen haben, wo die dann teils zu langsam sind und

00:25:14: dann sind es häufig halt junge Initiativen, die dann sehr schnell sehr gute Lösungen

00:25:21: eigentlich finden für Probleme und mit sehr viel Engagement da reingehen, denen dann

00:25:26: aber oft eben die Erfahrungen, die Infrastruktur fehlt und da dann reinzugehen und zu sagen,

00:25:35: wir unterstützen mit unseren Erfahrungen, kann das halt so ein bisschen boosten, so

00:25:41: dass man dann halt zum Beispiel Spendengelders effizienter einsetzen kann und bei den vielen

00:25:49: Problemen, die wir haben, ist es ja eher schwer, die Hoffnung zu behalten, aber wenn es dann

00:25:56: schon Leute gibt, die sich da engagieren, dann möchten wir denen eben helfen, das möglichst

00:26:01: effizient zu tun.

00:26:02: Wie entscheidet ihr, welche Projekte ihr unterstützt?

00:26:05: Zunächst mal die, die uns anfragen und dann ist es ja so, wir sind ja nicht allein, also

00:26:13: wir haben ja ein großes Netzwerk und bisher ist es tatsächlich so, also wir sind auch

00:26:18: gerade erst an den Start gegangen, aber bisher haben wir noch kein Projekt abgelehnt, das

00:26:22: heißt aber nicht, dass wir das alles selber machen, sondern häufig ist es eben so,

00:26:25: wenn wir dann eine Anfrage kriegen, dann denken wir ach, da gab es doch diese Personen bei

00:26:31: der anderen Organisation, die nur wir wissen, dass sie dieselbe Erfahrung gemacht hat,

00:26:37: das sind dann gar nicht unbedingt wir selber, sondern dann rufen wir da an und sagen, hey,

00:26:40: könntet ihr euch vorstellen, vielleicht dieses neue Projekt mit zu unterstützen und das klappt

00:26:44: sehr häufig, weil ich die Erfahrung mache, dass gerade, also sowohl im Bereich von NGOs,

00:26:51: wo sehr viele Leute sowieso für die Sache arbeiten, als auch im kommerziellen Bereich,

00:26:55: weil häufig ist es so, wir haben dann mit irgendwelchen Firmen zusammengearbeitet und

00:27:00: die Mitarbeiter*innen haben eigentlich auch häufig Lust mal was zu machen, was irgendwie

00:27:06: die Gesellschaft nach vorne bringt und dann ist es gar nicht unbedingt nur so, dass das

00:27:11: jetzt quasi die in Anführungszeichen gut Menschen sind, die da sich engagieren würden, sondern

00:27:16: dass man durchaus aus so einem Netzwerk ganz verschiedene Leute ziehen kann, die dann Lust

00:27:23: haben sich zu engagieren.

00:27:24: Du hast selbst mal in einem Interview erzählt, dass es in der NGO-Welt viel um PR geht, also

00:27:30: darum Logos zu platzieren, die Werbetrommel zu rühren und Spenden zu generieren und dass

00:27:34: die eigentliche Arbeit vor Ort manchmal so ein bisschen hinten runter fällt.

00:27:37: Trotzdem geht es ja nicht ganz ohne Aufmerksamkeit und Spenden.

00:27:41: Wie findest du bei diesem Balanceakt die goldene Mitte, damit der Aktivismus die größte Wirkung

00:27:45: entfalten kann?

00:27:46: Ja, ist eine gute Frage.

00:27:48: Also ist ja immer so, dass Einsätze auch finanziert werden müssen irgendwie.

00:27:53: Für Musmen natürlich.

00:27:54: Ein Stück weit auch nach außen gehen.

00:28:00: Was mir sehr gut gefällt, ist, dass wir in der Senotrettung das bisher immer so gehandhabt

00:28:07: haben, dass eigentlich nie ein Schiff im Hafen bleibt, weil kein Geld da ist, während andere

00:28:12: Organisationen Geld auf dem Konto bunkern.

00:28:16: Also es ist sehr viel Solidarität untereinander und es war immer wieder so, dass wenn ein

00:28:23: Schiff bei einer Organisation nicht rausfahren kann, dass dann eben andere Organisationen,

00:28:29: die vielleicht in dem Moment ein bisschen besser aufgestellt sind, dann eben einspringen

00:28:35: und da finanzielle Mittel auch weitergeben und das funktioniert sehr gut und dann finde

00:28:40: ich es überhaupt nicht verwerflich, wenn man Gutes tut und darüber redet, so wie es

00:28:45: immer so schön heißt.

00:28:47: Ich find es halt wichtig, dass die Sache im Vordergrund steht.

00:28:51: Also dass am Ende die Entscheidungen so getroffen werden, wie kann man am Ende wirklich den

00:28:57: größten Impact generieren, weil das denke ich auch immer im Sinne der Spender*innen.

00:29:00: Also die meisten Spender*innen haben vielleicht zum Beispiel das SeaWatch-Logo irgendwo gesehen,

00:29:04: weil SeaWatch jetzt halt die größte Marke in Anführungsstrichen in dem Bereich ist.

00:29:10: Die spenden ja aber für die Zivile Senotrettung und nicht, weil jetzt die SeaWatch so viel

00:29:15: toller als SeaEye finden.

00:29:17: Und so verstehen wir das dann halt auch auf der anderen Seite und sagen, wir setzen das

00:29:24: Geld halt so effizient wie möglich für die Zivile Senotrettung ein.

00:29:27: Das bedeutet dann auch mal, dass wir vielleicht, wenn SeaWatch gerade besser finanziert ist,

00:29:33: wir dann halt gleichzeitig aber sehen, dass ein Schiff nicht rausfahren kann, weil kein

00:29:37: Geld da ist, dann finanzieren wir das halt.

00:29:39: Und bei "Leave No One Behind" haben wir von Anfang an im Prinzip eine Organisation

00:29:45: gegründet, die in erster Linie dafür da ist, quasi Gelder effizient einzusammeln.

00:29:51: Also wir haben ein Team in Berlin sitzen, was eben immer wieder große Spendenkampagnen

00:29:56: fährt, was dafür auch die Infrastruktur hat.

00:29:58: Also man muss ja irgendwie das dann auch alles abrechnen.

00:30:02: Das muss alles formell korrekt sein.

00:30:03: Und dafür brauchen wir natürlich ein Büro, dafür brauchen wir natürlich Mitarbeiter*innen.

00:30:07: Und das ist alles was, was sich jetzt kleine Projekte zum Beispiel gar nicht leisten können

00:30:11: unbedingt.

00:30:12: Das heißt da sagen wir halt, okay, wir übernehmen diese Rolle.

00:30:15: Wir haben dann auch Kontakte zu zum Beispiel Prominenten, die irgendwie dann zum Beispiel

00:30:22: Spendenkampagnen mitfahren.

00:30:23: Und dann gehen wir das eben weiter an die Organisation, damit die sich eben auf die

00:30:28: Arbeit konzentrieren kann.

00:30:29: Das beste Beispiel dafür ist gerade unsere Spendenaktion für Gaza.

00:30:36: Also da unterstützen wir KADUS mit Spenden, die wir im Prinzip über Lievenlauren Behind

00:30:44: einsammeln, aber dann eben eins zu eins weitergeben an KADUS.

00:30:48: Und dafür haben wir dann zum Beispiel Promis wie Lena Meyer Landroth angefragt, die dann

00:30:54: das gepostet hat, die sich da auch eingestellt hat mit ihrem Namen und ja eben unsere Aktion

00:31:01: unterstützt hat.

00:31:02: Das war es natürlich für KADUS super cool, weil dann natürlich sehr viel mehr Geld zusammen

00:31:07: gekommen ist, als wenn jetzt einfach nur KADUS das auf ihrem Instagram-Account gepostet

00:31:13: hätten.

00:31:14: Und genau, das ist so ein bisschen das Prinzip, das wir da fahren, dass wir sagen, wir kümmern

00:31:19: uns eben dann um diesen Aspekt, damit sich eben andere komplett auf die inhaltliche Arbeit,

00:31:26: auf die humanitäre Arbeit konzentrieren können.

00:31:28: Gibt es auch Konkurrenzdruck zwischen Hilfsorganisationen?

00:31:32: Also Konkurrenzdruck gibt es ja immer.

00:31:35: Natürlich auch im NGO Sektor, wir leben im Kapitalismus, wie soll es auch anders sein?

00:31:39: Nichtsdestotrotz haben wir, denke ich, speziell im Bereich der Zivilen Seenotrettung und mit

00:31:44: Lievenlauren Behind gezeigt, dass Solidarität untereinander sich lohnt und man dann eben

00:31:51: insgesamt für die Sache erfolgreicher sein kann, wenn man versucht, der Solidarisch zu

00:31:55: sein.

00:31:56: Und da gibt es jetzt gar keinen Konkurrenzdruck untereinander.

00:31:59: Weil auch da müssen wir natürlich Entscheidungen treffen, wir haben nicht unendlich Spendengelder

00:32:04: zur Verfügung und dann muss man sich manchmal entscheiden, für welches Projekt man die

00:32:07: jetzt ausgibt.

00:32:08: Aber wir haben eben auch gezeigt, dass durch so ein solidarisches Miteinander man sehr

00:32:14: viel erreichen kann und das ist ein Beispiel, was ich denke, was Schule machen könnte,

00:32:19: auch in anderen Bereichen.

00:32:20: Vielen Dank.

00:32:21: Wir spielen noch ein Spiel.

00:32:23: Ich habe drei Quiz-Fragen für dich, wo es ein bisschen ums Schätzen und so geht.

00:32:31: Und ich spiele einfach mal den Jingle ab und wir spielen los.

00:32:34: Puh, ganz schön schwierig.

00:32:41: Entscheide dich.

00:32:43: Also erste Frage.

00:32:48: Netzwerke spinnen, Menschen zusammenbringen, das ist ein Spezialgebiet.

00:32:52: Passend dazu die erste Frage.

00:32:53: Was schätzt du über wie viele Ecken kennst du Donald Trump?

00:32:58: Vier.

00:32:59: Wahrscheinlich ist es bei dir sogar so, weil du so viele Menschen kennst.

00:33:04: Man unterschätzt es immer.

00:33:05: Ich habe irgendwo mal gehört, dass man irgendwie jeden Mensch eigentlich über irgendwie erstaunlich

00:33:11: wenig Ecken, ich habe die Zahl vergessen, kennt.

00:33:13: Deswegen habe ich da jetzt mit wenig geschätzt.

00:33:18: Genau.

00:33:19: Die Zahl ist 6,6.

00:33:20: Das ist das sogenannte jeder kennt jeden Gesetz oder auch das kleine Weltphänomen.

00:33:26: Das hat Ende der 60er Jahre der amerikanische Forscher Stanley Milgram hat diese These

00:33:31: aufgestellt und man meint eben durch einige Experimente das belegen zu können.

00:33:37: Nächste Frage.

00:33:38: Wir bleiben beim Bild Netzwerke spinnen.

00:33:40: Diesmal dreht es sich um unsere krabbeligen, achtbeinigen Freunde.

00:33:44: Die spinnen.

00:33:45: Was meinst du wie flott haben Kreuzspinnen?

00:33:48: Wir haben ca. 20 Meter Netz versponnen.

00:33:50: 20 Meter Netz sind ja einzelne Fäden.

00:33:54: Ich weiß, dass sich sehr viel Last halten können.

00:33:58: Diese Fäden, wie schnell die die ausspinnen, gute Frage.

00:34:02: Aber die sind schon teilweise richtig fix 20 Meter, ich würde sagen fünf Minuten.

00:34:06: Ich glaube an die Kreuzspinne.

00:34:07: Bisschen länger brauchen sie schon.

00:34:10: Eine Stunde.

00:34:11: Na gut.

00:34:12: Dritte und letzte Frage.

00:34:18: Du bist sicher ganz schön viel am Telefonieren.

00:34:21: Das steht zumindest in einigen Interviews und Artikeln über dich.

00:34:23: Da sind Funklöcher natürlich eher kontraproduktiv.

00:34:26: In welchen deutschen Bundesländern wärst du, wenn es schlecht läuft, ab und zu mal aufgeschmissen?

00:34:31: Also welche Bundesländer haben die meisten Funklöcher?

00:34:33: Also ich habe teilweise selbst in Berlin, was ja die Hauptstadt ist, kein Empfang.

00:34:42: Ich stand gestern am Hermannplatz und hatte Edge, während man auf jedem ukrainischen

00:34:48: Acker, auch wenn man sich nahe der Frontlinie bewegt, immer noch volles 4G hat.

00:34:55: Also das ist wirklich beeindruckend.

00:34:57: Deutschland ist da ganz schön abgehängt.

00:34:58: Ja, also die am schlimmsten ist die Lage eigentlich im Süden.

00:35:04: Nicht nur am Hermannplatz, sondern auch im Südenbahnwürttemberg Bayern und Rheinland-Pfalz.

00:35:07: Das sind die Schlusslichter.

00:35:09: Ich kenne das auch.

00:35:10: Ich stand in Island mitten in der Wallerei, um so Nordlichter zu sehen und hatte halt

00:35:16: volles Netz.

00:35:17: Das ist uns sonst halt in Deutschland immer irgendwie nirgends.

00:35:21: Na ja, wir machen weiter mit unserem Gespräch.

00:35:26: In paar Fragen habe ich noch.

00:35:27: Du hast gerade schon gesagt, ihr entwickelt gerade eine Kampagne gegen rechts und im

00:35:32: Moment gehen ja auch Tausende Menschen seit Wochen auf die Straßen, um ein Zeichen gegen

00:35:35: rechts und die AfD zu setzen.

00:35:37: Die Bundesregierung hat da zum Teil mitgelaufen und hat dann trotzdem mit dem Rückführungsverbesserungsgesetz

00:35:44: geantwortet und der Bezahlkarte für Geflüchtete.

00:35:47: Und beides verstärkt irgendwie dieses menschenverachtende Narrativ.

00:35:52: Wie fühlst du dich bei diesen Entwicklungen?

00:35:56: Ja, das ist das, was ich vorhin meinte, mit ich schäme mich zum Teil für das, was da

00:36:02: gesagt wird.

00:36:03: Weil ich das Gefühl habe, dass überhaupt nicht verstanden wird in der Regierung, was

00:36:08: den Rechtsruck eigentlich ausmacht.

00:36:10: Also ich glaube, es ist ein katastrophaler Fehlschluss, wenn man denkt, das war jetzt

00:36:17: irgendwie von rechts Migration thematisiert wird, dass das das Problem liegt.

00:36:22: Ich glaube, das sind ganz andere Fragen.

00:36:24: Das sind ganz andere Abstiegsängste, die zum Beispiel darunter liegen, dass es die AfD

00:36:30: so leicht hat, mit so einem Sündenbock-Narrativ, da irgendwie erfolgreich zu sein.

00:36:37: Und im Moment laufen die mir alle hinterher, also AfD und CDU geben sozusagen den Diskurs

00:36:43: vor und die Regierung, inklusive Grünen und SPD, setzen rechte Politik in die Tat um.

00:36:52: Und ich glaube, wir haben eigentlich ganz andere Probleme.

00:36:55: Also ich glaube, dass wenn wir gegen den Rechtsruck gewinnen wollen, dann ist der erste Schritt,

00:37:00: die Schuldenbremse aufzugeben und so sagen wir stehen halt gerade am Beginn großer gesellschaftlicher

00:37:07: Transformationen, ob wir wollen oder nicht, weil der Klimawandel kommt.

00:37:12: Es gibt auch technologisch gerade sehr viel Neuerung mit AI und so weiter.

00:37:16: Und natürlich verunsichert das die Leute.

00:37:18: Natürlich haben die Leute Sorgen.

00:37:21: Und in dem Sinne muss man die Sorgen der Bürger*innen auch ernst nehmen.

00:37:26: Aber das heißt halt nicht, dass man dann auf die darüber gesponnenen Rechten Narrative

00:37:31: aufspringen muss, sondern man muss die darunter liegenden sozialen Fragen stellen und dazu

00:37:37: Gehörtheit, dass man in der Zeit große Transformationen natürlich investieren muss.

00:37:42: Wir werden die sozial-ökologische Wende, die wir unbedingt brauchen, mit der Schuldenbremse

00:37:48: nicht hinkriegen.

00:37:49: Wenn das nicht verstanden wird, dann sind wir wirklich aufgeschmissen.

00:37:53: Und wenn von diesen Fragestellungen abgelenkt wird, mit dem zum Beispiel sogenannten Rückführungs-

00:38:03: Verbesserungsgesetz, was eigentlich eine Remigration-Light-Paket ist, das auch überhaupt keinen großen

00:38:10: Einfluss haben wird, sondern das sagt ja niemand, dass das besonders viele Menschen am Ende

00:38:17: mehr dann da irgendwie abgeschoben werden würden, selbst wenn man irgendwie glaubt,

00:38:20: dass das richtig ist.

00:38:21: Aber es entrechtet halt sehr viele und es gibt halt grundrechtliche Grundsätze auf.

00:38:27: Und das ist halt hochgradig problematisch.

00:38:29: Also das finde ich wirklich, wirklich schlimm.

00:38:31: Kannst du dir vorstellen, in die Politik zu gehen, um da was zu bewegen?

00:38:37: Ich würde sagen, ich bin in der Politik, weil Politik findet nicht nur im Parlament statt.

00:38:43: Ich glaube, es ist total wichtig, dass wir in gesellschaftliche Debatten reingehen.

00:38:49: Wir werden jetzt eine Kampagne starten.

00:38:52: Die heißt "bleibt stabil", wo es darum geht, stabile Orte zu schaffen, die sich zum einen

00:38:58: klar von Rechtsextremismus abgrenzen und zum anderen aber auch sagen, wir wollen den demokratischen

00:39:06: Diskurs uns zurückholen.

00:39:08: Wir wollen zum Beispiel Schöff-Innen-Positionen besetzen.

00:39:12: Wir wollen keine Ahnung, in unserem Café Diskussionsveranstaltungen mit allen demokratischen

00:39:19: Parteien machen.

00:39:20: Wir wollen mit unserem Sportverein einen Fußballjournier machen, wo alle willkommen sind, außer

00:39:26: eben denen, die ausgrenzen wollen, außer den Rechtsextremen.

00:39:30: Und das ist Politik, ich glaube.

00:39:32: Wenn wir sozusagen diese Trennung machen zwischen den Politikern da oben und der Bevölkerung,

00:39:39: dann zahlen wir eigentlich auf das ein, was die Rechten an Narrativen spinnen.

00:39:46: Deswegen merke ich gerade, ich bin selber so ein bisschen vorhin bei dem Spiel darauf

00:39:49: reingefallen, wenn ich sage, irgendwie so die Politiker, da habe ich an genau dieses

00:39:55: Rückführungs-Verwässerungsgesetz gedacht und an diese ganzen Narrative, mit denen

00:40:01: quasi von den eigentlichen Problemen gerade abgelenkt wird.

00:40:04: Ich glaube aber eigentlich ist es ganz wichtig zu sagen, Politik, das machen wir alle.

00:40:10: Ich habe einige Freundinnen in unterschiedlichen Parlamenten, so ruhig auf lokaler Ebene als

00:40:15: auch zum Beispiel im Bundestag.

00:40:17: Und natürlich haben die irgendwie noch eine andere Verantwortung, weil die dann die Gesetze

00:40:24: beschließen oder eben nicht beschließen, aber mit denen in den Austausch zu gehen.

00:40:29: Und das ist eben überall und für alle möglich, dass es Politik machen.

00:40:33: Was redest du Menschen, die sich engagieren wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen

00:40:40: können?

00:40:41: Man kann immer da anfangen, wo man ist.

00:40:44: Und das ist gerade jetzt, wenn wir auf den Rechtsruck schauen, besonders wichtig, glaube

00:40:49: ich.

00:40:50: Wir haben im Spiel ja irgendwie gehabt, über wie viele Ecken kennt man weh.

00:40:53: Donald Trump ist da ist natürlich noch mal ein Ozean dazwischen.

00:40:57: Aber wir alle kennen, glaube ich, Leute mit rechtsextremen Positionen über sehr wenig

00:41:07: Ecken, so werden auch sehr viel weniger über eine oder zwei vielleicht nur, bzw. auch einfach

00:41:11: direkt in der Familie bei Becker in der Schlanje, wo jemand irgendwie einen rassistischen Spruch

00:41:17: macht.

00:41:18: Und ich glaube, dass es total wichtig ist, dass wir uns im Alltag den demokratischen

00:41:25: Diskurs wieder zurückholen und dass wir dort die Fragen stellen, um die es eigentlich geht.

00:41:32: Also ich glaube, das Mutigste, was man gerade machen kann, ist, dass man in die unangenehmen

00:41:37: Diskussionen gerade im persönlichen Umfeld reingeht.

00:41:41: Weil wenn wir das alle machen, dann haben wir, glaube ich, wirklich eine Chance, uns

00:41:45: da den Diskurs zurückzugolen.

00:41:47: Eine allerletzte Frage, du hast gerade schon gesagt, bleibt stabil, wird eine Kampagne,

00:41:55: die wir hoffentlich alle bald sehen und hören werden.

00:41:58: Was wird man in Zukunft noch von dir hören, Ruben?

00:42:00: Das ist eine gute Frage.

00:42:02: Ich würde ja sein, ich würde hoffen, nicht allzu viel, weil wir alle gemeinsam es schaffen,

00:42:11: diesen großen Transformationen zu begegnen.

00:42:14: Also ich glaube tatsächlich, dass wir gerade an ein paar historischen Wendepunkten sind,

00:42:19: also der Klimawandel kommt.

00:42:20: Und wir haben gerade die Situation auch mit dem Krieg in der Ukraine zum Beispiel, dass

00:42:29: hier die autoritären Staaten ja alles tun, um eigentlich demokratische Freiheiten auch

00:42:39: in Frage zu stellen.

00:42:41: Und das ist gleichzeitig so, dass in Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter

00:42:47: ausgeht.

00:42:48: Wir haben hier wirklich eine multiple Krise und die werden wir nicht lösen, wenn man

00:42:53: die ganze Zeit immer nur von einzelnen wird, sondern die werden wir dann lösen, wenn wir

00:42:58: alle gemeinsam da rangeben und diese Fragen anpacken, wenn wir die sozialen Fragen stellen,

00:43:04: wenn wir vor Ort die Basisarbeit machen, die nötig ist.

00:43:09: Und dafür braucht es eben viele und nicht nur sozusagen einzelne Namen.

00:43:15: Aber wenn man immer nur die einzelnen Namen hört, dann schaffen wir das wahrscheinlich.

00:43:21: Du hast zum Abschluss hier in diesem Podcast die Möglichkeit quasi Werbung zu machen für

00:43:31: Personen, für Initiativen, für Accounts, den wir folgen sollten.

00:43:35: Also was dir einfällt für deine persönliche Werbeanzeige.

00:43:39: Ich schicke den Jingle los und dann darfst du.

00:43:44: Oh, ganz schön, wichtig.

00:43:51: Platz für deine Werbeanzeige.

00:43:53: Ja und zwar geht ihr am besten jetzt direkt auf bleibt-stabil.de.

00:44:04: Da könnt ihr die stabilen Orte, die es in eure Umgebungen gibt, eintragen und auch selber

00:44:11: stabile Orte schaffen.

00:44:12: Wir stehen gerade echt an einem schwierigen Punkt.

00:44:16: Wir haben dieses Jahr mehrere Wahlen, wo die Gefahr besteht, dass die AfD Mehrheiten

00:44:21: möglicherweise erlangen könnte und das können wir nur gemeinsam verhindern.

00:44:26: Es ist gerade, ja, ich finde, ich fasse das Wichtigste überhaupt, dass wir da stabil bleiben,

00:44:31: weil alle anderen Fragen hängen damit dran.

00:44:34: Wenn wir ins Autoritäre kippen, wenn wir ins Rechtsextreme kippen, dann haben wir auch

00:44:41: bei allen anderen Fragen verloren.

00:44:42: Und deswegen ist das, finde ich, gerade der absolut zentrale Punkt und da kann wirklich

00:44:46: jeder von euch was machen.

00:44:49: Deswegen schaut einfach mal vorbei auf bleibt-stabil.de, tragt da die stabilen Orteeinschaft

00:44:56: selber, weil hier geht in die Diskussionen, auch wenn sie unangenehm sind.

00:45:00: Da wäre ich euch wirklich dankbar für.

00:45:01: Ich habe das parallel direkt gemacht.

00:45:05: Ich bin hier in meiner Heimatstadt in Hannover im Vorstand ehrenamtlich von einem Soziokultur

00:45:11: reinen Zentrum.

00:45:12: Ja, sehr schön.

00:45:13: Und das nächste, was ich nach diesem Interview machen werde, ist in diese Gruppe reinzuschreiben,

00:45:17: dass ich möchte, dass unser Zentrum stabil bleibt und dann werde ich uns da eintragen.

00:45:22: Vielen, vielen Dank Ruben für dieses Gespräch und für deine Arbeit.

00:45:26: Ja, vielen Dank dafür auch an dich, dass du da direkt aktiv bist.

00:45:31: Das ist doch super, wenn das so läuft und das gibt mir Hoffnung, wenn das so funktioniert

00:45:36: und danke auch an alle Hörerinnen.

00:45:41: Macht's, Venina.

00:45:43: Tragt eure Orte ein, das wäre großartig.

00:45:45: Das macht ihr hoffentlich alle und dann schaltet ihr in zwei Wochen wieder ein, wenn die nächste

00:45:52: Folge ganz schön laut kommt.

00:45:54: Zwischendurch könnt ihr unseren Podcast natürlich gerne abonnieren und Veto auf Instagram oder

00:45:58: TikTok folgen.

00:46:00: Bis dahin, tschüssi.

00:46:01: Tschüss.

00:46:02: Hey, bist du noch da?

00:46:20: Dann bis bald.

00:46:21: Du hörst ganz schön laut.

00:46:23: Den Veto-Podcast.

00:46:25: Alle zwei Wochen.

00:46:26: Überall, wo es Podcast gibt.

00:46:28: Und bis dahin, folgt uns auf Instagram und TikTok.

00:46:34: Copyright WDR 2021

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